Appel, Carl. Bernart von Ventadorn, seine Lieder, mit Einleitung und Glossar. Halle a. S.: Verlag von Max Niemeyer, 1915.
234,011- Guilhem de Saint Leidier
Anhang.
Lieder anderer Sänger, die vereinzelt Bernart von Ventadorn zugeschrieben sind.
B. Grdr. 234, 11.
Die Handschriften dieses Gedichtes zeigen so vielfache und so abweichende Varianten, daß wir schon eine unsichere erste Vorlage annehmen dürfen. Ein Fehler dieser Vorlage ergibt sich schon daraus, daß die sonst stets vorhandene Strophenverknüpfung (als coblas capfinidas nach dem Terminus der Leys d’amors I, p. 280) zwischen Str. II und III fehlt. Hier ist also eine Lücke.
Sichere Fehler der Überlieferung liegen in einer Anzahl von Hdss. vor, indem sie gleiche Reimwörter in unmittelbarer Nähe wiederholen:
V. 10
hat in
CIKORTUVa¹
als Reim
outratge,
„
ADMN
follatge.
V. 12
„
ACMNORTUVa¹
follatge,
„
D
oltratge,
„
IK
damage.
So hat AMN follatge sowohl in v. 10 wie v. 12.
V. 34
hat in
MRVa¹
als Reim
paratge,
„
ACDIKNOTU
coratge.
V. 36
hat in allen Handschriften
coratge.
Mithin würden sich dort AMN, hier ACDIKNOTU als näher verwandte Handschriften ergeben. Daß die Verhältnisse hier nicht einfach liegen, geht schon aus dem Schwanken von M hervor. M stellt sich zwar auch in v. 4 agrades zu ADN; sonst aber finden wir es durchaus mit CRV vereinigt: CMRV: v. 6, 12, 13, 15, 34, CMV: 7, 11, 12, 20, 21, 27, 28, 54, 56, MR: 13, 18, 30, 32, 41. Durch CV: 13, 18, 30 wird die Untereinteilung dieser Gruppe als
bestätigt. R freilich trennt sich, wie wir es bei ihm erwarten dürfen, öfter von dieser Gruppe.
ADN zeigen sich auch in v. 8, 9, 34 als verwandt, AD noch in v. 20, 22.
Als dritte Gruppe zeigt sich OTUa¹ in v. 9, 34.
IK finden wir schwankend, bald mit D oder DN gebunden: 5, 16, 47, bald mit CMRV: 22, 34 oder mit OTU a¹: 4, 5, 10.
Ein klarer Stammbaum ergibt sich so nicht. Man wird den Text mit Vorsicht aus den verschiedenen Gruppen herausschälen müssen. Aus den Anmerkungen wird sich ergeben, daß CMRV besondere Beachtung verdienen.
Die Form
VI d
a b ᴗ a b ᴗ ǀǀ c d d c,
Zehnsilbner,
ist von Lanfranc Cigala für ein Sirventes benutzt worden (Grdr. 282, 26) Un sirventes m’aduz tan vil(s) razos, von dem uns die Hds. F eine Strophe erhalten liat (Nr. 160, Stengel Sp. 53). Das Gedicht von Bernart Tortiz, 68, 1 Per ensenhar los nescis amadors (Prov. Inedita aus Pariser Handschriften, S. 42) hat zwar das gleiche Schema, aber andere Reimendungen. Ein Zusammenhang wird also nicht anzunehmen sein.