Peire Rogier mit Unrecht zugeschriebene Lieder.
VII.
Die ganz nahe Verwandtschaft beider Handschriften beschränkt zudem die Möglichkeit die Lücken auszufüllen. Ich folge wesentlich E, dessen Orthographie ich auch annehme.
Das Gedicht wird von E Raimbaut de Vaqueiras, von T Peire Rogier zugeschrieben. An Peire Rogier darf nach Form, Styl und Inhalt schwerlich gedacht werden. Diez (L. u. W. p. 292) erkennt denn auch Raimbaut als Verfasser an und hält das Lied mit zwei Stellen aus dessen anderen Dichtungen zusammen, in denen er seiner Unschlüssigkeit oder Abgeneigtheit am Kreuzzug Bonifaz’ von Monferrat Theil zu nehmen Ausdruck giebt. Gegen die Abfassung des Gedichts um die Zeit dieses Kreuzzuges aber spricht v. 50: qi’ieu am mais estar en Fransa. Vom Jahre 1194 an weilte Raimbaut am Hof von Monferrat (L. u. W. p. 272), also in Italien, und so will denn auch Diez das Lied einer früheren Zeit zuschreiben, als Raimbaut noch in Frankreich war.
Wir haben drei Gedichte mit gleicher Form und gleichen Reimen: Raimon von Miraval No. 14 und 30, und Uc von Mataplana No. 1. Die zwei letztgenannten sind die bekannten Sirventese über die Verstossung Gaudairenca’s, der Gattin Raimon’s. Die Reihenfolge der drei Gedichte ist jedenfalls die, dass Raimon zuerst die Canzone 14 dichtete, dass Uc diese Form zu seinem Sirventes benutzte, und Raimon wie üblich im gleichen Ton antwortete.
Ist nun die Chronologie in Raimon’s provenzalischer Biographie richtig, so müssen diese Lieder gedichtet sein, während Peire König von Aragon war, also 1196—1213, und wir haben dann einen Beweis, dass unser Gedicht (welches als Sirventes der Canzone Raimon’s folgt) erst in die Zeit von Raimbaut’s Aufenthalt in Monferrat fallen kann. Da wir nun wissen, dass des Dichters Liebesverhältniss mit Beatrix von Monferrat bis zu seinem Aufbruch nach dem Orient andauerte, ist mit Rücksicht auf v. 50 nicht anzunehmen, dass Raimbaut der Verfasser unseres Liedes ist. Wenn zwei einander so nahe stehende Handschriften, wie hier ET, in der Angabe des Dichters abweichen, ist die Glaubwürdigkeit einer jeden nur gering.
Ob das Gedicht, wie Diez annimmt, sich auf eine Kreuzfahrt bezieht, scheint mir fraglich. Der Ton wäre für einen solchen Gegenstand recht leichtfertig und eine Notwendigkeit zu dieser Beziehung finde ich nicht im Liede, auch nicht in v. 38.