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Hüffer, Franz. Der Trobador Guillem de Cabestanh. Sein Leben und seine Werke . Berlin: L. Heimann, 1869

213,007- Guillem de Cabestaing

 

Dieses Gedicht steht in dem Papiercodex des Estensis No. 78 unter Guillem’s Namen. Gedruckt ist es Mahn Ged. No. 688 nach L. Ausserdem finden sich 9 Zeilen desselben Choix V. 195. Mahn W. I. 116.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen, von denen jedoch die letzte aus weiter unten zu erörternden Gründen für unächt gehalten werden muss. Jede Strophe besteht aus acht Zeilen von je zehn Sylben, mit weiblichem Schlusse, ausgenommen Vers 5 und 6, welche männlichen Reim zeigen. Merkwürdig ist in diesem Gedichte die Caesur. Denn ausser der lyrischen kommt hier auch die epische Caesur vor. Dieselbe entsteht, wenn die vierte und fünfte Sylbe des Verses in einem und demselben Worte stehen, welches den Accent auf der vorletzten, also der vierten Sylbe des Verses hat. Auf diese Weise wird die erste Hälfte der Zeile und also auch die ganze Zeile um eine nämlich die unbetonte Sylbe in der Cäsur vermehrt (vgl. Diez, Altrom. Denkm. p. 77). Epische Cäsuren finden sich in unserem Gedichte I. 6 und III. 1,7 (1) lyrische I. 1, II. 13, IV. 29.

Ganz regellos ist die Cäsur behandelt in V. 38, wo sie nach der fünften betonten Sylbe eintritt. In V. 34 ist das zweite Hemistich im Anfange um eine Sylbe verkürzt, was in der lyrischen Poesie gewiss sehr auffallend erscheinen muss, obwol Diez (a. a, O. p. 78) einige Fälle ähnlicher Art aus dem Boethius angeführt hat. (2) Wahrscheinlich ist unsere Stelle in der Handschrift fehlerhaft aufgezeichnet worden. Uebrigens lässt sich, abgesehen von dieser unregelmässigen Behandlung des Zehnsylblers, auch aus andern Gründen auf eine spätere ungeschickte Hinzufügung der Strophe V. schliessen. Denn während die übrigen Strophen coblas unisonans sind, bringt diese letzte plötzlich ganz neue Reime, auch ist die vierte Strophe schon gleichsam als tornada zu betrachten und schliesst dem Inhalte nach das Gedicht vollständig ab. Die letzte würde, abgesehen von ihrem sehr geringen poetischen Werthe, den harmonischen Bau des Ganzen beeinträchtigen. Sind wir also genöthigt die Zahl der ächten Strophen auf vier zu beschränken, so folgt daraus zugleich die Bestimmung des Gedichtes als „vers“, obgleich zehnsylbige Zeilen und weibliche Reime, diesem sonst nicht eigen sind.

Eine Eintheilung der Strophe ist nur in frons und cauda von je vier Zeilen möglich, doch scheint dieselbe hier sowol durch die Interpunction als den ganzen Bau des Gedichtes mehr angezeigt als in dem dritten Liede. Als metrische Formel würde sich folgendes ergeben: A~B~B~A~; CCD~D~.

Dieselben Reimwörter finden sich II. 10 = IV. 26, Rims equivocs sind II. 14 : IV. 29, II. 16 : IV. 32, II. 11 : III. 19 : IV. 27.

 

Noten

1) Beide epische Cäsuren kann man allerdings sehr leicht beseitigen, wenn man nämlich in I. 6 statt remembra, membra setzt und in III. 17 das a von terra durch Elision entfernt, was wegen des folgenden Vocals zulässig ist, in der Cäsur aber immerhin auffällig erscheinen muss.()

2) Diez erklärt diese Erscheinung mit folgenden Worten: ,,Auch mochte er (der Dichter, es für erlaubt halten, am Anfang des zweiten Hemistich’s zumal bei weiblicher Cäsur eine Sylbe auszulassen, die durch die Pause gewissermassen gedeckt ward.“ ()

 

 

 

 

 

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