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Strempel, Alexander. Giraut de Salignac, ein provenzalischer Trobador . India: Pravana Books, 1916

[CdT en procés d'incorporació]

INHALTSVERZEICHNIS

I. EINLEITUNG

II. SPRACHLICHES

FUßNOTEN

 

Giraut de Salignac,

ein provenzalischer Trobador.

Inaugural-Dissertation

zur

Erlangung der Doktorwürde

der

hohen Philosophischen Fakultät der Universität

Rostock i. M.

vorgelegt von

Alexander Strempel

aus Hamburg.

1916.

 

I. EINLEITUNG ()

Ueber Giraut de Salignac ist noch nicht im Zusammenhange gehandelt worden. Erwähnt wird er in einer Reihe von Arbeiten, auf die ich verweise, soweit sie mir bekannt sind.

Gedichte unter seinem Namen enthalten die folgenden Handschriften: A, C, D, Da, Dc, E, I, J, K, M, N2, P, R, T, V, a3, c, e, f, g, a.

Die in der Pariser Nationalbibliothek befindlichen Handschriften C, E, I, K, M, R, T, f, a (vgl. Canzone Nr, 2) habe ich selbst kollationiert, für A, J, N2, P, V, a3, c, g wurden die bekannten diplomatischen Abdrucke benutzt (vgl. das Literaturverzeichnis). Von der Hds. e haben mir Mgr. Giovanni Mercati in Rom und M. Arthur Langfors in Paris Photographien zur Verfügung gestellt, und Mgr. G. Mercati hat dazu eine Reihe von Versen für mich kollationiert. Ich möchte nicht verfehlen, den Herren auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank abzustatten. Besonders aber bin ich Herrn Prof. Dr. Giulio Bertoni aus Freiburg (Schweiz) verpflichtet, der sich der außerordentlichen Mühe unterzogen hat, in Modena die sämtlichen in den mss. D, Da, Dc enthaltenen Gedichte unseres Trobadors für mich abzuschreiben, und mir eine Photographie der Tenzone (B. Gr. 249,2) zur Benutzung überlassen hat. Für diese große Liebenswürdigkeit möchte ich Herrn Prof. Dr. G. Bertoni hier den Ausdruck meines herzlichsten Dankes wiederholen.

Bartsch führt im Grundriss unter Giraut de Salignac’s Namen fünf Gedichte an und verweist ferner auf Nr. 240,7.

In Betracht zu ziehen ist außerdem Nr. 235: ein Gedicht von Guillem de Salignac.

Nachzutragen ist in B. Gr.

zu Nr. 235: „eine Strophe in J“,

zu Nr. 235: „e“,

zu Nr. 249,2 : „a3“;

zu ändern ist

unter Nr. 249,5 : M „Guillem de Salignac“ statt „Guiraut d. S.“; zu streichen ist unter Nr. 249,4: „Aimeric de Belenoi C2“. Das Gedicht wird in C sowohl im Texte wie in den beiden Registern allein G. d. S. zugeschrieben, Aimeric d. B. wird es an keiner Stelle attribuiert (1). Doch findet sich im zweiten Register, dem der Liedanfänge (reg.2 fol. 27v), scheinbar zweimal dasselbe Lied; beide beginnen mit den Worten: „Per solatz e per deport“. Das erste Gedicht entspricht B. Gr. Nr. 249,4 und ist G. d. S. zugeschrieben; das zweite aber hat Raimon Jordan, vescoms de Saint Antoni zum Verfasser und wird auch im reg.1 fol. 6v wie im Texte fol. 152v unter diesem Namen geführt. (B. Gr. Nr. 404,7). Abgedruckt ist ein Bruchstück dieses Liedes bei Raynouard V,380, das ganze Lied bei Appel, Ined. p. 282.)

Ueber Namen und Heimat unseres Trobadors herrschte früher Unsicherheit. So schreibt Francesco Saverio Quadrio (a. a. O. vol. II. p. 122) mit Bezug auf ihn:

„ ... che sia lo stesso che Guglielmo di Salenic, cioè di Salonichi, cosi chiamato, perchè costui veramente fosse di Salonicchi, o Tessalonica. Come i copisti hanno tutti i nomi di Poeti Provenzali in milleguise storpiati, non si può che far l’indovino. Potrebb’essere che invece di Salanc, e Salenic avesse a dire Salagnac. Cosi questo poeta si troverebbe in Francia senza averlo a rinvergar in Macedonia.“

In den provenzalischen Liederhandschriften finden sich folgende Namensformen:

         C (nur im Register) Guillem de Salanhac,

         C (im Texte stets) G. de Salanhac,

         D fol. 83b Giraudos de Salinac,

         D fol. 149c Girarz de Salaignac,

         Da fol. 177c Giraus de Salignat (2),

         I fol. 149b Guirautz de Salaignac,

         I fol. 195a Guirautz de Salaingnac,

         K fol. 137b Girauss de Salagnac,

         K fol. 180d Girautz de Salagnac,

         M fol. 69c Guiellm de Salenic,

         M fol. 70a Guillem de Salenic,

         N2 fol. 23v0 col. 2 Guirautz de Salaignac,

         R fol. 96d G. de Solonhā,

         R reg. fol. 3 G. de Solonhā,

         e pag. 134 Guilem de Salanhac,

         g fol. 45b Guiellm de Salenic, 

G. M. Barbieri (a. a. O. p. 117) nennt Guilem de Salanhac (3).

Den Unterschied in der Schreibung des Schloßnamens halte ich für rein orthographisch und schließe mich im Gegensatz zur Hist. litt. de la Fr. (4) („Salagnac“) der bereits früher gebrauchten (5) und jetzt allgemein üblichen Schreibung (6) „Salignac“ an. (Hauptort im gleichnamigen Kanton, Dép. Dordogne, Arrond. Sarlat, Prov. Périgord.)

Bartsch unterscheidet Guillem d. S. (235) und Guiraut d. S. (249). Dazu ist jedoch zu bemerken:

1. Giraut d. S. wird allein genannt als Verfasser für 249,1, 2, 3. Da 249,5 dem gleichen Verfasser zugeschrieben werden muß wie 249,1 (vgl. unten unter Attribution), da ferner 240,7 unserem Trobador abzusprechen ist (vgl. unten), bliebe die Möglichkeit: Guiraut d. S. oder Guillem d. S. allein noch für 249,4, während für 235,1 nur Guillem d. S. genannt wird.

2. Der Name Guillem d. S. steht nur bei Barbieri und in den Handschriften C, M, e, g. Mussafia hat gezeigt (7), daß C, e und Barbieri in engstem Zusammenhange zum Libro di Michele stehen. Da ferner g Abschrift von M ist (8), so findet sich der Name Guillem d. S. also nur in zwei Quellen.

3. C hat den Namen Guillem de Salanhac nur im Register ausgeschrieben. Dagegen steht fol. 357b nur „G. de Salanhac“, und fol. 357a ist vom Namen nur „...ac“ erhalten; das übrige ist herausgeschnitten. Der Raum läßt jedoch erkennen, daß auch hier nur die Abkürzung „G. de Salanhac“ gestanden haben kann. — Auch R kennt nur die Abkürzung „G. de Solonhā“.

4. Es gibt keine Handschrift, die beide Namen verzeichnet.

5. Giraut und Guillem gehören zu den häufigsten Trobadornamen. Eine Verwechslung war leicht möglich, da der Name in mehreren Handschriften nicht ausgeschrieben worden ist, und weil unser Dichter, den viele Handschriften gar nicht kennen und unter dessen Namen insgesamt nur sechs Lieder überliefert sind, schwerlich zu den bekannteren Trobadors gehört hat.

6. Giraut und Guillem sind auch von neueren Forschern mehrfach verwechselt worden (9); das zeigen die folgenden Beispiele:

a) Raynouard, Choix III, p. 394 (Paris 1820), schreibt das Gedicht: „A vos cui tenc per dona e per senhor“ (B. Gr. 235,1.) Guiraut d.S. zu. In der benutzten Handschrift C steht aber über dem Gedicht „G. de Salanhac“, im Register „Guillem de Salanhac“; R (fol. 90d) aber attribuiert dieses Lied Gui d’Uisel (10).

b) Bartsch im Grundriss Nr. 249,5 verwechselt Guillem und Giraut mit Bezug auf M.

c) F. Bergert „Die von den Trobadors genannten Damen“ (Halle 1913) p. 22: „Guiraut v. Salignac feiert sie (Azalais) in einer nur von Barbieri überlieferten Strophe“; und doch kennt Barbieri (a. a. O. p. 117) nur „Guilem de Salanhac“.

Diese Erwägungen scheinen mir Chabaneaus Vermutung in der H. G. (11) zu bestätigen, daß Giraut und Guillem de Salignac ein und dieselbe Persönlichkeit gewesen sind, deren Namen uns gesichert ist durch eine Tenzone (B. Gr. 249,2) als Giraut. Ich schreibe Giraut, nicht Guiraut, da Salignac, wie erwähnt, im Arrondissement Sarlat, rechts der Dordogne und also nicht im südlichen Teil des provenzalischen Sprachgebietes liegt (12).

 

Ueber das Leben wie über die Persönlichkeit unseres Dichters läßt sich leider nur sehr wenig feststellen.

Aus dem Inhalte der Biographie (vgl. unten) erfahren wir nur, daß G. d. S. Joglar war, rund daß er Canzonen, Descorts und Sirventes dichtete. Diese Angabe der Biographie wird durch die uns erhaltenen Lieder unseres Trobadors bestätigt, vielleicht beruht sie auch ausschließlich auf ihnen. Letzteres wird dadurch wahrscheinlich, daß die Biographie, die in I, K und N2 steht, nichts von der Tenzone unseres Dichters weiß (B. Gr. 249,2), und diese Tensone steht in keiner der drei Handschriften I, K, N2. Endlich fehlt in der Biographie jeglicher Hinweis auf die musikalischen Fähigkeiten unseres Trobadors. Auf die Wichtigkeit solcher Angabe macht Anglade aufmerksam (13): „(Rigaut de Barbezieux) ... composait de gracieuses chansons, texte et mélodie. Ce dernier éloge est moins banal qu’il ne paraît; la musique a un rôle important dans la poésie des troubadours; ... les meilleurs seuls étaient capables de beaux „motet de beaux „sons.

Auch aus den Handschriften, die die Lieder des G. d. S. überliefern, können wir keinerlei Schlüsse auf seine musikalischen Fähigkeiten machen; denn nach den Angaben von J. B. Beck (14) kommt von den mss., in denen sich zu provenzalischen Texten Neumen finden, die J. B. Beck in moderne Noten umgeschrieben hat, allein R für G. d. S. in Betracht. Hier aber finden sich fol. 90d vor dem Liede (235) nur unausgefüllte Notenlinien, fol. 96d fehlen auch diese, so daß wir keine Melodie von G. d. S. besitzen.

Aus der Anrede in der Tenzone (249,2) „Seigne’n Giraut“ im Gegensatz zu „En Peironet“ dürfen wir schließen, daß G. d. S. dem Adel angehörte, und aus der großen Zahl seiner Wünsche im Sirventes (249,3), daß er ein armer Adliger war. In v. 37-40 des Sirventes rühmt er sich seiner literarischen Kenntnisse. Diese Angabe, sowie II, v. 40, (1,27; 2,16) erwähnte Namen machen es wahrscheinlich, daß er eine gute Bildung genossen hat; doch muß ich die Frage offen lassen, ob der Dichter etwa des Lateins kundig war und die Geschichte von Pyramus und Thisbe (15), deren Helden er erwähnt, aus Ovids Metamorphosen selbst oder nur aus einer Uebersetzung kannte. Einerseits bemerkt Specht (16): „Zu den Dichtern, welche im frühen Mittelalter sehr eifrig gelesen oder wenigstens sehr oft zitiert wurden, gehört Ovid.“

W. Schrötter (17) sagt, Ovid werde im 13a. ausdrücklich unter den Klassikern aufgezählt, die in den Schulen gelesen wurden. Mit Bezug auf die Dichter heißt es bei K. Heyl (18):

„Der Dichter der ars amandi und der Metamorphosen wurde den trobadors und troveors eine Autorität für Sache und Form“, und bei W. Schrötter (19): „Sein Name galt schließlich als Autorität in Dingen der Liebe.“ G. Paris hat festgestellt: „Ovide était en grande vénération chez les trouvères,“ (20) und „Les clercs, instruits par Ovide, passaient pour bien supérieurs dans la science de l’amour à ceux qui ne pouvaient recourir à cette source.“ (21) Ad. Birch-Hirschfeld (22) schreibt: „Sehr vertraut waren die Troubadours mit dem Schicksale Pyramus und Thisbens.“— Andererseits aber muß berücksichtigt werden, was schon Fr. Diez (23) festgestellt hat: „Die Kenntnis der römischen Poesie befand sich im 12a. und 13a. immer nur im Besitz weniger Auserlesener. Zwar wurde in den Klosterschulen etwas Latein gelehrt, ... ein gründliches Studium, welches damals einen großen Aufwand von Fleiß erfoderte, vertrug sich aber nicht einmal mit der Lebensweise fahrender Dichter, und so läßt sich diesen schon von vornherein die Kenntnis der lateinischen Dichter absprechen; ihre Werke bestätigen das vollkommen. ... Die ganze Gelehrsamkeit der Dichter in diesem Fache beschränkt sich auf die flüchtige Kenntnis einiger Werke Ovids, vornehmlich der Verwandlungen und der Schriften über die Liebe. ... Dieser spruchreiche Dichter muß sehr früh, etwa um die Mitte des 12a., in die Landessprache übersetzt sein, wiewohl sich keine Nachricht darüber findet.“

Dazu bemerkt Schrötter (24): „Die von Diez ausgesprochene Vermutung hat sich aber bekanntlich noch nicht bestätigen lassen. Die Troubadours waren ... auf das lateinische Original angewiesen.“ Mit Bezug auf Pyramus und Thisbe und unter ausdrücklicher Bezugnahme auf G. d. S. hat neuerdings Faral (25) die Meinung Diezens wieder bestätigt: „Il y a donc vraiment lieu de penser que la mention de Giraut vise un poème roman (français ou provençal, c’est à débattre) de Pyrame et Tisbé.“

Auf Grund der hier zusammengestellten Meinungen muß ich mein Urteil über den Bildungsgrad unseres Dichters vorsichtig so zusammenfassen: Giraut hatte eine Bildung genossen, deren er sich seinen Zuhörern und zumal seiner Geliebten gegenüber rühmen zu dürfen glaubte.

Ueber die Zeit unseres Trobadors kann aus der Biographie nichts entnommen werden. Da sich ferner in den Liedern keinerlei Anspielungen auf geschichtliche Ereignisse finden, sind wir für die Datierung allein auf die in den Gedichten vorkommenden Eigennamen angewiesen. Es kommen in Betracht:

III. v. 51: Monferriol oder Mon Ferriol. Dieser Name wird nirgends als Bezeichnung eines Schlosses oder einer Person erwähnt. Fr. Bergert (26) führt ihn auch nicht an. Ich halte ihn für einen Verstecknamen, der sonst unbekannt ist und also für die Datierung keine Dienste leisten kann.

In den Tornadas der Tenzone werden die Schlösser „Peirafuoc“ und „Sinha“ als Stätten der corts d’amor genannt. (Peirafuoc, jetzt Pierrefeu, liegt im Dép. Var, Arr. Toulon-sur-Mer,Canton Cuers, etwa 25 km NO von Toulon. Sinha, jetzt Signes, ist ganz in der Nähe, aber im Canton Beausset gelegen, etwa 25 km NNW von Toulon. (27) Wir wissen über die sogenannten Minnehöfe nur, daß sie dem 13a. angehören. Im übrigen erklärt E. Trojel (28): „Tensonen mellem Giraut og Peironet er det eneste Sted, saa vidt mig bekjendt, hvor Pierrefeu og Signe naevnes.“ Also bietet auch diese Stelle keinen Anhalt für die Datierung.

Peironet“ heißt in dieser Tenzone der Gegner des Giraut. Der gleiche Name begegnet für den Joglar des sonst auch unbekannten Trobador Peire de Gavaret. Dieser Peironet (29) scheint Botendienste getan zu haben zwischen Peire de Gavaret und Peire de Durban (B. Gr. 340 u. 343, Arch. 34 p. 191 u. 193). Von diesen Unbekannten läßt sich natürlich keinerlei Schluß auf Giraut’s Lebenszeit ziehen.

Einen Anhalt für die Datierung bietet allein die erste Tornada des Liedes Gr. 235, die von Barbieri und in der Handschrift e überliefert ist (vgl. Canzone IV). Bei Barbieri (30) heißt es im Kap. X. (dei trovatori Provenzali): „Guilem de Salanhac che chantò per la Contessa di Burlatz, figliuola del Conte Raimondo di Tolosa di cui dice la chiusa di una canzone:“ (folgt die Tornada, vgl. unten). Die Worte der Tornada: „car gen burlatz“ etc. spielen mit dem Namen der „contessa di Burlatz“. Diese war die Tochter des Grafen Raimond V., des Guten von Toulouse, der sechzig Jahre alt 1194 in Nimes gestorben ist. Ihre Mutter war Constance, Tochter des Königs Ludwig VII. von Frankreich. Nostradamus (31) nennt die contessa de Burlatz fälschlich Aléarde. Sie hieß Adelaïde und war im Schlosse von Burlatz am Agout in der Nähe von Castres, Dép. du Tarn, geboren. Im Jahre 1171 heiratete sie Roger II., den Vizgrafen von Béziers und Carcassonne; führte jedoch den ererbten Titel „Gräfin” weiter; was einem Gebrauche jener Zeit entspricht. Sie starb am 20. Dezember 1199 oder 1200 (32).

Endlich wird in dem Liede Nr. 2 (die betreffende Strophe ist nur in der Handschrift P überliefert) der Graf von Rhodez genannt. Außer diesem Titel findet sich in dem Liede aber weder ein Name noch eine Anspielung auf ein historisches Ereignis noch eine andere Persönlichkeit. Der genannte „comte de Rhodez“ ist daher nicht zu identifizieren, und man kann aus dieser Stelle keinerlei Schluß ziehen auf die Datierung unseres Dichters. Umgekehrt kann man daran denken, auf Grund der bezeugten Beziehung zwischen der Gräfin von Burlatz und G. d. S. den von dem Dichter erwähnten Grafen von Rhodez zu identifizieren. Da die Gräfin von Burlatz am Ende des 12. Jahrhunderts gestorben ist, dürfte nur einer der folgenden Grafen von Rhodez in Betracht kommen können:

         Hugo II. 1156-1208,

         Gui d’Auvergne 1208-1209,

         Raimon VI., Graf von Toulouse, 1209-1214 (33),

         Henri I. 1214-1222 (?),

         Hugo IV. 1222-1274.

Eine Beziehung zwischen einem dieser Grafen und G. d. S. ist, soweit ich sehe, nirgends bezeugt. Da ferner das Lied Nr. 2 G. d. S. nicht sicher attribuiert werden kann, so kann man nur vermuten, daß der erwähnte Graf von Rhodez der Bruder der Gräfin von Burlatz, Raimon VI., sei.

Schließlich kommt in Betracht, daß sich die Lieder 249, 1, 2, 3, 5 in der Handschrift D finden, also bereits im Jahre 1254 bekannt gewesen sein müssen.

Auf Grund aller dieser Erwägungen dürfen wir G. d. S. in das Ende des 12. und den Anfang des 13. Jahrhunderts setzen. Er gehört also der Blütezeit der provenzalischen Trobadorpoesie an. Für eine genauere Datierung sehe ich keinerlei Anhaltspunkt. ()

 

II. SPRACHLICHES ()

(Von Prof. Dr. R. Zenker zusammengestellt.)

Ueber Girauts Sprache läßt sich bei dem geringen Umfang seiner literarischen Hinterlassenschaft wenig ermitteln. Aus den Reimen ergibt sich folgendes:

Lautlehre.

In der Endung –isa ist s verstummt: guia = guisa II, 36 (: drudaria u. a.)

Dieser Zug ist charakteristisch für die Rouergue — cf. Zenker: Peire von Auvergne, p. 4 f. —, der Salignac ja in der Tat nahe liegt; s. auch Canzone Nr. 2.

Ebenso ergibt –ica ia: II, 18 amia (: sia u. a.), wiederholt 40, 26 dia = dicat, nochmals 52, 28 maudia.

Deklination.

Die s-Regel wird noch strenge beobachtet:

Der Nom. Sing. hat s: I, 7 honors (: austors, Acc. Plur. usw.); I, 31 ricors, 35 tors, 40 amors, 43 flors; III, 26 beutatz (solatz, platz usw.).

Der Nom. Plur. s-los: II, 11 messatge (: gramatge, A. S. u. a.); 25 dampnatge, 41 salvatge; III, 17 brau (: lau, 1. Sing. Pr., fau ebenso usw.), 32 rire (: dezire, 1. S. Pr. usw.); IV, 25 devinador (: vicor, A . S.). ()

 

FUßNOTEN ()

1) Ueber diesen Irrtum bei Bartsch vgl. auch Mussafia: Ueber die prov. Liederhdss. d. G. M. Barbieri p. 211 Anm. 2.()

2) Mussafia: Del codice Estense in den Sitzungsber. d. Wiener Akad. 55, p. 372: Salignac.()

3) In den übrigen in Betracht kommenden mss. wird unser Trobador nicht genannt.()

4) XV, p. 444 und XVII, p. 419.()

5) Dictionnaire de la Noblesse XII, p. 480 „... cette maison dont le nom se trouve écrit dans les anciens titres Salagnac, Salanhac et Salignac.“()

6) Ritters Geogr. statist. Lexikon Leipzig 1883 p. 391 nennt vier weitere Orte „Salignac“, die sämtlich nicht in Betracht kommen können, da keiner von ihnen in Quercy liegt (cf. Biogr.). — Vivien de St. Martin: Nouveau Dictionn. de Géogr. bemerkt: „Salignac est une ancienne baronnie que possédait, au XVIIe siècle, la famille de Fénelon.“ (François de Salignac de la Mothe Fénelon.)()

7) Mussafia a. a. O. p. 230.()

8) Bartsch: Grundriss p. 30.()

9) Mussafia (a. a. O. p. 211) spricht von der „beständigen Verwechslung zwischen Giraut und Guillem d. S.“()

10) Fr. Diez: Poesie d. Tr. p. 130 u. p. 142 begeht den gleichen Irrtum, darf aber hier nicht besonders angeführt werden, da Diez wohl nur Raynouards Angabe benutzt.()

11) H. G. X. p. 359: „Guilhelm de Salignac n’est probablement pas diffèrent de Giraut de Salignac.“()

12) Werner Kalbow: Die germanischen Personennamen des altfr. Heldenepos etc. p. 139: „Aehnlich müßte man die provenzalischen Troubadours nach ihrer Heimat verschieden schreiben: Guiraut Riquier aus der Südprovence, wo g Verschlußlaut blieb, aber Giraut de Bornelh, da er aus dem Norden der Provence, wo g zu wird, stammt.“()

13) J. Anglade: Le troub. R. d. Barbezieux p. 5.()

14) J. B. Beck: Die Melodien der Troubadours p. 192 ff.()

15) Ovid: Metam. IV, 55.()

16) Fr. A. Specht: Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland.()

17) W. Schrötter: Ovid und die Troub. p. 13.()

18) K. Heyl: Die Theorie der Minne etc. p. 50.()

19) a. a. O. p. 39; vgl. auch die Kritik im Ltbl. f. germ. u. rom. Phil. 1909 II. u. den Angriff gegen sie bei Heyl a. a. O. p. 51.()

20) Hist. litt. XIX, p. 765, vgl. auch XXIX, p. 457.()

21) das. XXIX, p. 457.()

22) Ad. Birch-Hirschfeld: Ueber die den prov. Troub. bek. epischen Stoffe p. 12.()

23) Fr. Diez: Die Poesie der Troub. p. 110. (1. Aufl. p. 126.)()

24) Schrötter a. a. O. p. 39.()

25) E. Faral: Romania 41, 1912, p. 32 ff.()

26) Fr. Bergert: Die von den Trob. genannten und gefeierten Damen.()

27) cf. Berger a. a. O. p. 107 u. Trojel: Middelalderens Elskovshoffer p. 34. — Oder darf Sinha identifiziert werden mit Saignes (Dép. Cantal, Arr. Mauriac), der Heimat des Eble von Saignes? cf. R. Zenker: Peire v. Auvergne p. 202.()

28) Trojel: a. a. O. p. 34.()

29) Vgl. P. Meyer: Les dern. troub. p. 474. — vgl. ferner: ders.: La chanson de la croisade contre les Albigeois t. II, p. 308 Anm.: „... en outre il existe une tenson d’un ,Pierre de Durban’ avec le troubadour Peironet“, ist irrtümlich. Es handelt sich um den Austausch eines Sirventes zwischen P. d. Durban u. P. d. Gavaret. Vgl. dazu H. G. X2, p. 371.()

30) a. a. O. p.117.()

31) J. de Nostre Dame: Les vies des plus célèbres etc. p. 65.()

32) H. G. VI,2, p. 43, 82, 156 ff. — Vgl. auch F. Bergert, a. a. O. p. 20 f., der ihr Verhältnis zu den Trobadors verzeichnet.()

33) Bei Jeanroy u. Salverda de Grave: Uc de St-Circ p. 162, heißt es: „Raimon V., comte de Toulouse, 1209-1214“. Das beruht vermutlich auf einem Druckfehler; denn Raimon V., Graf von Toulouse, starb 1194. Sein Sohn, Raimon VI., war 1194-1222 comte de Toulouse, doch wurde ihm vom Laterankonzil 1214 seine Herrschaft genommen. (Vgl. P. Meyer: Les troubadours à la cour des comtes de Toulouse, in H. G. VII. p. 441 ff.) ()

 

 

 

 

 

 

 

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