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Appel, Carl. Bernart von Ventadorn, seine Lieder, mit Einleitung und Glossar. Halle a. S.: Verlag von Max Niemeyer, 1915.

392,027- Bernart de Ventadorn

 

Gedichte unsicherer Zuweisung.

392,27.

 

Von den vier Hdss., die es enthalten, gehen CM auf eine Quelle zurück (s. v. 7 folhs folls, v. 30 segon). Auch in v. 11, 35 stehen CM und ER gegenüber. In 11 könnte m’entensa einen gemeinsamen Fehler von ER zeigen, so daß wir das Verhältnis

anzunehmen hätten. Vielleicht ist aber auch m’entendensa in einen mangelhaften Vers: qu’en tal ai m’entensa eingeführt. Wenigstens scheint, außer der zweifelhaften Zuweisung an Raimbaut de Vaqueiras, auch v. 7 mit abstenensa auf einen (ja auch sonst ganz gewöhnlichen) Zusammenhang zwischen CR hinzuweisen. Wir können also auch einen Stammbaum

als möglich ansetzen.

So ist aus dem Handschriftenverhältnis höchstens der Schluß zu ziehen, daß Raimon de Miraval als Verfasser kaum in Betracht kommt. Dagegen bleiben

                    Raimbaut de Vaqueiras und

                    Bernart de Ventadorn

als Kandidaten bestehen. Die Ähnlichkeit der beiden Namen ist in der Schrift, wenn man den Ortsnamen etwa als nur durch V angedeutet ansieht, auch hinlänglich groß, daß man den einen für aus dem anderen verlesen erklären kann. Welches ist aber nun der richtige Name?

Wenn man die metrische Form des Gedichtes heranzieht, hat Raimbaut sicherlich die geringeren Ansprüche. Bei ihm finden wir nur ein Lied in Sechssilbnern, Nr. 20, und es sind männliche. Weibliche Verse spielen bei ihm überhaupt nur eine untergeordnete Rolle. Einen Reimwechsel wie in dem fraglichen Gedicht gibt es bei ihm nicht. Alle seine Lieder sind durchgereimt oder haben Einzelstrophen.

Bernart dagegen hat Strophen aus Sechssilbnern in 28, 36, 37, die ersten beiden auch männlichen, 37 aus männlichen und weiblichen gemischt. Vollständig weibliche Strophen gibt es zwar auch bei ihm nicht, aber in Nr. 3 sind von 8 Reimendungen nur 2 männlich (e g), in 26 von 5 nur 1 (d), in 23 und 42 von 4 nur 1 (c); in 44 stehen zwar nur 2 weibliche Endungen einer männlichen gegenüber, aber von 12 Versen der Strophe sind nur 3 männlich. Die gleiche Art des Reimwechsels begegnet bei Bernart in Nr. 36. (1)

Aus Ausdrücken und Anschauungen auf einen bestimmten Autor zu schließen ist bei den Trobadors, die sich in einem engbegrenzten Wort- und Gedankenkreis bewegen, ja mißlich. Hier aber scheint mir nun doch die Übereinstimmung mit den Gedichten Bernarts so weit zu gehen, daß wir dem Argument seinen Wert wohl nicht absprechen können. Ich übergehe den landläufigen Frühlingseingang. Für v. 5 vgl. tota creatura 13, 42, v. 6: segon ma natura 24, 8 (contra natura 13, 51), v. 7: se estener 4, 18, v. 8: envezat 35, 29, v. 9: penedensa 30, 31, v. 10: a lonjas 7, 60, v. 11: on ai meza m’ententa 37, 7, v. 12: agur 25, 26, v. 13: metre sa cura 8, 16, v. 15: faire falhimen 6, 44, v. 16: mezura viermal bei Bernart, v. 17: fachura 24, 40, v. 18: clar vis 1, 51; 37, 12, V. 19: rancura 8, 29, 52, v. 20: senhoratge dreimal, v. 21: cela que·m fo de bel estatge 42, 23, v. 22: linhatge zweimal, v. 23: jurar 17, 46; 25, 54, v. 24: refudar 36, 40, v. 26: esser de mal respos 28, 60 etc. Ich hebe aus den folgenden Versen noch hervor: zu v. 29-32: 37, 11-16, zu v. 34: 37, 20 pros om s’afortis e malvatz s’espaventa, zu v. 37 vgl. 28, 29-32: E si no·m fai enan Amor e bel semblan, Qant er velha, deman Que m’aya bon talan, zu v. 38 das aver sal 28, 42.

Der Mangel eines Spezialwörterbuchs zu Raimbaut de Vaqueiras und Raimon de Miraval läßt den Vergleich für sie nicht in gleichem Umfang durchführen wie für Bernart, aber in ebenso großer Zahl werden sich die Parallelen dort schwerlich finden. Die Wahrscheinlichkeit für die Verfasserschaft Bernarts ist jedenfalls eine recht erhebliche.

 

Fußnoten:

1) Raimon de Miraval hat auch gleichen Reimwechsel in 406, 21, und in 406, 35 (MG. 1083a, 1112) besteht die ganze Strophe aus weiblichen Versen (zwar aus Siebensilbnern, nicht Sechssilbnern, aber die rhythmische Wirkung ist sehr ähnlich). Indes haben wir ja geglaubt Raimons Namen hier ausschalten zu müssen. ()

 

 

 

 

 

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