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Eichelkraut, Franz. Der Troubadour Folquet de Lunel. Berlin: W. Weber, 1872

154,007- Folquet de Lunel

 

Das Gedicht findet sich nur in A.

In dieser Canzone hat der Dichter eine recht künstliche Reimbildung entfaltet. Wenn die so reiche Anwendung der seltenen Reime auf il ila an sich schon schwer erscheinen muss, so hat sich der Dichter hier noch eine grössere Schwierigkeit auferlegt, indem er stets je zwei Wörter gleichen Stammes durch diese beiden Endungen zu binden, also durchweg grammatische Reime zu bilden trachtete, wobei freilich nicht zu übersehen, dass ihm dadurch das Suchen nach einer grösseren Anzahl so endender Wörter erspart wurde. Jedoch gelang ihm das Auffinden reiner grammatischer Reime nicht überall; er musste, um dieselben Endungen durch alle Strophen durchführen zu können und nicht Wörter gleichen Stammes zu wiederholen, noch zu einer andern Künstelei seine Zuflucht nehmen.
Die Reime il ila sind nämlich nicht nur durch die verschiedene Abwandlung desselben Wortes entstanden wie Vers 1 : 2, oder durch die Ableitung eines Wortes aus dem andern wie Vers 3 : 4, sondern sie sind auch gebildet theils durch die Anlehuung des Artikels an das ihm vorhergehende Wort wie Vers 13 : 35, theils durch die Zusammenstellung entweder von zwei selbstständigen Wörtern wie Vers 6, oder von einem Wort mit dem Artikel wie Vers 30, oder von einem Wort und einer Sylbe wie Vers 11, oder endlich von einem Wort, dem Artikel und einer Sylbe wie Vers 14.
Ueberall jedoch, mögen die Reime il ila einen Theil eines einzigen Wortes ausmachen oder erst durch Zusammenstellung mehrerer Wörter oder deren Theile entstehen, überall finden sich in je zwei auf il ila reimenden Versen am Schluss Wörter desselben Stammes, die, wenn sie auch nicht immer den ganzen Reim, doch stets einen Theil desselben enthalten und so je zwei Verse zusammenketten.
Die leys bieten nicht für alle diese künstlichen Bildungen der Reime die entsprechenden Bezeichnungen; sie kennen das Zerschneiden eines Wortes durch das Versende und nennen die dadurch entstehenden Reime rims trencatz (I. 53 und 196); gehört der Reim nicht einem einzigen Wort, sondern geht er erst durch Zusammenstellung von Wörtern hervor, so nennen sie ihn stets rim contrafag; so würden die Verse 3, 5, 17 . . Beispiele eines rim simple contrafag zeigen.
Die Caesur findet sich in unserm Gedicht hinter der vierten Sylbe theils als männliche wie in Vers 1, 2, 3..., theils als weibliche wie in Vers 19, 22, (1) 26, 27, 32 und 40.
Eine Eintheilung der Strophen in zwei pedes und zwei versus zu je zwei Zeilen scheint sowohl durch die vorhandenen Sinnpausen, als auch durch die Anordnung der Reime wie durch die sonderbare Zusammenkettung je zweier Verse, wodurch dieselben als ein zusammengehörendes Ganzes gefühlt wurden, vollständig gerechtfertigt.
Dieselben Reimwörter mit derselben Bedeutung finden sich Vers 4 : 15, 12 : 33 (tornada).
Noch ist zu bemerken, dass sich das Gedicht in, der zweiten tornada „cansos“ nennt, eine Bezeichnung, die ihm bei seinen langzeiligen kunstvollen Strophen auch allein gerecht werden kann, und doch eine Strophenzahl zeigt, die wir bei den Canzonen zu finden nicht gewöhnt sind. Wir werden also wohl annehmen müssen, dass uns das Gedicht in A unvollständig überliefert ist, denn Raynouard citirt (Lexique rom. III. 327) zwei Verse, die in dem Text, wie er uns vorliegt, nicht enthalten sind.
Nimmt man bei der Darstellung der metrischen Formel auf die grammatischen Reime keine Rücksicht, so erhält sie folgende Gestalt: A~A : A~A; AA~ : AA~.
Um aber zu gleicher Zeit zu zeigen, wie oft dem Dichter der ächte grammatische Reim gelungen, könnte man, wenn man denselben durch A bezeichnet, folgende Formeln für die einzelnen Strophen herstellen:
I. A~A : A~A; AA~ : AA~.
II. : A~A ; AA~ : AA~.
III. A~A : A~A; AA~ : AA~.
IV. A~A : A~A(?); AA~ : AA~.
I. tornada AA~ : AA~.
II. tornada AA~ : AA~. (2)
 

Fuβnoten:

1) Für diesen Vers dürfte man vielleicht auch eine unregelmässige Censur nach betonter fünfter Sylbe annehmen.()

2) Ein in Bezug auf die Reimbildung ähnliches Gedicht findet sich Mahn Ged. 1. Nr. 197.()

 

 

 

 

 

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