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Eichelkraut, Franz. Der Troubadour Folquet de Lunel. Berlin: W. Weber, 1872
154,001- Folquet de Lunel
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Dieses Gedicht steht nur in A; abgedruckt ist es bei Raynouard, choix IV. 239 (R.)
Das Gedicht nennt sich selbst, in der zweiten tornada, ein Sirventes, und können wir es, nach der von Diez gemachten Eintheilung dieser Gattung, zu den politischen rechnen. Es besteht aus 6 achtzeiligen Strophen und aus 2 vierzeiligen tornadas. In jeder Strophe findet die Wiederholung einer Weise und zwar vor der Diesis statt, so dass wir dieselbe in zwei pedes zu je zwei und eine cauda zu vier Zeilen zu theilen haben, wogegen das Fehlen einer fühlbaren Pause nach der frons der vierten und fünften Strophe wohl nicht Einspruch erheben kann; beide Haupttheile sind an Verszahl wiederum gleich, an Sylbenzahl überwiegt die cauda. Die Verse der frons nämlich sind achtsylbig mit männlichem Reim, die der cauda zehnsylbig mit weiblichem und männlichem Reim. Die tornadas entsprechen in ihrem Bau ganz der cauda.
Die männlichen Reime sind rims sonans leyals wie Vers 1 und 3, oder consonans leyals (I. 158) wie Vers 4, 10, 44; eine consonansa contrafacha (I. 160), welche darin besteht, dass der dem gleichen Vokal vorhergehende gleiche Consonant nicht zum Reimwort selbst gehört, könnte man in Vers 15 : 47 annehmen; ebenso lässt sich der Reim in Vers 7 : 55 als rims simples leonismes contrafagz (I. 162) bezeichnen. Die weiblichen Reime sind rims simples leonismes.
Dieselben Reimwörter mit derselben Bedeutung finden sich in Vers 18 : 42, 27 : 43, 47 : 50 (tornada), 32 : 56 (tornada); rims equivocx (I. 188) zeigen Vers 7 : 8.
Die Strophen sind, wie im vorigen Gedicht, coblas unisonans, in Bezug auf die Reimstellung coblas crotz encadenadas (I. 242). Die Caesur ist in dem 10sylbigen Verse regelmässig behandelt; sie findet sich in den beiden Hauptgestalten, die dieser Vers in der Lyrik zulässt, als männliche und als weibliche (Vers 54) hinter der vierten Sylbe; auch werden durch dieselbe eng zusammen gehörende Satztheile nicht getrennt, wie es in unserm Gedicht öfters durch den Versschluss geschieht, so z. B. Vers 38, 42, 55. Für den Vers 47 wäre man geneigt, dem Sinn nach, eine epische Caesur nach der sechsten Sylbe anzunehmen: eine Unregelmässigkeit, die ja auch in der Lyrik nicht einzeln dastehen würde. Um auch noch mit den leys von einer Caesur der achtsylbigen Verse zu sprechen, so ist zu bemerken, dass sie sich vielfach findet, so z. B. Vers 2 und 3, und dass gegen die Bestimmung, dass beim Fehlen der Caesur die dritte Sylbe nicht lang sein soll, stets das Wort „rey“ sündigt.
Stellt man den 10 sylbigen Vers durch lateinische Majuskeln dar und trennt die pedes durch ein Kolon, so ergiebt sich die metrische Formel: a b : a b; C~ D D C~.
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