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Gisi, Martin. Der Troubadour Guillem Anelier von Toulouse. Vier provenzalische Gedichte . Solothurn: J. Gassmann, Sohn, 1877

204,002- Guillem Anelier de Toloza

 

Auch dieses Gedicht findet sich in der Handschrift C, fol. 342 r° b und v° a und ist von Raynouard in Lex. Rom. I 481 und Choix IV 271 abgedruckt worden. An ersterer Stelle enthalten V. 3 (Sirventes en [est] son joyos) und V. 14 (qu’ieu per ver [lur] vey dregz delir) je eine Silbe zu viel, und die von Hrn. Gaston Paris besorgte Collation hat ergeben, dass sich die Wörter est und lur, die Raynouard im Choix mit Recht eliminirt hat, in der Handschrift wirklich finden. Diez erwähnt das Gedicht in Poesie der Tr. S. 172 und Eméric-David hat (Hist. litt. XVIIIp. 555) einige Strophen abgedruckt. «Toutes ces pièces, sagt der Letztere, ayant dû précéder de peu l’établissement définitif des Français dans le Languedoc, et la vie d’Anelier n’étant d’ailleurs pas connue, nous plaçons cet auteur à la date qui paraît convenir à la plus récente deses productions qui est l’année 1228.» Da in diesem Gedicht keine weitern Persönlichkeiten genannt werden, als wieder der Graf von Astarac, bieten sich keine neuen Anhaltspunkte für die Bestimmung der Zeit der Abfassung. Verschlimmerung der Zeiten und Verfall des Ritterthums werden auf’s Neue beklagt und die Schuld den Franzosen und Pfaffen zugeschrieben.

Das Gedicht besteht aus 5 Strophen (coblas unisonans) von 8 und einer Tornada von 4 Versen; die Verse sind siebensilbig (1) und zwar je der fünfte und achte mit weiblichem (kingendem), die übrigen mit männlichem (stumpfem) Reim.

Bezeichnen wir die männlichen Reime mit lateinischen, die weiblichen mit griechischen Buchstaben, so ergibt sich das Schema: a b b a γ c c γ; die Reime sind also gekreuzt (crozatz L. A. I 170) und das Gedicht bietet uns Beispiele der cobla crozada L. A. I 240. Auch hier sind die männlichen Reime wieder sonan leyal; c’ie weiblichen dagegen, in denen sich die Uebereinstimmung auf zwei Silben erstreckt, heissen, nach der Definition der L. A. I 161, rim leonisme (ab accen greu); weil sodann die Consonanten vor dem Vokal der ersten Reimsilbe nicht übereinstimmen, haben wir rims simples leonismes; ein Beispiel des rim perfieyt leonisme findet sich in Str. 2 V. 13 und 16: azire und dezire. Nach den L. A. I 132 hat der siebensilbige Vers keine pauza suspensiva (Cäsur). — Während die nämlichen männlichen Reimwörter sich nur selten zwei Mal finden, kann die häufige Wiederkehr der weiblichen, namentlich der Wörter dire und rire, auffällig erseheinen; dieselbe macht die Uebereinstimmung zwischen dem zweiten Theil der fünften Strophe und dem Geleit noch vollkommener, ist aber sonst wohl unabsichtlich, weil ungehörig.

Der Hiatus findet sich in V. 13: cuy azire; V. 25: suy al; V. 37: re als; V. 44: joy e.

Wenn wir nach einer Theilung in unserem Gedicht suchen, so scheint das Verhältniss vorzuliegen, dass der frons eine cauda gegenübersteht, also keine zweite Theilung stattfindet; der Sinn gestattet in jeder Strophe zwischen dem vierten und fünften Vers eine Interpunktion und daher eine Diesis anzunehmen.

 

1) Nach provenzalischer Zählungsweise werden die unbetonten Schlusssilben nicht mitgerechnet, sondern die Letzte betonte Silbe wird zu der die Silbenzahl bestimmenden gemacht; umgekehrt zählt Dante zu der letzten betonten Silbe noch eine Silbe hinzu, möge dieselbe vorhanden sein (was gewöhnlich der Fall ist) oder nicht (verso tronco); wenn aber 2 tonlose Silben auf die letzte betonte folgen (verso sdrucciolo), wird bloss eine hinzugezählt. So heissen also 11silbige Verse auch solche, die auf eine betonte zehnte Silbe ausgehen, wie z. B. Inferno XXXII 26: Di verno la Danoia in Austerich, oder Parad. VII 1: Osanna, sanctus Deus Sabaòth. — Als Beispiel des Verso sdrucciolo führe ich an Parad. XXVI 129: Seguendo ‘l cielo, sempre fu durábile. Weitere Beispiele aus der Divina Commedia sind die Verse mit Reimen auf árgini Inf. XV 1; éndere Inf. XXIII 32; ólica Inf. XXVIII 80; ábile Parad. XXVI 125; irano Parad. XXVIII 125 ff.; alle diese Verse, obgleich eigentlich zwölfsilbig, werden dennoch endecasillabi genannt, weil der verso piano, der eigentliche italienische Vers, als der Regel und Maass gebende betrachtet wird, s. Blanc, Grammatik der italien. Sprache, S. 684.()

 

 

 

 

 

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