ZU GUILLEM ADEMAR, GRIMOART GAUSMAR UND GUILLEM GASMAR.
Auf das Verhältnis dieser drei Trobadors zu einander nochmals zurückzukommen veranlaſst mich der Aufsatz Zenkers in dieser Zeitschrift XIII 294 ff., da mich seine Ausführungen trotz der Bestimmtheit, mit der mein Irren dort behauptet wird, nicht von der Richtigkeit der Annahmen Zenkers überzeugen konnten. — Zenker stützt sich beim Beweis der Identität der drei Dichter zunächst auf die Trobador-Satire Peire d’Alvernhes, in der er Str. 7 und 8 für interpoliert hält. Er glaubt nachweisen zu können, daſs die achte Strophe die in Hs. CR von Peire Bremon, in I von Arnaut Daniel handelt, in beiden Fassungen unecht sei und daſs die Peire-Bremonstrophe der anderen, aus der Satire des Mönchs von Montaudon entlehnten Strophe erst nachgedichtet ist. Hiervon ausgehend schlieſst er, daſs die von Grimoart Gausmar oder Elias Gausmar handelnde 7. Strophe bei Peire d’Alvernhe ebenfalls der Guillem-Ademarstrophe des Mönchs nachgedichtet sei, u. s. w.
Jene Peire-Bremonstrophe könnte nun in der That nicht ursprünglich sein, wenn dort von dem späten Trobador P. B. Ricas novas die Rede wäre, wie Z. für bewiesen hält. Er stützt sich dabei darauf, daſs die Vorwürfe, welche dem Peire Bremon in jener Str., und die, welche ihm in einem Sirventes Sordels gemacht werden, die gleichen seien: „es heiſst in der Satire, der Graf von Toulouse habe P. Bremon mit Recht übel behandelt, und dem P. Bremon Ricas novas hält Sordel in dem Sirventes Verz. 437, 20 Str. 4 vor, der Graf von Toulouse sei ihm richtig begegnet, indem er ihn, der seinem Herrn die Treue gebrochen, nach Marseille zurückgeschickt habe“ (Zeitschrift XIII 295). Hätte Z. sich nicht begnügt diese Worte von Schultz, Zeitschrift VII 211, einfach zu entlehnen, sondern hätte er die prov. Texte nebeneinander gestellt (Satire: E Peire Bremons se baysset, Pus que·l coms de Toloza·l det Qu’anc no soanet d’avinen; bei Sordel, Str. 6, nicht Str. 4 wie Z., zwei Zahlen bei Schultz verwechselnd, sagt: Gent l’a saubut lo valenz coms onrar De Toloza, si co·ill taing ni·s cove, C’a Marseilla l’a fait azaut tornar, Per que laisset son seignor e sa fe), so würde er gesehen haben, daſs in der Satire nicht nur nicht vom „mit Recht übel behandeln“ die Rede ist, wie Schultz (der den ganzen Punkt nur beim Vorbeigehen in einer Anmerkung berührt) sich, ich weiſs nicht weshalb, ausgedrückt hat, sondern daſs die Worte gerade einem Bezug auf einen gleichen Vorgang widersprechen. Jener Beweis der Identität beider Peire Bremons scheint mir also zu schnell erbracht. Ob nun jener P. B., wenn er nicht Ricas novas ist, der andere uns bekannte sein kann, lasse ich jetzt dahingestellt, denn es ist insofern von minderer Bedeutung, als der Name Peire Bremon selbst in der Satire nicht feststeht. Z. hätte bei seinen Annahmen von Entlehnung und Namensunterschiebung, meine ich, gröſseres Gewicht auf die Überlieferung der Gedichte legen sollen, wozu ihm freilich das Material nicht zur Hand gewesen sein mag. Auch mir liegt das Material der Satire nicht vollständig vor; doch fehlen mir von den 8 Handschriften, die sie überliefern, nur K, das neben DI leicht zu verschmerzen ist. Da der Text zu den meist besprochenen der prov. Litteratur gehört, gebe ich ihn hier nach den anderen 7 Handschriften:
Hss. A 214, C 183, D 198, I 195, N² 56, R 6, a 127.
Wir sehen, daſs CR und ADIN² je eine Gruppe bilden, denen a als einzelne Hs. gegenübersteht, indem es bald an den Lesungen von CR, bald an denen von ADIN² teilnimmt. Der Verdacht ist zunächst nicht ausgeschlossen, daſs der an sich nicht viel Vertrauen erweckende Text von a aus zwei oder mehr Hss. der ADIN² und der CR-gruppe zusammengewürfelt sei. Gerade die uns interessierende Strophe scheint mir dagegen zu sprechen. Hätte der Schreiber, der das Bedürfnis fühlte, auch Folquet de Marselha, Peirol, Gaucelm Faidit und Peire Vidal unter den Verspotteten zu sehen, entweder Arnaut Daniel oder Peire Bremon vor Augen gehabt, so würde er gewiſs einen von beiden oder beide genommen haben. Anstatt dessen bringt er einen Namen, der uns ebenso unbekannt ist wie vier andere im Gedicht Peire d’Alvernhes. Wenn aber Z. vermutet, daſs P. de Monzo aus P. Bremon se (baysset) entstanden sei, so ist doch noch wahrscheinlicher, daſs umgekehrt der bekannte Name P. Bremon dem unbekannten P. de Monzo untergeschoben ist. Und für die Autorität von a spricht ferner, daſs hier die in allen Strophen stehende, nur bei P. B. vermiſste Zahl des Trobadors sich findet: Ab P. de Monzo so .VII.; und hier findet sich ja nun auch die Erklärung, weshalb die Strophe auf Peire Bremon mit der auf Arnaut Daniel gleichen Reim zeigt, was Z. für Nachdichtung der Peire-Bremonstrophe nach der anderen geltend machte. So scheint mir denn, daſs in dieser Strophe die Hs. a das meiste Vertrauen verdient und daſs für Z. hier nichts zu gewinnen ist.
Daraus nun, daſs die (nur in der Vorlage für CR stehende) P. Bremonstrophe der Arnaut-Danielstrophe des Mönchs von Montaudon nachgedichtet wäre, schloſs Z., daſs die vorhergende, allen Hss. gemeinsame Gausmarstrophe bei Peire d’Alvernhe der Guillem-Ademarstrophe beim Mönch nachgedichtet sei, da auch diese beiden (aus jetzt verständlichem Grunde) jene, untereinander gleiche Reime zeigen; ein Schluſs, der an sich anfechtbar ist. Wir sehen nun, daſs auch das unabhängige a Gramoart Gausmar hat, wie ADIN²; auch CR hat Gausmar wenn auch mit anderem ersten Namen. Es scheint mir so durchaus geboten an dem Überlieferten festzuhalten und nicht Ademar für Gausmar einzusetzen. Die Übereinstimmung des Reimes aber erklärt sich, wenn wir sie nun einmal doch nicht für rein zufällig halten wollen, durch das Vorbild, welches die Gausmarstrophe der Ademarstrophe geliefert hat, nicht umgekehrt.
Was nun Guillem Gasmar angeht, den Zenker ebenfalls für identisch mit Guillem Ademar hält, so ist uns dessen Tenzone mit Eble in 8 Hss. überliefert: ACDEGIKL, von denen mir K wieder nicht zu Gebote steht. Von den anderen haben ADGIL: Guillem Gasmar, und zwar je dreimal: in der Überschrift, v. 10 und v. 28 (nur G scheint keine Überschrift zu haben); C hat Guillem Guaysmar v. 10 und 28, en Gaymar in der Überschrift; E hat Guillem Gaimar in v. 10 und 28; also kein einziges mal ein wesentliches Schwanken. Auch hier scheint mir durchaus verboten von der Überlieferung abzuweichen. Grimoart Gausmar einzuführen, wie Chabaneau will, verhindert schon das Versmaſs, und Guillem Ademar macht, auch abgesehen von der Überlieferung, das Versmaſs wenigstens bedenklich. Natürlich ist mir keineswegs unbekannt, daſs neben dreisilbigem Azemar auch zweisilbiges Aimar vorkommt: immerhin ist die dreisilbige Form die weit gebräuchlichere, die auch Guillem selbst, Grdr. 202, 3 v. 62 auf sich anwendet, und die Fälle von zweisilbigem Aimar mögen sich bei kritischer Gestaltung der Texte wohl noch weiter verringern, wie denn der Vers, den Z. a. a. O. S. 296 wählt um zweisilbiges Aesmar zu belegen, nur in 2 Hss. von den sechs, die ich vergleichen kann, Senher naymar (C) bez. Segner naesmar (G) beginnt. E hat Senher nazemar, DIM Ennazemar bez. En açemar.
Wird so Guillem Gasmar oder Gaismar durch alle Hss. bestätigt, so steht die Bestimmung de Saignas bei Eble dagegen allen in A, nicht einmal in DI, die doch mit A zusammenzugehen pflegen. Dieser Name ist also nicht sicher, und wenn man seine Hinzufügung der Willkür des Schreibers von A anrechnet, steht nichts im Wege den Eble der Tenzone mit Eble d’Uisel zu identifizieren, wie Z. will. Mit der Unsicherheit des Namens de Saignas fällt aber andererseits der Grund weg den Eble de Sanhas in Peires Satire mit Eble d’Uisel gleich zu stellen. Wir werden sie nach wie vor getrennt halten müssen. Und mit alle dem fällt denn auch die Datierung des fraglichen Streitgedichts (Z. „die prov. Tenzone” S. 86), bei deren Gelegenheit ich, wie mich Z. belehrt, seine Meinung falsch verstanden habe.
C. Appel.