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Gisi, Martin. Der Troubadour Guillem Anelier von Toulouse. Vier provenzalische Gedichte . Solothurn: J. Gassmann, Sohn, 1877

ÍNDEX

I. Einleitung.
II. Provenzalische Laut- und Flexionslehre.
I. Schreibung, Aussprache und Betonung.
2. Lautlehre.
3. Flexionslehre.
a. Declination.
b. Conjugation.
III. Die Sirventes des Guillem Anelier.

Fuβnoten

I. Einleitung.

Der Troubadour, dessen 4 zum Theil bereits von Raynouard und Grützmacher veröffentlichte Gedichte ich zum Gegenstand meiner Arbeit mache, wird weder in den Biographien der Troubadours erwähnt, noch sind uns sonst Nachrichten über sein Leben erhalten; seine eigenen Andeutungen auf zeitgenössische Verhältnisse erlauben nur unbestimmte Schlüsse auf die Zeit seines Lebens und Dichtens. Dass er nicht vor die Zeit der Albigenser Kriege, also nicht vor das XIII. Jahrhundert, gesetzt werden darf, beweisen seine heftigen Ausfälle gegen die Geistlichen und die Franzosen, die sich verbündet haben, um edeln Sinn und ritterliches Wesen zu verbannen und an deren Stelle Habsucht und Betrug zu setzen. Ob aber Anelier an den Anfang oder das Ende des XIII. Jahrhunderts zu setzen sei, ist eine bis jetzt nicht endgültig entschiedene Frage. Und doch gewinnt dieselbe um so mehr Bedeutung, als uns von einem Dichter gleichen Namens eine Reimchronik über den Bürgerkrieg von Navarra in den Jahren 1276 und 1277 überliefert ist und sich so von selbst die Frage aufwerfen muss, ob die beiden Dichter identisch seien. In der genannten Chronik, die zuerst von D. Pablo Ilarregui (Pamplona 1847), sodann von Francisque-Michel, unter dem Titel: Histoire de la guerre de Navarre en 1276 et 1277 par Guillaume Anelier de Toulouse (Paris 1856, Collection de documents inédits sur l’histoire de France) publizirt worden ist und die mit den Worten beginnt: «Guillelmus Anelier de Tolosa me fecit», enzählt der Dichter zuerst die Schlacht von Las Navas de Tolosa oder Muradal, welche der König Sancho VIII von Navarra am 16. Juli 1212 über die Mauren gewann, berichtet dann über die ferneren Thaten dieses Fürsten und seiner Nachfolger Thibaut I (1234-1253) und Thibaut II (1253-1270); die Theilnahme des letztern am Kreuzzuge Ludwigs IX nach Tunis gibt dem Chronisten Gelegenheit, die Ereignisse desselben zu schildern, um so mehr, als er selbst am Kreuzzuge Theil genommen zu haben scheint: ço qu’eu vi puiss contar (ich kann erzählen, was ich sah) berichtet er, da er die Einschiffung der Kreuzfahrer in Aigues-Mortes erzählt. Nach dem unglücklichen Verlauf des Kreuzzuges und dem Tod Thibaut’s II in Trapana in Sizilien fiel der Thron von Navarra an seinen Bruder Heinrich, einen harten und gewaltthätigen Fürsten, unter dem der Grund zu den Zwistigkeiten gelegt wurde, die später die Hauptstadt von Navarra, Pamplona, zum Schauplatz des Bürgerkrieges machten, welcher den Hauptgegenstand der Reimchronik bildet, des Bürgerkriegs nämlich zwischen den aristokratischen Bewohnern der Altstadt (navarreria) und den bourgeois, den Bewohnern der Borcs oder Vorstädte. Dieser Krieg brach nach dem Tode des Königs Heinrich II und während der Vormundschaft seiner Wittwe Blanche von Artois über ihre Tochter Johanna I aus und endigte mit der Niederlage der Navarreria, in Folge der Vermittlung des Königs Philipps III (le hardi) von Frankreich, der ein Heer unter Führung des Grafen Eustache von Beaumarchais und des Grafen von Artois nach Navarra sandte. Auch an diesem Kampfe scheint Guillem Anelier Theil genommen und auf Seite des Eustache von Beaumarchais gestanden zu haben. Francisque-Michel glaubt auch, das einzige, in der Abtei Fitero in Navarra gefundene Manuscript der Chronik sei das vom Verfasser selbst besorgte und Eustache von Beaumarchais oder Imbert von Beaujeu, einem andern Feldherrn des französischen Heeres, gewidmete Exemplar.

Wenn nun so die Abfassung der Geschichte des Krieges von Navarra mit Bestimmtheit in das Ende des ХШ. Jahrhunderts gesetzt werden kann, was hindert, den Verfasser derselben mit dem Troubadour Guillem Anelier zu identifiziren? Es finden sich in den Gedichten des letzteren ganz allgemeine und unbestimmt gehaltene Anspielungen auf historische Persönlichkeiten, die verschieden gedeutet worden sind. Ich werde bei Besprechung der einzelnen Gedichte diese Erklärungsversuche namhaft machen und beschränke mich hier darauf, die einzelnen Ansichten mitzutheilen, welche über die Zeit, der der Troubadour angehören soll, aufgestellt worden sind.
Millot (histoire littéraire des troubadours, Paris 1774, tome III p. 404) und Eméric-David (Histoire littéraire de la France, tome XVIII p. 553) setzen unsern Dichter in den Anfang des XIII. Jahrhunderts. Dieser Ansicht schliesst sich auch Francisque-Michel an, der in der Einleitung zur «Histoire de la guerre de Navarre» (pag. XXV) von dem Verfasser der letztern sagt: «Toulousain et probablement de la même famille qui avait déjà produit un troubadour du même nom, il était naturel qu’il employât l’idiome de sa patrie, la langue des jeux floraux, mais il faut croire aussi que, quand il se mit à rimer, il était déjà vieux et depuis longtemps établi à Navarre, car son provençal est profondément infiltré d’espagnol». — Wollte man die beiden Dichter identifiziren, so müsste man die Abfassung der 4 Sirventes wohl in die Zeit setzen, wo Guillaume Anelier seine Heimat Toulouse noch nicht mit dem spanischen Navarra vertauscht hatte, da sie frei von jenen infiltrations d’espagnol sind. — Milá y Fontanals (De los trovadores en España, Barcelona 1861, p. 248 u. 249) setzt den Troubadour Guillem Anelier in die Mitte des XIII. Jahrhunderts und hält ihn für identisch mit dem Verfasser der Reimchronik, macht aber darauf aufmerksam, dass dann die am Schluss des 3. Gedichtes (El nom de Dieu) sich findenden Anspielungen nicht auf Heinrich, den Kronprinzen von England (Sohn Heinrich’s II) gest. 1183 und seinen Bruder, Richard Löwenherz, gest. 1199, sondern auf spätere Fürsten gedeutet werden müssen. «Natural de Tolosa de Francia, fährt Milá fort, debió el trovador seguir en calidad de tal y en la de guerrero al gobernador D. Eustaquio, héroe principal de su poema, donde el trovador se pinta á si mismo peleando contro los de la Navarreria, en la lucha que hubo junto á un horno. (1)
Auch Bartsch (Grundriss zur Geschichte der provenzalischen Literatur, S. 17) sieht in dem Verfasser der Reimchronik des Kriegs von Navarra den Troubadour Guillem Anelier, während P. Meyer (Romania I 383) noch zur entgegengesetzten Ansicht neigt. — Tobler endlich spricht sich in seiner Vorlesung über provenzalische Literatur-Geschichte (Sommersemester 1873) für die Identität der beiden Dichter aus.
Ich begnüge mich, diese Frage hier berührt zu haben und behalte mir vor, dieselbe in nächster Zeit eingehender zu prüfen. Für jetzt unterlasse ich es aus zwei Gründen: einmal fehlt es mir vorderband an den historischen Hülfsmitteln, die zur Lösung dieser für die provenzalische Literatur-Geschichte nicht uninteressanten Aufgabe nothwendig sind, sodann glaube ich im Interesse derer, für die die Arbeit ja zunächst bestimmt ist, strebsamer Schüler unserer Anstalt nämlich, zu handeln, wenn ich dem Text der 4 Gedichte einen kurzen, sich eng an denselben anschliessenden Abriss der provenzalischen Laut- und Formenlehre (nach Diez, Grammatik der romanischen Sprachen, 3. Aufl.) vorausschicke und überhaupt Alles beifüge, was zum Verständniss irgend nothwendig erscheint.
In meiner Arbeit bin ich wesentlich unterstützt worden durch die freundliche Hülfe meines verehrten Lehrers, Herrn Professor Dr. Adolf Tobler in Berlin, dem ich nicht nur die mir in seiner Vorlesung über provenzalische Literatur-Geschichte gewordene Anregung verdanke, sondern der mir auch sonst rathend zur Hand gieng und die für ihn besorgten Collationen und Abschriften der Gedichte bereitwilligst zur Verfügung stellte. Möge Herr Professor Tobler, der einstige Lehrer an unserer Anstalt, in dieser anspruchslosen Arbeit eines seiner ehemaligen Schüler das Bestreben erkennen, auf der von ihm gewiesenen Bahn fortzuarbeiten.


II. Provenzalische Laut- und Flexionslehre.

I. Schreibung, Aussprache und Betonung.

Die Schwierigkeiten, welche der kritischen Bearbeitung provenzalischer Texte entgegenstehen, sind für Nr. I und II unserer 4 Sirventes bereits in sofern gehoben, als dieselben schon von Raynouard veröffentlicht worden sind und der von ihm gegebene Text nur weniger Verbesserungen bedarf; anders verhält es sich mit Nr. III, das hier zum ersten Mal (soweit die lückenhafte Handschrift es erlaubt) vollständig abgedruckt wird, und mit Nr. IV, das von Grützmacher in Herrig’s Archiv Bd. 33, S. 308 in der rohen Gestalt, in der die Handschrift es bietet, veröffentlicht worden ist. — Hier galt es, die Interpunktion richtig festzustellen, fälschlich zusammen geschriebene Wörter zu trennen, Abkürzungen aufzulösen und für einzelne offenbar falsche Buchstaben diejenigen zu setzen, die dem betreffenden Worte einen Sinn geben.
Aber auch nach dieser ersten Operation bleiben für das Verständniss noch Schwierigkeiten genug übrig. Die provenzalische Sprache erfreut sich eines grossen, fast übermässigen Reichthums an Formen, wie diess in der Flexionslehre sich ergeben wird; sodann finden sich auch in der Orthographie die grössten Verschiedenheiten; ein und dasselbe Wort erscheint in den mannigfachsten Gestalten; so finden wir neben engans (II 19, IV 28, 38): enjan (IV 7, 10): enguan (IV 15, 39), neben cobeytatz (I 7, II 17): cobeitatz (IV 2): cobitatz (IV 22); neben sayns (I 11) in der darauffolgenden Zeile sens, neben dreg und dregz (I 43, II 14) die Formen: dreitz (II 20, III 8) und drech (II 31), ebenso neben fag (I 16): fach (I 19) und faitz (III 27), neben om (I 39): hom (II 29, III 23); y und i wechseln nach Willkür. Mouillirtes l und n werden in verschiedener Weise dargestellt, ersteres in unsern Gedichten gewöhnlich durch das auch sonst am meisten übliche lh, daneben auch ilh wie in nuilhs (IV 14) und nuilh (IV 15), letzteres in der Regel durch nh, aber auch durch inh, so in tainh (IV 6). Nach Diez (Poesie der Troubadours, S. 313 ff.) beruht diese Verschiedenheit in der Schreibung zum grossen Theil auf Verschiedenheit in der Aussprache. Es lasse sich annehmen, dass die Schriftsteller oder Schreiber, zumal die Grammatiker, jeden Laut einfach und treffend zu bezeichnen suchten, in dem sie jedem Buchstaben eine besondere Geltung anwiesen. Die Verschiedenheit der Schreibung deute aber in den meisten Fällen auf eine Verschiedenheit der Aussprache, und diese erkläre sich recht gut aus dem Formenreichthum der Sprache; so viel sei ausgemacht, dass sich der Dichter nach Belieben, gewöhnlich um des Reimes willen, verschiedener Formen bediene.
Aus diesem Grunde ist es klar, dass es sich bei der Bearbeitung provenzalischer Denkmäler nicht darum handeln kann, eine Uniformität in der Orthographie künstlich zu schaffen und einer Form vor der andern den Vorzug zu geben, da mit diesem Verfahren die Sprache eines ihrer eigenartigsten Merkmale, der Mannigfaltigkeit der Formen, beraubt würde. — Etwas anderes ist es, wenn der Wortlaut des Textes mit den Regeln der Grammatik in Widerspruch steht. Bekanntlich hat die provenzalische Sprache, wie die altfranzösische, Spuren der lateinischen Declination bewahrt und unterscheidet, namentlich bei den Wörtern der lateinischen II. Declination auf us (denen sich aber, wie die Flexionslehre zeigt, die ganze II. und IV., sowie ein Theil der III. Declination angeschlossen haben) den Accusativ vom Nominativ, indem dieser das ursprüngliche s beibehält, jener (ebenfalls nach Analogie mit dem Lateinischen) es verliert. Diese Regel nun wird nicht nur von unserem Dichter, sondern auch sonst, häufig verletzt; darauf machen schon die ältesten provenzalischen Grammatiker aus der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts (Grammaires provençales de Hugues Faidit et de Raymond Vidal de Besaudun, deuxième édition, p. p. F. Guessard, Paris 1858) aufmerksam, und wenn der Gebrauch des s doch vorwiegend ist, so beruht diess, wie Guessard meint, auf der Vorliebe der südlichen Völker für diesen Consonanten. «Le s est encore aujourd’hui une lettre que les méridionaux prononcent très-volontiers et font sentir à la fin des mots. Si cette prédilection a pu faire conserver le s final, elle a dû, jointe à l’analogie, en multiplier l’usage» (l. c. p. XXXVIII). «Ce qui prouve, fährt Guessard p. XXXIX fort, qu’il n’y avait pas à proprement parler d’orthographe à cette époque, ce qui s’aperçoit de reste à la lecture des manuscrits.» — So lasse ich denn auch in dieser Beziehung im vorliegenden Text keine Veränderungen eintreten, sondern begnüge mich in den Fällen, wo durch die Anwendung der Regel eine Unterscheidung des Accusative vom Nominativ erzielt werden könnte, auf die Nichtbeachtung derselben aufmerksam zu machen.
Wie der französischen, so ist auch der provenzalischen Sprache die Mehrdeutigkeit der Wörter eigen, die ihren Grund namentlich im Abfall tonloser Endungen und dem daherigen Zusammenfallen verschiedener Wörter hat. Mit Recht macht Diez (Poesie der Tr. S. 310) darauf aufmerksam, dass bei einer erstorbenen Sprache diese Eigenthümlichkeit mit grössern Nachtheilen verbunden ist als bei einer lebenden, weil erstere nicht mehr zum Ohre spricht und ohne Zweifel die Bedeutung der Homonyme in vielen Fällen durch feine Unterschiede einer nun verlorenen Aussprache gesichert wurde. Auch in unsern Gedichten finden sich einige Fälle dieser Homonymie; so haben wir mon (I 40) = mundus rein, mon (I 6, IV 3) = mundus Welt; mon (I 48) = mons Berg, Haufe; son = sonus (I 2, II 3), son = sunt (I 5 etc.), son = suum (IV 44); sol = solet (I 4) = solum (I 20).
Der Schein der Homonymie wird zum Theil bei den auf n auslautenden und im Reim stehenden Wörtern gehoben, wenn man sich erinnert, dass auslautendes n im Provenzalischen doppelter Art ist. Es bildet nämlich entweder einen nothwendigen, untrennbaren Bestandtheil des Wortes, theils einen zufälligen, trennbaren, wenn auch etymologisch begründeten. (Diez Gr. I 401). — Untrennbar (fest) ist es, wenn ihm ursprünglich ein zweiter Consonant folgte, trennbar (beweglich, indifferent) ist n, auch das aus m entstandene, wenn ihm ursprünglich ein Vokal folgte oder es im Auslaut stand. So stehen sich gegenüber don (de unde) und don (donum) man (mando) und man (manus). Da nun bewegliches n nicht mit festem n reimen kann, so lässt sich daraus in vielen Fällen ein Schluss auf die Abstammung und Bedeutung des Wortes ziehen. Die Form aten (I 47) z. B. ist nicht = atenet (attinet), sondern kömmt von atendre (attendere); im ersten Fall hätte sie ein bewegliches n und könnte auch ate lauten, desshalb aber nicht mit dem vorhergehenden cauzimen (Endung entum) reimen; ebenso muss I 52 s’apon um mit amon (montem) zu reimen, festes n haben, also nicht von apponere, prov. apondre, sondern von apontar abgeleitet werden. — Es ist ein Verstoss gegen die Regel und bewirkt einen fehlerhaften Reim, wenn IV 20 reman = remanet mit man = mando reimt; das n von man ist fest, das von reman beweglich.
Mehr als in jeder Schwestersprache ist im Provenzalischen der Wegfall tonloser Endvokale möglich, und zwar geschieht diess nicht nur durch Apokope und Elision vor nachfolgenden Vokalen, sondern gewisse einsilbige Wörter lehnen sich, auch vor nachfolgenden Consonanten, so eng an das vorhergehende Wort an, dass sie mit demselben nicht nur zu einem Wort verschmelzen (wie z. B. im Italienischen: crederlo, pensarci, dammi etc.), sondern auch ihren Vokal verlieren. Diese Inclination zeigen: 1. die Artikel lo und los, ilh und il, und zwar nicht nur nach Präpositionen (wie im Italienischen und Französischen, wo ja in del, col, sul etc. und du = del (de le) und des = de les, ès = en les sich dieselbe Erscheinung zeigt), sondern nach jedem auf einen Vokal ausgehenden Wort. — 2. Die Pronomina mi, ti, si, nos, vos, lo, los, ne, welche ebenfalls durch Anlehnung an einen vorhergehenden Vokal ihrer eigenen Vokale verlustig gehen, so dass nur noch die Consonanten m, t, s, ns, vs (us), l, ls übrig bleiben. Da nun, wie natürlich, diese so abgekürzten Wörter, die sich so eng an das vorangehende Wort anschliessen, dass sie mit diesem ein Ganzes bilden, in den Handschriften mit ihm zusammen geschrieben wurden, entsteht für den ungeübten Leser eine neue Schwierigkeit, welche einzelne Herausgeber auf verschiedene Weise zu beseitigen gesucht haben; so trennt Raynouard (L. R. I p. LI) den oder die Consonanten des sich anlehnenden Wortes und schreibt z. B. statt nom (= no mi) no m, statt nous (= no vos) no us; Milá y Fontanal trennt no-m, no-us; Mahn befolgt theils das Verfahren von Raynouard, theils wendet er den Apostroph an. Paul Meyer, Bartsch u. A. endlich schreiben die Affixe mit dem Wort, an das sie sich anlehnen, eng zusammen und folgen so den Handschriften. Man wird in unseren Liedern consequent ein anderes Verfahren beobachtet finden, indem ich des leichtern Verständnisses wegen ein · zwischen die beiden Theile setze. Zur Erläuterung des Gesagten mögen hier schon einige Beispiele folgen: 1. Inclination des Artikels: que·l = que lo (1 6); e·ls = e los (II 10). — 2. Inclination der Pronomina: no·m = no mi (I 1, 4; II 8); proeza·s = proeza si (I 8), o·s = e si (I 8), no·ls = no los (III 8), e·l = e li (II 43) etc.
Hieran mögen sich noch einige Bemerkungen über die Aussprache reihen. — Mit grosser Ausführlichkeit handelt darüber die um die Mitte des XIV. Jahrhunderts von dem Kanzler der Gesellschaft der gaya sciensa von Toulouse, Guillem Molinier, verfasste und unter dem Titel: Las leys d’amors (les lois d’amour) bekannte Poetik. (2) Weniger zuverlässig ist die von dem Spanier Bastero im XVIII. Jahrhundert verfasste Crusca Provenzale (Rom 1724), die (nach Diez Gr. I S. 388) ziemlich umständlich von der Aussprache handelt, aber einseitig vom Standpunkt des Calalanen, dar die Troubadourspoesie aus Catalonien ableitete. Nur einige wenige Buchstaben behandelt Rochegude (Essai d’un glossaire occitanien, Toulouse 1819).
In Bezug auf a, e und o unterscheiden die L. A. zwischen Vocals plenissonans, semissonans und utrissonans; doch ist diese feine Unterscheidung von den Dichtern selbst, namentlich den calalanischen, häufig vernachlässigt worden. — Für i wird oft und willkürlich auch y geschrieben, namentlich in den Diphtongen ay, ey, ay, uy. Beispiele finden sich namentlich im I. Gedicht. — U das mit v wechselt, muss bei den Alten den reinen Laut des südlichen u, aber nicht des französischen u gehabt haben; die L. A. führen es unter den vocals plenissonans auf. Zwischen Vokalen haben i und u oft die Geltung von Consonanten, wesshalb statt u auch v geschrieben wird und umgekehrt; ob i zwischen Vokalen selbst als Vokal oder Consonant zu betrachten sei, ist oft schwierig zu entscheiden. — Nach g und q ist u stumm, also bloss phonetisches Zeichen, wesshalb es häufig wegfällt, so dass man für quar auch qar oder car geschrieben findet; nach g wäre u bloss vor den Vokalen i und e nothwendig, doch findet es sich auch vor o und a, so z. B. in diguon (III 22), onguan (IV 15). Immerhin ist zu bemerken, dass u nach g gesprochen wird, wo es, wie in erguelh auf o zurückgeht, also ue einen Diphtongen repräsentirt. (Diez Gr. I 412). — Die Diphtonge, deren die L. A. 8 ächte und 3 unächte nennen, wobei sie uo nicht erwähnen, werden voll gesprochen, d. h. jeder Vokal behält seinen Werth und seine Kraft (reteno lor vertut e lor forsa, L. A. I 20). Wo zusammentreffende Vokale getrennt, also nicht diphtongisch gesprochen werden sollen, habe ich die Trennung durch das Trema bezeichnet.
Consonanten: M und n behalten auch am Ende der Silbe ihre Artikulation als Lippen- und Zungenbuchstaben, und die provenzalische Sprache kennt den französischen Nasallaut nicht. Ueber den Unterschied zwischen beweglichem und festem n am Ende des Wortes, der wohl auch eine Verschiedenheit der Aussprache bedingt, ist schon oben gesprochen worden, ebenso von der Schreibung des erweichten l und n. — R zwischen 2 Vokalen und am Ende des Wortes lautet weich; soll es in diesem Fall hart gesprochen werden, so ist Verdoppelung nothwendig. Am Anfang eines Wortes lautet es hart (sona aspramen et fort, L. A. I 40). — Aehnlich verhält es sich mit s, das zwischen zwei Vokalen stehend auch durch z ersetzt wird; ebenso kann am Ende eines Wortes z statt s gesetzt werden. Häufig ist der Wechsel des z, s und c, letzteres steht namentlich am Anfang einer Silbe für s oder ss. — C vor a o oder u und qu (q) lauten wie k, ch wie das spanische ch oder das italienische ei (tsch); nebst andern Beispielen führt Diez (Gr. I S. 410) als Beweis an, dass im Altitalienischen das provenzalische chausir allgemein mit ciausir wiedergegeben wurde. — X repräsentirt die Verbindung cs; man schreibt: amix, amics und amicx.
G vor a, o, u und Consonanten, gu vor e und i wird wie im Französischen gesprochen. G vor e und i, j vor allen Vokalen drückt einen sanften, dem des italienischen gi entsprechenden, Palatellaut aus, der sich im Deutschen mit dsch darstellen lässt; statt des einfachen g findet sich häufig tg, das auf ein ursprüngliches t zurückweist, so in paratge (I 13), lengatge (I 45) etc.; im Französischen findet sich in diesem Fall stets nur g, also parage, langage. —
Gleich hier möge bemerkt werden, dass auslautendes g als Kehllaut in c verhärtet wird, so prec von pregar (I 33), volc (III 2), nec von negar (III 24); von diesem auslautenden g aber muss ein zweites unterschieden werden, das für und neben ch gebraucht wird und palataler Natur ist, also wie tsch oder wohl weicher wie dsch gesprochen werden muss. (Diez Gr. I 413). Wie schon oben bemerkt, finden wir neben fag (I 16): fach (I 19); neben dreg (I 43): drech (II 31); neben dig (IV 27) findet sich dich. Diesen gleichlautenden Formen stehen dann die auf i (tz) gegenüber, also faitz (III 27), dreitz (II 20, III 8), digz (III 10) (wie ditz zu sprechen); neben drechura (II 30) findet sich dreitura (II 18) etc.
H wird ausser im Fall, wo es zur Erweichung von n und l dient, willkürlich geschrieben oder ausgelassen. P wird häufig zwischen m und n eingeschoben, so in dampnar (IV 9).
Ueber die Quantitätsverhältnisse im Provenzalischen, die von Diez, gestützt auf das Reimwörterbuch des Uc Faidit und die Leys d’amors eingehender besprochen werden (Gr. I S. 490 ff.), wird sich bei der Behandlung der Vokale Einiges bemerken lassen, ebenso über den Accent; hier, wo es sich um die Schreibung und Aussprache handelt, sei nur bemerkt, dass die alten Provenzalen noch keine prosodische Bezeichnung kannten. Um für die Aussprache ein weiteres Mittel an die Hand zu geben, habe ich im Text der 4 Gedichte die Tonsilbe mehrsilbiger Wörter mit dem Acut bezeichnet.

 

2. Lautlehre.

Da die provenzalische so wenig als die übrigen romanischen Sprachen ihren Ursprung aus dem Lateinischen verläugnet, so beschränke ich mich darauf, das Verhalten der lateinischen Buchstaben in den in unsern Gedichten sich findenden Wörtern nachzuweisen, und werde auf Entlehnungen aus andern Sprachen, die übrigens höchst selten sind, nur beinebens aufmerksam machen.
Nach Diez beginne ich mit den betonten Vokalen, die ja der «Mittelpunkt, die Seele des Wortes» bilden und deren Uebergang in die Tochtersprachen an bestimmte Regeln gebunden ist, während in der Behandlung der tonlosen Vokale weit grössere Freiheit herrscht. «Si les langues romanes avaient perdu l’accentuation latine, si chacune d’elles avait substitué à la tradition romaine un système tonique original, fondé soit sur le caprice, soit sur les idiomes indigènes qu’avait supplantés le latin, elles se méconnaîtraient entre elles, elles méconnaîtraient leur auteur commun.» (Gaston Paris, étude sur le rôle de l’accent latin dans la langue française, p. 9.)
Betontes lateinisches a erhält sich im Provenzalischen, wie überhaupt den südlichen Schwestersprachen, meist unverändert, während es im Französischen sehr häufig in ai, ie oder e übergeht. Eine Ausnahme bildet bloss greu (IV 37) von gravis, durch Anbildung an levis entstanden (Diez Gr. I 147); das Verb getar, das sich in der Form gieton (I 44) findet, leitet Diez (l. c. und Wb. I 207) von ejectare, statt von jactare her. Durch Einmischung eines nachfolgenden i, das aber nicht ursprünglich zu sein braucht, sondern aus einem Consonanten entstanden sein kann, geht a auch in ai über, so in fait (durch Auflösung des c in i) oder baissar I 8 (bassus).
Langes oder durch Consonantenausfall lang gewordenes e erhält sich meist rein, so in ple (plenus), ver (verus), aver (habere), celar etc.; daneben zeigt sich Uebertritt des e in i, so namentlich in einigen Verben auf ere: complida III 43 (completa), delir II 14 (delere) und delida III 16. (Siehe Conjugation.)
Kurzes e erweitert sich gewöhnlich zum Diphtongen ie, so in dieu (deus), ieu (ego), neben welchen Formen sich aber auch die einfachen: deu, eu finden, in denen sich das kurze e unverändert erhalten hat; letzteres ist stets der Fall am Ende des Wortes, so in be (bene), re (rem), te (tenet) in mante II 42. Das ahd. bero ist im Provenzalischen zu bar (acc. plur. barós II 34) geworden, s. Diez Wb. I 55.
In Position bleibt e unverändert: abellir II 39, apellatz II 20, mentir II 30. Dem widerspricht escarnir II 38 vom ahd. skern, Spötterei (Diez Wb. I 370). und refrims III 37, wo e in i übergeht, wen wenigstens die von Diez (Wb. I 345) vorgeschlagene Ableitung von fremitus richtig ist. Uebergang von e in i zeigt sich auch in sirventés (von sirven = serviens) und im Substantiv trichamen I 37 vom ndl. Verb trekken, ital. treccare, franz. tricher (Diez Wb. I 423).
Langes i erhält sich in der Regel rein, so in ditz III 14 (dicit), diga IV 18 (dicat), si (sic), razitz III 41 (radicem).
Kurzes i vor einfacher Consonanz geht in das lautverwandte e über: en I 2 (in), fes III 15 (fides), ses I 18 und sens I 45 (sine); temer III 26 (timere) mit den Formen tem II 8 und temen I 31. — Diesen Uebergang in e zeigt auch das in Position stehende i: ferm IV 33 (firmum), fermar und seine Composita: afermar, confermar, defermar etc., espenh I 50 (expingit), fench II 41 von fenher (fingere), metre I 42 (mittere) venser I 7 (vincere), veuzir velzir II 15 (von vilis), en II 16 (inde), selhs I 30 (ecc’ ille), est (iste).
Langes o bleibt in der Regel unverändert, so in flor, don, honor, tot etc. Uebergang in a und e zeigt sich in ara I 1, I 9 und era I 23, III 17 von hora. — Kurzes o vor einfacher Consonanz bleibt oder diphtongirt in ue oder uó, fuecx I 38 (focum). Am Ende der Wörter oder vor auslautendem l oder n bleibt o statt ue, wie e statt ie: bo, so. — O in Position bleibt ungestört: tort II 31 (tortum) oder diphtongirt puesc I 1, puescon I 35.
Während langes u fast ohne Ausnahme bleibt: lums, plus, us (unus) etc. geht kurzes u vor einfacher Consonanz in o über: crotz II 7, cobeitatz I 7, II 17 etc. vom Adj. cobe (cupidus), coutz I 14, II 12 etc. (cuculus), joves III 38 (juvenis), sos (suus) etc.
U in Position wird vorzugsweise durch o ausgedrückt: on I 14, 43 (unde), don I 8, 22 (de unde), aondar I 24 (abundare), cobrar III 39, cobra I 25 (recuperare), cofon I 8 (confundit) forbitz III 5 von forbir (ahd. furban), trobar (turbare), motz III 5 etc. (muttire), preon I 38 (profundus), trompa III 37, das Diez (Wb. I 428) als durch doppelte Einschiebung von r und m aus tuba entstanden erklärt.
Von den lateinischen Diphtongen sind nur wenige den romanischen Sprachen überliefert worden; die meisten begannen schon in früher Zeit in einfache Laute überzugehen; so haben wir für saeculum segles I 46, II 28, queren III 7 (quærentes).

Neben dem Diphtongen au besteht schon im Lateinischen dessen Verdichtung o (Diez Gr. I 170); im Romanischen haben sich beide Laute, der Diphtong wie der einfache Vokal, erhalten, und speziell das Provenzalische zeigt Vorliebe für den Diphtongen, während das Französische o vorzog. So finden wir auzar III 10 (ausum); auzir Ш 8 (audere); aunimen I 13 (vom goth. Verb haunjan), cauzimen I 45 (goth. kausjan), auzelet II 10 (aucella), causa IV 39, laus I 49. O statt au finden wir in o III 40 (aut), joyos II 3 (von joy = gaudium).
Was die tonlosen Vokale betrifft, herrscht in ihrer Behandlung weit grössera Willkürlichkeit und werden dieselben, namentlich nach der Tonsilbe, häufig ausgestossen. Dieser Ausfall findet sich auch vor der Tonsilbe, so in gleiza I 41 (ecclesia), dreg I 43 und dreit II 20 (directum), sel oder cel (= ecce ille), quel III 24 statt aquel (von eccu’ ille), lay I 42 (iliac) etc. Daneben findet sich Uebergang des tonlosen Vokals vor der Tonsilbe in a, so in savay I 18 (von sævus oder sævacus, wie veray von veracus oder veraceus), aquest I 6 (eccu’ iste), oder Uebergang von o in e: redonhar I 46 (rotundum), preon I 39 profundum); aus abscondere wird escondre I 16.
In Bezug auf die tonlosen Vokale hinter der Tonsilbe ist zu bemerken, dass in Proparoxytonis die Penultima fast regelmässig wegfällt: ardre I 39, cobra I 25 (cuperat), comprendre IV 15, dezire II 16 von dezirar (desiderare), emprendre IV 12, onrar I 21 (honorare), dons IV 45 (domina) segles (sæculum) etc. Diese Synkope des tonlosen Vokals, die schon die spätlateinische Prosa zeigt, wird in der gewöhnlichen Rede längst üblich gewesen sein. (Diez Gr. I 177.)
Die im Auslaut stehenden tonlosen Vokale, sei es, dass sie diese Stelle schon im lateinischen Worte einnehmen oder erst durch Ausfall des Schlussconsonanten an das Ende zu stehen kamen, fallen, mit Ausnahme von a, das sich erhält, gewöhnlich weg oder werden, wenn es euphonische Rücksichten verlangen, durch andere Vokale verdrängt; so tritt namentlich statt der Verbalendung o häufig e oder i an die Stelle; neben am IV 16 (amo), jur IV 19 (juro), man IV 17 (mando) haben wir azire II 13 und dezire II 16 (desidero). — Die Endungen em, et des Präsens Conj. der I. Conjugation werden entweder durch e wiedergegeben oder fallen ganz weg: garde I 34 und don (= donet) I 34 und do II 16, s’aon I 24 (abundet). Statt amatus, honoratus, iratus, completus, deletus, peritus finden wir: amatz, onratz, iratz, complitz, delitz, peritz und daneben die Femininformen: complida, delida, desmentida, partida etc. Diese durch Apokope und Synkope entstandenen Abkürzungen, von denen sich in der Flexionlehre weitere Beispiele ergeben werden, haben zum grossen Theil dazu beigetragen, der provenzalischen Sprache jenen Reichthum von Homonymen zu verschaffen, von dem oben (S. 6) die Rede war und den sich die Dichter in ausgiebiger Weise zu Nutzen gemacht haben.
Das Zusammentreffen zweier Vokale in zwei verchiedenen Silben eines Wortes (Hiatus) wird, sei es dass sich der Hiatus schon im ursprünglichen Wort findet, sei es dass er erst durch Consonanten-Ausfall entstanden, möglichst zu beseitigen gesucht. Bei den mit i und e beginnenden Combinationen (ius, ia, ium etc.) geschieht diess meist durch Uebergang des Vokals i (des palatalen i) in den Consonanten j, der sich dann eng an den vorhergehenden Consonanten anschliesst oder ihn auch verdrängt. Nach l und n bewirkt i Erweichung dieser Consonanten: voilha IV 16 (= voleat) sowie senher senhor (senior); nach s findet sich Attraction des i durch den Vokal der vorhergehenden Silbe in gleisa (ecclesia); nach t fällt i aus, behält aber seinen Einfluss auf die Aussprache des t in chanso II 2 (cantionem), razo Ш 8 (rationem). — Das Verhalten von i (e) nach den Mediis, wo es die ihm eigene romanische Aussprache annimmt, zeigen Wörter wie: jos II 11 (deosum = deorsum), camjar II 9 (cambiare).
Das u der Combination ui wird von dem vorhergehenden Vokal attrahirt in saup (= sapui), wovon wir III 27 die abgeleitete Form saubesson (= sapuissent) finden.
Durch Consonanten-Ausfall entstandener Hiatus wird durch Zusammenziehung in einen Diphtongen oder durch Einmischung eines neuen Consonanten getilgt; aus trahere wird traire, aus gladium glay I 44 und  esglay I 36, aus radium: ray I 26; aus ahd. gahi gay I 2; der durch Ausfall von b entstandene Hiatus in aondar (abundare) könnte durch v oder z getilgt werden (avondar; azondos statt aondos). — Statt preon (profundus) findet sich auch prehon.
Der Ausfall tonloser Vokale hinter der Tonsilbe, der den romanischen Sprachen überhaupt eigen ist, findet sich in der französichen und provenzalischen Sprache am consequentesten durchgeführt, «und man darf», wie Diez Gr. I 197 bemerkt, «die systematische Abkürzung hinter der Tonsilbe als das yornehmste Bildungsgesetz dieser Sprachen und als ein unterscheidendes Merkmal gegenüber den Schwestersprachen betrachten.»
Wir gehen nun über zur Behandlung der Consonanten, indem wir, wie bei den Vokalen, nur auf diejenigen Erscheinungen aufmerksam machen, die wir durch Beispiele aus den uns vorliegenden Gedichten belegen können.
Mit den Liquidis beginnend, finden wir, dass L vor einem nachfolgenden Consonanten sich meist erhält, während es im Französischen sich regelmässig in u auflöst: colp III 38 (coup, colaphus), fals II 30 und falsetatz I 12 (faux und fausseté), fols IV 12 (fou), malvatz II 23 (mauvais) und malvestatz I 11 (afr. mauvaistié) etc. — Auflösung in u findet sich in autrui Ш 7 und veuzir II 15 statt velzir oder vilzir (von vilis). Ll zeigt Erweichung in lh in falh I 41 und falhida III 39 (fallere), tolh II 40 (tollit), nulh I 43 und nuilh IV 15 (nullum); neben der Erweichung von ll findet sich eine blosse Vereinfachung in l, wie das obengenannte fols IV 12 (follis) beweist; neben sel IV 5 und quel Ш 24 findet sich selhs I 30; beides sind Zusammensetzungen mit ille.
M im Auslaut einsilbiger Wörter wird, wenn es diese Stelle schon im Lateinischen hatte, zu n oder fällt ganz weg, so in son I 41 und 51 (suum), re II 37; tritt dagegen m durch Abkürzung in den Auslaut, so erhält es sich oder geht ebenfalls in n über: nom III 1 (nomen), om I 40, II 29 etc. (hominem), dan I 35 (damnum), quon III 4 (quomodo), enjan IV 7 (nach Diez Wb. I 237 vom ahd. gaman). — Während in domneyars II 35 m und n unvermittelt neben einander stehen, werden sie, wie diess auch bei ml und mr geschieht, in dampna IV 9 durch das euphonische Element p verbunden.
N zwischen Vokalen und Consonanten kann häufig ausgestossen werden, so in cofon I 8 (confondit), yfern III 23 (infernum); neben letzterer Form findet sich das Adjectivum: enfernal I 38. —
Lateinisches n, das durch Abwerfung einer Endung in den Auslaut kommt, kann beibehalten oder fallen gelassen werden, so haben wir do II 16 und don I 34 (= donet); mante II 42 und reman IV 20; be IV 43 etc.; namentlich vor flexivischem und überhaupt vor s ist Synkope des n gestattet: bos I 3 (bonos), bes I 14, cristias I 44 (christianos), ples I 36, sos II 10 (sonos), ges III 21 (gentium), us III 25 (unos), dos II 21 (von donum), pres I 29 (prehensum) etc. Das n assimilirt sich mit dem nachfolgenden s in pessaran II 38, frz. penser (von pensum).
Ng wird zu nh erweicht in franher (frangere) und seinen Compositis, wofür sich II 22 und IV. Strophe 1 Beispiele finden, tainh IV 6 (tangit).
Ueber R ist zu bemerken, dass es vor s synkopirt wird in ves II 28 (versus), estros II 26 (extrorsum), jos (deorsum); in trobar III 17 (turbare) wird r vom vorhergehenden t angezogen.
Während anlautendes T unverändert bleibt, wird es inlautend gern in die Media erweicht, so in vida III 24, complida, delida, desmentida, redonhar (von rotundus), das lateinische cogitare ergibt cuidar und cuiar. Der durch Apokope entstandene Auslaut t bleibt gewöhnlich, so in pot II 39 (der Infinitiv heisst poder; Näheres darüber beim Verbum), sitot I 4, tot I 16 etc.; nach n dagegen fällt t gewöhnlich weg, so in mon I 48 (montem), amon I 50 (ad montem), valen I 23 etc.; ebenso in ins (intus) und dedins IV 44 (de de intus), in ans I 28 und IV 13 und enans I 11 (antes oder antius, s. Diez Wb. I 26); während wir vor Consonanten tan (tantum) finden, so z. B. I 5, 15, 32 etc., erhält sich t in tant vor Vokalen: I 29, 37, 39, II 17. In et fällt t gewöhnlich aus I 12, 13 etc.; vor Vokalen dagegen erhält es sich II 19, III 23, 44, oder es tritt ez an die Stelle IV 28, 37; ähnlich verhält es sich mit aut, aus dem provenzalisch o III 40 wird; vor Vokalen tritt dafür od oder oz ein; dieselbe Erscheinung, die übrigens auf dem unten zu besprechenden Uebergang von zwischen zwei Vokalen stehendem d in z beruht, begegnet uns in quod (Relativpronomen und Conjunktion). aus dem que entsteht, wofür sich vor Vokalen wieder die Form quez zeigt, so Ш 27, 38, IV 22.
Dass t vor tonlosem i oder e in z (ss) übertritt, haben wir schon oben (bei der Besprechung der tonlosen Vokale) gesehen; als weiteres Beispiel führe ich noch an prezatz I 23, II 12 von prezar (pretiare). Treten t und r zusammen, so wird t synkopirt und die Lücke mit euphonischem i ausgefüllt, wobei aber nach Diez (Gr. I 230) Durchgang durch dr vorauszusetzen ist, so haben wir: paire III 1 (pater), peccaire I 40 (peccator), servire II S (servitor). Während st im Inlaut sich oft in ss verwandelt, wird im Auslaut das t abgestossen, so in pos (post), wofür wir das Beispiel pos que IV 7 haben.
Dass anlautendes D, das sonst meist unversehrt bleibt, vor e und i sich zu j erweicht oder sich vielmehr assimilirt, hat uns schon das Beispiel jos (deorsum) gezeigt. — Im Inlaut findet sich ebenso häufig Synkope des d, als Uebertritt desselben in z: avol III 26 (advolus), dezirar (desiderare), fes III 15 (fides) anar (aditare oder adnare), rire (ridere), glai, rai, chai II 11 (cadit), sodann auzida III 8 (audita), vezer (videre), razitz (radicem), trazir trazitz III 6 (von tradere; die Form trazir findet sich weder bei Raynouard, noch bei Diez Wb. I 421 s. v. tradire; gewöhnliche Form ist traïr oder trahir); in tracïos II 19 (traditionem) repräsentirt das c wohl das d und nicht ti, welches z oder ss ergäbe, hier aber ausgefallen ist. Weitere Beispiele: azirar II 13 (adirare), grazitz III 13 vom Inf. grazir (ital. gradire, von gratum), prezics I 36 vom Inf. prezicar (prædicare), gazanh IV 11 (weidanon).
D im Auslaut behauptet sich nur in ad vor Vokalen, wie z. B. adestros II 26, dagegen a mort III 2; sonst verschwindet es, wie in cor I 18 (cordem), mon I 6 und I 40 (mundum), on und don (unde und de-unde), den Verbalformen aon I 24 (abundet), aten I 47 (attendit), cofon I 8 (confondit), man IV 17 (mando) etc., oder es verhärtet sich zur Tenuis: pert II 26 (perdit).
Ueber S, das sich im Allgemeinen unverändert erhält, ist wenig zu bemerken. In baissar I 8 ist das ss von bassus in iss übergegangen; in escarnir II 38, escrir II 31 und estai IV 33 begegnet uns Vorsetzung von e vor s impurum.
C vor a, o, u, vor einem Consonanten oder im Auslaut behält seine gutturale Aussprache und bleibt im Anlaut meist ungeschwächt, contrastar III 10, car II 22 (carum), cast I 40, causa IV 39 etc. In gleisa I 41 (ecclesia) findet sich schon im Anlaut die Erweichung in die Media g, die im Inlaut gewöhnlich ist: pregar (precari), segle, diga IV 18 (dicat) und diguon Ш 22 (dicant), joglar II 33 (jocularem), neguns IV 29 (nec unus); neben dieser Erweichung in g findet sich im Inlaut auch Auflösung in y nach a, o und i, wobei sich iy in i vereinfacht: veray I I0 (veracus), play I 4, 34 (placet), niens Ш 20 (nec ens). Daneben erhält sich auch ursprünglich inlautendes, aber durch Apokope in den Auslaut tretendes c in amic, fuec (x) I 38 (focum), während schon im Auslaut vorliegendes c meist wegfällt, so in ni II 2 (nec), si III 13 (sie), pero IV 39 (per hoc; das einfache hoc ergibt gewöhnlich oc), la und lay I 42 (iliac). Die dem Französischen eigenthümliche Verwandlung des c in ch vor a ist auch dem Provenzalischen nicht unbekannt, doch wäre, nach Diez Gr. I 248 diese Erscheinung mehr mundartlich; sie findet sich übrigens auch im Spanischen; in unsern Gedichten sind bemerkenswerth die Wörter: chantar I 4, chanso II 2, chai II 11 (von chazer), champ I 31 neben camp I47, non chalen I 5 (calere). Noch ist zu bemerken, dass das vor e und i als Zischlaut gesprochene c, wenn es in den Auslaut tritt, gewöhnlich durch einen analogen Buchstaben ausgedrückt wird: crotz II 7 (crucem), razitz III 41 (radicem), neben dem obgenannten play findet sich II 43 und IV 5 platz. Der Zischlaut c wird durch z dargestellt in auzelet II 10, plazer, plazïon II 36.
In der Verbindung et zeigt sich entweder Assimilation des c (wie im Italienischen): getar, gieton I 44 (ejectare) oder aber Auflösung des c in i (wie im Französischen): dreit II 20, IV 6 (directum), dreitura III 16, fait III 27 (factum), plaides IV 31 (abgel. von plait = placitum) und endlich findet sich, (wie im Spanischen) et in cb aufgelöst, wofür auch auslautend g geschrieben wird: dreg I 43, fach I 19. — In nct wird c vom Stammvokal angezogen in sayns III 11 (sanetus), wofür III 12 sens geschrieben wird, in apointar (punctum), das I 52 in der Gestalt von apontar erscheint; besondere Aufmerksamkeit verdient fench II 41 (fi[n]ctum). — Wie cs wird x behandelt, d. h. das o assimilirt sich entweder dem s, wobei einfaches s entstehen kann: estraire IV 26 (extrahere), oder aber es löst sich in iss auf, wie in eissernir (excernere, s. Diez Wb. II 63), wovon sich III 44 die noch einfachere Form yssernida findet; dasselbe Verhalten zeigt sc in creisser (crescere), das I 11 durch creys (crescit) vertreten ist.
Tc endlich findet sich in tg erweicht in paratge und lengatge.
Q vor a, o, u bleibt als Kehllaut theils mit hörbarem, theils mit stummem u: quar und car, com (quomodo); vor e und i nimmt es die Aussprache des c vor denselben Vokalen an: lassar III 9 (von laqueus), aissi II 26 (æque sic).
Dass g vor a (o, u und vor Consonanten) sich theils unverändert erhält, theils sich in j erweicht, beweist das Wort engan (ahd. gaman), das II 19, IV 33 und 38 in dieser Gestalt (IV 15 und 39 mit Vorsetzung von u vor a), IV 7 aber in der Form von enjan vorkommt; die Erweichung von g in j zeigt sich auch in joy I 10 und II 36 (gaudium) und joyos II 3. — Inlautendes g fällt weg in cuiar II 13 und III 19 (cogitare; über die mit diesem Wort vorgegangenen Veränderungen s. Diez Gr. I 291 Anm.), ieu (ego), mais III 12, 17 (magis), das in may I 20 und 28 und mas I 25 und II 5 noch mehr abgekürzt erscheint. Auslautendes g verhärtet sich, einer allgemeinen Regel gemäss, in die Tenuis e in nec IV 24 (von negare), oder lässt sich vor ursprünglichem e oder i stehend, durch i (y) vertreten: rei IV 41 (regem).
In der Verbindung gn tritt Umstellung zu ng ein, wobei sich g zu j erweicht und mouillirtes n entsteht, so in denhar II 7 (dignare), franher IV 1 (frangere), espenher I 50 (expingere).
Wie wir schon gesehen, hat H bloss diu Bedeutung eines phonetischen Zeichens, um mouillirtes l und n zu bezeichnen und kann sonst nach Belieben ausgelassen oder gesetzt werden.
Während sich P im Anlaut im Allgemeinen ungeschwächt erhält, wird es im Inlaut zu h erweicht: acabar III 11 (caput), cobrar III 39, cobeytatz (cupidus); doch bleibt p vor t, das sich seinerseits in d erweicht in capdel IV 45 (capitellum) und capdellamen III 4 (capitellamentum).
Auslautendes p sollte sich erhalten, doch macht ab (apud) eine Ausnahme, da es vor der Form ap, die sich IV 29 auch findet, bevorzugt wird, so I 3, 31, III 38, IV 4 etc. — In sai I 22 und II 4 (sapio) ist p als ausgefallen oder in i aufgelöst zu betrachten, ebenso in meteis IV 9 (met-ipse), wie sich denn überhaupt p vor s nicht zu erhalten vermag.
B, das anlautend fest steht, wie in bas, bos, bar, blasmar, erweicht sich inlautend in v, woraus nicht selten vollständiger Ausfall erfolgt: dever I 43 (debere), aver I 17 (habere), mit den Formen aya I 20 (habeat), ai IV 25 (habeo) a I 24 etc. (habet), aondar I 24 (abundare), proeza I 8 (probitia ?). — Auslautendes b, das sonst entweder in u aufgelöst oder in p verhärtet wird, erhält sich in der Zusammensetzung abans IV 30 (ab ante), wo beide Wörter in der Hs. getrennt erscheinen. — Auch im Inlaut erscheint b in in u aufgelöst in liurar III 2 (liberare); in escondre I 16 (abscondere) ist b entweder als ausgefallen oder mit s assimilirt (Diez Gr. I 280) zu betrachten.
F und ph (das, wenn es sich erhält, ebenfalls zu f wird), ist ausgefallen in preon I 38 (profundus) und blasmar II 4 (βλασφημεĩν).
Dass das deutsche W im Anlaut in romanischen Wörtern zu gu wurde, ist eine aus der französischen Lautlehre hinlänglich bekannte Erscheinung (guerre, garder, garnir etc.), für die sich auch im Provenzalischen und speziell in unsern Gedichten mehrere Beispiele finden: gandir III 2 (goth. vandjan, nhd. wenden), gardar I 34 (ahd. wartên), guidar III 23 und guitz III 4 (goth. vitan), gazanh IV 11 (ahd. weidanôn), Guillem (Wilhelm); dieses Verfahren beobachtete dann häufig auch lateinisches v, wofür uns als Beispiel die Interjektion guay IV 25 (voe) dienen mag, die selten vozukommen scheint, da sie von Raynouard nicht nachgewiesen wird, dagegen führt sie Rochegude (glossaire occitanien) unter der Form gai an.


3. Flexionslehre.

a. Declination.

Das Substantivum und der Artikel. Wie schon oben (S. 6) bemerkt wurde, unterscheidet das Provenzalische in Uebereinstimmung mit dem Altfranzösischen den Casus obliquus vom Casus rectus; während der letztere auf dem lateinischen Nominativ beruht, wird der erstere von Diez auf den Accusativ zurückgeführt und diese Form überhaupt als diejenige betrachtet, die den lateinischen Wörtern bei ihrem Uebergang in die romanischen Sprachen zu Grunde gelegen habe (s. Gr. II S. 5), welche Ansicht vielfach bestritten worden ist, indem man theils einen andern lateinischen Casus als Normalcasus ansah, theils, wie Pott und Fuchs, behauptete, der blosse Stamm ohne Endung sei übertragen worden.
Dass aber auch die Unterscheidung vom Casus rectus und Casus obliquus, die übrigens, wie wir gleich sehen werden, nur theilweise durchgeführt werden konnte, sich nach und nach verlor und aus dem Bewusstsein nicht nur des Volkes, sondern auch der Schriftsteller verschwand, haben wir bereits mitgetheilt und werden Gelegenheit haben, es durch Beispiele aus unserm Dichter zu erhärten. Für die übrigen Casus aber, die beim Aufgeben des synthetischen Prinzips in der Volkssprache nicht mehr durch die Endungen bezeichnet wurden, fand man einen Ersatz in der Einführung des Artikels, wozu das Pronomen ille benützt wurde, und in seiner Verbindung mit den Präpositionen oder Casuspartikeln de und ad, die sich im Provenzalischen in Gestalt von de und a (ad oder az vor Vokalen) erhalten haben.
In unseren Gedichten zeigen sich nun folgende Formen des Artikels, zu denen ich alle Verbindungen mit de und a zähle, auch wenn durch dieselben nicht gerade das Genitiv- oder Dativverhältniss bezeichnet wird.

  Singular Plural
Masc. lo I 49, II 41, III 37, III 40. Li I 5, IV 3, IV 45.
  de·l II 5, IV 13. de·ls II 34.
  a·l I 28, II 18, II 25, IV 41. a·ls.
  lo I 46. los I 42, II 23.
Femin. la II 34, III 15, IV 37. las.
  de la. de las III 17.
  a la I 41. a las.
  la. las.


Wie sich die Artikel lo und los an die Casuspräpositionen de und a anlehnen, so auch an andere, mit einem Vokal schliessende Wörter, und zwar geschieht diess bei lo nicht bloss, wie Diez (Gr. II S. 37: « Lo verliert seinen Vokal, wenn ein Vokal folgt; es lehnt sich in dieser Gestalt an einen vorhergehenden, einfachen Vokal ») bemerkt, vor Vokalen, sondern auch vor Consonanten. Wir finden in unseren Gedichten Zusammenziehungen mit den Präpositionen en und per: e·l fuec I 38, e·l nom III 1, pe·l segle III 6, ferner mit den Conjunctionen e und que: e·ls auzelets II 10, e·l tort II 31, e·l mal II 32, que·l pretz I 6, que·l temps II 9, que·l drech II 31, que·l be II 32, que·l pecat IV 11.
Als neutrale Form des Artikels können wir lo betrachten in dem Ausdruck: tot lo mais de las gens III 17.
Als unbestimmter Artikel wird unus angewendet, das sich I 25 in der Nominativform us, I 2 und 48 als Accusativ un findet. Zu einer interessanten syntaktischen Bemerkung gibt die Stelle III 25: vezem us vilas coutz manens Anlass, da sich in derselben der Accusativ Plural von us findet. Obgleich der unbestimmte Artikel unus seinem Begriff nach des Plurals ermangelt, findet er sich doch in den romanischen Sprachen in diesem Numerus; namentlich das Spanische gebraucht den Plural unos und unas, und zwar nicht nur bei Wörtern, die nur im Plural üblich sind oder in diesem Numerus ein Paar gleiche Dinge bezeichnen, sondern auch bei den Substantiven, welche durch den Plural eine Mehrheit ausdrücken, wenn diese Mehrheit nicht den Gegensatz zu einer Einheit bezeichnen soll (Wiggers, Grammatik der spanischen Sprache, S. 46), z. B. todos ó los mas en sus trajes y compostura parecen unos príncipes: Alle oder die Meisten scheinen nach Anzug und Haltung Fürsten zu sein. — In unserer Stelle können wir das us entweder als Ausdruck des Theilungsartikels oder als unbestimmtes Pronomen im Sinne von «einige» auffassen (s. Diez Gr. III 21 und 83).
Im Uebrigen herrscht in unseren Gedichten in der Anwendung des bestimmten und unbestimmten Artikels grosse Freiheit und wir sehen, dass die Sprache oft auf denselben verzichtet, wo er im Französischen z. B. absolut gesetzt werden müsste, so z. B. II 3 farai sirventes, III 3 fas sirventes, «ich mache ein Sirventes». Ebenso heisst es in dem bekannten Rügelied des Guillem Figueira gegen Rom in der Hs. R.: Sirventes vuelh far. Der bestimmte Artikel ist ausgelassen: 1. bei vielen Abstracten: cobeytatz I 7, proeza I 8, malvestatz I 11 etc.; der Beispiele finden sich in jeder Strophe. 2. Bei Völkernamen im Plural (Diez Gr. III 38) so Frances I 32, II 13; hieher dürfen wir auch ziehen: cristias I 44, clercx I 35, II 13, I 47 (in letzterer Stelle in der Einzahl). 3. Nach Präpositionen: ses merce, ab cor savay I 18, a paratge I 26; ab cor temen I 31, per lengatge sens cauzimen I 45 etc; en yfern III 23 kann als Beispiel dafür dienen, dass Appellativa, die auf den Begriff eines einzigen Wesens beschränkt sind, wozu auch Dieus Ш 1 gehört, die Geltung von Eigennamen annehmen und den Artikel verwerfen (Diez Gr. III 25). 4. In der Verbindung von Substantiven mit gewissen Verben zu einer Einheit des Begriffs: prendre aunimen I 13, prendre honramen I 29, far planqua e pon I 30, aver talen I 51, tener cort III 43 etc.
Zu der Declination des Substantivums selbst übergehend, stelle ich die von Diez gewählten Wörter als Paradigmata der 3 Declinationen auf:

    I. II. III.
Sg. Nom. coron-a an-s flor-s
  Acc. coron-a an flor
Pl. Nom. coron-as an flor-s
  Acc. coron-as an-s flor-s.


Der I. Declination gehören die Wörter der lateinischen ersten und Neubildungen auf a, wie sofracha II 27, gazanha IV 10, falhida III 39 an; es ist sowohl der lateinischen Declination als den provenzalischen Lautgesetzen entsprechend, wenn in dieser Klasse von Wörtern der Casus obliquus des Singulars nicht vom Casus rectus unterschieden wird.
Der Typus der provenzalischen II. Declination liegt in den Wörtern der lateinischen II. Declination auf us; an sie aber haben sich sämmtliche Wörter der II. und IV, sowie die Masculina und Neutra der III. und endlich die substantivisch gebrauchten Infinitive angeschlossen. Einige Beispiele mögen beweisen, dass sich das oben aufgestellte Schema auch durch unsere Gedichte rechtfertigen lässt. Wir finden die Nominativa Sing.: joys I 10, bes I 14, lums I 26, segles II 28, domneyars II 35, reys III 37 etc., die Accus. Sing. son I 2, mon I 6, fach I 19, segle I 46, poder I 25, rei IV 41 etc., die Nominat. Plur. ric und non chalen 15, prop I 32, die Accus. Plur. prezicx I 36, cristias I 44, sos II 10, segles III 24 etc.
Wenn auch in den meisten Fällen die Wörter der II. Declination, die sich bei Guillem Anelier finden, regelmässig abgewandelt werden, findet sich doch daneben eine unverhältnissmässig grosse Zahl von Abweichungen. Folgendes sind die Fälle, in denen s fehlt:
Nominativ Singularis: chantar 14, tot bon fag 116, valen I 23, rai I 26, trichamen I 37, son saber I 41, flac cor I 52, rire II 21, aver II 40, servir e donar e joy e rire II 43 und 44, cor III 21, peccat IV 11, gazanh IV 11, enguan IV 15 und 28, maint fals dig mensongier IV 27, paire III 1; das letztere Wort findet sich überhaupt selten mit s, in Bartsch, Chrestomathie z. В nur ein Mal 31, 25.
Ein Blick auf die angeführten Stellen wird zeigen, wie sehr die Rücksicht auf den Reim bei diesen Unregelmässigkeiten massgebend ist. — Umgekehrt findet sich s fälschlich in: ples I 15, auzelets II 10, vilas coutz son prezatz II 12, dregz II 14, joglars II 33, bos faitz III 27, cors IV 44.
Dass nach Dentalen am Ende des Wortes z statt s gesetzt wird (dreitz, Richartz, deportz, cortz, motz, critz etc.), auslautendes e vor flexivischem s ausfallen kann (ples, cristias, us, vilas etc.) sind Erscheinungen, die bereits in der Lautlehre besprochen worden sind. — Eine besondere Stellung nimmt das Wort om (homo) ein, von dem wir folgende Formen finden: Nom. Sing. hom II 29, om III 10; Accus. Sing. home IV 15, 38; Accus. Plur. omes II 27, III 6. — Für den Nom. Plur. (ome, omes) haben wir kein Beispiel, dagegen finden wir I 40 und III 23 den Accus. Sing. om, eine Form, die weder von Diez, noch Bartsch, noch Raynouard angegeben wird und die auch Volkmann, Beiträge zur provenzalischen Grammatik (Herrig, Archiv Bd. XIV S. 322–341) nicht erwähnt. Und doch scheint es mir unzweifelhaft, dass wir es in beiden Fällen mit dem Accus. Sing. zu thun haben. Dafür sprechen in der ersten Stelle I 40 die Accusative cast e mon, während freilich die Form peccaire sonst nicht Accusativ, sondern Nominativ ist. Die Stelle III 23 heisst in der Hs. et hom vertadiers guida Dieus; das s von vertadiers ist also falsch, und man ist um so mehr berechtigt, in hom den Accus. Sing. zu sehen, als das nachfolgende quel auch Singular ist. — Von clercx (es ist zu bemerken, dass s nach c durch x ersetzt werden kann, so auch in prezicx I 36, Marcx III 11 etc.) finden wir die Nominative Plur. clercx I 35, clercx II 13 und clercs III 5, die alle fälschlicher Weise das Flexions-s haben.
Zur III. Declination gehören vorzüglich Feminina, oder zu diesem Geschlecht übergetretene Masculina und Neutra der lateinischen III. Declination. Den Nom. Sing. cobeitatz I 7, II 17 etc., malvestatz I 11, fes III 15, merces IV 6, razos III 8 stehen die Accus. Sing. cobeitat III 16, malvestat IV 42, fo IV 19, merce I 18, IV 42 etc. gegenüber; als Accus. Plur. finden sich chansos II 2, gens III 17; für den Nom. Plur. kann ich kein Beispiel anführen. — Während das Flexions-s in merce IV 1, valor IV 20, mort IV 37 fehlt, findet es sich unregelmässiger Weise in cobeytats IV 25.
Zur III. Declination gehören auch die Wörter mit beweglichem Accent, die ihrer lateinischen Abstammung entsprechend, den Accent im Nominativ auf der Stammsilbe, im Casus obliquus auf der Endung haben. Dahin gehören 1. die auf die Endung tor, toris gegründeten Wörter, wie servire (servitor), dessen übrige Casus servidór, servidór(s) und servidórs lauten würden; dass sich auch hier die Dichter nicht streng an die regelrechte Declination hielten, beweist I 40 peccaire, das an dieser Stelle statt des Accusativs peccador (peccatorem) steht; 2. einzelne Wörter auf o, onis, wie bar (baro, baronis), das durch den Accus. Plur. barós II 34 vertreten ist. — Beweglichen Accent zeigt auch sénher (senior), von dem wir den Accusativ senhór (seniorem) II 5 nachweisen können. — Das Wort enfans, das im Accus. Sing. enfant lauten würde, findet sich I 25 als Nom. Sing.; von res haben wir II 37 und IV 24 den Accus. Sing, re, für den sich sonst auch ren findet.
Zu den diesen 3 Declinationen angehörigen Wörtern gesellen sich auch noch die Indeclinabilia; als solche kennzeichnen sich die Wörter, deren Stamm auf einen Zischlaut ausgeht, sowie die Neutra auf us, deren s als zum Stamm gehörig betrachtet wird; wir finden in unsern Gedichten: pretz (pretium), temps (tempus), crotz (crucem), solatz (solatium), latz (latus), falsus (falsum), razitz (radicem); unveränderlich ist auch laus I 49 und sirventés, während dagegen dem Wort vers (versus) als Ausdruck des Plurals die Silbe es beigefügt wird II 2. — Als ferneres Indeclinabile ist das Compositum midons IV 45 zu nennen, das, von meus dominus abgeleitet, nur als Femininum gebraucht wird.
Das Adjectivum folgt der Declination des Substantivums, wobei dieselben Unregelmässigkeiten in Bezug auf das Flexions-s vorkommen, wie sie oben berührt worden sind.
Wie die altfranzösische, hält auch die provenzalische Sprache fest an der Unterscheidung von Adjectiven zweier Endungen und solchen einer Endung.
Adjectiva zweier Endungen, die das Femininum durch Anhängung von a an den Stamm bilden (leider begegnen uns in unsem Gedichten nur wenige weibliche Formen des Adjectivs) sind : bos bona cars, casts, ferms (ferma IV 39 und 45), flacx, gays, mals, malvatz, mesongiers, mons, plez, preons, ricx, savays, sols, totz (tota I 49), trastotz, vans, verays, vertadiers, vilas, sayns, (Marcx III 11; vor Eigennamen findet sich sonst auch im Nominativ die Form San); ferner gehören hieher die Adjectiva. die im Masculinum, weil auf s ausgehend, flexionslos sind, im Femininum aber das a annehmen: engles, frances, joyos, fals (falsa IV 23).
Als Adjectivа Einer Endung, die meist von lateinischen Adjectiven auf is, e und den Participien auf ans und ens kommen, finden wir enfernals, grans, greus, joves, leus, nonchalens, omnipotens, valens und die neuen Wörter avols und pros; so heisst es also: II 17: tant es grans lur cobeitatz, III 44 companha valent.
Auch eine neutrale Form des Adjectivums, die durch die Abwesenheit des Flexions-s charakterisirt ist, kennt der Provenzale, für den Fall, dass das Adjectivum zum Substantivum erhoben wird oder sich auf einen neutralen Begriff bezieht; als Beispiele führe ich an I 11: per ver, I 12: contra ver, I 28: al bas, II 18: al jos, II 31, 32: lo drech, lo mal, lo be (diese letztem Wörter können aber auch als eigentliche Substantive mit flexivischem s behandelt werden), endlich IV 37: ez es me greu = und es ist mir peinlich.
Die Steigerung des Adjectivs geschieht durch plus zur Bildung des Comparativs, der durch Vorsetzung des Artikels zum Superlativ wird. Folgt aber der Superlativ seinem schon vom Artikel begleiteten Substantiv, so kann er selbst des Artikels entbehren, wofür I 38 el fuec enfernal plus preon = im tiefsten Höllenfeuer, als Beispiel dient. — Diese Weglassung des Artikels ist bekanntlich im Neufranzösischen nicht gestattet, sonst aber allen romanischen Sprachen gemein. (cf. Diez Gr. III S. 11).
Aus dem Adjectivum kann das Adverbium vermittelst Anhängung des Ablativs mente an das Femininum gebildet werden, wobei für das Provenzalische zu bemerken ist, dass das so entstandene Adverbium das flexivische s annehmen kann, so haben wir III 9 fermamens; als reines Casusadverbium (casus obliquus des Adjectivums) ist zu beachten IV 32: ferm. Die übrigen bei Guillem Anelier vorkommenden Adverbien sind entweder direkt aus dem Lateinischen herübergenommen, wie lai, ja, hi (y), no etc. oder durch Zusammensetzung entstanden, wie aissi (æque sic), abans (ab ante), amon (ad montem) u.s.w.
Das Pronomen. In Bezug auf das Personalpronomen ist vorerst auf die aus dem Französischen bekannte und den romanischen Sprachen überhaupt eigenthümliche Unterscheiduug zwischen den absoluten selbstständigen Formen und den conjunctiven aufmerksam zu machen, welche letztern, auf Dativ und Accusativ beschränkt, sich eng an das Verbum anschliessen und auch als tonlose Pronomina bezeichnet werden können.
Als Formen des absoluten Pronomens finden wir für die 1. Person: ieu (ego) II 14, 29 etc., daneben hieu IV 19, IV 44, für den Plural des Casus obliquus nos II 6 (per nos); für die 2. Person kann ich kein Beispiel anführen, dagegen haben wir für die 3. Person Masc. Sing. die Nominativformen: el III 3, IV 36 und elh III 14, für den Casus obliquus: ab lui I 52 und sos elh I 27. Im Plural desselben Geschlechtes finden wir den Nominativ: elhs III 27, für den Casus obliquus: de lor I 16, 17 und per elhs II 20. — Als Beispiel des Casus obliquus des Femininums lässt sich bloss der Singular: ab leis IV 46 anführen.
Hier mag gleich bemerkt werden, dass das Verbum, falls das Subject nicht durch ein Substantiv ausgedrückt wird, nicht nothwendig von einem persönlichen Pronomen begleitet werden muss, sondern in den meisten Fällen ohne Subject dasteht. Beispiele finden sich I 1, 6, 15, 20, 22, 24 etc.; das Subject ist hinwiederum durch ein Pronomen ausgedrückt in II 8, 25, 29, III 4, IV 16, 19, 45 etc. — Noch ist III 14 der neutrale Casus obliquus o = hoc zu erwähnen.
Zum conjunctiven (tonlosen) persönlichen Pronomen übergehend, folge ich dem von Diez (Gr. II 98) aufgestellten Schema:

Sing. Dat. mi IV 8, 10, me IV 37 (ti te) (si se) Masc. li I 32, 34, III 3, IV 6 Femin. (li, ill)
  Accus. (mi) me IV 16 (ti te) si IV 9 se IV 15   lo IV 13, 30, 34, 36   la IV 21
Plur. Dat. (nos) vos IV 19 (si se)   lur II 40, IV 22   (lor)
  Accus. nos III 2 vos II 38 (si se)   los I 7   (los)

Hiezu ist Folgendes zu bemerken:

1. Als Genitiv des Neutrums der 3. Person wird das Adverbium inde, in Form von ne I 6 oder en II 4 verwendet.
2. Statt des Dativs lur oder lor der 3. Person Plur. findet sich auch los, allerdings nur enklitisch, II 39 und Ш 10: no·ls, und III 8: ni·ls; ebenso findet sich no·ls in Bartsch, Chrestom. 390, 29. Lor selbst könnte doch nicht so abgekürzt werden und so müssen wir los auch als Form des Dativs betrachten.
3. Vor Vokalen werden die Endvokale der conjunctiven Pronomen elidirt und ihr Ausfall durch den Apostroph angedeutet: m’ampar III 3, m’es IV 45, s’escon I 16, s’aon I 24, s’espenh I 50, s’es II 9, s’afranh IV 3, l’ai IV 25, l’a IV 26, n’aya und n’er I 20, n’es II 18 etc.
4. Davon ist wohl zu unterscheiden die schon oben (S. 7) berührte Anlehnung von mi, ti, si, li, nos, vos, los an einen vorhergehenden Vokal, wobei sie ihre eigenen Vokale verlieren und nur die Consonanten zurückbleiben. Diese Abkürzung ist den Bildungsgesetzen der provenzalischen Sprache vollkommen entsprechend; durch Anlehnung und Verbindung mit dem vorhergehenden Wort verloren diese Pronomina (wie auch der Artikel) ihre Selbstständigkeit und mussten sich als tonlose Silben dem allgemeinen Gesetz des Aus- und Abstossens tonloser Vokale unterwerfen (Diez Gr. II S. 100). Der provenzalischen Sprache ganz eigenthümlich aber ist, dass sich die genannten Conjunctiva nicht, wie die übrigen Sprachen, bloss an das Verbum, das sie ergänzen, sondern an eigentlich ganz indifferente Wörter anlehnen. — Nur einige Beispiele mögen zur weitern Erläuterung dienen: no·m I 1, 4, II 1, 8 etc., dreitura·m IV 8, que·l (= que lo) I 34, si·l (si li) I 34, no·l (no li) I 35, proeza·s (si), e·s I 8, qui·s I 16, no·s III 18, no·ls (no los, als Dativ und Accusativ) II 39, III 21, ieu·n II 16, se·n IV 27. Auch das Adverbium i (ibi) kann so incliniren: o·y III 40 (aut ibi), no·i IV 31 (non ibi).
Das Possessivpronomen, das im Provenzalischen doppelformig ist, findet sich bei unserem Dichter nur in der abgekürzten Gestalt (mos, los, sos, Femin. ma, ta, sa), die auf dem unbetonten Flexions-Vokal des lateinischen Wortes beruht, während sich die ursprüngliche Form (mieus, tieus, sieus, mia, tua, sua) auf den betonten Wurzelvokal gründet. Wir haben: mos cors IV 40, sos malvatz cors IV 7; son cor (s) (Casus obliquus) IV 44. — I 41 steht son saber als Nominativ, eine Nachlässigkeit, zu der der Dichter wohl des Reimes wegen veranlasst wurde; musste er, um saber mit dever reimen zu lassen, dem erstem das Flexions-s entziehen, so lag es nahe, das Possessivpronomen mit saber in äussere Uebereinstimmung zu bringen, vielleicht könnte man aber auch son saber als Object des (unpersönlichen) falh, betrachten. — Uebrigens findet sich son als Nominativ auch in son pretz I 51.
Als Possessivpronomen der 3. Person finden wir für mehrere Besitzer das gemeinromanische lor, das, seines Ursprungs wegen (illorum) wie das italienische loro unflectirt bleiben sollte. Neben lur fals digz III 10 und en lur cortz III 11 finden wir aber: de lurs sos II 10, wo also das französische Verhalten (de leurs sons) beobachtet wird. — In lur trichamen I 37, lur cobeytatz 11 17, lur mentir III 19, lur cor III 21 steht das Substantiv in der Einzahl.
Die in midons IV 45 sich findende Abkürzung von mieus ist bereits angeführt worden.
Als Demonstrativpronomen haben sich aus dem Lateinischen iste und ille erhalten, letzteres nur in Zusammensetzungen, ersteres auch allein. Wir finden iste in der einfachen Form est I 2 und IV 2, in der Zusammensetzung aquest (eccu’iste) I 6, IV 33. — Von den Zusammensetzungen mit ille haben wir cel (ecc’ille), das IV 5 und I0 als Norn. Sing., I 30 (selhs) als Casus obliquus Plur. sich findet und stets mit s statt c geschrieben ist. — Das neutrale so (= ecce hoc) findet sich II 16 und III 21.

Statt der zweiten Zusammensetzung mit ille: aquel findet sich die abgekürzte Form quel III 24 und zwar als Casus obliquus (Dativ); ebenso findet sich queu (= quel) in einem Gedicht an die hl. Jungfrau: Eva mot foleet, quar de queu frut manjet, que Deus li devedet, Bartsch Chrest. 18, 26; weitere Beispiele werden nachgewiesen bei Tobler: Darstellung der lateinischen Conjugation und ihrer romanischen Gestaltung (Zürich 1857) S. 40.
Als Relativpronomen finden wir qui und que, und zwar unterschiedslos verwendet, nur dass qui nicht als reiner Accus. Sing. erscheint, wohl aber als Casus obliquus, von einer Präposition abhängig. Als Nom. Sing. und zwar meist als Substantivpronomen, im Sinne von is qui (siehe Diez Gr. III 382) findet sich qui: I 17, IV 12, 16, 25, 26, 46; ebenso que (aber nur als Adjectivpronomen, d. h. sich an ein vorangehendes Beziehungswort anschliessend): I 26, II 11, III 2, IV 17, 28, 41 etc. Als Accus. Sing. treffen wir que III 21, II 16, IV 31 (c’om = qu’om), IV 38; von Präpositionen abhängig findet sich qui I 30 und que I 24; als Nom. Plur. endlich haben wir que II 23. Wie die bereits angeführten Beispiele erzeigen, kann que vor einem Vokal elidirt werden; der Hiatus kann auch durch Anhängung von z an que beseitigt werden, so quez elhs III 27, quezan IV 22; III 38 ist die Conjunction que ebenso behandelt, und ich habe schon in der Lautlehre, bei Besprechung von d (S. 12 oben) dargethan, dass wir in diesem z ein erweichtes d zu sehen haben.
Als Casus obliquus des Relativpronomens findet sich cui: II 13, II 35, IV 5. — Auch die ursprünglichen Adverbien don und on werden als Casus obliqui der Relativpronomen verwendet, wie französich dont und où, so z. В. IV 15: en nuilh home on enguan so comprenda; zu vergleichen sind noch für on: I 14, 43; für don I 8, 22, III 22.
Als Ueberrest des lateinischen Correlativpronomens talis findet sich I 31 und IV 36 tal und zwar in Verbindung mit que als Conjunction; an der ersten Stelle dient tal zur Verbindung von que mit dem 2 Zeilen vorher sich findenden tant, von dem es durch einen Relativsatz getrennt ist; IV 36 haben wir den Ausdruck: per tal que = so dass.
Ich schliesse dieses Capitel mit Anführung der in unseren Gedichten sich findenden unbestimmten Pronomen: als II 37, neutral, von aliud, mit paragogischem s, dem wir ja auch schon beim Adverbium fermamens begegnet sind. — Autruy III 27 von de abhängig. — Autre (alter) im Cas. obl. pl. autres III 12. — Totz (totus) als Nom. Sing: totz I 14 und tol I 16, als Cas. obl. Sing. tot I 19, III 17, 39, IV 17, als Cas. obl. Plur.: tos I 28, I 36, II 28, III 12: das Femininum tota findet sich I 49. — Niens (nec ens) III 20. — Nuilhs IV I4, nuilh IV 15; daneben nuls IV 44 und nulh I 43. — Neguns (nec unus) IV 29. — Om (= frz. on) IV 31.
Von Zahlwörtern haben wir bloss us (unus) IV 21 und amdos III 24 anzuführen; letzteres ist Cas. obl. von amdui, zusammengesetzt aus ambo und dui (duo).

b. Conjugation.

In der Einleitung zu dem Bruchstück aus dem Chevalier au lyon (Solothurner Programm 1862, S. 14) hat Tobler die Bildung der romanischen Verbalformen auf 4 Hauptthätigkeiten oder Gesetze zurückgeführt:
1. Umbildung der überlieferten lateinischen Formen nach romanischen Lautgesetzen. — 2. Umgestaltung nach diesen Gesetzen von Formen, die sich in der uns überlieferten lateinischen Sprache nicht nachweisen lassen, die aber, weil sämmtlichen Schwestersprachen gemeinsam, auf eine Grundform zurückweisen, die entweder in der lingua rustica vorhanden war oder aber im frühen Mittelalter nach falscher Analogie oder Anpassung an eine bestimmte Conjugation entstand. — 3. Selbstständige Formenbildung durch innige Verbindung des Infinitivs mit dem Verbum habere. — 4. Abweichung von den strengen Forderungen der Lautgesetze, herbeigeführt durch den Drang, eine anscheinende Ordnung und Gleichmässigkeit in die Conjugation hineinzubringen.
Alle diese Thätigkeiten würden sich auch in unsern Gedichten nachweisen lassen, und wir haben namentlich in Bezug auf die erste in der Lautlehre schon genug Formen gefunden, die durchaus auf lateinischen beruhen und gesetzmässig aus ihnen hervorgegangen sind.
Eine nach diesen Gesichtspunkten vollzogene Eintheilung der romanischen, resp. der provenzalischen Verbalformen würde zu keiner Uebersicht der Conjugation führen, und so halten wir uns denn bei unserer kurzen Darlegung an die auf den Endungen des Infinitivs beruhende Eintheilung. — Zunächst aber ist auf die Unterscheidung zwischen der schwachen und starken (mit Unrecht auch mit «regelmässig» und «unregelmässig» bezeichneten) Conjugation aufmerksam zu machen, die auf der Bildung des Perfectums beruht. Während nämlich in jener im Perfect die Flexion betont ist (denhét II 7 = dignávit), nehmen in der starken Conjugation die 1. und 3. Person Sing, keine Personalendung an, sondern flectiren bloss mit dem Stamm: (fetz I 30 = fécit). — Diese Unterscheidung zeigt sich schon im Lateinischen, wo die Verben der I., II. und IV. Conjugation ihr Perfect vermittelst Anfügung eines Hülfswortes (vi = fui) an die Charaktervokale des Infinitivs bildeten, während bei den Verben der III. (ursprünglichen) Conjugation der Stamm betont blieb.
Auf den 3 Conjugationen mit den Infinitiven āre, ēre, īre beruhen denn auch die 3 schwachen Conjugationen des Provenzalischen, deren Infinitivformen, abgesehen davon, dass das auslautende e wegfällt, mit den lateinischen übereinstimmen. — In Bezug auf die E-Conjugation ist aber zu bemerken, dass, da ihr viele Verben der lateinischen III. Conjugation beigetreten sind, wir neben der Infinitivendung ēr auch die mit ĕr finden, wobei dieses ĕ gewöhnlich synkopirt wurde und dann, zur Stütze des vorangehenden Consonanten das Schluss-e des Infinitivs wieder eintreten musste; so haben wir daher neben solér, parer die Infinitive atendre, escondre, fondre und cofondre, perdre etc. — Sodann finden wir, dass die eigentlich schwachen Verba der lat. II. Conjugation wie delēre delevi, complēre complevi zur I-Conjugation übergetreten sind und sich in den Formen delir, complir erhalten haben, so dass die provenzalische II. schwache Conjugation eigentlich aus einge tretenen starken Verben besteht.
Was die I-Conjugation betrifft, so theilt das Provenzalische mit dem Französischen und Italienischen die Scheidung in 2 Classen, die reine oder einfache, in der im Präsens und den davon abgeleiteten Formen die Endungen unmittelbar an den Stamm treten, und die gemischte, bei deren Verben zwischen Endung und Stamm die Inchoativ-Silbe isc eingeschoben wird. — Unsere Gedichte bieten kein Beispiel dieser Classe, wesshalb nicht weiter darüber zu sprechen ist; ich verzichte überhaupt darauf, vollständige Paradigmata der 3 Conjugationen anzuführen und werde nur auf die in unsern Gedichten sich findenden Formen Rücksicht nehmen, indem ich im Uebrigen auf Diez und Bartsch (Chrestomathie provençale) verweise.
Als Hülfsverba werden die allgemein üblichen habere und esse (resp. essere) verwendet, die im Provenzalischen zu avér und ésser geworden sind.
Wir finden von aver folgende Formen: Ind. Präs. ai (habeo), a (habet), an (habent); Conj. Präs. aya (habet). — Esser: Ind. Präs. suy (sum), es (est), etz (estis), son (sunt); Conj. Präs. sia (sit). — Neben dem Futur serai II 4, das, der romanischen Bildung dieses Tempus gemäss, auf der Verbindung des Infinitivs esser mit dem Präs. von aver beruht, findet sich für die 3. Person Sing. die direct dem Lateinischen entnommene Form er (erit) I 20, 28; III 40, die sich auch im Allfranzösischen erhalten hat.
Indem wir nun zur schwachen Conjugation übergehen, bemerken wir in der 1. Person Sing. des Präsens den Wegfall der Endung o, so in am, jur etc.; es ist schon oben bemerkt worden, dass die Endung sich auch erhält, dann aber in i oder e abgeschwächt wird; e statt des üblichen i tritt ein, wenn der Stamm schon ein i enthält, so in azire II 13 und dezire II 16; dass nach n die Endconsonanten d und t wegfallen, auslautendes g zu c, d zu t verhärtet wird, wir also den Formen man IV 17 (mando), prec I 33 (von pregar), pert II 26 (perdit) begegnen, sind Erscheinungen, die auf den Lautgesetzen beruhen und auf alle Formen ausgedehnt sind, auf die wir aber nicht mehr besonders aufmerksam machen werden.
Den Lautgesetzen entsprechend, hat die 3. Person Sing. der I. Conj. die Endung a, während dieselbe Form in der II. und III. Conj. flexionslos ist; wir finden also: cobra (recuperat), dampna (damnat), ferma (firmat) neben: sol (solet), cofon (confondit), falh (fallit).
Als Endung der 3. Person Plur. finden wir, ohne Unterschied der Conjugation on, während sonst grosse Verschiedenheit herrscht: cuion (cogitant), gieton (ejectant; hier ist auch die Diphtongirung des betonten e zu beachten), perdon (perdunt), menton (mentiunt).
Für das Imperfectum findet sich nur ein Beispiel: plazion II 36 (placebant), von dem zur starken Conjugation gehörigen Verb plazer. — Als Beispiel des Perfectums haben wir denhet II 7, von denhar; die II. und III. Conjugation sind nicht vertreten.
Das Futurum ist in den romanischen Sprüchen bekanntlich durch Zusammensetzung des Infinitivs mit dem Präsens von habere gebildet; trobaretz III 17 und pessaran II 38 sind Beispiele für die 2. und 3. Person Plur. der I. Conjugation.
Der Conj. Präs. der I. Conjugation hat in der 3. Person Sing. entweder das e der lateinischen Endung (cantet) beibehalten, so in garde I 34 oder es aber abgeworfen, so in ampar III 3, s’aon I 24, redon I 46, deman IV 18, deferm IV 34, don I 34 und do II 16, in welch’ letzterer Form auch noch n abgeworfen wurde. — In der II. und III. Conjugation erhält sich die Endung a für at, also franha (frangam), prenda, traia etc.
Die Endungen des Part. Perf. atus und itus werden in atz und itz verkürzt; amatz, onratz, prezatz, complitz, forbitz, mit dem Femininum auf ada und ida: complida, delida, partida etc.
Die von der regelmässigen Conjugation abweichenden, aber nicht zur starken Conjugation gehörigen Verba sind durch folgende Formen vertreten:
  Anar: Präs. Ind. 3. Person Sing. vai I 7, 12, IV 21; 3. Person Plur. van III 12. Imperat. vai IV 43.
  Dar: da III 24 (dat), daran I 48 (dabunt).
  Morir: mit starkem Partic. perf. mortz III 22.
  Auzir, das im Präsens ebenfalls von der regelmässigen Conjugation abweicht, findet sich III 8 in der regelmässigen Form des Partic. perf. femin. auzida.
Die Verben der starken Conjugation, die der lateinischen II. und III. (zum geringen Theil auch der IV.) Conjugation entnommen sind, zeigen die Infinitivformen ēr, ĕr (re) und ir; geht der Endung ro ein Vokal voran, kann das Schluss-e auch fallen gelassen werden; so finden wir statt escrire (scribere): escrir II 31, statt faire: far IV 12; dire erscheint häufig in der Gestalt dir etc.
Ist, wie in den letztgenannten Verben, der Stammauslaut im Infinitiv synkopirt, so tritt er vor dem Vokal der Endung, wenn sich derselbe nicht mit dem Stammvokal zu einem Vokal oder Diphtong verbindet, wieder ein, wie in dizon III 21, diga IV 18.
Im Präsens Conj. ist die lateinische Endung eat noch sichtbar in voilha IV 16 oder vuoilha IV 17 (voleat statt velit), indem das l erweicht wurde.
Nach Diez lassen sich die starken Verba in 3 Classen eintheilen; ich führe sie in der von ihm befolgten Ordnung auf mit Angabe der in unsern Gedichten sich findenden Formen:
    I. Classe. Perfect ohne Ableitungsbuchstaben (auch im Lateinischen durch blosse Anfügung von i an den Stamm gebildet):
    Facere: faire, far. Prs. Sg. 1. fas III 3. — 3. fa II 42, III 11. — 3. Pl. fan I 40, III 14. - Perf. 3. Sg. fetz I 30. — Fut. 1. Sg. farai I 1; 3. Sg. fara I 19.
    Videre: vezér: Prs. 1. Sg. vey II 9, 14, 29; 1. Pl. vezem II 22, III 25.
II. Classe. Perfect. — s. (Sigmatische Conjugation).
   Ardere: ardre. Fut. 3. Pl. ardran I 39.  

   Dicere: dire. Prs. Ind. 3. Sg. ditz III 14, 21; 3. Pl. dizon III 21. — Prs. Conj. 3. Sg. diga IV 18. 3. Pl. diguon III 22.
    Fingere: fenher. Part. perf. fench II 41.
    Frangere: franher (mit Compos, afranher, refranher, sofranher). Prs. Ind. 3. Sg. franh II 22, IV 1–4; Prs. Conj. 3. Sg. franha IV 5–8.
    Manere: Comp. remanér. Prs. Ind. 3. Sg. reman IV 20.
    Mittere: metre I 42. Prs. Ind. 3. Sg. met II 29.
    Pangere im Comp. expingere: espenher. Prs. Ind. 3. Sg. s’espenh I 50.
    Prendere: prendre mit Comp, comprendre, emprendre, perprendre, reprendre (IV Sir. 2). Prs. Ind. 3. Sg. pren; Conj. 3. Sg. prenda. Part. perf. pres I 29.
   Quaerere: querér oder querre. Part. prs. queren III 7.
   Ridere: rire II 21, 40, 44. — Scribere: escrir II 31.
   Tangere: tanher, Prs. Ind. 3. Sg. tainh IV 6.
   Timere: temér III 26. Prs. Ind. 1. Sg. tem II 8; Part. prs. temen 1 31.
   Trahere: traire mit Comp. atraire, estraire, retraire (IV Str. 4). Prs. Ind. 3. Sg. trai; Conj. 3. Sg. traia.

                    III. Classe. — Perf. — c, — p.
   Cadere: chazér, Prs. Ind. 3. Sg. chai II 11, IV 20.
   Crescere: creisser, Prs. Ind. 3. Sg. creys I 11.
   Ferre, Comp. sufferre: suffrir. Perf. 3. Sg. suferc II 6.
   Nocere: nozér. Prs. Conj. 3. Pl. nogon III 5.
   Placere: plazér I 9. Prs. Ind. 3. Sg. play I 4, 34 und platz II 1, 43; IV 5, 8. Imperf. 3. Pl. plazíon II 36.
   Posse: poder I 33 (substantivisch verwendet). Prs. Ind. 1 Sg. puesc I 1; 3. Sg. pot II 39; 3. Pl. podon II 24; Conj. 3. Pl. puescon I 35; Conditionalis I: pogra I 27 (vom Perf. рoc).
   Sapere: saber. Prs. Ind. 1. Sg. sai I 22, II 4. Conj. Imperf. 3. Pl. saubesson III 27 (vom Perf. saup).
   Tenere: tener I 1, III 26 und tenir II 22 und Compos. mantener. Prs. Ind. 3. Sg. II 42; 2. Pl. tenetz III 43; 3. Pl. mantenon IV 36. Perf. 3. Sg. tenc III 39, Part. perf tengut I 21. Nach Raymond Vidal (Gramm. provenç. p. 85) ist die Infinitivform tenir fehlerhaft und verräth französischen Einfluss, während tener eigentlich limousinisch, d. h. provenzalisch ist. — Um so auffallender ist es, wenn sich derselbe Dichter beider Formen bedient und beide Formen durch den Reim geschützt sind, wie diess in unsern Gedichten der Fall ist. — Ich wage nicht, aus dieser Thatsache einen bestimmten Schluss auf die Entstehungszeit derselben zu ziehen.
   Tollere: tolre. Prs. Ind. 3. Sg. tolh II 40.
   Valore: valer. Prs. Ind. 3. Sg. val III 8.
   Venire: venir. Prs. Ind. 3. Sg. ven I 9, part. perf. vengutz I 22.
   Velle: volér. Prs. Ind. 3. Sg. vol I 42, IV 38, 46; 2. Pl. voletz II 37; 3. Pl. volon I 39, III 18. Perf. 3. Sg. voie III 2. Fut. 3. Sg. voira III 39. Conj. Prs. 3. Sg. voilha IV 16, vuoilha IV 17. Particip perf. volgutz III 13.
 

Der mir zu Gebot stehende Raum erlaubt mir nicht mehr, dem Text der 4 Gedichte ein Glossar vorauszuschicken; es ist diess um so weniger nothwendig, als wohl alle Wörter ihrer Abstammung nach erklärt worden sind; die Uebersetzung und einige Anmerkungen sollen das Verständniss vollends erleichtern.

 

III. Die Sirventes des Guillem Anelier.

Eine bedeutende Stellung in der provenzalischen Lyrik nimmt das Sirventes (man betone: Sirventés) ein. Während die Gattungen des Vers und der Canzone (3) vorzüglich dem Minnegesang gewidmet sind, betritt der Dichter mit dem Sirventes das Gebiet der Oeffentlichkeit, um sich frei und unumwunden, mit rücksichtsloser Schärfe über die Zeitverhältnisse auszusprechen, seine politischen Ansichten zu verfechten, moralische Gebrechen zu rügen und auch persönliche Fehden zum Austrag zu bringen. Für die Sittengeschichte der Zeit sind diese satirischen Dichtungen der Troubadours von grosser Wichtigkeit, und nicht unpassend hat man sie mit der Journalistik unserer Tage verglichen (le cri de l’opinion publique, nennt sie ein französischer Literarhistoriker); was die Dichtar sangen, blieb nicht auf einen engen Kreis von Zuhörern beschränkt, sondern wurde von den Spielleuten hinausgetragen, um der Menge mitgetheilt zu werden. Nach ihrem Inhalt werden die Sirventes in moralisch-religiöse, politische und persönliche eingetheilt (s. Diez, Poesie der Tr. S. 175), doch ist klar, dass namentlich die Unterscheidung zwischen den zwei ersten Klassen nicht immer streng aufrecht erhalten werden kann, sondern die Grenzen ineinander verschwimmen. Der Albigenser-Krieg und das Vorrücken der Franzosen in’s südliche Frankreich werden besonders häufig zum Gegenstand des politischen Sirventes gemacht, und es ist bemerkenswerth, aber auch begreiflich, dass die Troubadours, deren Existenz ja so eng an das ritterliche Leben des Südens geknüpft war, für Raimund von Toulouse und gegen die Franzosen Partei ergriffen. Der Troubadour Perdigon, (4) einer der Wenigen, der mit den Franzosen hielt und zum Kreuzzug aufmunterte, erntete dafür Hass und Verachtung und fand für gut, seine Schmach im Cisterzienser-Kloster Silvabela zu verbergen. — Denselben Hass, der sich in den politischen Gedichten gegen die Geistlichen und Franzosen ausgesprochen findet, bekunden auch die moralischen Sirventes, die hauptsächlich den Verfall des Ritterthums beklagen. Es ist gewiss eine feine Bemerkung von Fauriel (histoire de la poésie provençale, t. II p. 185), wenn er darauf aufmerksam macht, dass diese Klagen schon zu Ende des XII. Jahrhunderts auftraten, wo doch das Ritterthum im südlichen Frankreich in höchster Blüthe stand, wo die Minne mit dem grössten Enthusiasmus gefühlt und gefeiert wurde und die ritterlichen Institutionen einen so bestimmten Einfluss auf die Sitten und die sozialen Verhältnisse ausübten. «Les troubadours auraient été fort embarrassés de dire en quel lieu et en quel temps la chevalerie avait été plus florissante. Mais il était vrai qu’elle ne répondait pas complétement, dans la réalité, à l’idée qu’ils s’en étaient faite; alors suivant la tradition générale du genre humain, qui rêve toujours dans le passé et sous la forme de fait historique, le bonheur et le bien dont il a l’idée, les troubadours supposèrent à la chevalerie un age d’or déjà bien loin d’eux. Ils peignaient leur époque comme l’âge de fer de l’institution.» Alle die berührten Klagen und Beschuldigungen finden sich auch bei Guillem Anelier, dessen Gedichte wir den moralischen Sirventes beizählen. In seinen Angriffen gegen die Sittenlosigkeit und Habsucht der Geistlichen und gegen die Gebrechen der Kirche steht er nicht vereinzelt da; vor und mit ihm lassen sich noch weit energischere Stimmen der Troubadours hören, (5) und was sie zu rügen wissen, erregt auch den Unmuth Walther’s von der Vogelweide und lässt Dante jene Donnerworte in die Welt schleudern, «mit denen er die geistlichen Frevler am Christenthum richtet.»

Aber wie Dante von der Kirche und ihren Auswüchsen die Grundwahrheiten des Christenthums zu unterscheiden weiss, und «jedes Blatt seiner göttlichen Comödie von seinem tiefen, religiösen Empfinden Zeugniss ablegt», (6) so (si parva licet componere magnis) versäumt auch Guillem Anelier es nicht, seiner gläubigen Gesinnung Ausdruck zu geben und nennt sich (II 5) geradezu einen Diener des Herrn; (7) ebenso spricht er (III 1–2) seinen Glauben an die Gottheit Christi aus, der sich zur Sühnung unserer Sündenschuld dem Tod überlieferte und den er als unsern Führer und Leiter bezeichnet.
Der mannigfaltige Inhalt der Sirventes-Dichtung lässt die Definition der Leys d’amors (8) (I S. 341): «Deu tractar de reprehensio o de maldig general, per castiar los fols e los malvatz o pot tractar quis vol del fag d’alquna guerra,» etwas mangelhaft erscheinen. — Nach derselben Definition (sirventes es dictatz ques servish al may de vers o de chanso en doas cauzas) würde sich das Sirventes an einen bestimmten Vers oder eine bestimmte Canzone anlehnen und wäre gewissermassen eine Art Travestie derselben. — Uc von Saint-Cyr sagt in 2 Gedichten (Mahn, W. d. Tr. II S. 150 und 151), er wolle ein Sirventes nach der Weise anderer Dichter machen, während umgekehrt Gaucelm Faidit (Mahn, Gedichte der Tr. Nr. 301) ein neues Sirventes «ab nou cor et ab nouel son» bauen will und von Guillem Rainol (Mahn, Biogr. der Tr. 84) berichtet wird, er habe zu allen seinen Sirventes neue Weisen erfunden. — Auf diese Stellen gestützt, leitet Tobler den Namen Sirventes insofern von servire ab und nennt es ein Dienstgedicht, als es von einem andern Gedichte abhängig, in seinem Dienste stehend, betrachtet wird. — Diez (Wb. II 427) führt den Ausdruck ebenfalls auf servire zurück, nennt das Sirventes aber ein Dienstlied, weil es ursprünglich im Dienst oder zu Ehren eines Herrn abgefasst worden sei und führt dafür ebenfalls Stellen aus Troubadours an. Nach Ferdinand Wolf endlich (Ueber die Lais, Sequenzen und Leiche S. 306) waren die Sirventes ursprünglich religiöse Dienstgedichte zum Lobe Gottes, der hl. Jungfrau u.s.w., in unbestimmten, mehr volksmässigen Formen, die wohl erst später auch zu weltlichen Lob- und Rügeliedern im Dienste der Fürsten oder eines politischen Interesses wurden und bei der Unbestimmtheit ihrer Form selbst die des eigentlichen Kunstliedes annehmen konnten.
Wenn auch die vier uns vorliegenden Gedichte von der grossen Mannigfaltigkeit der lyrischen Kunstpoesie der Provenzalen und den überraschenden Künsteleien im Strophenbau (ihr innerer poetischer Werth kann nicht hoch angeschlagen werden) nur einen annähernden Begriff geben können, so lassen sich an die Betrachtung derselben doch einige Bemerkungen knüpfen, die als erste Einführung in das Studium dieses Gebietes der provenzalischen Literatur nicht unwillkommen sein mögen. Als wichtigste Quelle für die Kenntniss der provenzalischen Poetik sind zu nennen die Leys d’amors, die in ihrem II. Theile (Bd. I) in weitschweifiger Weise über die Verse, Reime und den Strophenbau berichten und daran die Definition der einzelnen Dichtungsarten reihen. Die Regeln dieses poetischen Handbuches über den Reim sind von Bartsch: Die Reimkunst der Troubadours (Jahrbuch für romanische und englische Literatur, Bd. I S. 171–197) zusammengefasst und erläutert worden; über den Strophenbau gibt derselbe Gelehrte Andeutungen in seinem Aufsatz: Ueber den Strophenbau in der deutschen Lyrik (Pfeiffer, Germania Bd. II S. 257–298). Nicht vernachlässigen darf man bei dem Studium der provenzalischen Metrik und namentlich des Strophenbau’s die Belehrungen, die Dante in seinem Tractat «de vulgari eloquio» (9) gibt; wenn dieselben auch zunächst auf die italienische Poesie Bezug nehmen, so weiss man doch, welchen Einfluss die Lyrik der Troubadours auf die Literatur von ganz Europa und speziell diejenige Italiens ausgeübt hat, und häufig genug citirt Dante neben seinen eigenen Gedichten auch provenzalische.
Gemeinsam haben unsere vier Sirventes, dass die Strophen aus je 8 Versen bestehen; während aber in den drei ersten die Reime jeder Strophe dieselben sind und in der nämlichen Ordnung wiederkehren, wir es also nach dem Ausdruck der L. A. I 270 mit den Coblas (Strophen) unisonans zu thun haben, hat in Nr. IV jede Strophe ihre eigenen Reime (rims singulars, L. A. I 166; coblas singulars L. A. I 212); die grammatischen Künsteleien, die dieses Gedicht aufweist, liessen die Beibehaltung der Coblas unisonans nicht zu; sonst ist letzteres Verfahren Regel in der provenzalischen Poesie. — Ueber die Arten der Reime und ihre Verknüpfung werde ich bei den einzelnen Gedichten sprechen.
In «de vulgari eloquio», lib. II cap. X (10) unterscheidet Dante von der Strophe, die mich einer stetigen Melodie gehe und bei der keine Wiederholung eines musikalischen Theiles und kein Zwischenspiel vorkomme (stantia sub una oda continua, usque ad ultimum progressive, hoc est sine iteratione modulationis cujusquam, et sine diesi (11); et diesim dicimus deductionem vergentem de una oda in aliam; hanc voltam vocamus, cum vulgus [d. h. in vulgärer, i. e. italienischer Sprache] alloquimur), diejenige Strophe, in der ein Zwischenspiel (diesis) sich finde, durch das sie in 2 Theile geschieden werde. Dieses Zwischenspiel kann aber nicht vorkommen, ohne dass eine musikalische Wiederholung stattfindet, entweder des der Diesis (volta) vorangehenden Theiles oder des nachfolgenden oder beider Theile. Findet die Wiederholung vor der Diesis (also im Aufgesang) statt, so sagt man, die Strophe habe pedes (Stollen), findet die Wiederholung nach dem Zwischenspiel statt, so sagt man, die Strophe habe versus; ist der Aufgesang ungetheilt, heisst er frons; der ungetheilte Abgesang wird syrma oder cauda genannt. Nach Dante können sich ungetheilter Aufgesang und ungetheilter Abgesang, d. h. frons und cauda nicht gegenüber stehen; (12) eine Theilung, sei es vor, sei es nach der Diesis oder an beiden Stellen, muss stattfinden, so dass folgende Combinationen stattfinden können:
                    I Pedes           II Frons            III Pedes
                      Cauda.            Versus.           Versus.
Bei dieser Gliederung ist aber zu beachten, dass sie nicht allein formell ist (die pedes oder die versus müssen einander völlig entsprechen), sondern dabei auch auf die Sinnabschnitte geachtet werden muss; die Diesis z. B. sollte stets durch eine starke Interpunktion bezeichnet werden können. Die Betrachtung der einzelnen Gedichte wird zeigen, ob Anelier diese Gliederung des Strophenbau’s beobachtet hat und zur Erläuterung der von Dante aufgestellten Theorie dienen.
Sämmtliche 4 Gedichte schliessen mit einer (IV mit zwei) Tornada, d. h. mit einer kleinen Strophe, die in Versmass und Reim vollständig mit der zweiten Hälfte der vorhergehenden Strophe übereinstimmt. «Cascuna tornada», sagen die L. A. I 338, «deu esser del compas de la meytat de la cobla derriera vas la fi». Da die Verszahl der Strophen in allen 4 Gedichten eine gerade ist, so konnte diese Regel genau beobachtet werden; die zweite Tornada des IV. Gedichtes zählt bloss 2 Verse; wir können also sagen, dass sie mit der zweiten Hälfte der ersten Tornada übereinstimme.
Diez (Poesie der Tr. S. 93) erklärt den Ausdruck Tornada (Geleit) mit Wendung, d. h. Apostrophe oder Anrede, Raynouard übersetzt ihn im Choix II 163 mit « retour », im Lex. Rom. V 377 mit «ritournelle, refrain». Tobler (Vorlesung über provenzalische Lit.-Gesch.) macht darauf aufmerksam, dass sich Dante deutlich über den Sinn des Wortes ausspricht. Er sagt nämlich im Convito, tratt. II Cap. XII (Ed. Fraticelli, p. 147): «Dico che generalmente si chiama in ciascuna canzone Tornata, perocchè li dicitori che in prima usarono di farla, fenno quella, perchè cantata la canzone, con certa parte del canto ad essa si ritornasse». — Danach wäre die von Raynouard vorgeschlagene Uebersetzung (retour, Rückkehr) die richtige; doch fügt Dante selbst bei: «Ma io rade volte a quella intenzione la feci; (13) ma fecila quando alcune cose in adornamento della canzone era mestiero a dire fuori della sua sentenza». — Und so ist denn auch gewöhnlich die Tornada inhaltlich in keinem Zusammenhang mit dem übrigen Gedicht (s. Diez l. c), sondern enthält eine Anrede an den Gönner des Dichters oder eine Huldigung an seine Dame, deren Name oft auf allegorische Weise, in einen sog. Verstecknamen eingehüllt, dargestellt ist; oder der Dichter nennt sich selbst, sei es mit seinem wirklichen, sei es mit seinem Verstecknamen. So widmet Guillem Anelier seine 3 ersten Sirventes dem Grafen von Astarac, den er als Gönner der Sänger und Stütze des ritterlichen Wesens den übrigen Rittern gegenüberstellt (und insoweit könnte man von einem indirekten Zusammenhang mit dem Vorangehenden sprechen), und zwar spricht er in I und II in der 3. Person von ihm, während er ihn in III direkt anredet; in IV wendet sich der Dichter in der ersten Tornada an sein Lied und beauftragt es, zum jungen König von Aragon zu gehen, während er in der zweiten von seiner Dame spricht, die er sonst nirgends erwähnt.
Ich lasse die Lieder in der von Bartsch (Grundriss S. 140) angegebenen Ordnung folgen, indem ich jedem einzelnen noch eine kurze Einleitung vorausschicke.
  

Fuβnoten:

(1) Irrtümlicher Weise berichtet Bartsch in seinem Referat über Milá’s Werk (Jahrbuch für romanische und englische Literatur, Bd. IV S. 331-346), derselbe identifizire den Troubadour Guillem Anelier mit Guillem von Tudela, dem Verfasser der Albigenser Chronik. — S. 245-256 (cf. Bartsch, l. c. S. 336 u. 338), wo Milá von der Betheiligung Navarra’s an der provenzalischen Poesie spricht, behandelt er das poema histórico del trovador Guillermo de Tolosa, von dem er einen kurzen Auszug gibt und fährt dann (S. 249) fort: «Tal es el triste asunto del poema de Guillermo Anelier. Además de algunos serventesios satíricos dirigidos á los señores, al clero y á los franceses y en que se lamenta de la perversidad del siglo y de la decadencia de la nobleza y juglaría, dirigidos al conde de Astarac, á quien elogia no menos que á su esposa (?), hallamos tambien dedicada á este señor, protector de los últimos trobadores, una notable poesía religiosa del mismo Anelier (?)».
S. 342-350 handelt Milá von der Albigenser Chronik des Guillem von Tudela und kommt zum Schluss, dass der Verfasser ein Spanier sei. Wenn er bei diesem Anlass den Namen des Guillem Anelier von Toulouse nennt, so geschieht es gerade, um ihn, den Toulousaner, dem Spanier Guillem von Tudela gegenüber zu stellen. «Al mismo tiempo el uso del pretérito perfecto en á que no es tolosano, que no usa el poema, mas reciente y mas vulgar en el lenguaje, de Anhelier y que es muy propio del catalan, la mencion especial de cosas de España, el incomparable entusiasmo con que se expresa al nombrar al rey de Navarra etc. y finalmente el mismo nombre de Tudela, cuya eleccion no pudo ser del todo arbitraria, abogan en favor de ser España la patria del poeta». — S. 250 vergleicht Milá die beiden Chroniken in Bezug auf Metrik und Sprache und sagt in der Anmerkung: «El poema de la cruzada parece mucho mas correcto, lo que en parte puede derivar de ser bastante anterior».
Es erschien mir um so nothwendiger, den genannten Irrthum von Bartsch zu berichtigen, als das Werk Milá’s nicht sehr zugänglich ist und man sich leicht an den Bericht im Jahrbuch halten möchte.()

(2) Herausgegeben von Gatien-Arnoult: Las flors del gay saber, estier dichas las leys d’amors, 3 Bde. Toulouse 1841.()

3) Im Anfang von Gedicht II wird das Sirventes dem Vers und der Canzone gegenüber gestellt.()
4) Mahn, Biographien der Troubadours in provenzalischer Sprache. Nr. 93.()
5) Vergl. Brinkmeyer, Rügelieder der Troubadours gegen Rom und die Hierarchie. Halle 1846.()

6) Ich mache hier aufmerksam auf den interessanten Vortrag von Bartsch: Ueber Dante’s Stellung zur römischen Kirche seiner Zeit. (Gegenwart Bd. XI Nr. 9–11).()
7) Diez, Poesie der Tr. S. 172 hat diese Stelle übersetzt: Ganz dem Dienst des Herrn ergehen, der Erlösung uns erwarb, — schmerzvoll an dem Kreuze starb — sag’ ich Wahrheit ohne Beben.()
8) Im Donatz proensals des Uc Faidit (Gramm. provençales, p. 8) wird sirventes mit «cantio facta vituperio alicujus» übersetzt.()
9) Ich benützte dabei die Ausgabe von Pietro Fraticelli in den opere minori di Dante Alighieri, vol. II. Firenze 1873 und die Abhandlung von Böhmer: Ueber Dante’s Schrift: de vulgari eloquentia. Halle 1868.()

10) Cf. Böhmer. l. с. S. 27.()
11) Böhmer, l. с. hat dargethan, dass man diesis und nicht diæresis zu schreiben hat.()
12) Doch scheint sich diese einfache Gliederung im Provenzalischen ziemlich oft zu finden, vergt. Eichelkraut: Der Troubadour Folquet de Lunel. Berlin 1872. p. 45.()
13) Ueber die Art und Weise, wie Dante die Tornata in seinen Canzonen anwendet, siehe Böhmer l. с S. 45. Der altfranzösischen Lyrik war die Sache ebenfalls nicht fremd und man hat dafür den Namen envoi (se dit de quelques vers mis à la suite d’une pièce de poésie, comme un hommage à la personne à qui elle est adressée. Dernière strophe de l’ancienne ballade et du chant royal. — Littré, s. v. envoi). Ueber die Anwendung desselben s. Wackernagel, Altfranzös. Lieder und Leiche S. 175 und Mälzner, Altfranzös. Lieder, S. 181.
In der mhd. Lyrik dagegen ist das « Geleit » im Ganzen nicht üblich; etwas ihm Verwandtes findet sich in einem Gedichte Walther’s von der Vogelweide, (Die mir in dem winter fröide hânt benomen, Lachmann’sche Ausgabe, 4. Aufl. S. 73), wo der Abgesang der letzten Strophe mit Veränderung eines Reimworte und Variation des Gedankens zweimal wieder aufgenommen wird (s. Bartsch, Liederdichter p. XXV). Eine ähnliche Erweiterung findet sich in einem Liede des von Morungen (Bartsch, l. c. p. 37 Vers 294–96; Lachmann und Haupt, Minnesangs Frühling p. 137); nur ist dieselbe ohne persönliche Beziehungen und steht auch ganz ausserhalb des Inhalts des Liedes. — Ich verdanke die letzte auf die mhd. Poesie bezügliche Mittheilung der Gefälligkeit meines verehrten Collegen Dr. Bächtold.()

 

 

 

 

 

 

 

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