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Hüffer, Franz. Der Trobador Guillem de Cabestanh. Sein Leben und seine Werke . Berlin: L. Heimann, 1869

213,003- Guillem de Cabestaing

 

III. = No. 358. cod. Est.

Dies Gedicht findet sich unter Guillem’s Namen in A. D. H. L. R., in Q. wird es Guiraut de Bornelh zugeschrieben.

Verglichen habe ich H. (Arch. XXXIV., 394), Q. (Arch. XXXIII., 424), Mahn, W. I, 111. Abgedruckt ist es noch Choix III., 109.

Das Gedicht besteht aus sieben Strophen von je sieben achtsylbigen Versen mit männlichem Ausgang. Ausserdem sind in einigen Handschriften noch zwei tornaden überliefert, von denen jedoch die erste aus metrischen Gründen, wie wir sehen werden, in Bezug auf ihre Aechtheit in Zweifel gezogen werden muss. In eben dieser ersten tornada wird das Gedicht „vers“ genannt, welche Angabe als wol geeignet bezeichnet werden muss, um so mehr, da männliche Reime und achtsylbige Verse dem „vers“ besonders angehört zu haben scheinen. Auf der andern Seite könnte man unser Gedicht mit gleichem Recht eine Canzone nennen, da sie wenigstens der Definition in den leys: ,,chansos es us dictatz que conte de 5 a 7 coblas e deu tractar principalmen d’amors“in vollem Masse gerecht wird. Die Grenze zwischen vers und canzos war übrigens, wie es auch aus dem Gedichte Aimeric’s von Pegulhan (Mahn, W. I. 172) hervorgeht, schon den provenzalischen Dichtern durchaus nicht deutlich; für uns wird die sichere Bestimmung beider Liedgattungen fast unmöglich, da uns die Kenntniss der äusserst wichtigen musikalischen Unterscheidungspunkte verloren ist.

Eine Theilung der Strophe scheint in unserem Gedicht nicht statthaft. Vielleicht könnte man an eine frons und cauda denken, von denen die erstere drei, die letztere vier Zeilen enthielte. Der vierte Vers würde alsdann zur concatenatio zwischen beiden dienen. Doch ist eine solche Eintheilung in zwei in sich ungegliederte Gruppen dem Wesen der Diesis kaum angemessen. Denn wie Dante sagt: ,,diesis esse non potest, secundum quod eam apellamus, nisi reiteratio unius odae fit.“ Ausserdem würde in unserm Falle auch die Interpunktion an mehreren Stellen nicht für eine Scheidung in frons und cauda sprechen.

Unser Gedicht zeichnet sich unter den übrigen Guillem’s durch kunstreichere Behandlung des Reimes aus. So gehören die Endungen auf oncs, ims, ust, ists, ops, entschieden zu den sogenannten „rims cars“theueren Reimen, wodurch viele Trobadors ihren Liedern eine besondere Zierde zu verleihen glaubten, die sich aber bei unserm Dichter nur selten finden. Auch die Verbindung der einzelnen Strophen durch Gleichheit der Reime ist fein und künstlich. Jede folgende Strophe nimmt den Reim der letzten Zeile der vorhergehenden auf, welcher alsdann in seiner eigenen Strophe nicht gebunden ist; die leys nennen dies „rims capcaudatz.“ Im übrigen hat jede Strophe ihre eigenen Reime und nur I. 7, II. 8, 9, 11 stimmen wahrscheinlich unbeabsichtigt mit V. 35, VI. 36, 37, 39 überein. Die metrische Formel des Gedichtes ist diese: AABABBC. CCDCDDE u. s. w.

Auffallend erscheint die erste tornada, ob sie nun von Guillem selbst verfasst oder eine spätere Hinzufügung sein mag. Denn wenn sonst die erste tornada dem letzten Theil der letzten Strophe (in der Regel der cauda, wenn eine solche vorhanden ist) der metrischen Gliederung und dem Reime nach entspricht, so hat dagegen diese die beiden ersten Reime der zweit- und dritt-letzten Zeile der vorletzten Strophe und den dritten und lezten Reim der letzten Strophe entlehnt. Ebenso unregelmässig schliesst sich die zweite um eine Zeile kürzere tornada den Reimen und dem Inhalte nach nicht an die erste tornada, sondern an die letzte Strophe des Gedichtes an. Besonders der letztere Umstand lässt die erste tornada verdächtig erscheinen.

 

 

 

 

 

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