INDEX:
EINLEITUNG.
Es wird, denke ich, willkommen geheissen werden, wenn man hier eine nicht geringe Anzahl ganz oder teilweise ungedruckter provenzalischer Lieder vereinigt findet, die sonst vielleicht an viele, nicht immer leicht zugängliche Orte verstreut worden wären. Die Sammlung umfasst nicht durchaus alle noch nach keiner Handschrift edierten lyrischen Gedichte aus den pariser Handschriften. Die Lieder Guillem Peire de Cazals sind unterdrückt, da mir Professor Levy mitteilt, dass er eine kritische Ausgabe der Werke dieses Trobadors in Vorbereitung und fast vollendet hat. Es fehlen ferner zwei Gedichte von Cadenet (Gr. 106, 19, 23), eins von Gavauda (Gr. 174, 11), zwei von Guiraut de Calanso (Gr. 243, 8, 11), drei von Marcabru (Gr. 293, 14, 21, 34) und eins von Perdigo (Gr. 370, 7), weil diese neun in einer gedruckten, aber noch nicht erschienenen Fortsetzung von Mahns Gedichten enthalten sind und weil ich diesem letzten Werkchen des verstorbenen Philologen, der den provenzalischen Studien bis zum Tode in so rührender Hingebung zugethan war, nicht Konkurrenz zu machen wünsche, falls es noch erscheint. Sollte seine Veröffentlichung nicht erfolgen, so wird sich Gelegenheit finden, diese Lieder an leicht zugänglicher Stelle abzudrucken. Es fehlt Gr. 162, 8, das mit den beiden anderen noch ungedruckten Gedichten Garin d'Apchier's aus Hds. D binnen kurzem herausgegeben werden wird, und es fehlt endlich das Gedicht von Gaucelm Faidit: D'un amor on s'es assis aus der Hds. T, welches im Grundriss nicht aufgeführt ist und das ich daher zur Zeit meines Aufenthaltes in Paris übersah. Durch eine Verknüpfung widriger Umstände habe ich die notwendige nochmalige Kollation des schwer lesbaren Textes nicht bis zum Abschluss des Druckes erhalten können und werde daher das Lied demnächst zusammen mit anderen Texten aus nicht pariser Handschriften veröffentlichen. Abgesehen von diesen Gedichten glaube ich alles zu geben, was noch von ungedruckten Liedern in pariser Handschriften bekannt war. Andererseits sind während der Fertigstellung meiner Ausgabe einige der hier gedruckten Lieder auch in der Revue des langues romanes erschienen. Es sind 76, 8; 102, 1, 3; 167, 10, 21, 48 (Revue 32, 552 bis 570); 203, 1; 206, 1ª; 270, 1; 289, 2 (Rev. 33, 106 bis 117); 363, 1 (Rev. 32, 171). Nur das letzte hätte ich noch Zeit gehabt, in meiner Ausgabe zu streichen.
Die Reihenfolge der Lieder ist ihrer Anordnung im Grundriss entsprechend, also alphabetisch nach Verfassern und Anfängen. Die Texte werden in kritischer Gestalt gegeben, soweit ich eine solche bei der oft mangelhaften Überlieferung bieten kann. Wenn das Gedicht in mehreren Handschriften stand, sind die pariser und die italienischen sämtlich benutzt worden; dagegen konnte ich die Cheltenhamer Handschrift für 349, 2, 8 nicht erhalten. Selbstverständlich findet man die Lesart der Handschriften hier genau abgedruckt, auch an zweifelhaften Stellen meist im Text selbst; im allgemeinen sind nur mir unbedenklich scheinende Änderungen in den Text aufgenommen, Vorschläge zur Besserung zweifelhafter Stellen in die Anmerkungen am Fuss der Seite verwiesen worden. Ebenda findet man das von mir nicht Verstandene oder doch nicht mit Sicherheit Verstandene hervorgehoben. Es ist dessen nicht wenig. Besonders die in Tüberlieferten Lieder machten bei der schwer lesbaren, oft verwischten Schrift des Manuskriptes und seiner mangelhaften Überlieferung Schwierigkeiten; aber auch abgesehen von diesen wird man wohl auf ein paar der Gedichte anwenden dürfen, was Bernart de Venzac von seinem Vers (71, 3 v. 7, 8) sagt:
Et er als plus savis pantays
et als non-savis bistensa.
Manches, was man sonst in Anmerkungen zu den einzelnen Stellen der Gedichte zu bringen pflegt, ist hier teils in der Einleitung, teils im Glossar und im Namensverzeichnis zusammengestellt worden, was sich hoffentlich bei späterem Nachschlagen als praktisch erweisen wird. Die Einleitung bringt vorzugsweise weitere Stellen zu einigen noch belegenswerten Punkten der provenzalischen Grammatik, das Glossar diejenigen Wörter oder Bedeutungen oder wichtigeren Konstruktionen, die ich nicht bei Raynouard gefunden habe.
Die Orthographie angehend, habe ich dort, wo nur eine Handschrift vorhanden war, deren Schreibung genau bewahrt, wenn nicht ein offenbarer Schreibfehler vorzuliegen schien, und jede Abweichung von der Schreibung des Manuskripts ist dann unter dem Text bemerkt. Lag das Gedicht in mehr als einer Handschrift vor, so wurde dort, wo C vorhanden ist, stets die Schreibung von C zu Grunde gelegt, welche sich durch konsequente und einfache Lautbezeichnung vor den übrigen empfiehlt. Von den wenig verschiedenen IK wurde I gewählt; bei anderen Hdss. ist die für die Orthographie massgebende am Eingang der Varianten genannt. Die Varianten verzeichnen die orthographischen und lautlichen Abweichungen der anderen, als der zu Grunde gelegten Handschriften nur in besonderen Fällen. Es wäre unnötiger Ballast, alle kleinen Verschiedenheiten zu verzeichnen. Dagegen wird einmal nötig sein, eine zusammenfassende Darstellung der orthographischen und phonetischen Eigentümlichkeiten jeder einzelnen provenzalischen Liederhandschrift zu geben, sowohl um der dabei zu Tage tretenden Erscheinungen selbst willen, als zum richtigen Verständnis des Variantenapparates kritischer Ausgaben (1). (↑)
Ortographische Eigenthümlichkeiten der Hds. T.
Es folgt hier eine Reihe orthographischer und lautlicher Eigentümlichkeiten der Hds. T, welche einer solchen Darstellung besonders bedarf, nach den hier von mir benutzten Gedichten:
1. Vokalismus:
- e in tonloser Silbe wechselt mit a: in dalgat 330, 17 v. 15; mit i: enfolittir 330, 17 v. 13; es ist eingeschoben vor r: peres 156, 14 v. 10; zwischen nund g: messonnegiers 461, 238 v. 4 (in diesem Fall die Einschiebung durch das Metrum als nicht rein orthographisch in Anspruch genommen).
- i nach Vokal vor s und tç. Dafür, dass man es mit Neuzeugung eines i vor diesen Lauten, nicht mit Erhaltung eines ursprünglichen i zu thun hat, sprechen vais 167, 48 v. 62, plaisen 156, 3 v. 9; 330, 3 v. 31 und graitç 167, 21 v. 24 (der Reim verlangt atz. die Einführung des i wird durch den Schreiber von T erst geschehen sein); — raiso 155, 4 v. 18; preiss 167, 21 v. 105; preis 167, 48 v. 80; aber kaum so zu beurteilen: freitç 167, 48 v. 3; adreitç 167, 48 v. 5; dreetç 167, 48 v. 33 neben frec, drec.
- für ọ nicht selten u, besonders vor r: fura 167, 10 v. 44; plurar 330, 3 v. 43; plur (der Reim verlangt plor) 330, 3 v. 54 ; so lur 167, 10 v. 47; 330, 19 v. 12; tut 330, 3 v. 19; 330, 19 v. 10; lugnan330, 19 v. 44, sun 330, 17 v. 21.
- für auslautendes ai tritt ae ein: plae 156, 14 v. 20; fae330, 3 v. 27; trae 355, 11 v. 14; einmal aie: faie 156, 14 v. 44; ebenso ue für ui: condue 167, 48 v. 35; fue 330, 19 v. 34, vgl. oben dreetç für dreitç.
- für lat ŏ unter den bekannten Bedingungen herrscht uo, nicht ue: arçuogll 155, 4 v. 3; uogll 155, 4 v. 13; tuogll 167, 10 v. 32; puosc 167, 10 v. 16; 330, 3 v. 1; fuoc 461, 236 v. 43. — Auch tuost für tost: 156, 14 v. 8. — Für fuoc findet sich aber auch fioc 155, 4 v. 15, 21 und ebenso lioc 461, 237 v. 5.
- ei erscheint reduziert zu e: crer 167, 21 v. 94; ebenso uoi zu uo: nuot 461, 237 v. 9; und ui zu u: cusoi (= cui soi) 167, 21 v. 66: cudava 330, 17 v. 1. Ob tut = tuit 330, 3 v. 37; 461, 236 v. 34 (im Reim, also unabhängig von der Hds.) ebenso zu beurteilen ist, muss dahingestellt bleiben.
- au zu a reduziert: atra 330, 3 v. 39.
2. Konsonantismus.
- Die mouillierten Laute werden sehr verschieden dargegestellt: mouilliertes l durch 1) gll: arçuogll 155, 4 v. 3; uogll 155, 4 v. 13; tuogll 167, 10 v. 32; fuoglla 461, 237 v. 2; acugllimen 355, 11 v. 13; igll 330, 19 v. 52 — 2) glli: fuogllia 156, 3 v. 2; meglliors 156, 3 v. 27 — 3) igll: uoigll 330, 3 v. 53; 330, 19 v. 15 — 4) gli: consigliars 156, 3 v. 22; meglior 167, 21 v. 17; trabaglian 330, 19 v. 33 — 5) gl: uogltç 156, 3v. 13; faglir 330, 3 v. 59 — 6) ill; uuoill 156, 3 v. 1; 330, 19 v. 17; 355, 11 v. 3 — 7) ll: cill 167, 10 v. 10; vermelltç 167, 10 v. 1; dezaconsellatz 461, 236 v. 1 — 8) il: nuil 461, 244 v. 7. — lh dagegen in solhatç 330. 19 v. 6 steht für einfaches l. mouilliertes n: 1) ign: destreign 155, 4 v. 2; plaign 330, 19 v. 57 — 2) gn: segner 156, 3 v. 33; regna 156, 14 v. 49; tagn 167, 21 v. 46; tegna 167, 21 v. 85; lugnan 330, 19 v. 44 — 3) ngn: songna 330, 19 v. 19 — 4) ihn: enseihna 461, 8 v. 5; reteihna 461, 8 v. 8; verguoihna 461, 236 v. 10 — 5) inh: tainh 167, 10 v. 29 — seihor 461, 237 v. 7 wird ein Schreibfehler sein.
- Auslautendes l wird häufig doppelt geschrieben, ohne Rücksicht auf den folgenden Anlaut: avoll 156, 3 v. 20; mall 156, 3 v. 24; bell 167, 21 v. 1; novell 355, 11 v. 1, 2, 4.
- Inlautendes r vertritt rr: deseron 167, 10 v. 4; enteratç 355, 11 v. 35. — Anlautendes r nach vokalischem Auslaut verdoppelt: derrix 461, 236 v. 26; lorric 461, 236 v. 38. — Metathesis in porverbis 461, 236 v. 7 und wohl in grat 9, 6 v. 50 = gart. — Wenn in abir 461, 236 v. 24 (gegen arbire 335, 36 v. 41) und clezia 461, 55 v. 2 r weggefallen ist, haben wir es im zweiten Fall wohl mit einem Schreibfehler, im ersten mit Dissimilation zu thun.
- Auslassung von m vor p in eperadors 156, 3 v. 26; eperaire 156, 3 v. 33 wird Schreibfehler sein, wenngleich abdui 330, 19 v. 31 Fortfall des Nasal nicht unmöglich scheinen lässt. — n und m werden vor Labial denselben Laut bezeichnen, s. senblan 330, 19 v. 3; sompar 461, 236 v. 2; statt amb steht 156, 3 v. 22 abm, 330, 17 v. 34 anb. — Auslautendes n vor anlautendem m fliesst mit diesem zusammen: nomm'ausi 155, 4 v. 16; domes (don m'es) 167, 21 v. 23. — Das bewegliche n wird vom Schreiber gesetzt: ben 167, 10 v. 37; 21 v. 9 (der Reim verlangt be, welches also in der Vorlage gestanden haben wird), 69; 330, 19 v. 58; bens 155, 4 v. 13; ten 330, 17 v. 5; rens 156, 14 v. 47; plens 167, 48 v. 10; uns 167, 10 v. 46; 330, 19 v. 36. Wo es fehlt, werden wir die Schreibung der Vorlage, nicht die des Kopisten haben. — Eingeschoben ist n vor g in: nenguna 330, 3 v. 62, vor sin: ainsi 330, 19 v. 31; ansi 461, 237 v. 10.
- Auslautendes b zu p in ap lor 167, 21 v. 104. — p zwischen m- seingeschoben: homps 461, 236 v. 31; 461, 238 v. 3. — Anlautendes f doppelt geschrieben: en ffre 167, 21 v. 43; e ffols 167, 21 v. 49.
- Intervokales d als d geblieben (durch lat. Einfluss): predicx 156, 14 v. 26. — Auslautendes nt behält t oder wirft es ab: tant 156, 3 v. 4; 330, 3 v. 44; tan 155, 4 v. 5; talent 167, 10 v. 5; talen 330, 19 v. 2; plasent, valent, atentetc. 167, 21 v. 2, 4, 19 etc.; soven 156, 14 v. 6; senblan 330, 19 v. 3. — 156, 3 v. 20 ist sont für son (= soi) geschrieben. — Auslautendes t nach Vokal gefallen: beuta 156, 14 v. 5; po 330, 3 v. 59; nach r: for 461, 55 v. 6, 236 v. 35 (?).
- s steht teils als orthographische, teils als lautliche Eigentümlichkeit: statt sonstigen z: leser 167, 21 v. 54; veser 167, 21 v. 88; plasen 330, 3 v. 1; grasir 330, 3 v. 16; asir 330, 17 v. 5 (in plasser 167, 10 v. 19 selbst ss für z); — statt ss: cosir 155, 4 v. 8; eser 167, 10 v. 16; 330, 3 v. 41; laisa 330, 17 v. 8; menasan 330, 19 v. 27; casan 330, 19 v. 32; — statt c: sent 330, 17 v. 38 (wie c statt s: cecor 461, 8 v. 7); — für auslautendes tz: mostras 155, 4 v. 4; deves 155, 4 v. 20; dones 330, 3 v. 31; es 330, 3 v. 32; pas 330, 3 v. 53; ves 330, 17 v. 38; pres 330, 3 v. 10 (ss: press 156, 14 v. 38; preiss 167, 10 v. 105). — Anlautendes s nach vokalischem Auslaut verdoppelt: nossoi 167, 10 v. 18; cassom 167, 10 v. 19; essitot 167, 10 v. 30; essoi 167, 10 v. 37, 39; cesse 167, 21 v. 61; lossieu 461, 236 v. 21; esson 461, 236 v. 22 (anders auslautendes s vor vokalischem Anlaut: adess i 156, 3 v. 32); — im Gegenteil auslautendes und anlautendes s nur einmal geschrieben: esavis 156, 14 v. 31; forsel 330, 17 v. 30. Es wird dies (wenigstens zum Teil) orthographische Eigentümlichkeit sein, nicht Fortfall des auslautenden s bezeichnen, der aber gleichfalls vorkommt: ade 76, 8 v. 33; plu 155, 4 v. 4; ma 330, 3 v. 5; 17 v. 21; 355, 11 v. 14; ce (= qu'es) 156, 3 v. 8 (me 156, 3 v. 9, e 461, 236 v. 41 werden eher m'er, er als m'es, es zu verstehen sein; in welchem Fall aber Schreibfehler nicht Abfall des r vorliegen dürfte); tenp 156, 3 v. 15; del 167, 48 v. 66; uogll 330, 3 v. 14; Roman 156, 3 Überschrift; sen 330, 3 v. 32; midon 330, 19 v. 19. — So kann Verwirrung eingetreten sein derart, dass s geschrieben wurde, wo es nicht hingehört und wo es anders denn als rein orthographisch nicht leicht aufzufassen ist: mas 156, 3 v. 26; cars 330, 19 v. 49; flors, paurs etc. 156, 3 v. 2, 3 etc.; die Grenze zwischen Schreibfehler und falsch gesetzter Form ist hier kaum zu ziehen. — Vor t ist sgefallen in rautir 461, 55 v. 10.
- Auslautendes tz wird gewöhnlich bezeichnet durch tç: sufretç 155, 4 v. 10; sapciatç 156, 3 v. 17; platç 167, 10 v. 18; ditç 355, 11 v. 5; fetç 355, 11 v. 11; totç altres pensatç natç 167, 21 v. 91, 92; — 156, 3 v. 36 durch z: tuz. — tç, tz steht für sim Auslaut nach n, mouilliertem l, r, auch nach Vokalen: midontç 155, 4 v. 1; 156, 14 v. 20; dantç 167, 10 v. 31; dintç 330, 3 v. 22; antz 461, 244 v. 9; uogltç 156, 3 v. 13; vermelltç 167, 10 v. 1; giortz 156, 3 v. 36; vairtç 167, 10 v. 22; dotz, dutç 167, 21 v. 1, 37; notz (= no·s) 461, 236 v. 17; etz (= ez vor Vokal) 461, 236 v. 31.
- k wird bezeichnet vor a: 1) c: cantan 155, 4 v. 1; 156, 3 v. 1; cant 167, 21 v. 3; escasegra 167, 10 v. 38. — 2) q, qu: qant 155, 4 v. 6; quauzis 461, 30 v. 2. — 3) ch (aus der Vorlage entnommen?): bocha 156, 3 v. 13; eschasegra 167, 10 v. 17; trenchan 167, 10 v. 46. — Vor e, i; 1) c: ce 155, 4 v. 13, 14 ; 167, 10 v. 6, 7; ci 156, 3 v. 3, 23; cieu 156, 3 v. 19; 167, 10 v. 5; conces 156, 14 v. 19; concis 167, 48 v. 47; marces 156, 14 v. 28. — 2) q, qu: que 155, 4 v. 6; qem 155, 4 v. 4; conqier 167, 48 v. 24; quim 167, 10 v. 12; quel 167, 10 v. 18. — 3) ch: che 167, 10 v. 34. — cc durch c vertreten: pecatç 330, 3 v. 56; pecat 330, 17 v. 7. — Auslautendes c nach n geschwunden: an 156, 14 v. 17.
- g wird auch vor e, i durch g bezeichnet: volges 167, 10 v. 28; poges 167, 10 v. 48; ages 167, 21 v. 54; langir 330, 17 v. 16; segir 330, 19 v. 30; nogier 461, 237 v. 10. In crecguda 330, 19 v. 69 steht cg für g; arçuogll 155, 4 v. 3 ist wohl Schreibfehler.
- j wird ih geschrieben: seiha 167, 48 v. 31; creiha 167, 48 v. 55; greiha 167, 48 v. 67; sordeiha 167, 48 v. 70. Ob g in agut 330, 19 v. 51: aguda 155, 4 v. 3; 330, 19 v. 52; m'enuega 461, 238 v. 1, 2 den Laut j oder ž darstellt, muss dahingestellt bleiben. — In s'esbaudea 167, 48 v. 7; enveos 167, 48 v. 39; autrea 167, 48 v. 46 ist ein sonst geschriebenes j intervokalisch ausgefallen.
- tš wird inlautend durch ci bezeichnet: cocios 155, 4 v. 7; sapciatç 156, 3 v. 17; tracier 461, 244 v. 6; in sofraccia 156, 14 v. 40 durch cci. Auslautend steht c (es wird doch wohl tš gemeint sein): dreic 155, 4 v. 18; drec 330, 19 v. 53; frec 156, 3 v. 3; fac 156, 14 v. 26; forfac 330, 3 v. 55; benfac 330, 19 v. 11; aduc 330, 17 v. 23; auc 330, 17 v. 26; inlautend in cocat 461, 236 v. 33. — 461, 238 v. 1 durch ch: auch; enuh 461, 112 v. 3 bezeichnet wohl auch tš, kaum aber dret 330, 3 v. 33, 39.
- dž wird geschrieben: 1) meist gi: gioi 155, 4 v. 10; 156, 14 v. 17; gia 156, 3 v. 21; giac 156, 14 v. 18; gugiaria 156, 14 v. 33; giamais 167, 10 v. 13; esgiauzir 330, 3 v. 27; augias 330, 3 v. 52; gien 156, 3 v. 14; gies 167, 10 v. 10; coragies 167, 48 v. 8; salvagies 167, 48 v. 9; gir 330, 19 v. 15. — 2) durch g; gausen 156, 3 v. 4; 330, 3 v. 44; gausire 167, 21 v. 30; leuges 330, 19 v. 47; gugiaria 156, 14 v. 33; gus 461, 128 v. 5. — ia 461, 238 v. 5 wird der Vorlage entnommen sein.
- h vor vokalischem Anlaut ist gesetzt: he 167, 10 v. 3; hon 167, 48 v. 73.
- Statt x ist fast durchgehends csgeschrieben; vereinzelte Fälle mit x werden aus der Vorlage stammen.
Dass die Nominalflexion nur sehr mangelhaft beobachtet ist, ist selbstverständlich. Über die Verbalflexion ist Besonderes kaum hervorzuheben. 167, 10 v. 5 ist für das vom Reim geforderte desplec: despleie als ein sg. conjct. praes. eingeführt, wie also die Sprachform des Schreibers gewesen sein wird. mon dolor 330, 3 v. 48 ist vielleicht als Italianismus aufzufassen, ebenso wie arguogll 155, 4 v. 3; sa giouan 461, 237 v. 10.
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Eine eigene Untersuchung verdienten auch die provenzalischen Lieder der Handschrift W in ihrer Mischung provenzalischer und französischer Elemente. Der Umfang der hier von mir benutzten Texte ist zu gering, um einer solchen Untersuchung zur Grundlage zu dienen. Als ein für das Verständnis wichtiger Zug sei hervorgehoben, dass enklitisches m vor konsonantischem Anlaut als n erscheint: no·n secor 461, 13 v. 7; se·n faisie ib. v. 12; que·n lais v. 27; no·n desv. 33; si·n torne v. 38; no·n rent v. 40: no·n partray 461, 92 v. 7. Den aus WXY mitgeteilten Gedichten ist ihr sprachliches Zwittergewand auch in der Schreibung gelassen.
Die Interpunktion angehend, ist die Verwendung des Komma gegenüber der im Deutschen üblichen beschränkt, die des Semikolon dagegen erweitert worden. Die angelehnten Laute sind durch einen Punkt vom Stützwort geschieden; doch ist bei Anlehnung an Präposition die Trennung unterlassen. Die Gruppe sieus für si + us musste ebenfalls ungetrennt bleiben, denn wohin sollte man den Punkt setzen?
Einige Inkonsequenzen vorzugsweise in der Interpunktion, und auch manche andere Versehen wolle man mit den schwierigen Verhältnissen entschuldigen, unter denen die Korrektur und damit die letzte Feilung der Arbeit während langer Monate und an immer wechselnden Orten, oft entfernt von den nötigsten Hilfsmitteln, vollzogen werden musste. (↑)
Zur Lautlehre der Texte.
Beim Zusammentreffen von vokalischem Auslaut mit anlautendem e ist in Hds. C Aufgehen des e im Auslaut (namentlich i) häufig: cossi's 53, 1 v.6; ni'stribot 63, 6 v. 23; si's 63, 7 v. 27; si'n 63, 7 v. 28; si'lha 396, 3 v. 17; be's 215, 1 v. 21; so'n 380, 1 v. 40; say's 216, 1 v. 46; auch in anderen Hdss.: R: suefri'n patz 339, 2 v. 7; T: qui's 167, 10 v. 22. So ist 82, 9 v. 37 sé'scapar zu lesen. Der Apostroph giebt natürlich kein genaues Bild des lautlichen Verhaltens; e ist, wenigstens bei e, i, ay, im bestehenden Vokal mit enthalten. Eine Zwischenstufe des Lautvorgangs wird in iauzida ys 396, 2 v. 41 (C) zu sehen sein.
167, 10 v. 29 T ist quil = que + Artikel fem. nom. sgl., 390, 1 v. 14 IK quil = que + Artikel masc. nom. pl.; in beiden Fällen wird mouilliertes l ein i vor sich erzeugt haben, mit dem dann auslautendes e sich verschmolzen hat.
244, 2 v. 9 möchte man c'aizina auflösen in c'ai'zina = c'ai aizina; aber ist solche Aphärese annehmbar?
390, 1 v. 30 steht iramen in beiden Hdss. (IK) für irai me·n. Vielleicht war es im Text zu belassen mit Kürzung des Diphthongs vor angelehntem Pronomen (wie bei Triphthong ie·m für ieu·m; 376, 2 v. 24 C ist in quien = qu'ie'n, ieu auch vor der Präposition gekürzt). 69, 3 v. 10 C scheint dirie·us für diriey·us zu stehen, wenngleich freilich iey als Endung der 1. Futur. in C nicht üblich ist, also aus der Vorlage entnommen sein würde (dasselbe dirie·us, nicht diuern, mag ebenda v. 30 dem duieus der Hds. zu Grunde liegen: e son freg, dirie·us, en mai). 5, 2 v. 31 C cugey wird dann in cugei y aufzulösen sein, und volgrie esser 304, 2 v. 26 C steht vielleicht für volgr'ieu esser.
Veiatge 390, 1 v. 17 IK verhält sich (aber mit unbetontem i) zu viatge wie seia zu sia, wie 349, 8 v. 32 traireia (im Reim) zu trairia.
Ire 349, 8 v. 20 im Reim für ira ist französisch.
Kontraction pren = peren ist 21, 2 v. 43, 46 durchs Versmass gesichert.
Übergang von auslautendem n zu m vor m (wie sonst vor p, b) zeigt: iorm m'auci 59, 1 v. 35 M; ebenso mag nom (eher als no·m) menetz 202, 3 v. 61 C zu beurteilen sein.
Eine nicht ganz häufige Metathesis ist frem = ferm 59, 1 v. 21 M. s. Arn. Daniel ed. Canello VIII, 16 im Reim. (↑)
Zur Formenlehre.
Nominalflexion: Die Leys führen II 176 cor als ein Wort an, welches im Nom. sgl. ohne Flexions -s bleiben darf. Ich kann die Flexionslosigkeit im Reim nicht nachweisen (Arn. Daniel 18 reimt im Nom. cors), aber sie drängt sich der Dichtersprache beim häufigen Nebeneinander von cor und cors (corpus) durch die Möglichkeit der Verwechselung fast als Notwendigkeit auf (vgl. 237, 1 v. 30 Mas sufrirai tro que·m sofranha Lo cor del cors). Die Hdss. zeigen cor im Nominativ in bemerkenswert zahlreichen Fällen: in prädikativer Stellung: 9, 6 v. 19 T; 282, 25 v. 29 IK (als Subjekt ebenda v. 25 Mos cors); als Subjekt: 9, 6 v. 21, 26 T; 203, 1 v. 10, 17 E; 211, 1 v. 40 CR; 244, 1 v. 5 E; 244, 2 v. 10, 30 E; 289, 2 v. 49 R; 396, 1 v. 32 C; 455, 1 v. 23, 32 C. Ich habe in diesem Punkt die Schreibung der Hdss. bewahrt (2).
Durch Reim oder Metrum gesicherte Verletzungen der Nominalflexion sind auch in diesen Texten nicht selten. Die Fälle sind die folgenden (3):
1) Nominativform durch Obliquusform ersetzt.
A) Maskulinum: a) Das Nomen steht prädikativ: 102, 3 v. 12 Cum si eron trotiers o vils cussos; 282, 3 v. 26 Es ad amic adoncx amors esglai. Prädikatives Adjektiv: 53, 1 v. 17 la ciutat sancta, On foram alegres e guays; 244, 1 v. 28: Sel joi qu'el mon plus aut es (grammat. Reim). — b) Das Subjekt steht seinem Verb nach: 68, 1 v. 7 D'aquellas mou tan gran galiamen; 215, 1 v. 29 merce deu trobar preyan Tot fin aman; 216, 2 v. 42 don sofri dolor Lo ver creator; 392, 14 v. 4 diray cum comensa Un ric torney, eb. v. 38 Mas un pauc de feunia L'a son corssier; ferner 63, 5 v. 23; 256, 1 v. 10; 343, 3 v. 43; 366, 4 v. 38; 404, 8 v. 30. Anscheinend den Bedürfnissen der Sprache doch gerade nicht entsprechend, scheint das Subjekt in dieser Stellung die Flexion eher aufgegeben zu haben, als in der vor dem Verb (vergl. Tobler Verm. Beitr. S. 192 Anm.). — c) Das Substantiv ist Subjekt eines durch que nach Komparativ oder durch com eingeleiteten unausgesprochenen Satzes: 66, 4 v. 23 vostra lengua es temsuda Trop mais que·l senhal; 71, 1 v. 43 meyns an fe l'enfant que·ls pairos; 392, 14 v. 74 e'n Barraus s'escabelha Coma neyat. — d) In anderen Stellungen Flexionsverletzung beim Subjekt fast nur bei späten Dichtern: 68, 1 v. 29 (aysselhuy als Nominativ durchs Metrum gesichert); 216, 2 v. 49; 256, 1 v. 14; 339, 1 v. 26 (die Hds. zeigt nebeneinander leos o leupart). Ganz willkürlich verfährt 327, 1; die Flexion ist beobachtet v. 38, 59, 68, vernachlässigt v. 17, 32, 54, 56. Ich habe nicht umhin gekonnt, der Nominalflexion gegenüber dem Gutdünken Raum zu geben, bei einem Dichter im Reim die Endungen nach den geltenden Regeln herzustellen, bei einem anderen dem Verhalten der Hdss. zu folgen.
B) Femininum: a) Praedicatives Adjektiv: 330, 3 v. 41 Si·m degues eser plasen. — b) Das Subjekt folgt dem Verb: 124, 5 v. 3 Quan fuelh'es vertz e blanca flor; ebenso 124, 12 v. 46; 355, 17 v. 26 (amor neben flektiertem merces, pietatz). — c) Das Subjekt steht dem Verb voran: 349, 2 v. 24 E vos, amors, vueilhatz qe merce·us vensa; 380, 1 v. 15 tota gen Que·us vic, vos planh (4).
2) Obliquusform durch Nominativform ersetzt: Peire Raimon de Toloza gebraucht die Partizipendung -itz auch im Obl. sgl.: floritz 355, 17 v. 20; garitz v. 25; noiritz v. 36. — 411, 3 v. 4 C steht amaires als Obl. plur. in der Hds. und war vielleicht im Text zu belassen; entsprechendes felhs steht 53, 1 v. 12; felh als obl. sgl. 216, 1 v. 5, 2 v. 25.
Pronomen und Artikel: 282, 10 v. 2 IK wird eus für eu·us stehen wie sonst ie·us. — 339, 2 v. 35 wird ·ls als angelehnter Dativ plur. durch das Versmass gesichert. — lhor statt lor 216, 2 v. 31 C. — ilh steht 256, 1 v. 26, vom Metrum bestätigt, für den obl. fem. lieys oder ela. Entsprechend könnte vielleicht 202, 3 v. 47 für aquel: aquilh = aquela gelesen werden. Der bekannte betonte weibliche Obliq. lui statt lieys steht 21, 2 v. 21 (im Reim); 65, 3 v. 5 C; 256, 1 v. 33 CR; 366, 4 v. 25 CR (gegen lieis ebenda v. 13, 20, 42; v. 46 C könnte luy über la belha fort auf Tot-mi-platz bezogen werden). — 21, 2 v. 39 giebt die Hds. (E) autrei „eine andere“, entsprechend lei; aber der Reim verlangt autrui. — esti 102, 3 v. 6 C als Nom. plur. des Pronomens ist doch kaum annehmbar; eher quix (oder quic) 124, 5 v. 37 C (quic: quec = cist: cest), das vielleicht mit Unrecht in die Varianten verwiesen ist. — Erwähnung verdient der Plural von eis: 65, 3 v. 22 C eisses los pimens.
Akkus. Artikel la bei Anlehnung zu ·l, ·ill gekürzt: 82, 3 v. 7 R ami. . la pus cuend' e·l pus pros (lies e p. p.?); 216, 2 v. 14 l'us reys cuyda tener la clau D'afortimen e l’autr'a·l contraclau; 244, 1 v. 31 e·ill beleza Creis valors, don plus bel'es; 389, 40 v. 33 CRa quan mi colc al sera (lies las.?).
Adjektiv: melhor als Neutrum 377, 1 v. 32 E bon (m'es) quan pens de sa valor, E quan la vei, meillor qu'ieu no sai dire; 47, 7 v. 9 CER Estranhamen m'abelhis Qu’ie·us am . . . E me·n sap melhor iovens E deportz e guallardia.
Adverb: Der Komparativ des Adv. gen hat 323, 20 v. 49, 58 C die bei Diez und Mahn fehlende Form gensetz.
Verbum: Für soi avutz = ai estat sind drei weitere Belege zu merken: 82, 3 v. 35 R; 202, 11 v. 46 C (son avut im Reim), 339, 2 v. 18 R.
Von Endungen ist etwa Folgendes erwähnenswert: 1 sgl. praes. ind. der a-Konjugation auf i: im Reim estreni, meni, encadeni, refreni, peni 230, 2 v. 4, 5, 8, 10, 11; durchs Metrum bestätigt laissi 225, 9 v. 35 CR; clami342, 3 v. 13 CR. — 3 sgl. conj. praes. a-Konjg. auf e: coferme 214, 1 v. 50 C; porte 215, 1 v. 22 C; amoneste 226, 2 v. 42 C. 1 fut. auf e: quere 214, 1 v. 3 C (vgl. se = sai 289, 2 v. 31 R). — Kondit. traireia = trairia 349, 8 v. 32 im Reim (vgl. seia = sia ebenda v. 8).
oblit als Partizip von oblidar gebraucht im Reim 219, 1 v. 43.
In der nützlichen Liste der Verbalformen in Mahns Grammatik vermisse ich folgende hier begegnende Formen:
creire: cretz 3 sgl. praes. ind. 282, 2 v. 86 IK, in die Varianten gestellt.
morir: moria 1 sgl. praes. cj. 282, 25 v. 55 IK.
vezer: vet I, veit K 1 s. praes. ind. 390, 1 v. 14, in die Varianten gestellt, aber eine nicht unmögliche Form.
encendre: encens part. pf. 323, 19 v. 19 Reim.
dire: dizi 1 s. praes. ind. 339, 1 v. 4 R; diu dasselbe 63, 8 v. 42 Reim.
iunher: iuys 3 s. pf. 392, 14 v. 23 R.
metre: mezi 1 s. pf 342, 2 v. 32 CR; 404, 9 v. 12 C.
rire: ritz 3 s. praes. ind. 392, 14 v. 104 Reim (vgl. oben cretz).
traire: trauc 1 s. praes. ind. 167, 21 v. 83 T.
traire = trahir: tray 3 s. praes. ind. 428, 1 v. 41 Reim; traz dasselbe 355, 11 v. 23 Reim; trazen part. praes. 275, 2 v. 6 CE; traen dasselbe 355, 11 v. 23 Tc.
paisser: pazut, passut part. pf. 443, 2 v. 32 DIK.
tener: terras2 s. fut. 323, 20 v. 39 C.
estener: esten 1 s. praes. ind. 230, 3 v. 25 Reim mit festem n.
voler: vuelh 3 s. praes. ind. 63, 7 v. 23 Reim.
Bei Mahn notiert, aber weiterer Belegstellen wert sind etwa noch: claus 3 s. pf. 392 14 v. 27 Reim; rema 1 s. praes. ind. 411, 2 v. 26 C Var.; quesit part. pf. 323, 18 v. 26 Reim; trai 1 s. praes. ind. 282, 25 v. 8 IK; tratz, tras 3 s. praes. ind. 53, 1 v. 22 C; 82, 4 v. 10 R; val 1 s. praes. ind. 63, 8 v. 33 CE Var. (↑)
Zur Syntax.
Der Artikel weist auf die Person des Sprechenden selbst hin wie sonst cest, aquest: 82, 8 v. 44 aisi dieus gui lo caitieu doloiros, und so wohl eb. v. 24 ieu prec lo vostre cors ioios No·m aussiza, c'obs es al (statt als) doloiros.
Diejenige betonte prov. Form des lat. ille, welche als Pronomen personale dient, steht bei eis, meseis, wo man das Pronomen demonstrativum bez. determinativum erwarten würde: 202, 11 v. 33 C Elh eyss dieus que·l raon guaranda, La fetz; 289, 2, Überschrift R: chanso de luy meseis (die gleiche Überschrift unter gleichen Verhältnissen bei der latein. canso de nostra dona desselben Lunel de Monteg, Hds. R, Fol. 141).
Das auf eine Person bezogene Relativ que steht in Dativfunktion: 244, 9 v. 42 C selh que d'amor non cal No pot tant valer ni val. Zweifelhaft ist 167, 10 v. 26 T lieis non cal qui's qu'eu desplec Lo ver (qui's = qui es oder cui es? oder lies cui qu'eu?) und 342, 3 v. 23 CR es semblans que sian saboros Li be que fa a sselhs que·ls fa sentir, da que allenfalls auch Akkus. sein könnte. don = interrogatives de que? s. 323, 20 v. 44 Anmkg.
Genus: Das Neutrum dient der näheren Geschlechtsbestimmung aus dem Wege zu gehen, wo es sich um eine Mehrheit verschiedengeschlechtiger Seiender handelt: 206, 1a v. 48 E far vos ay nous vestiniens . . . E ia negus vostre parens no sabra don vos er vengut. Darauf folgt die Aufzählung dessen, was der Dichter der Hirtin bringen will. Oder bezieht sich vengut auf das ganze faire nous vestimens?
Casus: Beispiele dafür, dass ein Pronomen zwei Verben auch dann genügt, wenn es bei einem im Dativ, beim anderen im Akkus. stehen würde (Tobl. Verm. Beitr. S. 92): 3, 3 v. 42, 43 Bona domna, ses enjan Vos am e·us ai car tenguda E ma voluntat renduda; 257, 1 v. 32 si·l vengues a plazer Qu'elha·m denhes escoutar ni respondre.
Akkus. der Person bei faire von dem ein vom Objekt begleiteter Infinitiv abhängt: 59, 1 v. 7 E le seinhers . . . Fa·ls comensar tal re, don . .. Dativ dagegen bei objektlosem Infinitiv vielleicht 461, 138 v. 1 A (statt Ha!) me non fai chantar foille ni flors (Tobl. Verm. Beitr. S. 168).
Attraktion des Casus aus einem nachfolgenden Satz in den voranstehenden: 355, 3 v. 39 C ans poiratz mi·l bureus far De presset dir que fos saya (durch weitreichende Attraktion merkwürdiges und bedenkliches Beispiel). Vielleicht mit Unrecht in die Varianten verwiesen ist der Nominativ 282, 3 v. 16 IK: Ges per aisso de chan no·m laissarai, Que·l danz qu'es granz, acreisser non s'eschai.
Komparation: Nicht an richtiger Stelle zur Sprache gebracht scheinen mir Bertran de Born ed. Stimming Anm. zu 9, 42 Fälle wie 404, 10 v. 5 ff. on mielhs fauc sos comans, Pert los datz al prernier lans; On plus vos suy aclis et amoros, Dona, muer ses ochaizos, indem Stimming sie zusammenstellt mit Sätzen, in denen an der Zu- oder Abnahme bei zweierlei ein Fortschreiten in entsprechenden Massen konstatiert wird (on pus — pus —, com pus — pus —), und indem er diesen die hier gemeinten Fälle mit der Bemerkung hinzufügt: „im demonstrativen Satzgliede kann der Komparativ auch fehlen“, so dass man meinen könnte, es wäre zu ergänzen mielhs pert, plus muer (wie denn auch Klein, Mönch von Montaud. Anm. zu 1, 60 diesen Schluss gezogen hat). Der Komparativ ist der bekannte im determinierenden Satz, an dessen Stelle das Deutsche einen Superlativ setzt. Man kann etwa übersetzen „noch so sehr . . ., (doch) . . .“ (eigentlich „wo am meisten . . ., (dennoch) . . .“). Entsprechend: 363, 1 v. 21 poderos No seria que iauzis Lunh'autra ni que·m partis De vos . . . Com mais ne vey d'autras; 366 , 4 v. 10 Quom pus hi ai tota ma ponha meza, A penas puesc far ni dir belh semblan; 461, 152 v. 20 Fins amics Sui de vos, . . . Ne ia d'autre non credaz, Qan mais vos en iurerie.
339, 1 v. 5 R E lai on pus ne fas mais de mon dan, Adoncx me truep pus ferm senes engan wird faire mais durch pus gesteigert, wenn die Überlieferung richtig ist.
Verbum: Beispiele zur besonderen Verwendung des Numerus sind: Plural des Verbum bei Subjekt in grammatischem Singular 216, 1 v. 9 Enveyos . . . Son lo pus d'aquelhs qu'er vey natz; — Singular des Verbs bei Subjekt im Plural 5, 1 v. 15 si·s dolgues com ie·m duelh, Fora·m plus leu sufridor Tug l'afan que no son ara (? s. die Anm.). — Hier auch zu erwähnen 219, 1 v. 26 Lauzenjadors non oblit pas Quan es, peiors que Cayfas „welche Menge es giebt“. Änderung der Lesart wird unnötig sein; vgl. 461, 197 v. 35 et n'a el siegle d'aques tan. (Plural des Verb, aber Singular des prädikativen Substantivs, bei pluralischem Subjekt: 396, 1 v. 31 que de fors son Sanh Andrieus, wohl kein Nom. Plur. mit Verletzung der Endung).
Bei Gelegenheit der Person des Verb ist etwa anzumerken die dritte Person in 396, 4 v. 28 ieu suy totz a son coman Ben-volens qu'autra non denha. Der Relativsatz bezieht sich auf das substantivische Praedikat ben-volens, nicht auf das Subjekt des regierenden Satzes.
Erhaltung verbaler Kraft bei substantivischer Form zeigt 82, 1 v. 14 pauc sabedor. (Weiterer Belege kaum mehr bedürftig ist Adverb bei substantiviertem Infinitiv: 9, 6 v. 3 T gent garnirs, v. 12 gent mangiars; 304, 3 v. 2 CR leu iutjars; s. D. IIIª 218).
Eigentümlich verwendet steht das Gerundium 167, 21 v. 55 Com gia·m det poder, Enten Q'ieu ages leser Disen Len Los bes ce·m a datç, „dass ich, indem ich sage, die Erlaubnis (dazu) habe“ — „die Erlaubnis habe zu sagen“. Diesem leser disen würde sich 380, 1 v. 37 elh e·l mons engalmen Son d'un voler quecx ab se vos aven, das voler aven gleichstellen, wenn das „Wollen“ und das „Haben“ gleichzeitig wären. Der Sinn soll aber doch wohl sein „beide sind eines Willens, nämlich Euch bei sich zu haben“, nicht „beide sind, indem sie Euch haben, eines Willens (nämlich Euch zu behalten)“.
Zeit und Modus: Bekannt ist das Eintreten des Modus der bedingungslosen Thatsache für den der bedingten: 47, 7 v. 2 CER Dona, si totz temps vivia, Totz temps vos serai aclis(s. Stimming zu Bertr. de Born 3, 45). Das Entgegengesetzte findet statt 82, 9 v. 22 C: E pus no·m crezes, no·us creyria, wo durch den Conditionalis das Nichtgehorchen aus der Sphäre des unbedingt Eintretenden hinausgerückt wird. Die etwas anders gearteten Fälle 156, 5 v. 1 Jeu no mudaria Q'un vers novel no comens; 389, 40 v. 1 Una chansoneta fera Voluntiers levet'a dir schliessen sich an aus anderen romanischen Sprachen bekannte Erscheinungen.
Merkwürdig und schwer erklärlich ist die Zeitform im bedingenden Satze in 390, 1 v. 36 tuit en dison lau comunalmen, Mas vau doptan, s'enanz vist no l'avia und ebenda v. 40 eu non voill abandonadamen Ome lausar, s'enan vist no l'avia. Der Verfasser hat vielleicht die Behauptung seines Zweifelns, seines Nichtwollens in ungewissere Form kleiden wollen; anstatt aber das Eintreten des Bedingten aus dem Bereich des sicher Bestehenden zu rücken, hat er dem Bedingenden die Form des Nichtgegenwärtigen gegeben, wodurch denn freilich auch das Bedingte ein nicht gegenwärtig Bestehendes werden würde.
Indikativ wo Konjunktiv erwartet wird: 82, 4 v. 25 E fin'amors non a esgardamen E nulha res, mas que sec son talen; 418, 1 v. 6 E si en Guillems se gardes de faillir Si co·is garda c'om no·n deu nuill ben dir; dasjenige, was als Gedanke der Minne, des Guillem ausgesprochen werden sollte, erscheint der Vorstellung zugleich als bestehende Thatsache. 275, 2 v. 2 No·n estaray q'un vers non lays Say sus, enans que plus mi tays; die Vorstellung des bisherigen thatsächlichen Schweigens mischt sich in die des verurteilten weiteren; übrigens mag der Reim in diesem letzten Fall nicht ohne Einfluss auf die Wahl des Modus gewesen sein. — Nach quays que, welches doch gerade eine mit der Thatsächlichkeit sich nicht deckende Aussage einleitet, steht prov. oft der Indikativ; hier 304, 3 v. 11: Per tal semblan suy yeu de falhizos Repres, quar fas enamoratz chantars, Quays que no·s tanh selhuy chans ni trobars Cuy ten destreg vera religios.
Für den Konjunktiv nach si (Diez III, 355; Stimming zu Bertr. de Born 80, 7 v. 16) ist weitere Beispiele zu geben kaum nötig, eher für den nach quan (D III, 358; Stimming a. a. O): in 206, 1a v. 46 far vos ay nous vestimens, Quant aja mon rossi vendut; 219, 1 v. 16 domna deuria sordeiar, Quan d'aitals drutz assay maritz; 355, 17 v. 30 E sui trop fols, Quant aital pensamen Qu'ill mandes chai man, sofra·n solamen. Derselbe Konjunktiv der Annahme nach pus que 211, 1 v. 44 lo jorn no pot hom mal prendre Pus qu'aja·l sieu gent cors vist und nach blossem que: 330, 19 v. 54 Adrec se vai rancuran Qu'ab mos uogllz s'asir. — Konjunktiv nach nicht verneintem creire, dire (s. Stimming zu Bertr. de Born 7, 5) 392, 14 v. 59 pus isnel (caval) N'a coriquis de bon aire, Que, cre, s'ensel Trop mielhs per iust'a faire; ebenda v. 105 E·l dons en ritz; Pueys ditz que no li·n calha; in der abhängigen Frage nach non saber (s. Stimming, Bertr. de Born zu 5, 38): 390, 1 v. 24 eu non sai ar on sia; nach faire aparer 257, 1 v. 47 ben faitz aparer De proeza quo la vulhatz tener E que·us gardetz del lays de la yrondre.
Konjunktionen. Ab que pflegt mit „pourvu que, wenn nur, wofern nur“ übersetzt zu werden (Rayn., Bartsch, Stimming u. s. w.). Diese Übersetzung deckt den Sinn nicht 225, 9 v. 15 amors vol qu'ametz non per aver Mas lo plus fi, ab qu'aya meyns poder, nicht „wofern nur“, sondern gerade „wenn auch“. Ab que führt, seiner ursprünglichen Bedeutung entsprechend, den begleitenden Umstand ein, bei welchem etwas sich vollzieht, im vorliegenden Beispiel sich doch vollzieht; deutsch etwa „indem“, hier „auch indem“. So verhält sich denn auch ab so que 63, 7 v. 47: Ab so qu'ieu sembli be la cot, Que no talh'e fa·l fer talhar, Aquo de qu'ieu non say un mot, Cugi ad autruy ensenhar. — Mas que mit dem Konjunktiv stellt bekanntlich der Allgemeingültigkeit einer Aussage ein Gefordertes entgegen, welches zugleich statthaben müsse, wenn die Aussage gelten soll (237, 1 v. 35 tan non dezir paradis, Mas qu'ab son gent bratz blanc m'acuella [tan non „nicht sóviel“ = „nicht im mindesten“]). In derselben Bedeutung steht mas allein (ohne que) mit dem Konjunktiv 455, 1 v. 31 ricx ioves, mas se tir De dar, flac cor lo tira.
Präpositionen. De in der Funktion des sogen. Teilungsartikels: 102, 3 v. 17 De trahidors, de fals e de glotos Si son partitz de mi ab lurs fals gens. 167, 10 v. 46 d'uns n'i a ab trenchans becs. — Wie de mit einem neutralen Adjektiv oft steht, wo uns einfaches Adjektiv oder Adverb genügen würde (de leu= leu; 404, 8 v. 20 E quar dic tan, ia no·l sia de fer), scheint auch 461, 236 v. 35 T a manentz valon ben tut E·ls servon de for, de for = fort zu sein (for T = fort 461, 55 v. 6). — Der so mit de gebildete Ausdruck als ein Substantiv gebraucht: 230, 1 v. 20 no i fas ges faillida, Ans n'ai triat raon de-meils.— Eine Änderung des ab in a 366, 4 v. 45 CR totas mas chansos Tramet ades . . . Ab Tot-mi-platz wird nicht nötig sein, wenn auch 323, 18 v. 63 CERT repairar ab nicht durchaus damit gleichgestellt werden kann.
Wort- und Satzstellung. Für die besonderen Wörtern eigene Stellung sind etwa folgende Beispiele zu notieren: autre 339, 1 v. 27 enaissi co·l leos ... Es sobransiers ad animal autre (im Reim auf e). — negun 5, 1 v. 55 per autr' esbaudimen Negun mon ioi non camiera; 82, 4 v. 30 Et anc respost negun non puoc auzir; 299, 1 v. 25 anc princeps negus melher no fo. — tal 167, 10 v. 6 ieu ai talent che desplec Tal un vers ce far no pogra . . .
Fälle, wo zusammengehörige Satzteile durch andere getrennt werden, wobei es sich um nachträgliche Vervollständigung einer zunächst gleichsam in nachlässiger, hastiger Unvollständigkeit gelassenen Aussage handelt (s. Tobler, Zts. f. rom. Phil. XI 450 ff.), sind in der provenzalischen Poesie ausserordentlich häufig. Die Begünstigung dieser Erscheinung durch die Bedürfnisse der poetischen Form wird dabei wohl anerkannt werden müssen. Hierher gehört A a) die schon mehrfach behandelte Trennung eines Personennamens von seiner in einem präpositionalen Ausdruck mit dehinzukommenden näheren Bestimmung: 392, 14 v. 50 E'n Pos* fo sos iustaire, Qui que·n gragel (de Monlaur), (5) o que·n laire; ebenda v. 77 Si vi en la telena En Pons* iustar (De Mondrago); besonders auffällig ebenda v. 24 en R.* ab sa lansa Lo mes el raus (Rainoart), ses doptansa, wo ein Doppelname durch solches Zwischentreten getrennt wird. Entsprechende Trennung eines Sachnamens von seiner näheren Bestimmung 167, 48 v. 36 Dreetç viages*, On qu'esteia, Lo condui, (De fina amor), c'es ab lui; 355, 3 v. 39 f. ans poiratz mi·l bureus* far (De presset) dir que fos saya; 380 1 v. 2 Marritz cum hom mal sabens ab frachura * Viurai hueymais (de be) ab marrimen. — b) Trennung koordinierter Satzteile: 167, 48 v. 57 E·l rics gages*, Crei ce·m deia, (El gens dos), Esser saubutç per els dos; 216, 2 v. 57, 58: En vostra doussor * Nos fizam tan (e merce); 323, 19 v. 1 ff. Lo fuelhs e·l flors e·l frugz madurs . . .* M'es ioys e gaugz m'adutz (E·l retins * per plas e per murs [Dels auzelhos] E·l solelhs qu'el ram lutz); 380, 1 v. 34 Amezuratz cum nobla creatura Endreg de dieu * fos say (e de la gen); s. weiter 216, 1 v. 16, 17; 327, 1 v. 1 bis 4; 349, 2 v. 2. —
In den bisher genannten Beispielen fand die Trennung statt zwischen zusammengehörigen Gliedern desselben Satzes. Eine entsprechende Verschränkung der Glieder kommt B) im zusammengesetzten Satz vor, indem a) der zuerst begonnene Satz durch vorzeitiges Eintreten eines zweiten zerschnitten wird, oder b) der zu einem bestimmten Gliede des regierenden Satzes gehörige regierte erst nach Vollendung des regierenden angefügt wird. — a) 124, 5 v. 20 ieu ai mai*, s'aquesta conquier, (De benanans' ab un denier) Que·l soudas ab Corrossana; 155, 4 v. 1 bis 4 Avos . . . voill retrair . . . Cosi·m destreign amors e men'a fre Vas l'orguogll gran*, e no·m aguda re, (Qe·m mostras,) on plu merce vos deman; 270, 1 v. 73 ff. Mas primiers vuelh saber de vos,* Qu'aissi·us vey mal traire (Lo nom**,) et estar cossiros, [Ni de qual repaire Vengues.]; 289, 2 v. 25 ff. Si com deu trop esser us homs dolens*, Can petit sap (es esta fort doptos,) E deu parlar davan clercx autoros De gran saber . ..; 327, 1 v. 5 ff. Can me remire*, Ab pauc lo cor no·m fen, (Ni mos huelhs vire, Que gart . . ., ni regart ma corona); 355, 17 v. 15 E se·l fis anc*, ben vos dic ses mentir, (E·n saup lo ver,) fassa·m totz temps languir; 389, 40 v. 19 Pus ma dona m'es tan vera . . ., S'ieu quier als*, tostemps m'azir, (A dieu ni ia·n met chandela,) O·m fassa que . . . .; eine Jahreszahl so zerschnitten 299, 1 v. 67. — b) 244, 1 v. 21 Mas tem que·l dezirs * m'estenha Tan c'ab un pauc no·m estenh, (Qu'ieu ai de vos, on pretz renha); 244, 2 v. 17 Car sa cara * No·m manda ancara Nova clara (Don beutatz s'ampara); 428, 1 v. 34 Que·l thezor * M'aura dat, s'ab mi s'asora, (Que·l cors s'ora); 461, 17 v. 50 Si que l'esmai Que ieu n'ai, * torn en iai (Dun murrai, Si non l'en pren pizanca); so vielleicht auch 5, 3 v. 54 per lo sieu mens . . . S'o pogues de lieys aver, Pres d'alcun esper * Tot lo mon feira jauzen, (Que semblans no·n men). —
Auch die bekannte hastige Vorausnahme eines Satzteiles, von dem eine Aussage gemacht werden soll, vor seinen Satz stellt sich in das Kapitel von der Trennung grammatisch zusammengehöriger Satzglieder: 69, 3 v. 2 Ricx homes de tals en sai; 355, 17 v. 22 Ges non eschai ni non es avinen * De totz mals faitz (qu'il prenda venjamen); 461, 196 v. 7 ff. Per qu'ieu * d'amar (no·n partray) Leys que·m play.
Auslassung. Beispiele von der Hinstellung eines Verbalbegriffs durch Infinitiv oder Gerundium, ohne dass dabei das Subjekt noch, bei transitivem Verbum, das Objekt zum deutlichen Ausdruck gebracht würde; die richtige Beziehung zur Aussage herzustellen, wird dem Hörer überlassen: 355, 17 v. 32 (vuelh) ver leis mains ionchas obezir Tot son coman, si·l platz viure o morir; 9, 6 v. 33 Als petitç es als grans Es naisers e morirs Esalvars e perirs Comunals; 355, 11 v. 22 tant am fermamen Lei, qe aman me et mon sen Destrui. — Nichtaussprechen des Objekts, welches aus dem Vorhergehenden genügend bekannt ist: 82, 3 v. 14 si non es tan valens le mieus chans . . ., tot mon cor, mon engenh et mon sen Ai mes en fair'; 82, 5 v. 28 on sabr'a pales; 293, 28 v. 26 o no endura Ben leu orguelhs „oder vielleicht duldet Hochmut nicht (nämlich: dass sie mir Botschaft sende)“, oder welches ein so unbestimmtes ist, dass eine nähere Bezeichnung nicht wohl gegeben werden kann: 102, 1 v. 31 E li fals clerge renegat Cuidan deseretar Colrat Per donar a lor bastardos. — Bemerkenswerte Fälle anderer Auslassung (Tobl. Verm. Beitr. S. 88 ff.): 63, 8 v. 18 be m'a sa fe plevida Et yeu iurat a mostier = yeu li ai iurat la mieua; 330, 5 v. 43 Mot es ricx pretz, sens et honors . . . Ab vos, dona, e ieu iauzens, Can dezir lo vostre socors = ieu sui iauzens; 82, 5 v. 32 Aisi prec dieus que·l puesca dechazer Com el se vay bos ni honest iazer = com el se vay dechazen.
Während im allgemeinen reichliche Verknüpfung der Satzteile und Sätze ein wesentlicher Zug des Provenzalischen ist, stellt die poetische Sprache nicht selten die einen oder die anderen unverbunden nebeneinander, wo es die Prosa an einer Konjunktion nicht fehlen lassen würde: a) Satzteile: 82, 3 v. 19 Avos mi do ab voler tota via De dir, de far totz los vostres comans; 82, 4 v. 54 lo mieu cors li prezen Per dir, per far son plazer totas ves; 206, 1a v. 2, 3: Per la doussor del temps novelh, Per gauch del termeni gentil M'anava sols per un pradelh; 225, 6 v. 32 elh es reys que sap ben regnar Vas dieu, vas pretz; 376, 2 v. 2 trop m'an dich fals fach flac frach; 461, 17 v. 1 bis 6 Amors, Dousors Mi assaia. Valors, Richors Mi menaia. Erklärt sich aber so auch 461, 236 v. 18 qui . . . a consir pensier tengut? Nichts hiermit werden zu thun haben 396 , 4 v. 5: un'amors qu'en mi renha, Mi ten destreg iauzion; ebenda v. 14 Siey belh dig ... Mi van prenden encaussan; eb. v. 17 Ab mout subtil entresenha Mi vai ponhen prim preon, wo durch bindungslose Nebeneinanderstellung der zwei Begriffe wohl eine zusammengesetzte Vorstellung ausgedrückt werden soll. — b) Sätze: 355, 17 v. 4 ff. Si com l'enfans qu'es alevatz petitz En cort valen . . ., Pois . . . se·n part e quer meillor, No·l pot trobar, ten se per escarnitz, Vol se·n tornar, non a tant d'ardimen, Aitals . ..; 418, 1 v. 30 dieus no vol desleial ermita, Mas cel acuoill que·ill sapcha en grat servir, Lais lo segle, anz que·l segles l'air. Hierher auch wohl 411, 2 v. 14 suy me partitz dels engans Per autr'amor, cuy suy comans, Per cuy totz mos cors chanta e ri, während natürlich davon zu unterscheiden ist das Nebeneinanderstehen von zwei Relativsätzen, von denen der zweite zum Beziehungswort mit dem ersten Relativsatz gehörig ist, wie vielleicht 428, 1 v. 5 sai cora Ja·m socora La bella don chan, Don ges no m'eschan Lo mals? oder wo der zweite sich auf einen ersten beziehungslosen bezieht 282, 25 v. 35 S'ieu trobes qui li fos privatz, Qui privadamen . . . Portes salutz . . . A leis; 323, 20 v. 62 Lo vers chant qui·l sabra ses brays, On mot mi platz (A'n mot-mi-platz?), de qui mas bays.
Aufgeben begonnener Konstruktion. Ein durch den Reim, scheint es, sichergestelltes Beispiel eigentümlichen Konstruktionswechsels giebt 330, 19 v. 42, 43 Mos cors e mei uogll mi fan Penar e langir, E·l cor consiran E li uogll causir Liei ce·m vai de si lugnan, wo man statt causir: causen erwarten sollte. Für den Wechsel zwischen Infinitiv und Gerundium kann man etwa vergleichen das oben angeführte 82, 5 v. 31, 32 Aisi prec dieus que·l puesca dechazer Com el se vay bos ni honest iazer, wo aus dem Infinitiv das Gerundium dechazen zu ziehen ist. Immerhin wird jene Konstruktion gewiss nur unter dem Reimzwang entstanden sein und in der Prosa nicht leicht wiedergefunden werden. —323, 20 v. 4 L'airs clars e·l chans dels auzelhs, La flors fresca e la fuelha Que s'espan per los brondelhs, E·l vertz herba bruelha, Mi mostra d'esser ysnelhs . . . zeigt einen Hauptsatz unvermittelt in relativische Konstruktion eingefügt. Es ist aber sehr möglich, dass die nur in éiner Handschrift überlieferte Stelle nicht die richtige Lesart giebt. (6) — 323, 20 v. 33 ff. aital es de gaug ufanier, Qui·lh sec e defug l'autr'entier, Cum del can cuy cazec del cays La carns, quan l'ombra e l'aigua·l trays zeigt ungenaue Fortsetzung des begonnenen Gedankenganges; der Dichter hätte fortsetzen sollen cum de la carn, que·l cas laysset cazer del cays oder besser noch den Anfang anders gestalten aital es de celui qui sec gaug ufanier. (↑)
BERICHTIGUNGEN UND NACHTRÄGE.
Von den S. XIV erwähnten Interpunktionsversehen können etwa den Sinn stören die fehlenden Semikolon in 41, 1 v. 46 (nach grazitz); 65,3 v. 24, 27 (statt,); 167, 48 v. 27 (nach fals); 233, 3 v. 7 (nach vos). Leicht zu verbessern sind kleinere Versehen in 9, 6 v. 35; 63, 7 d. 37, 47, 49; 63, 8 v. 12; 69, 2 v. 35; 69, 3 v. 9; 71, 1 v. 54; 71, 3 v. 11; 76, 8 v. 35; 82, 3 v. 27; 342, 3 v. 16; 428, 1 v. 91, wo es sich um inconsequente Setzung oder Weglassung von Kommaten handelt.
5, 1 Anmkg. Matfre Ermengau spricht das Gedicht, wie CR, dem Aymar de Rocaficha zu.
53, 1 v. 22. Lies qu’efanta statt qu’efant a?
69, 1 Anmkg. Zeile 3 lies ai statt ae, Z. 4 ohne, Z. 5 Sicher-.
69, 2 v. 22. Besser setzt man vielleicht Punkt nach sapchatz, lässt die Parenthese fortfallen, und übersetzt: „von guten Leuten will ich gutes sagen und (im besonderen) von Astaracu. So würde die in der Anmkg. S. 47 besprochene Schwierigkeit wegfallen. — Die Anmkg. zu v. 31 stelle vor die zu v. 39.
69, 3 v. 30. Zu d’ivern s. Einltg. S. XV.
71, 1 v. 14. Lies conquerre·ls; v. 16 lies faras”.
71, 3 zu v. 36. Lies etwa falhens statt lens? Zu v. 57 lies: oben das lat.
156, 5 v. 24, 25. Man kann lesen wollen estey, Si . . . . gen. „Was sie mir an Freundschaft erwiesen hat, unterlässt nicht mir in Erinnerung zu stehen, ausser wenn ich ihren schönen Körper sehe” (dann schwindet mir alle Erinnerung, oder: dann scheint mir unmöglich, dass die so Schöne Freundschaft für mich hege). Aber auch so befriedigt die Stelle noch nicht recht.
167, 10 v. 39. Lies penses? — soi.
270, 1 v. 85. Rücke mon ein.
349, 2 v. 46. Was in der Anmkg. über das Pronomen nach dem Infinitiv gesagt wird, ist nach dem von Tobler Zts. XIII 186 und schon früher Auegeführten zu berichtigen, wenngleich ich fortfahren möchte, in diesem Fall hier einen Italianismus zu sehen.
355, 17 v. 12. Lies qu’il statt qu’il.
363, 1. P. Meyer in der Romania XVIII 173 weist einen Petrus Vierni de Sigelar nach, der vielleicht unser Trobador ist.
396, 2 v. 24 Anm. Lies einen statt einem.
411, 3 zu v. 4 Var. Costals.
418, 1 v. 7. Lies sobrelz.
443, 2 v. 17. Lies vos. (↑)
Fußnoten:
(1) Es versteht sich, dass manche Inkonsequenzen der Schreibung auf den Einfluss der Vorlagen zurückzuführen sein werden. Die Scheidung solcher Fälle von anderen wird sich bei einer Prüfung noch umfassenderen Materials ergeben. (↑)
(2) Auch das begleitende Adjektiv wird bei fehlender Flexion des Substantivs dann, der Regel der Leys entsprechend, ohne Nominativ -s belassen. (↑)
(3) Nicht berücksichtigt wird Fehlen des Nominativ -s bei auslautendem lh und palatalem g, wo besondere lautliche Verhältnisse vorliegen. Im Verse habe ich hier die für richtig geltenden Formen eingeführt. (↑)
(4) Im Inneren des Verses habe ich auch beim Femininum die nach den bislang anerkannten Regeln richtige Flexion hergestellt, wenn es auch eine Zeit und Orte gegeben haben wird, in denen die Casuslosigkeit des Femininum schon bestand, während das Maskulinum noch den Nominativ kannte. (↑)
(5) Nach Toblers Vorgang wird im Folgenden der an unrichtiger Stelle stehende eingeklammerte Ausdruck durch einen Stern an seinen rechten Ort verwiesen. (↑)
(6) Selbstverständlich darf man sich nicht berufen auf 82, 4 v. 3 Aisi com sel que·s met en perilh gran . . . E·ls mals que·n a li·n aven a sofrir . . . , O ai ieu fach und ähnliche Fälle (256, 1 v. 42; 339, 2 v. 4) wo es sich um den oft behandelten ,,Übergang aus der relativen Konstruktion in die demonstrative‘‘ handelt, oder wo, genauer, die veränderte grammatische Beziehung im fortgesetzten Relativsatz durch das Demonstrativpronomen zum Ausdruck gebracht wird, während das Relativ seine verknüpfende Wirkungnoch weiter fortübt. (↑) |