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Gisi, Martin. Der Troubadour Guillem Anelier von Toulouse. Vier provenzalische Gedichte . Solothurn: J. Gassmann, Sohn, 1877

204,004- Guillem Anelier de Toloza

 

Dieses Gedicht findet sich in der von Bartsch mit P bezeichneten Handschrift der Laurenzianischen Bibliothek in Florenz (Plut. XLI, cod. 42, 14. Jhrh.) fol. 19a und ist von Grützmacher in Herrig’s Archiv Bd. 33, S. 308 getreu nach der Handschrift herausgegeben worden. In Str. 4 fehlt eine Zeile, und die von Hrn. Prof. Compavetti in Florenz für Hrn. Prof. Tobler besorgteCollation hat bestätigt, dass sich die Lücke auch in der Handschrift findet; das Fehlen dieser Zeile erschwert das Verständniss der Strophe sehr. — Auch hier ist der Inhalt des Gedichtes ungefähr derselbe wie in den drei ersten, namentlich Habsucht und Lüge werden verurtheilt. Wie schon bemerkt, enthält die zweite Tornada eine Anspielung auf die Dame des Dichters.

Interessant ist dieses Gedicht durch die sich in ihm findenden grammatischen Reime; es besteht aus fünf Strophen von je acht Versen und zwei Geleiten (Tornadas), das erste mit vier, das zweite mit zwei Versen. Jede Strophe zeigt neue Reime, wir haben somit ein Beispiel der rims singulars(L. A. I 166); sodann zerfällt die einzelne Strophe in 2 Theile von je 4 Versen, welche dieselben Reime zeigen, so dass wir von diesem Gesichtspunkt aus von rims continuatz (L. A. I 170) sprechen müssen. — Die vier ersten Verse der Strophe haben männliche Reime und zwar sind dieselben rim consonan leyal (L. A. I 158), weil sich die Uebereinstimmung auch auf den dem Vokal vorangehenden Consonanten erstreckt; die vier letzten (weiblichen) Reime sind, weil sich die Uebereinstimmung auf zwei Silben und auf den dem ersten Vokal vorhergehenden Consonanten (franha, sofranha, refranha etc.) ausdehnt, rim perfieyt leonisme (L. A. I 162). Was nun aber das Gedicht besonders interessant macht, ist, dass sämmtliche acht Verse derselben Strophe dadurch eng verbunden sind, dass die Reimwörter entweder dasselbe Wort in verschiedenen Formen oder Composita desselben aufweisen, wir es also, wie gesagt, mit grammatischen Reimen, nach den L. A. I 184 mit rims dictionals zu thun haben, die entweder rims derivatius maridatz et entretaytz oder rims derivatius per creisshemen e per mermamen sein können. Die betreffenden Strophen heissen coblas derivativas (L. A. I 274), oder derivans oder entretachas (L. A. I 336). Ich verweise in Bezug auf diese Künsteleien auf Bartsch (Jahrbuch I 192), der viele Beispiele des grammatischen Reimes gibt und bleibe noch für einen Augenblick bei unserm Gedichte stehen. In Strophe 1 liegt dem Reim das Verb franher zu Grunde; die vier ersten Verse zeigen den Indic. Sing. 3. Person: sofranh, franh etc.. während dasselbe Verb in den vier folgenden Versen im Conjunctiv erscheint; Strophe 2 zeigt Indicativ- und Conjunctivformen, sowie Composita des Verbums prendre, ebenso Strophe 4 des Verbums traire; in Strophe 3 gesellen sich zu Indicativ- und Conjunctivformen des Verbums mandar die abgeleiteten Substantiva demanda und comanda; (1) in Strophe 5 endlich finden sich zum Verbum fermar und dessen Compositis das Adjectivum term (ferma) und das Adverb ferm V. 35.

Da die Verse zehnsilbig sind, findet sich die Cäsur meist wieder nach der vierten betonten Silbe, so in V. 1, 3, 4, 5, 8 etc.; in V. 2, 15, 17 dagegen erscheint sie nach der vierten unbetonten Silbe.

Zu beachten ist der Hiatus in V. 1 und 42: merce e, V. 15: home on, V. 18: fe e, V. 24: re an, V. 33: estai engans, V. 45: Hieu am; Verschleifung dagegen von zwei Vokalen zu Einer Silbe findet statt in V. 25: qui ab; V. 7: posque ab, wo aber zu bemerken ist, dass das e von posque apostrophirt worden kann. — Der Annahme des Verhältnisses von frons und cauda steht der Sinn des Textes nicht entgegen.

Die nun folgende Uebersetzung macht nicht auf unbedingte Richtigkeit Anspruch, sondern mag als ein schwacher Versuch gelten, die grossen Schwierigkeiten, die dieses Gedicht bietet, zu überwinden.

 

1. Eigenthümlich ist dieser Strophe, dass in ihr eine Verbalform (reman, V. 20) im Reim erscheint, die nicht auf dem Verbum mandar, sondern remaner beruht, womit, wie schon oben (S. 7) des beweglichen n wegen ein fehlerhafter Reim entsteht.()

 

 

 

 

 

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