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Soltau, Otto. Die Werke des Trobadors Blacatz. "Zeitschrift für romanische Philologie", 23 (1899), pp. 201-248.

097,007=364,034- Blacatz

 

Die Lesarten von v. 6 eignen sich nicht zur Klassifizierung der Hss., da Abweichungen dieser Art in einem ausgelassenen oder zuviel gesetzten n-Strich über einem Vokal ihre höchst einfache Erklärung finden. Auch auf Grund von 8 möchte ich eine Einteilung nicht vornehmen, die dann einer Familie ADLNO eine andere IK, EGQ gegenüberstellen würde. Dagegen ist entscheidend für das verwandtschaftliche Verhältnis der Hss. v. 9 mit seinem non tenc (ges A) uostra rason in ADIK und seinem non tenh ges (fehlt E) uostre sen (chant LNO) per bo in EGQ, LNO. Diese Abweichung kann keine zufällige sein, sondern muſs in einem Auseinandergehen der Typen ihren Grund haben. Das Ursprüngliche haben hier EGQ(OLN) bewahrt, denn deren Lesart wird vor allem durch den Sinn gefordert. Wie aber kam der falsche Text in die sonst so vorzüglichen Hss. ADIK? So: ein Abschreiber des originalen Textes hatte sein Auge einen Moment auf dem Anfang der 3. Str. ruhen lassen, bevor er die entsprechende Stelle der vorhergehenden Str. — wie er meinte — niederschrieb. Ein zweiter Kopist wurde dann gewahr, daſs der Vers nicht die erforderliche Silbenzahl hatte, und brachte ihn nach eigenem Gutdünken auf die richtige Länge, indem er ein en vor dem Namen einfügte. Glücklich ist dieser Herstellungsversuch kaum zu nennen, denn in Str. 4 begegnet wiederum die schlichte Anrede Blacatz. Von Wichtigkeit für die Gruppierung ist an zweiter Stelle v. 23, wo die richtige Lesart allein von AD (und O, das aber sehr abweicht) bewahrt, von den übrigen Hss. aber durch atendres ersetzt ist. Hier also schlägt sich IK auf die andere Seite, scheinbar wenigstens, denn ich nehme nicht Anstand zu glauben, daſs die Vorlage von IK unabhängig von der anderen Familie zu atendres gekommen ist. Das Sbst. atens ist verhältnismäſsig selten, der Infinitiv begegnet unzählige Male. (1) Ebenso möchte ich annehmen, daſs sowohl GQ, E als IK selbständig paz für richtiges naz eingeführt haben: auch mehreren Schreibern konnte es recht wohl passieren, daſs sie ein undeutlich geschriebenes n mit p verwechselten. Wen dieser Vorschlag nicht befriedigt, der muſs auch auf eine reinliche Scheidung der Hss. verzichten und Wechselwirkung der beiden groſsen durch v. 9 festgelegten Familien anerkennen. Die Einzelgruppen gemäſs 9 werden durch die Varianten bestätigt. Nur mit Bezug auf O bleiben Schwierigkeiten, die sich aus der ungemein verderbten und willkürlich modifizierten Gestalt seines Textes ergeben (cf. z. B. 1, 4, 6, 13, 15, 23, 24, 29). Im allgemeinen ist sein Ort zwar durch 9 bestimmt und wird durch 8 (LNO naz) und 20 (LO fassal) wohl in demselben Sinne umschrieben. Eine genaue Stelle kann man ihm jedoch nicht anweisen. Ganz ausgeschlossen ist dies bei Dc, das mit seinen zehn Zeilen gar keine besondere Physiognomie zeigt. — Man darf sich demnach die hs. Verhältnisse, wie ich glaube, etwa so darstellen:

 

Anm. A liegt dem Texte zu Grunde.

 

Fußnoten:

1) Ich will noch eine andere Möglichkeit erwähnen. Atendres hat vielleicht schon in der Vorlage von ADIK gestanden und ist von Gruppe AD selbständig wiederausgemerzt worden. Immerhin hätte ein Schreiber, der die überzählige Silbe beseitigen wollte, wohl eher senes zu sens gekürzt. — Es ist übrigens nicht ganz ausgeschlossen, daſs atendres doch die echte Lesart ist, indem der Vers von Hause aus epische Cäsur gehabt haben kann. Dann läge also der Fehler auf Seite von AD, und das Zusammengehen von IK mit der anderen Gruppe hätte nichts Auffälliges mehr. ()

 

 

 

 

 

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