Estudi introductori - Einleitende Studie - Introductory study - Estudio introductorio - Introduction - Studio introduttivo - Estudi introductòri

Bosdorff, Günther. Bernard von Rouvenac ein provenzalischer Trobador des XIII. Jahrhunderts Kritische Ausgabe mit Einleitung, Übersetzung, Kommentar und Glossar . Erlangen: Kgl. bayer. Hof- u. Univ.-Buchdruckerei von Junge & Sohn, 1907.

INDEX:

VORWORT.

FUßNOTEN.

 

 

Bernard von Rouvenac

ein provenzalischer Trobador des XIII. Jahrhunderts

Kritische Ausgabe mit Einleitung, Übersetzung, Kommentar und Glossar

 

Inaugural-Dissertation

zur

Erlangung der Doktorwürde

der

hohen philosophischen Fakultät der Universität Rostock

vorgelegt von

Günther Bosdorff

aus Halberstadt.

 

Tag der mündlichen Prüfung: 26. Juni 1906.

 

 

Herrn

Professor Dr. Rudolf Zenker

in dankbarer Verehrung

 

VORWORT.

 

Über Bernard von Rouvenac ist bisher an folgenden Stellen gehandelt worden: Millot, Histoire littéraire des troubadours II, 312. — Diez, Leben und Werke der Troubadours², p. 460. — Histoire littéraire de la France t. XVIII, 667 (Éméric-David). — Brinckmeier, Die provenzalischen Troubadours, p. 190. — Milá y Fontanals, De los trovadores en España, p. 158 ff. — Tourtoulon, Jacme Ier Bd. II, pp. 10, 307, 493. — Balaguer, Historia politica y literaria de los trovadores II, 212 ff. — Jeanroy, Le soulèvement de 1242 dans la poésie des troub., p. 20 f. (s. p. 16 Anm. 1).

Die Gedichte sind in Hs. C und R (1) erhalten. Die Kollationierung der auf der Pariser Nationalbibliothek befindlichen Handschriften habe ich selbst vorgenommen. Die Varianten sind vollständig verzeichnet.

Was die Orthographie anbelangt, so bin ich der Handschrift C gefolgt, die alle Gedichte enthält und sowohl durch ihr Datum als auch durch die Abstammung ihres Verfassers der Sprache unseres Dichters ziemlich nahe kommen muss (2). Doch sind hierbei durchweg einige Vereinfachungen getroffen worden, wie sie bereits Zenker (3) eingeführt hat. Ich begnüge mich, auf das a. a. O. darüber Gesagte zu verweisen.

Hinsichtlich der Reihenfolge der Lieder habe ich nicht Bartschs alphabetische eingehalten, sondern habe auf Grund der festgelegten Datierungen der chronologischen Anordnung den Vorzug gegeben.

Eine Durchsicht der Reime ergibt, dass die Flexion bei Bernard bereits im Verfall begriffen ist; ich habe deshalb Verstösse gegen die Deklinationsregel nicht geändert, doch meist angemerkt. Das Glossar ist vollständig.

Die beigefügten Übersetzungen sind möglichst wortgetreue.

An dieser Stelle möchte ich nicht verfehlen, Herrn Prof. Thomas in Paris, der mir gütigst Zugang zur Bibliothek der Sorbonne verschaffte, ehrerbietigen Dank abzustatten. Vor allem aber drängt es mich, Herrn Prof. Dr. Zenker meinen tiefgefühltesten Dank zu sagen nicht allein für die Anregung zu dieser Arbeit, sondern auch für die mir bei derselben freundlichst gewährte Unterstützung.

Warnemünde, Weihnachten 1906.

Günther Bosdorff. ()

 

 

EINLEITUNG.

 

Als Bernard von Rouvenac zu dichten begann, trug die provenzalische Poesie, „die zur Zeit ihres Glanzes die gefeiertste in ganz Europa gewesen und die auch in der Tat in mancher Hinsicht als die originellste Blüte des romantischen Geistes des Mittelalters bezeichnet werden muss“ (4), bereits die Keime des Verfalls (5) in sich. Die hervorragendsten Trobadors, Bernard de Ventadorn, Peire d’Alvernhe, Bertran de Born, Arnaut Daniel, Guiraut de Bornelh, sangen in der zweiten Hälfte des 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Über die Gründe für den Niedergang der Trobadorpoesie bemerkt der Altmeister Diez (6): „Die Hofpoesie war eine Wirkung des alten und echten Rittergeistes, der sich durch jene ideale und poetische Richtung auszeichnet, wie sie das 12. Jahrhundert darstellt. Der Verfall und Untergang dieser Poesie war eine Folge der prosaischen Wendung desselben, indem der Geist der Aufopferung, der die glänzendste Periode der Ritterzeit begleitet hatte, von dem einreissenden Egoismus allmählich verdrängt wurde. Dies geschah im ganzen ungefähr um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Grund dieses Umschwungs lag ohne Zweifel in der Verarmung des Adels, die teils durch den Aufwand zur Bestreitung der Kreuzfahrten und anderer kriegerischer Unternehmungen, teils durch das Emporkommen der Bürgerschaft, teils durch die erhöhten Steuern, besonders in Provence und Languedoc, seit sie dem Namen oder der Tat nach unter französischer Herrschaft standen, vorzüglich aber durch Glanzsucht und Verschwendung veranlasst worden war, und Geiz, Raubgier und Rauhigkeit zur Folge hatte. Es trat daher eine neue Lebensweise an den Höfen der Edlen ein, die sich mit der Pflege der höheren Poesie nicht ferner vertrug. Allein diese war, als Hofpoesie, abhängig von der Gunst der Grossen, in deren Sonnenschein sie aufgewachsen war, und konnte ohne dieses Element nicht bestehen.“

Die Trobadors selbst beklagen sich über diese veränderten Zeiten; schon am Ende des 12. Jahrhunderts schallt uns solche Klage aus einigen Liedern von Guiraut de Bornelh entgegen, und bitterer, ernster noch wird sie in der Folgezeit, wie z. B. bei Peire Cardenal (7).

Mit Guiraut Riquier scheint die provenzalische Muse sich noch einmal aus ihrem Todeskampfe zu erheben; zum letzten Male erstrahlt sie bei ihm in ihrem alten Glanze. Seine Gedichte lassen uns noch den „Geist der letzten Meister“ (8) erkennen; man hat Riquier wohl mit Recht als den „letzten aller altprovenzalischen Troubadoure“ (9) bezeichnet.

So war es um die provenzalische Dichtkunst bestellt zu der Zeit, wo Bernard von Rouvenac als Sänger auftrat. Welches war nun die Rolle, zu der er als Dichter in dieser letzten bewegten Zeit berufen war?

Bernards literarische Hinterlassenschaft ist von nur geringem Umfange: sie beschränkt sich auf vier Sirventese, drei politische und ein persönliches. Freilich darf daraus nicht ohne weiteres geschlossen werden, dass dies alles sei, was er gedichtet hat. Ein Teil seiner Lieder kann ja verloren gegangen sein, eine Annahme, die nichts Bedenkliches hat, wenn man erwägt, dass auch von der provenzalischen Lyrik der ältesten Zeit nichts erhalten ist (10). Der Grund, dass vielleicht weitere Gedichte Bernards nicht überliefert sind, kann zu suchen sein in der zu lokalen oder persönlichen Färbung der Lieder. Wen auch, ausser die zunächst beteiligten Kreise, konnte ein Gedicht wie das zweite interessieren?

Wenn wir nun nach dem, was auf uns gekommen ist, urteilen wollen, so hat auch unser Dichter wohl hauptsächlich die Dichtungsart gepflegt, der die Sänger der Spätzeit der provenzalischen Poesie sich meist zuwandten, das Sirventes. Der Grund hierfür ist nicht schwer zu finden.

Diez, dessen Gründe für den Verfall der provenzalischen Poesie oben angeführt wurden, weist bei dieser Gelegenheit (11) eine andere sehr naheliegende Erklärungsweise ab: die Edlen seien der Poesie deshalb überdrüssig geworden, weil der Ideenkreis der letzteren erschöpft gewesen wäre und sie schliesslich nur noch aus Gemeinplätzen bestanden hätte. Diese Erklärung trifft nur für das Minnelied zu, nicht aber für das Sirventes oder die Erzählung, deren Stoff doch unerschöpflich ist, während freilich die konventionellen Formeln der Liebeslyrik mit ihren stereotypen, schmachtenden Worten endlich doch eine Reaktion des Geschmackes herbeiführen mussten.

So sehen wir denn auch, dass gerade im 13. Jahrhundert, also zur Zeit des Verfalles der provenzalischen Dichtkunst, Erzählung und Sirventes in Blüte standen wie nie zuvor (12).

Was nun das Sirventes betrifft, so konnte auch schwerlich ein besserer Boden für das Gedeihen dieser Dichtungsart gefunden werden, als ihn das 13. Jahrhundert bot. Die Albigenserkriege entflammten die Trobadors zu heftigen Streitliedern. Mit Unwillen und Zorn sahen sie eine Provinz ihrer blühenden und reichen Heimat nach der anderen in fremde Hände übergehen. Ihnen fiel die Rolle zu, die alten nationalen Herrschaften zum Zusammenschluss und zum Widerstand gegen die französischen Eindringlinge anzutreiben. Auch das wachsende Interesse an den Kreuzzügen zeitigte eine ganze Reihe von Kreuzliedern (13), die ja eine Unterabteilung der Gattung des Sirventes darstellen.

Um das Gesagte richtig verstehen zu können, muss man sich die politische Bedeutung des Sirventes für die damalige Zeit vergegenwärtigen.

Zur Zeit der Albigenserkriege nimmt die Poesie der Trobadors in erhöhtem Masse eine politische Färbung an; zwar wird schon im 12. Jahrhundert neben der Minnelyrik das Sirventes von einzelnen fleissig kultiviert: der hervorragendste aller provenzalischen Sirventesdichter, Bertran de Born, blühte im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts, und auch die Rügelieder Peires von Auvergne, darunter die berühmte Trobadorsatire, gehören der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts an (14); doch tritt erst im 13. Jahrhundert das politische Element stärker in den Vordergrund. Die Lieder der Trobadors werden jetzt zu giftigen Pfeilen, die die Schwächen der Mächtigen zum Ziele nehmen. Diese historisch und psychologisch anziehende Sirventesliteratur ist der Spiegel der öffentlichen Meinung der damaligen Zeit. Die Trobadors, die, das Land durchziehend (15), heute in einem bürgerlichen Hause, morgen in einem fürstlichen Schlosse und dann wieder vielleicht in der einfachen Hütte eines Bauern Aufnahme fanden, kannten die Wünsche und Hoffnungen aller Klassen. Der beständige Verkehr mit allen Schichten des Volkes musste sie naturgemäss zu Dolmetschen des nationalen Empfindens machen, ihre Gedichte zur Stimme des Volkes. Und diese den Herrschern zu Gehör zu bringen, dazu waren sie berufen. So hat man wohl dazu kommen können, die provenzalische Poesie als eine „liberté de la presse des temps féodaux“ (16) zu bezeichnen.

Suchier (17) charakterisiert folgendermassen treffend die für die Sache des Südens eminente Bedeutung des Sirventes: „Man kann solche Sirventes mit den Leitartikeln unserer Zeitungen auf eine Stufe stellen, da sie den Zweck hatten, für oder gegen eine politische Person oder Richtung Stimmung zu machen und die öffentliche Meinung zu beeinflussen.“

Mit einer für uns kaum begreiflichen Verwegenheit — hat man doch gemeint, man müsse bis zu den Epigrammen Catulls hinaufgehen, um Beispiele eines solchen Freimutes zu finden (18) — ziehen die Trobadors gegen die mächtigsten Herrscher zu Felde; sie giessen die Schale ihres Spottes über alles aus, was in der politischen Welt ihren Unwillen erregt, und schonen dabei selbst nicht Männer, die in der Geschichte anerkanntermassen einen ehrenvollen Platz einnehmen. Das Ziel, das ihnen vorschwebt, ist der einmütige Zusammenschluss der Nation des Südens, der Grafen von Toulouse und Provence, der Könige von Aragon und England, gegen den gemeinsamen Feind, das verhasste Nordfranzosentum. Jeder Versuch des Widerstandes findet einen begeisterten Sänger, jeder Fortschritt der kapetingischen Herrschaft erregt die Entrüstung und den Zorn der Dichter und reisst sie hin zu scharfen Invektiven gegen die Schwäche und Unfähigkeit der Herrscher. Ihre sachlichen Gründe wissen sie dabei noch durch besonders empfindliche persönliche Angriffe zu unterstützen. Dieses volle Aufgehen der kecken Sänger in den Dienst ihrer Sache erhöht wesentlich den Reiz der Gedichte.

Allerdings konnte ein allzu grosser Freimut dem Dichter auch teuer zu stehen kommen. War der Beleidigte nicht imstande, in gleicher Art mit Waffen des Wortes sich zu verteidigen, so scheute er auch vor wirksameren Bestrafungsmitteln nicht zurück. So strafte Karl von Anjou den Trobador Bertran von Alamanon, der ihn poetisch angegriffen hatte, mit dem Verlust eines Zolles, und von dem bekannten Marcabrun berichtet die provenzalische Lebensnachricht sogar, er hätte seine Spottsucht mit dem Tode büssen müssen. (19)

Das 13. Jahrhundert hat eine ganze Reihe von nicht unbedeutenden Sirventesdichtern hervorgebracht. Die Poesie eines Guilhem Figueira, Sordel, Bonifaci Calvo, Guilhem Montanhagol predigt mit zürnender und strafender Stimme. Ihre Gedichte „atmen einen glühenden Hass gegen die französischen Eindringlinge und tiefe Trauer über die Verwüstung ihrer schönen Heimat“ (20).

Der Ton, der durch die Sirventese der genannten Dichter zieht, ist zwar ein herber und schneidender, aber er erreicht kaum jene satirische Bitterkeit und grimmige Ironie, wie wir sie in den Liedern Bernards von Rouvenac finden, eines für das Wohl des Vaterlandes Gut und Blut einsetzenden Patrioten. ()

 

Bernards Leben; Datierung seiner Gedichte.

 

Über Bernards Leben ist irgend etwas Näheres nicht bekannt; eine provenzalische Biographie ist nicht vorhanden, wie solche ja überhaupt für die Trobadors der späteren Zeit, auch für die hervorragenderen — man braucht hier nur an Guiraut Riquier zu erinnern —, zu fehlen pflegen; kein Schriftsteller der Zeit tut m. W. seiner Erwähnung. Wir kennen Bernard nur als Verfasser von vier Sirventesen.

Vielleicht ist es aber möglich, aus dem Studium der Lieder auf den Dichter selbst und sein Leben bezügliche Nachrichten zu schöpfen.

Was zunächst den Namen unseres Dichters anbelangt, so lautet er in den beiden Handschriften verschieden. C schreibt immer Rovennac und als Vorname Bernatz, eine gascognische (21) Form für Bernard; R hat nur den Namen Rozenac als Überschrift der beiden in dieser Handschrift befindlichen Gedichte. Millot (22) schreibt „Rovenac ou Rovanas“; woher er diese letztere Form hat, weiss ich nicht. Milá (23) gibt als Vornamen immer Bertran an; offenbar ein Lapsus. Der Vorname wird zwar nur einmal vollständig angegeben, sonst immer abgekürzt, aber er lautet, wie oben bemerkt

Schon Chabaneau (24) hat Rovenac identifiziert mit dem heutigen Rouvenac, einem kleinen Dorf im Kanton Quillan, Arrondissement Limoux, Département Aude (25). Wir dürfen annehmen, dass Rouvenac der Ort ist aus dem Bernard stammte, sein Geburtsort; möglich auch, dass er hier eben Teil seiner Jugendzeit verlebt hat.

Die Gegend, in der des Dichters Wiege stand, war der Poesie nicht ungünstig, wenn auch die von ritterlicher Liebe getragenen Lieder der Trobadors nun fast verhallt waren. Immerhin hatten sich die poetischen Traditionen gerade in dieser Gegend lebendig erhalten. Béziers (26) und vor allem Narbonne, wo Guiraut Riquier in der Person des Vizgrafen Amalrich einen Gönner fand, waren noch immer Kultstätten provenzalischer Muse. Von einem Eingehen auf das Milieu, in dem Bernard aufwuchs, sehe ich ab, da es in letzter Zeit verschiedentlich Gegenstand der Erörterung bei der Zeichnung des Lebensganges anderer aus dieser Gegend stammenden Trobadors gewesen ist. Ich begnüge mich, auf die einschlägigen Arbeiten von Anglade (27) und Andraud (28) zu verweisen.

Schwierig gestaltet sich die Frage nach der Geburtszeit unseres Dichters. Bernard gibt uns in seinen Gedichten keinen Hinweis darauf, auch datiert er diese nicht wie Guiraut Riquier und mit ihm die meisten seiner Zeitgenossen (29). Riquier geht sogar so weit, Monat und Tag der Abfassung hinzuzufügen. Es gilt also, die in den Gedichten sich findenden historischen Tatsachen zu eruieren und, davon ausgehend, einen ungefähren Rückschluss auf die Zeit der Geburt des Dichters zu machen.

Das älteste Gedicht Bernards ist das bei Bartsch (30) unter Nr. 3 angeführte: Ja no vuelh do ni esmenda.

In diesem Gedicht wendet er sich an den König von England (Str. II), an den König von Aragon (Str. III und IV) und an den Grafen von Toulouse (Str. V). Die Zaghaftigkeit und Unentschlossenheit des ersteren unterwirft der Dichter einer herben Kritik: er lasse die Seinen im Stich und zeige ein so lässiges Benehmen, dass man glauben könne, er liege im Schlaf; der König von Frankreich behalte ihm, ohne dass er sich darum kümmere, Tours, Anjou, Normandie und Bretagne zurück. Nicht besser kommt der König von Aragon weg: „Der König von Aragon darf ohne Zweifel wohl den Namen Jacme (31) führen; denn nur zu sehr will er liegen (32).“ Wenn man ihm auch seine Länder nehme, er sei so schlaff, dass er dem nicht einmal widerspreche. So bissig die Worte des Dichters auch sind, an den Triumphen des Königs von Aragon über die Mauren kann er doch nicht ohne ein Wort der Anerkennung vorübergehen: „Teuer verkauft er dort den tückischen Sarazenen den Schimpf und Schaden, den er hier erleidet bei Limoux (33).“ Aber dann erst will der Dichter ihm wahren Ruhm zuerkennen, wenn er auch den französischen König die Schärfe seines Schwertes fühlen lasse; wolle er doch Alfons in Besitz seines Lehens setzen. Den Grafen von Toulouse endlich sucht der Dichter durch den Hinweis auf den Verlust Beaucaires anzustacheln. Er und der König, der ihm verbündet sei, sollten nicht länger säumen, es zurückzufordern. Wenn der Krieg jetzt nicht entbrenne, werde das Unternehmen geschändet sein.

Dieses Gedicht muss in der zweiten Hälfte des Jahres 1241 entstanden sein. Mit dem englischen König ist, wie schon Millot (34) bemerkt hat, Heinrich III. (1216—72) gemeint, mit dem König von Aragon Jakob I. der Eroberer (1213—76) und mit dem Grafen von Toulouse Raimund VII., der 1249 starb. Die in unserem Gedichte enthaltenen Anspielungen beziehen sich fast ohne Zweifel auf die gewaltige Erhebung der Nation des Südens, die im Jahre 1242 (35) zum Austrag kam, und zu der das Gedicht gewissermassen einen Aufruf an die Führer bildet.

Erinnern wir uns kurz des Verlaufs dieser letzten Anstrengung des Südens zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit.

Raimund VII., Graf von Toulouse, hatte im Jahre 1229 den schmählichen und ihn demütigenden Vertrag von Paris unterzeichnen müssen, nach welchem bei seinem Tode alle seine Besitzungen mit der Hand seiner einzigen Tochter Jeanne einem Bruder des Königs von Frankreich zufallen sollten. Man kann sich denken, dass Raimunds einzige Sorge war, sich dieses unheilvollen Vertrags zu entledigen. So hatte er sich im Jahre 1241, geködert durch die Aussicht auf eine Heirat mit der Tochter des Grafen von der Marche, dazu verleiten lassen, an einer Liga gegen Ludwig IX., König von Frankreich, teilzunehmen. Diese Erhebung, in die auch Heinrich III. von England eingriff, scheiterte kläglich infolge des feigen Abfalls der Verbündeten, der Grafen von der Marche, von Foix und von Rodez. Heinrich III. selbst unterlag in den Schlachten von Taillebourg und Saintes. Damit war der Untergang der Nation des Südens besiegelt.

Dieser wichtigen Unternehmung nun erstanden in einigen Trobadors begeisterte Sänger; in ihren Liedern ertönt noch der Widerhall jener letzten Erhebung, wir hören die Wünsche, die aller Herzen bewegten, und auch die Klagen und Verwünschungen, als die zärtlichst gehegte Hoffnung in ein Nichts zerronnen war.

Jeanroy (36) hat neuerdings die Lieder, die sich mit aller Bestimmtheit auf die Erhebung vom Jahre 1242 beziehen, zusammengestellt. Er zählt drei Sirventese auf, die drei verschiedene Phasen des Kampfes darstellen. Das erste ist von Peire del Vilar (Sendatz vermelhs, Mélanges Léonce Couture, Toulouse 1902, p. 115 ff.). Es ist entstanden zwischen der Einschiffung des Königs von England (9. Mai) und den Tagen von Taillebourg und Saintes (20.—22. Juli). Das zweite stammt von Guilhem Montanhagol (Bel m’es quan d’armatz aug refrim, éd. Coulet III). Der Dichter schrieb zwischen der Unterwerfung des Grafen von Foix (5. Oktober) und der des Grafen von Toulouse (20. Oktober). Das dritte von Duran, dem Schneider von Pernes, (En talent hai q’un sirventes encoc, Jeanroy, l. c., p. 9) entstand, als das Ringen bereite beendet war, und enthält nur noch Vorwürfe des Dichters.

Dass diesem wichtigen Unternehmen auch Bernard von Rouvenac, ein so energischer Kämpfer für die Sache des Südens, seine Stimme geliehen habe, kann man wohl von vornherein annehmen. Jeanroy führt daher in einer „Note additionnelle“ (pp. 20—21 des Extrait der A. d. M.) nach den drei genannten Sirventesen auch das Bernards mit auf, und zwar setzt er es mit dem von Peire del Vilar in den Anfang des Kampfes.

Der Inhalt des Gedichtes lässt uns auf den Beginn, auf die Vorbereitungen zu jener Erhebung schliessen. Der Dichter erwähnt mit keiner Silbe bereits stattgefundene Kämpfe; er spricht noch von dem Unternehmen, das schimpflich verlaufen wird, „wenn wir jetzt nicht Zelte und Lagerhütten sehen und Mauern brechen und hohe Burgen zusammenstürzen“ (37).

Leider sind die Worte des Dichters ziemlich allgemein gehalten. Jedoch erscheint es mir am natürlichsten, die Abfassungszeit des Gedichtes in obigen Zeitpunkt zu verlegen. Auch Milá ist für diese Auslegung — Diez spricht sich über die Datierung nicht aus —, wenn er auch die Möglichkeit nicht ganz von der Hand weisen möchte, dass das Sirventes erst nach dem Scheitern der Erhebung entstanden sei, herausgewachsen vielleicht aus unbekannten Versuchen, neue Kämpfe zu erregen. Gegen eine derartige Annahme scheinen mir jedoch zwei Punkte zu sprechen.

Der Dichter sagt, der französische König wolle Alfons in Besitz seines Lehens setzen (38). Es ist dies eine Anspielung auf einen Artikel des bekannten Vertrages von Meaux oder Paris vom 12. April 1229, der zwischen Ludwig IX. von Frankreich und dem Grafen Raimund VII. von Toulouse geschlossen wurde. Dieser Artikel besagte (39), wie schon oben kurz erwähnt, dass der Graf seine einzige Tochter Jeanne einem der Brüder des Königs zur Gattin geben sollte mit der Grafschaft Toulouse als Mitgift. Zwar konnte diese erst nach dem Tode des Grafen eingefordert werden, aber diese Bestimmung hatte Gültigkeit auch für den Fall, dass der Graf sich wieder verheiraten und legitime Söhne haben sollte. Stürbe Raimunds Schwiegersohn ohne Nachkommenschaft, so sollte Toulouse der Krone wieder zufallen.

Auf ebendiese Festsetzung spielt der Dichter hier an. Das ist immerhin auffällig und der Beachtung wohl wert. Ist das Gedicht 1241 verfasst, so waren seit jenem Vertrage bereits 12 Jahre vergangen; da wird man sich doch wohl unwillkürlich fragen: „Wie kommt der Dichter zu der Anspielung? Wollte er nur die Erinnerung an den Vertrag wieder auffrischen?“ Ich glaube, diese Art der Auffassung ablehnen zu müssen. Vielmehr scheinen sich zwei Möglichkeiten der Erklärung zu bieten: entweder ist das Gedicht kurz nach dem Vertrage von Meaux entstanden, als der Gedanke an die schmachvolle Bestimmung noch aller Gemüter bewegte, oder aber auch später, als die Erinnerung daran durch irgendwelche auf den Gegenstand bezügliche Ereignisse wieder lebendig geworden war.

Schon Éméric-David scheint diese Erwägung angestellt zu haben. Er verlegt das Gedicht in das Jahr 1229, und zwar schliesst er dies aus ebenjener Erwähnung Alfonsens und dem Hinweise auf den Vertrag von Paris; er wählt also die erste der beiden gegebenen Möglichkeiten. Freilich hat der Verfasser des Artikels über unseren Sänger das Gedicht recht flüchtig gelesen; er sagt folgendes (40): „On voit qu’à l’époque où cette pièce fut composée, Jacques était sorti de sa minorité, mais qu’il était encore jeune, puisque Bernard de Rovenac l’appelle l’Enfant. Cette pièce doit dater par conséquent de l’année 1229, c’est-à-dire de l’époque où fut convenu le mariage du jeune Alphonse avec Jeanne, fille de Raimond VII.“ Von einer Bezeichnung Jakobs als Enfant findet sich in diesem Gedichte keine Spur. Aber gesetzt auch, dem wäre wirklich so, dann müsste man immer noch annehmen, man hätte fortgefahren, dem Könige, der doch damals schon seit einer ganzen Reihe von Jahren auf dem Throne sass, den Namen Enfant zu geben, und dies ist doch höchst unwahrscheinlich. Ich möchte das hier nur deshalb erwähnt haben, weil auch Milá in dem vierten Gedicht, in dem ein Enfant (41) genannt wird, aus dem angegebenen Grunde glaubt, darunter den König Jakob verstehen zu dürfen.

Dieses Versehen scheint Éméric-David mit veranlasst zu haben, das Gedicht dem Jahre 1229 zuzuweisen. Wie soll man sich dann aber den Umstand erklären, dass der Dichter, der in seiner Leidenschaftlichkeit doch nur darauf ausgeht, das Benehmen Jakobs an den Pranger zu stellen, nicht umhin kann, seiner Siege über die Sarazenen rühmend zu gedenken? Diese hätte er doch wohl nicht der Erwähnung für würdig erachtet, wenn sie nicht bereits derart gewesen wären, dass alle Welt von Jakob als von einem Eroberer sprach. Und Mallorka wurde doch erst 1230 erobert!

Die Erwähnung Alfonsens und die Anspielung auf den Artikel des Vertrages scheinen nicht auf den Zeitpunkt zu weisen, wo dieser Vertrag selbst geschlossen wurde; vielmehr scheinen andere Motive sie dem Dichter in den Mund gelegt zu haben.

Als nämlich Alfons von Poitou, Sohn Ludwigs IX., der zum Gatten der Jeanne bestimmt war, sein 21. Jahr erreicht hatte, beschloss Ludwig, ihn in den Besitz seiner Apanage zu setzen (42), und machte ihn im Juli 1241 zum Grafen von Poitou und Auvergne. Einige (43) behaupten auch, er hätte ihm alle Gebiete gegeben, die Graf Raimund ihm im Vertrage von 1229 abgetreten hatte. Diese Belehnung erregte allenthalben offenkundigen Hass und konnte natürlich auch nicht ohne Eindruck auf unseren Dichter bleiben. „So weit ist nun Alfons schon,“ will der Dichter sagen, „jetzt wird es auch nicht mehr lange dauern, bis die letzten Gebiete des Hauses Barcelona ihm zufallen.“

In dieser Annahme, das Gedicht beziehe sich auf die Erhebung des Jahres 1242, werden wir noch bestärkt durch die Erwähnung des Verbündeten des Grafen von Toulouse: Vos e·l reis que·us es plevitz (44). Mit diesem verbündeten König kann natürlich nur Jakob I. von Aragon gemeint sein. Nach Aussage des Dichters müsste dieser also mit dem Grafen von Toulouse ein Bündnis geschlossen haben. Aus der Geschichte (45) scheint zwar hervorzugehen, dass ein solches zwischen dem Grafen von Toulouse und dem Könige von Aragon bei dieser Gelegenheit nicht eingegangen wurde. Jedoch verbreitete sich das Gerücht, und der Graf von Toulouse wird wohl dazu beigesteuert haben, den Glauben zu nähren, auch Jakob I., von dessen Ruhm die ganze Welt gerade erfüllt war, sei der Liga beigetreten. So sagt auch ein anderer zeitgenössischer Trobador, Guilhem Montanhagol, allerdings mit mehr Vorsicht als unser Dichter, er habe gehört (46), der König von Aragon sei mit im Bunde. Dies ist ein deutlicher Beweis dafür, dass in der Tat das Gerücht umging, König Jakob habe dem Unternehmen seinen starken Arm geliehen, und es kann uns nicht überraschen, wenn Bernard dieses Gerücht bereits als Tatsache hinstellt.

Dieses Bündnis, wenn es überhaupt stattgefunden hatte, konnte nur bei Gelegenheit der Zusammenkunft Raimunds und Jakobs in Montpellier im Juni 1241 geschlossen sein. Als der Dichter sein Sirventes verfasste, hat Heinrich III. England offenbar noch nicht verlassen, da Bernard ihn erst anzutreiben und aus seiner Untätigkeit aufzurütteln sucht; im Mai 1242 landete er erst auf dem Festland. Ludwig IX. erregte den Unwillen durch die Belehnung Alfonsens im Juli 1241.

Nach alledem, was wir gesagt haben, können wir nun wohl mit ziemlicher Sicherheit annehmen, das Gedicht sei entstanden in der Zeit von Juli 1241 bis Frühjahr 1242. Die Feindseligkeiten haben noch nicht begonnen, der Dichter stösst ins Horn, um zu den Waffen zu rufen.

Mit der Datierung dieses ältesten erhaltenen Gedichtes Bernards hätten wir zugleich einen Stützpunkt für die ungefähre Fixierung der Geburtszeit des Dichters gewonnen. Es ist nämlich nicht wahrscheinlich, dass er zur Zeit der Abfassung dieses Liedes jünger als ca. 20 Jahre war. Somit erhalten wir etwa 1220 als terminus ad quem für seine Geburt. Es ist aber auch nicht wahrscheinlich, dass er lange über sein 70. Jahr hinaus dichterisch tätig war, und so ergibt sich im Hinblick auf 1274, das Abfassungsjahr (47) seines letzten Gedichtes, als terminus a quo für seine Geburt ca. 1204. Da es nun aber wieder glaublicher ist, dass Bernard, als er jenes erste erhaltene Gedicht schrieb, schon etwas älter war als 20 Jahre und, als er das letzte verfasste, jünger als 70 Jahre, so werden wir mit einiger Wahrscheinlichkeit seine Geburtszeit mit den Jahren 1210—1220 umgrenzen dürfen.

Anglade (48) zieht aus den Worten des Dichters „sai vas Limos“ (49) den Schluss, er habe diese Verse auch in der Gegend von Limoux geschrieben. Mit Notwendigkeit ergibt sich das m. E. aus den Worten nicht, zumal sai einem lai gegenübersteht und also wohl nur eine formelhafte Verwendung darstellt (50). Selbstverständlich will ich damit die Möglichkeit nicht leugnen, unser Dichter habe sein Sirventes wirklich in dieser Gegend verfasst.

Die Sache des Südens hatte ein klägliches Ende gefunden. Mit dem Tode Raimund Berengars V. (1246) war das schönste Gebiet des Hauses Barcelona im Norden der Pyrenäen in die Gewalt der Familie der Kapetinger gefallen, an Karl von Anjou (51), der Name Proensa hatte sich in Falhensa verwandelt, wie der Trobador Montanhagol trauernd ausruft (52). Ob unser Dichter, wie soviele der provenzalischen Sänger, sich nun nach Spanien begab, vermögen wir nicht zu sagen. Wahrscheinlich ist es allerdings nicht, da wir ihn nach nicht allzu langer Zeit bei der Abfassung des nächsten datierbaren Gedichtes wohl noch in seiner Heimat finden.

Dieses nächste Gedicht, das auf Grund der darin sich findenden Anspielungen eine chronologische Fixierung erlaubt, wäre das bei Bartsch unter Nr. 2 angeführte: D’un sirventes m’es grans volontatz preza. Äussere Gründe jedoch veranlassen mich, hier erst das Gedicht Bartsch Nr. 4 einzuschalten: Una sirventesca. Dieses Sirventes ist ein persönliches; es verspottet in satirisch-humoristischer Weise einen Joglar, der in Str. I mit „En Rainier“ angeredet wird. Der Dichter erklärt, er wolle ihm ein ganz neues Sirventes „in Pacht geben“, dass er so schön zum Tanz gehe, dass ihm am Waffenhandwerk nichts liege, und dass er Herrn Bresca ähnlich sei, da auch er die Mächtigen schmähe. Die Strophe schliesst, wie auch jede der folgenden, mit dem Refrain: „Manchen schimpflichen und schändlichen Schlag habt Ihr dafür an mancher Tür bekommen.“ Wir erfahren dann weiter, dass dieser Rainier eine lügnerische Cobla auf einen Grafen verfasst hat; er sei aber doch nicht von seiner Armut „genesen“ (Str. II). Für ein zerrissenes Kleidungsstück habe er eine spitze Lanze fortgegeben, jedoch, fügt der Dichter spöttisch hinzu, habe er dadurch gar keinen Nachteil gehabt, seine Zunge sei ja doch noch gefürchteter als die Lanze (Str. III). Der Wolf könne nicht gieriger nach Fleisch sein als er nach Lumpen. Daher wurde er auch unlängst in Marseille verprügelt, als er eine rote Kappe an sich genommen hatte (Str. IV). Um der Joglarkunst willen habe er auf den Stand des Ritters verzichtet und daran habe er ganz recht gehandelt. Besser als das Waffenhandwerk gefiele ihm der Betrug (Str. V). Der Dichter schliesst mit dem Bemerken, seine Schmähungen würden bei der Torheit des Joglars doch keinen Eindruck auf ihn machen und deshalb verzichte er auf weitere.

Nach Witthoeft (53) müsste man dieses Gedicht als ein sirventes joglaresc bezeichnen, d. h. als ein Sirventes, das „im Interesse eines Joglars verfasst“ sei. Indessen haben Schultz-Gora (54) und Zenker (55) gezeigt, dass Witthoefts Ansicht nicht haltbar ist. Die Beziehungen, die das Gedicht enthält, sind für uns dunkel; wir vermögen nichts Positives über die beiden genannten Personen, Rainier (56) und Bresca, dem ersterer mit seinen Schmähungen auf die Mächtigen ähneln soll, beizubringen. Was Rainier betrifft, so können wir aus den Andeutungen nur schliessen, dass er ursprünglich Ritter war — darauf weist auch schon die Bezeichnung „En“ hin, die nur Rittern zukam —, das Waffenhandwerk aber an den Nagel hing und Joglar wurde (57). Ein derartiges Vertauschen des Schwertes mit der Fiedel war in damaliger Zeit nichts Seltenes. So lesen wir von Guilhem Ademar, er habe seinen Unterhalt als Ritter nicht bestreiten können und sei deshalb Joglar geworden (58). Dasselbe hören wir von Peirol (59). Aus ebendiesem Grunde — auf seine Armut weist der Dichter ja besonders hin (60) — wird denn auch Rainier das Gewerbe eines Joglars ergriffen haben. Wir sehen weiter, dass er auf einen nicht namentlich genannten Grafen eine lügnerisch-schmähende Strophe verfasste. Der Zweck war natürlich, auf diesem Wege von dem Grafen irgend eine Unterstützung zu bekommen. Indes scheinen die gehegten Hoffnungen sich nicht erfüllt zu haben. Da Rainier mit seiner eigenen dichterischen Produktion nicht weit gekommen war, wird er sich genötigt gesehen haben, Bernard von Rouvenac um ein Lied anzugehen. Dieser, „zwischen dem Mitleide mit der kläglichen Lage des Bittstellers und einem leisen Unwillen über dessen Zudringlichkeit schwankend, kam dem Ansuchen zwar nach, machte aber in dem erbetenen Liede das, was sich ihm dafür wohl zunächst bot: die Person, Lebensführung, gesellschaftliche Stellung, Kunstleistung etc. des Supplikanten, zur Zielscheibe seines witzigen Spottes“ (61).

Weitere Aufklärung gibt uns das Gedicht nicht; Anhaltspunkte, es chronologisch zu fixieren, fehlen gänzlich. Wenn ich mich nun doch entschlossen habe, es hier einzureihen, so geschah es aus folgendem äusseren Grunde. Die Reihenfolge der Lieder in den Handschriften ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine chronologische, was ja bei den Gedichten der Trobadors der späteren Zeit sehr oft der Fall zu sein pflegt. In beiden Handschriften figuriert unser Gedicht an zweiter Stelle, während die übrigen Lieder genau die Ordnung innehalten, die wir selbst erst auf Grund der gegebenen Anspielungen gefunden haben. Das ist doch schwerlich ein Zufall. Wir werden also nicht fehlgehen, wenn wir das Gedicht auch chronologisch an zweite Stelle setzen, d. h. es verlegen in die Jahre 1241—53.

Das nächste Gedicht bietet ziemlich sicheren Anhalt zur Datierung. Hier schickt der Dichter, ähnlich wie im ersten Lied, die Erklärung voraus, er scheue sich nicht den Mächtigen die Wahrheit zu sagen; ein Sirventes, das Wert haben solle, müsse ohne Rücksicht Lob oder Tadel spenden (Str. I). Er lobt dann mit feiner Ironie die Könige von Aragon und England: sie vergölten Böses mit Gutem und überliessen friedlich ihre Besitzungen dem Könige, der Syrien erobere (Str. II). Es sei eine Schande, dass ein besiegtes Volk sie so in Banden halte; dem König von Aragon und dem, der die Normandie verloren habe, möchte doch diese Schmach zu Bewusstsein kommen (Str. III). Der erstere wird vom Dichter noch besonders dafür getadelt, dass er sich von den Bürgern von Montpellier die leuda torneza habe nehmen lassen, und dass er sich nicht für die Schmach räche, die er dort erlitten habe; er glaubt genug zu tun, sei er nur im Frieden (Str. IV). Nicht möge übermässiges Lob es Frieden nennen, wenn Tüchtigkeit schlecht angewandt werde; das sei kein Friede, sondern schlechter Krieg, eine Freude der Bauern und der Reichen, die immer mehr in ihrem Werte sänken (Str. V). König Alfons, fährt der Dichter dann fort, habe die Habgier anderen Königen überlassen und seinerseits Freigebigkeit angenommen; mit dem habe er sich begnügt, was andere nicht haben wollten (Str. VI). Den Schluss bildet eine nochmalige Beteuerung der Unparteilichkeit und Selbstlosigkeit des Dichters (Str. VII).

Die genannten vier Könige sind nicht schwer zu erkennen. Unter dem König von Aragon ist Jakob I. zu verstehen, unter dem von England Heinrich III., mit dem Könige, der Syrien erobert, kann natürlich nur Ludwig IX. von Frankreich gemeint sein, und mit dem König Alfons Alfons X. der Gelehrte (1252-70) von Kastilien.

Drei Anhaltspunkte sind es, die eine Fixierung der Entstehungszeit des Gedichtes erlauben:

1. Ludwig IX. erobert Syrien;

2. die Bürger von Montpellier nehmen König Jakob die leuda torneza;

3. die Erwähnung König Alfonsens und seiner Freigebigkeit.

Was Punkt 1 anbelangt, so ist diese Stelle selbstverständlich vom Dichter ironisch gemeint; denn Ludwig der Heilige hat auf seinem Kreuzzuge nicht nur nicht Syrien erobert, sondern im Gegenteil bei Mansurah 1250 eine empfindliche Schlappe erlitten, infolge deren er sogar in Gefangenschaft geriet. Er blieb bis zum 25. April 1254 in Palästina (62).

Bei Punkt 2 müssen wir einen Augenblick verweilen. Der Dichter macht hier eine Anspielung auf die Tatsache, dass die Bürger von Montpellier, die des öfteren Streitigkeiten mit Jakob I., ihrem Seigneur hatten, sich die leuda torneza, eine Art Brückenzoll (63), aneigneten. Der Tatbestand ist folgender:

Papst Gregor IX. hatte der Gemeinde von Montpellier das Recht zugestanden, die genannte Steuer in ihrem Interesse zu erheben. Im Jahre 1252 nun versuchte Jakob plötzlich und unklugerweise, den Ertrag der Steuer zu seinem eigenen Nutzen zu verwenden. Wir lesen über dieses Ereignis im Petit Thalamus (64), einer Art Chronik von Montpellier, folgende kurze Notiz: En lan de M e CCLII. . . demandet lo rey Jacme d’Aragon las mealhas de Latas e lendeman de l’Aparection cobreron las li homes de Montpeyler e la cloqua dels armatz (bewaffnete Truppe). Infolge dieses Widerstandes wies Jakob die consuls de mer, die die mailles de Lattes oder leuda torneza zu verwalten hatten, an, vor seinem Hofe zu Barcelona zu erscheinen. Diese antworteten jedoch, der König könne in dieser Sache kein Richter sein, die Einwohner Montpelliers seien nicht verpflichtet, ausserhalb des Gebietes ihrer Stadt vor Gericht zu erscheinen, und schliesslich appellierten sie an den Bischof von Maguelone, den Suzerain ihres Seigneur (65).

Damit war der Krieg erklärt. Montpellier ernannte mehrere Jahre hindurch selbständig seinen Baile, verband sich mit dem Vizgrafen von Narbonne, dem Feinde seines Seigneur, und behandelte König Jakob überhaupt so, wie wenn er gar nichts zu sagen hätte. Mit diesem willkürlichen Benehmen der Stadt Jakob gegenüber könnte vielleicht die Schmach gemeint sein, die dieser, wie der Dichter sagt, in Montpellier erlitten habe (66).

Was Punkt 3 angeht, so stand Alfons X. schon gleich bei seinem Regierungsantritte (1252) im Rufe des freigebigsten Fürsten (67). Die Strophe scheint ausserdem, wie schon Tourtoulon (68) bemerkt hat, eine Anspielung auf die Verzichtleistung Alfonsens auf seine Ansprüche in der Gascogne zu enthalten. Der darauf bezügliche Vertrag zwischen Alfons und Heinrich III. von England wurde am 20. April 1254 geschlossen, doch war der Friede schon vorher gesichert (69).

Da Ludwig IX. sich noch auf seinem Kreuzzuge zu befinden, Alfonsens Verzichtleistung schon bekannt zu sein scheint, so muss unser Gedicht Anfang des Jahres 1254 verfasst sein.

Es bleibt nunmehr noch ein Gedicht übrig, dessen Datierung mit ziemlichen Schwierigkeiten verknüpft ist; es gehört den letzten Lebensjahren des Dichters an.

Dieses Sirventes führt nach einer Eingangsstrophe, die den kriegerischen Sinn des Dichters zum Ausdruck bringt, Klage über einen nicht namentlich genannten Infanten von Aragon, der einen seiner Barone, Raimund Wilhelm, trotz des Waffenstillstandes und ohne Richterspruch getötet hätte (Str. II). Waffenstillstand zu brechen, sei schlecht; der Infant habe damit eine törichte Tat begangen. Ihm käme es doch wohl zu, grausame Handlungen zu meiden (Str. III). Der Dichter fordert dann die Katalonier auf, sich über die Freveltat zu beschweren, man werde sie sonst für feige halten (Str. IV). Das Sirventes wird dem Vizgrafen von Cardona gewidmet, der, wie der Dichter sagt, „sich in Tugend bade“ (Str. V). In der Schlussstrophe macht Bernard seiner Empörung noch einmal Luft in einem Verdammungsurteil über den Bruch des Waffenstillstandes (Str. VI).

Die Fixierung der Entstehungszeit dieses Gedichtes ist insofern schwierig, als wir, soviel ich sehe, keine direkte historische Überlieferung über die vom Dichter gerügte Tat, die Ermordung des katalanischen Barons Raimund Wilhelm, besitzen und sonst keine Person namentlich genannt ist.

Man hat sich gerade mit diesem Sirventes bisher einerseits wenig, andererseits doch wieder viel beschäftigt. Millot (70) erwähnt es überhaupt nicht vielleicht kannte er es nicht, oder aber — und dies ist wahrscheinlicher — der Sinn blieb ihm zu dunkel, ihm, der selber keine Silbe provenzalisch konnte, und die Materialien von La Curne de Sainte-Palaye boten nicht genug. Ebenso wenig befasst sich mit ihm die Histoire littéraire de la France (71); allerdings wird hier am Eingange bemerkt, es existierten 4 Sirventese von unserem Dichter.

Diez (72) war es, der zum ersten Male auch dieses schwierige Gedicht berücksichtigte, und ihm gebührt auch der Ruhm, zuerst das Richtige erkannt zu haben, wenn er auch nicht näher auf die Sache selbst eingeht, sondern sich nur mit einer Vermutung begnügt. Müssen wir Diez dieses Verdienst zuerkennen, so gebührt Milá (73) das Lob, sich zuerst eingehender mit der Auslegung beschäftigt zu haben, aber auch freilich nur dieses. Milás Ausführungen zeugen entschieden von Scharfsinn, jedoch kann man ihm den Vorwurf nicht ersparen, dass er den Weg, den ihm Diez gewiesen, nicht wenigstens betreten hat. Man weiss, dass Milá selbst eingestand, er habe Diezens Werke erst spät und nur unvollkommen kennen gelernt (74). Möglich, dass er aus diesem Grunde Diezens Ansicht gänzlich ignoriert.

Indes das, was Milá m. E. vor allem fehlgreifen lässt, ist sein Patriotismus, seine Eigenschaft als Spanier. Von dem Gedanken ausgehend, der Infant, dessen Tat der Dichter aufs schärfste verurteilt, sei Jakob I. von Aragon, erblickt er es als seine vornehmste Aufgabe, den Ehrenschild des nationalen Helden fleckenlos zu erhalten, ihn möglichst rein strahlen zu lassen. Dieses Bestreben ist es, das ihn zu seiner Konjektur veranlasst, „corrección que además de convenir con la historia, evitará una fea nota a la memoria de D. Jaime“ (75). Mit letzteren Worten gibt Milá selbst an, was ihm bei seinen Darlegungen die Feder geführt hat.

Tourtoulon (76), der sich nach Milá gelegentlich ganz kurz mit diesem Sirventes auseinandersetzte, vermutete, gestützt auf seine treffliche Kenntnis der Geschichte Jakobs I., ebenso wie Diez, das Richtige. Was Balaguer (77) anbelangt so fühlte er wohl auch die Unhaltbarkeit der Auslegung seines Landsmanns schloss sich der andern Auffassung an.

Ich will hier nun zunächst auf Milás Ausführungen eingehen und sie zu widerlegen versuchen.

Milá sieht, wie oben bereits gesagt in dem im Gedicht erwähnten Infanten den König Jakob I. von Aragon. Im Jahre 1224, in dem nach Milá das Sirventes verfasst ist, war Jakob bereits 16 Jahre alt und immerhin schon 10 Jahre König, wenn auch zunächst noch unter der Vormundschaft seiner Mutter Maria von Montpellier. Man sieht daher nicht ein — ich habe dies schon einmal erwähnt (78) —, wie der Dichter dazu kommen sollte, Jakob „Infant“ zu nennen. Milá hilft sich damit, dass er sagt, man hätte fortgefahren, dem Sohne des Besiegten von Muret den Namen „Infant“ zu geben, eine Annahme, die höchst unwahrscheinlich ist. Dann macht Milá eine Konjektur: er schlägt vor, statt aucis (er tötete) aunis (er beschimpfte) zu lesen. Vom paläographischen Standpunkte ist dagegen nichts einzuwenden. Zur Unterstützung führt M. zwei Gründe an:

1. Es stehe nicht fest dass Jakob irgend einen Baron getötet hätte, abgesehen von der Tat gegen Pedro de Ahones;

2. er glaube nicht, dass es ein Beispiel dafür gäbe, dass die Cortes einen Baron ohne Urteilsspruch zum Tode verurteilt hätten.

M. kommt dann zu dem Schluss, der Baron, dem die ungerechte Behandlung und Beschimpfung von Seiten des Infanten Jakob widerfahren sei, wäre Raimund Wilhelm von Moncada.

Jedoch Milás Gründe stehen nur auf schwachen Füssen. Der erste Grund ist höchst bedenklich, weil er selbst von einer Ausnahme abhängig ist. Und dann, sollte Jakob es wirklich nicht über sich gewinnen haben können, einen einfachen Baron zu töten? Liess er nicht auch dem Bischof von Girona, Berengar von Castellbisbal, die Zunge abschneiden (79), und freute er sich nicht sogar, wie die Geschichte überliefert, als er hörte, sein Sohn Petrus habe den aufsässigen Bruder ertränken lassen (80)? Diese Tatsachen brauchen den Ruhm des Conquistadors noch keineswegs zu verdunkeln, sie müssen eben vom Gesichtspunkte der damaligen Zeit, nicht vom modernen Standpunkt aus betrachtet werden. Milás zweiter Grund kann auch nichts beweisen; er ist eine blosse Annahme, aber kein Beweis (81).

Von vornherein spricht gegen Milás Auslegung der ganze Ton, in dem das Gedicht gehalten ist. Das kann nicht die Entrüstung über die Beschimpfung oder ungerechte Behandlung eines einfachen Barons gewesen sein, die den Dichter so in Harnisch bringt, die ihm solche scharfe, tadelnde Worte in den Mund legt. Wir fühlen deutlich heraus, es ist ein besonders schwerer Fall, über den der Dichter zu Gericht sitzt, über den er seine Geissel schwingt.

Vielmehr müssen wir, und ohne dass wir die Verantwortung für eine Konjektur auf uns zu nehmen hätten, in dem Infanten Petrus, den Sohn Jakobs, den späteren König Petrus III. (1276—1284), sehen, und zwar beziehen sich die Worte des Dichters auf Ereignisse des Jahres 1274. Zur Orientierung sei folgendes bemerkt (82):

Zwischen den beiden Söhnen des Königs Jakob I. von Aragon, dem Infanten Petrus und dem Bastard Ferdinand Sanchez, war tiefer Hass entstanden, als letzterer anlässlich des misslungenen Kreuzzuges Jakobs auf Sizilien mit Karl von Anjou, dem erbitterten Feinde des Petrus, Freundschaft schloss und von ihm sogar zum Ritter geschlagen wurde. Petrus glaubte, sein Bruder wolle mit Unterstützung und im Einverständnis Karls von Anjou ihn aus dem Wege schaffen, um dann selbst den Thron besteigen zu können. Dazu stellte sich Ferdinand noch, wie es damals die jüngeren Söhne der herrschenden Häuser meist zu tun pflegten, an die Spitze der feudalen Partei und kam dadurch in offenen Streit mit dem Lugarteniente General (83), dem mutmasslichen Erben der Krone. Ferdinands Beispiel ermutigte natürlich die Barone, die schon lange nach einer Gelegenheit getrachtet hatten, den wachsenden Herrschergelüsten Jakobs eine Schranke entgegenzusetzen. Als Petrus nun gar noch einige Willkürlichkeiten beging, stand bald fast der ganze Adel von Katalonien und ein grosser Teil von Aragon unter Ferdinands Fahnen.

Die Lage wurde kritisch. Im Anfang des Jahres 1273 nun richtete König Jakob an die Mächtigen Kataloniens die Aufforderung, ihm gegen die Sarazenen Spaniens Hilfe zu leisten. Die Barone, an deren Spitze der Vizgraf von Cardona Ramon Folch stand, weigerten sich dessen und beriefen sich darauf, sie seien nicht gehalten, ausserhalb des aragonesischen Landes Kriegsdienste zu tun. Obwohl Jakob verschiedene Male an den Vizgrafen und seine Anhänger den Befehl ergehen liess, sie sollten ihm die Lehen zurückgeben, die sie von ihm hätten, leisteten diese keine Folge.

Der König, der im Jahre 1274 auf Aufforderung des Papstes Gregor X. am ökumenischen Konzil zu Lyon teilnahm, übertrug die Führung des Krieges mit Ramon Folch und den Baronen dem Infanten Petrus. Während der Abwesenheit Jakobs verschlimmerte die Willkür des Infanten noch die Lage, zumal jetzt auch die Barone Aragons im Einverständnis mit Ferdinand Sanchez sich zu empören begannen und mit den katatonischen eine Liga bildeten.

Dem König lag es sehr am Herzen, diese Streitigkeiten, die die Kräfte des Landes zu zersplittern drohten, beizulegen. Er schloss deshalb zunächst einen Waffenstillstand von 10 Tagen in Barcelona am 19. November 1274 (84), seine Absicht war jedoch, die Cortes nach Lerida zu berufen und mit ihrer Vermittlung dem unerquicklichen Streit ein Ende zu machen. Bis zu ihrem Zusammentreten wurde nun ein allgemeiner Waffenstillstand im Dezember 1274 geschlossen. Somit war vorläufig Friede (85). Über den Abschluss dieses für die Auslegung unseres Gedichtes äusserst wichtigen Waffenstillstandes lesen wir bei Zurita (86), dem bedeutendsten Annalisten des Hauses Aragon, folgendes: . . . y en llegando a Tarragona les señaló dia, con voluntad de los Juezes que les avia nombrado, para la metad de Quaresma, y mandó convocar par la Ciudad de Lerida a todos los Ricos hombres de Cataluña y Aragon, a donde él, y el Infante Don Pedro se avian de hallar: para que alli determinassen aquellos Juezes todas sus diferencias: y entre tanto dio treguas a todos: y con esto por entonces se sossegaron algun tanto aquellos Ricos hombres.

Die Ricos hombres begaben sich jedoch aus Furcht vor dem Könige nicht selbst nach den Cortes, sondern versammelten sich in Corbins und schickten, während die Cortes in Lerida tagten, dorthin Gesandte.

Bei dieser Gelegenheit ist es, wo man auch Beschwerde geführt haben muss über die Tat, die unseren Dichter zu seinem Sirventes veranlasst hat. Zurita (87) handelt hierüber wieder am ausführlichsten: . . . y el Vizcomde de Cardona embió a dezir al Rey, que el Infante Don Pedro y sus gentes dentro del termino de la tregua avian hecho diversos daños a Don Fernan Sanchez, persiguiendo a él, y a los suyos, y a sus valedores, especialmente a los que estavan en Antillon y Pomar.

Unter diese „Schäden“, die der Infant Petrus während des Waffenstillstandes seinem Bruder Ferdinand zufügte, muss auch die in Frage kommende Tat gerechnet werden, und zwar wird sie das schwerste Vergehen des Infanten gegen den geschlossenen Waffenstillstand gewesen sein, sonst wäre sie vom Dichter wohl nicht allein an den Pranger gestellt worden. Dass der Waffenstillstand durch ein Verbrechen verletzt wurde, geht mit Gewissheit aus einer anderen Stelle bei Zurita (88) hervor:

Cum Ferdinandus animo praeruptus et praeceps earum seditionum praecipuus stimulator et concitator esset, et mobilitate et levitate animi novis rebus studeret, neque indutiarum eis per scelus violatis iura servarentur, a fratre in Pomarium castellum inclusus, cum commutata persona eripere se niteretur ex insidiis capitur.

Nach allen meinen Ausführungen unterliegt es nun wohl keinem Zweifel mehr, unter diesem, „scelus“,durch durch das die Rechte des Waffenstillstandes verletzt wurden, eben nur die von unserem Dichter gegeisselte Tat der Ermordung des Barons Raimund Wilhelm gemeint sein kann.

Der Waffenstillstand wurde im Dezember 1274 geschlossen, die Cortes versammelten sich in Lerida Ende Februar oder Anfang März 1275 (89); folglich sind wir berechtigt, anzunehmen, das Gedicht sei zwischen Dezember und März 1274/5 verfasst.

Ein solches Verbrechen, das, wie der Dichter sagt, ohne Urteilsspruch an einem Barone verübt wurde, ist bei dem Charakter des Infanten Petrus gar nichts Ungewöhnliches, und man begeht durchaus keine Vergewaltigung der Geschichte, wenn man es ihm ohne weiteres zutraut, einen Makel, den, wie wir gesehen haben, der Patriotismus eines Milá auf dem Ehrenschilde des allerdings anders gearteten Jakob nicht sitzen lassen konnte.

Für eine ähnliche, wohl aber bei weitem noch scheusslichere Tat des Infanten, die damals allgemeine Erbitterung hervorrief, besitzen wir verschiedene Zeugnisse.

So erzählt Miedes (90), die Grossen hätten sich in dem Bruderkampfe hauptsächlich deshalb auf die Seite des Ferdinand Sanchez gestellt, weil Petrus einen der Vornehmen auf eine äusserst grausame und entehrende Weise hätte töten lassen: Por esso determinó (Ferdinand Sanchez) valerse del favor y ayuda de ciertos barones de Cataluña, losquales al tiempo que la governava Don Pedro, fueron del muy mal tratados, señaladamente por lo que havia hecho contro un caballero muy noble llamado Don Guillem de Odena alqual condeno a hechar lo bivo dentro de un saco en el rio, y que muriesse ahugado, que fue mayor pena de la que por ley se devia. Dasselbe berichtet Zurita (91): Regem tot bellis perfunctum acres et hostiles filiorum concertationes exagitant. Palam armis dimicant: magnaeque a proceribus, distractiones partim, turbae miscentur: praesertim quod Petrus, qui rem publicam pro rege gerebat, ad summum imperium acerbitatem naturae adiungens Guielmum Raimundum Odenam antiquissima stirpe ortum in confluentem demergi iusserit. Ja, sogar vor einem Brudermorde scheute diese „acerbitas naturae“ des Petrus nicht zurück: er liess den eigenen Bruder kurzerhand im Cinca ertränken (92).

Hiermit fallen auch die letzten Bedenken, und das psychologische Argument, das man zugunsten des Infanten noch hätte anführen können, und das auch Milá ins Treffen führte, kann vor den angeführten Zeugnissen nicht bestehen.

Das letzte der erhaltenen Lieder Bernards ist somit erledigt: es stammt aus der späteren Lebenszeit des Dichters. Ein Zeitraum von 21 Jahren liegt zwischen den beiden letzten Gedichten. Was hatte sich während dessen nicht alles zugetragen! Mit dem Vertrage von Corbeil (16. Juli 1258), in welchem Jakob „abdiquait ainsi le rôle qui avait tenté ses prédécesseurs, celui de suzerain et de patron des populations occitaniennes“ (93), hatte die Nation des Südens aufgehört, als solche zu existieren. Zahlreiche Trobadors flüchteten sich nach Spanien, um dort an den Höfen der Grossen, die immer noch ein Asyl provenzalischer Muse waren, ein neues Heim zu suchen. So wissen wir, dass Alfons X. von Kastilien ein ganz hervorragender Gönner der Trobadors, „ein glänzender Stern vor dem Untergange“ (94), war, und dass an seinem Hofe eine ganze Reihe der letzten Sänger eine Zufluchtsstätte fand (95).

Was tat unser Dichter? Sollte er, der von dem glühendsten Hasse gegen die französischen Eindringlinge beseelt war, es haben mit ansehen können, wie in seinem schönen und reichen Vaterlande, wo so oft die fröhlichen Gesänge der Trobadors erschallt waren, sich nun das fremde Element breit machte? Verschiedene Gründe machen es wahrscheinlich, dass Bernard ebenfalls seiner Heimat den Rücken wandte und sich nach Spanien begab. Es ist gewiss auffällig, dass der Dichter, der doch sonst so freudig mit den Waffen des Wortes für sein Land eintritt, in dem letzten Sirventes im Gegensatz zu den beiden anderen politischen eine Angelegenheit behandelt, die für die Sache des Südens überhaupt nicht in Betracht kommt, die strenggenommen nur für die Geschichte Kataloniens Bedeutung haben kann.

Ferner darf es unserer Aufmerksamkeit nicht entgehen, dass die im letzten Gedicht vom Dichter gerügte Tat u. W. nirgends und von keinem Schriftsteller besonders erwähnt wird; sie wird also an sich gewiss nicht von allzu grosser Wichtigkeit gewesen sein, und das Gerücht davon wird sich kaum über die Pyrenäen verbreitet haben. Dazu kommt noch der Umstand, dass die Tornada des letzten Gedichtes an den Vizgrafen von Cardona gerichtet ist.

Diese Erwägungen legen wohl den Schluss nahe, der Dichter habe sein letztes Sirventes in Spanien selbst verfasst und dort auch wohl den Rest seines Lebens zugebracht. Vielleicht dürfen wir der Tornada auch noch entnehmen, dass Bernard am Hofe des mächtigen Vizgrafen, des Beschützers des Trobadors Serveri de Girona, verweilt habe. Freilich kann der Dichter mit dem Lobe desselben auch nur den Zweck verfolgt haben, seine Aufmerksamkeit erst zu erregen und sich bei ihm beliebt zu machen, um unter der Gunst dieses mächtigen Herrn die letzten Tage seines Lebens in Ruhe zubringen zu können. Zu Jakob I. jedenfalls scheint unser Dichter keine Beziehungen unterhalten zu haben, sonst hätte er sich wohl solche kühnen Ausfälle gegen die Person des Herrschers nicht gestatten dürfen.

Wie lange Bernard nach dem Datum seines letzten Gedichtes noch gelebt habe, vermögen wir nicht anzugeben. Viele Fragen könnte man noch stellen, sie lassen sich mangels jeder Kunde über unseren Dichter nicht beantworten.

Nur auf eins ist hier noch einzugehen: Sind die bei Bartsch (96) unter Bernart de Rovenac aufgeführten, d. h. in den Handschriften unter seinem vollen Namen überlieferten Gedichte wirklich die einzigen, die uns von ihm erhalten sind?

Chabaneau (97) führt einen Trobador Bernart ohne weiteren Beinamen an, der als Interlokuten in 5 Tenzonen genannt ist. Die Möglichkeit ist immerhin nicht ausgeschlossen, wenn auch bei der Häufigkeit des Vornamens Bernard nicht allzu gross, dass uns der Inhalt der Tenzonen erlaubte, diesen Bernart in dem einen oder anderen Gedichte mit Bernard von Rouvenac zu identifizieren. Die in Betracht kommenden Gedichte sind folgende (Bartsch, Gr.):

 

52,
1.
Ar parra si sabetz triar.
Tenzone mit Guigo. M. G. 355.
 
2.
En Bernatz, gran cortezia.
Tenzone mit Bertran. Selbach, Streitgedicht, p. 120.
 
3.
Gaucelm, non posc estener.
Tenzone. M. W. 2, 102.
 
4.
N’Elias, de dos amadors.
M. G. 1014.
97,
12.
Segner Blacatz, ben mi platz
e m’aienza.
Gedr. Soltau, Trob. Blacatz, Zeitschrift f. rom. Phil. 23, p. 247.

 

Leider gewährt uns der Inhalt dieser 5 Gedichte gar keine Anhaltspunkte für eine Attribution; keinem derselben lässt sich über die Person des als Interlokutor in ihnen auftretenden Bernard etwas Näheres entnehmen. Die Histoire littéraire (98) freilich schreibt die Gedichte 3 und 4 ein und demselben Verfasser zu, der aber auch unbekannt ist. Mit dieser ganzen Frage hat sich schon Soltau (99) befasst; ich kann sein Urteil nur in jedem Punkte unterschreiben und begnüge mich deshalb, das von ihm Gesagte hier anzuführen: „Über den Dichter Bernart, der an der Tenzone XI (Gr. 97, 12) teilnimmt, bekenne ich keine Meinung zu haben. Bernart heisst auch der eine Interlokutor in den Streitgedichten Gr. 52. 1. 2. 3. 4, von denen Chabaneau, p. 129 nach dem Vorgange der Hist. lit. die beiden letzten für denselben, übrigens unbestimmten Autor in Anspruch nehmen möchte, während er für die ersten einen anderen, ebensowenig bekannten Verfasser supponiert. Es lässt sich nicht viel dagegen einwenden, aber auch nicht viel dafür geltend machen. Die Anhaltspunkte sind allzu unsicher, die Beziehungen zu vag .... Ich verzichte deshalb darauf, auch meinerseits Vermutungen zu äussern, und meine, man hat sich nun einmal mit der Erkenntnis abzufinden, dass hier nichts Sicheres erreichbar ist.“

Von dem Gedicht Gr. 52, 2, das nach Chabaneau vielleicht eine Tenzone zwischen Bernard und Bertran d’Alamanon wäre, sagt Salverda de Grave (100) ebenfalls, es gewähre keinerlei Anhaltspunkte. Man wird sich begnügen müssen, wiederhole ich, die Unmöglichkeit zu konstatieren, diese Gedichte einem bestimmten Verfasser zuzuweisen. ()

 

Des Dichters Werk.

 

Der literarische Nachläse unseres Dichters gibt, wie wir sahen, herzlich wenig Aufschluss über seine äusseren Lebensumstände. So wenig umfangreich dieser Nachlass nun auch ist, er sichert Bernard immerhin eine, wenn auch nur bescheidene, so doch merkwürdige Stellung in der Geschichte der provenzalischen Literatur.

Von den 4 Sirventesen erwecken nur die 3 politischen ein allgemeineres Interesse. Das Schmähgedicht auf den Joglar Rainier ist rein persönlichen Charakters; es konnte Aufmerksamkeit erregen nur in Kreisen, die die Person des persiflierten Jogiars und die sonstigen Beziehungen kannten. Für uns ist es von Interesse durch die Heftigkeit des Tones und die Energie des Ausdrucks; es liefert einen Beweis von der Meisterschaft, die der Dichter im Verfassen von Invektiven besass.

Der Wert, den die Gedichte für uns besitzen, liegt darin, dass sie uns einen Einblick tun lassen in die Kampfesweise der letzten Trobadors, uns ein Bild geben von ihrem verzweifelten Ringen für die Unabhängigkeit und politische Selbständigkeit ihrer Nation und für ihre Existenz selbst, von dem „regret avec lequel les Languedociens et les Provençaus virent leur pays passer sous la domination des rois de France, leur nationalité s’anéantir“ (101). Die Leidenschaft, die der Poesie der Trobadors überhaupt eigen ist, zeigt sich bei unserem Dichter in den grellen Farben der schonungslosesten Verhöhnung und grimmigsten Ironie.

Bernards Grundsatz ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Übles soll mit Üblem vergolten werden! Wer anders handelt, erscheint ihm als Schwächling. Facit indignatio versum, kann man bei ihm sagen. Der Grimm über die Niederlage der albigensischen Sache ist es, der ihm seine Verse diktiert. Ein leidenschaftlicher, feuriger Patriotismus spricht aus diesen Sirventesen. Unerschütterlich hofft Bernard, dass seinem Vaterlande doch endlich noch das Morgenrot einer neuen Zeit strahlen werde, auch dann hofft er noch, als Raimund VII. bereits tot ist, als Alfons von Poitiers seinen Besitz eingenommen hat und selbst das Zustandekommen der so sehr herbeigesehnten Verbindung der Könige von Aragon und England das Schicksal des Südens nicht mehr hätte ändern können.

Gegen die Franzosen stachelt er die Engländer, indem er die letzteren auf ihre bedrängten Besitzungen hinweist; er ruft den König von Aragon zu Hilfe, den Besieger der Sarazenen. Wenn diese beiden mächtigen Herren und mit ihnen der Graf von Toulouse sich nur zusammenschliessen wollten, dann wäre doch der erste Schritt zur Befreiung des Vaterlandes getan, sein heissester Wunsch erfüllt. Mit bitterer Ironie schleudert er diesen Fürsten seine Anklagen ins Gesicht, und diese Ironie ist so fein, dass man seine Worte als wirkliches Lob aufzufassen versucht sein könnte, wie dies in der Tat auch geschehen ist (102): „Die Könige von Aragon und England haben eine und dieselbe Sache unternommen: keiner von ihnen will sein Land verteidigen, noch wollen sie einem Menschen Übles tun, der ihnen Übles tat. Und sie üben Gnade und zeigen höfischen Takt; denn den König, der Syrien erobert, lassen sie ruhig ihre Lehen ganz behalten. Unser Herr schuldet ihnen Dank dafür“ (103).

Die Leidenschaft, mit der der Dichter für die Sache des Südens eintritt, beeinträchtigt freilich nur allzusehr die Klarheit seines Blicks und die Objektivität seines Urteils. Seine Worte laufen schliesslich bloss noch auf persönliche Beleidigung hinaus, sachliche Gründe bringt er kaum noch vor, und so versteigt er sich zu schreiender Ungerechtigkeit. Die Beschimpfung eines Jakob von Aragon ist bei den glänzenden Herrschergaben dieses Fürsten höchst ungerechtfertigt. Gewiss hatte Jakob menschliche Schwächen, aber die Verdienste, die er sich erworben hat, überstrahlen bei weitem die Fehler. Und dann durfte der Dichter auch nicht vergessen, dass Jakobs Politik gar nicht auf den Süden Frankreichs gerichtet sein konnte. Jakob hatte ganz andere nationale Ziele im Auge, und nicht Schwäche war es, sondern politische Klugheit, wenn er der Sache des Südens nicht seinen ganzen Arm lieh. Und wenn schliesslich er und Heinrich III. von England die Abwesenheit Ludwigs auf dem Kreuzzuge sich nicht zu nutze machten, so musste unser Trobador erwägen, dass es lediglich ein Akt der Religiosität und Ritterlichkeit war, das Land des für das Wohl und den Schutz der Christenheit kämpfenden Königs unangetastet zu lassen.

Von diesen Erwägungen aus könnte uns die Person eines Dichters nicht besonders sympathisch erscheinen, der in seinen Gedichten zum Teil — man kann es nicht leugnen — das Faustrecht proklamiert. Aber nicht von dem Standpunkt moderner Kritik aus wollen seine Gedichte aufgefasst sein, sondern aus dem Geiste der Zeit selbst. Dann werden wir auch dem „giftigen“ (104) Trobador mildernde Umstände zuerkennen. Die Politik Jakobs I. konnte nicht nach dem Geschmacke der Trobadors der damaligen Zeit sein, die sich mit dem Vordringen des Nordfranzosentums immer mehr in ihrer Existenz bedroht fühlten. Versetzen wir uns in ihre Lage, empfinden wir mit ihnen, so können wir es begreiflich finden, warum Bernard von Rouvenac mit so scharfen Waffen zu Felde zieht: er ist der Vertreter des Südfranzosentums, der seine Heimat bis zum letzten Blutstropfen liebt und ihrer Freiheit alles hintansetzt. Und kann man ihn von dem Vorwurf der Ungerechtigkeit nicht ganz freisprechen, so trifft dieser doch weniger den Dichter selbst als vielmehr sein ganzes Zeitalter, das von impulsiver Natur und zu leidenschaftlicher Einseitigkeit geneigt war.

Es ist schliesslich noch eines charakteristischen Zuges in Bernards Sirventesen Erwähnung zu tun, der verhältnismässig häufigen Betonung der Gerechtigkeit und Unparteilichkeit gegenüber den „unritterlichen Mächtigen“. Bemard sieht in dem Dichter nur den Sittenrichter, der sein heiliges Amt ohne Rücksicht auf Person oder Stand, auf Dank oder Undank verwalten müsse und mit seiner Rüge nicht zurückhalten dürfe. Nicht Drohungen sollen ihn abschrecken, nicht Verheissungen ihn bestechen, ihn der Pflicht entziehen, den Machthabern ins Gewissen zu reden:

 

„Nichts soll Gab’ und Lohn mir gelten,
Nichts auch Dank und Gunst
Mächt’ger Herrn voll falscher Kunst,
Nein, ich denke sie zu schelten
Ihrer Schlechtigkeit gemäss“ (105).

 

In diesem Sinne beginnen und schliessen Gedicht I und III. Bei anderen Trobadors begegnen zwar auch solche Liedeingänge, so bei Bertran de Born (Gr. 80, 42), Montan (Gr. 306, 1), Guilhem Anelier (Gr. 204, 2), Guilhem Figueira (Gr. 217, 2), Pons Barba (Gr. 374, 2); aber wenn unter vier Gedichten zwei am Eingang und auch am Schluss dieses Thema anschlagen, so ist das doch gewiss charakteristisch für unseren Dichter.

Sonst gäbe weder die poetische Technik noch der Stil des Dichters zu besonderen Bemerkungen Anlass. Metaphern oder Vergleiche begegnen nicht sehr häufig; Vergleiche finden sich im ganzen drei.

Nunmehr können wir uns ein Bild machen von der Persönlichkeit Bernards von Rouvenac. Er steht vor uns als ein Geistesverwandter Bertrans von Born, als eine trotzig-herbe Natur, bei der die Leidenschaft politischer Gesinnung in ursprünglicher Kraft hervorbricht, — die, verbittert durch die Niederlage des Vaterlandes, im Sarkasmus ihre Waffe sieht. Seine Sirventese, „des satires singulièrement hardies“, wie sie Éméric-David (106) nennt, sind in ätzendes Gift getauchte Pfeile (107). Sie legen Zeugnis ab von einem Provenzalen, der mit glühendster Liebe an seiner Heimat hängt mit tapferem und männlichem Patriotismus für sie eintritt. Und dieser Zug ist es auch, der uns mit der Ungerechtigkeit des Dichters, seinem Mangel an Objektivität auszusöhnen vermag und seine Gestalt unserem Herzen näher bringt. ()

 

Metrisches.

I.

Das Gedicht besteht aus 5 coblas unisonans und einer Tornada.

Das Schema ist folgendes: 7a’ 5b 7b 7a’ 7c 7c 10d 10d.

Die Reime sind: enda er itz os.

Maus (108) zitiert folgende Gedichte gleichen Strophenbaus:

1. Aimeric 2 (Sordel 3a): Anc al temps d’Artus ni d’ara. De Lollis, p. 149. 2 Str.

2. Raimon de Miraval 22: Chans quan non es qui l’entenda. M. G. 1105. 6 Str.; 1 Torn.; dieselben Reime.

3. Lanfranc Cigala 11: Hom que de domna se feigna. Stengel, Die prov. Blumenlese der Chigiana, Marburg 1878, p. 53.

4. Folquet 1: Guirautz, don’ ab beutat granda. M. W. 4, 234. 6 Str.; 2 Torn.

5. Fortunier 1: Si n’Aimerics te demanda. Archiv 34, 415. 2 Str.

6. Bertran de Born 18: Gent part nostre reis liuranda. Stimming, p. 158. 5 Str.; 1 Torn.

7. Bertran de l’Alamanon 20 (de Grave X): Tut nos cujavam ses faillia. 2 Str.; 1 Torn.

8. Oste 1: Guillem, razon ai trobada. (Rayn. V, 273).

9. Auzer Figueira 1 (Americ de Pegulhan 9); dafür Guilhem Figueira nach Levy, G. F., p. 12: Anc tan bel colp de joncada. Levy, p. 55.

10. Taurel 1: Falconet de Guillalmona. Archiv 34, 383. 6 Str.

Dazu kommt, bei Maus nicht verzeichnet:

11. Sordel (de Lollis XIII): Ben deu esser bagordada. Cobla.

Da von diesen Gedichten allein Nr. 2. mit dem Gedichte Bernards von Rouvenac in den Reimen übereinstimmt und Raimon de Miraval älter ist als Bernard, so kann kaum bezweifelt werden, dass letzterer sein Sirventes nach dem Raimons de Miraval gebildet hat; vgl. Romania 32, p. 139.

 

II.

Das Gedicht besteht aus 5 Strophen und einer Tornada; Reim a ist rim singular, d. h. wechselt von Strophe zu Strophe, b ist rim unisonan, d. h. geht durch.

Das Schema ist folgendes: 5a’ 5a’ 5b 7a’ 5b 7a’ 7a’ 5b 1b 9b.

Die Reime sind: esca (eira, uda, elha, ia) al.

Maus, Peire Cardenals Strophenbau Nr. 108 und Appel, Inedita p. 39 fassen v. 9 und 10 der Strophe zu einem Vers zusammen, betrachten also mal als Zäsurreim zu portal. Aber ein Zehnsilbner mit Zäsur nach der ersten Silbe ist doch unerhört. Ich habe deshalb Trennung in zwei Verse vorgenommen. Offenbar ist vom Dichter Lautmalerei beabsichtigt: mal, isoliert stehend, wirkt wie ein Schlag.

Maus Nr. 108 weiss nur ein Gedicht zu nennen, das nach dem gleichen Muster gestaltet ist: Anonymus 461, 198: Pres sui ses faillensa. Dansa, gedr. Bartsch, Chrest.4, p. 246. Den Reimen mal-portal entsprechen haimorrai. Auch Bartsch nimmt am Strophenschluss Zehnsilbner an. Nach dem Gesagten ist aber vielmehr zu drucken z. B. Str. I:

        per leis qu’ieu am mai.
                hai!
s’en brieu no la vei, brieumen morrai.
 

Da der Dichter dem Joglar vorhält, „er gehe so schön zum Tanze“, werden wir annehmen dürfen, dass ebendiese Dansa Bernard als Vorbild für sein Sirventes gedient hat.

 

III.

Das Gedicht besteht aus 6 coblas unisonans und einer Tornada.

Das Schema ist folgendes: 10a’ 10b 10a’ 10b 8c’ 8c’ 10d 10d.

Die Reime sind: eza es ia er.

Als Gedichte gleichen Strophenbaus führt Maus an (pp. 88, Nr. 27, 108, Nr. 359(6):

1. Peirol 20: M’entension ai tot’ en un vers meza. M. W. 2, 11. 7 Str.; 1 Torn.

2. Alexandri 1: En Blacasset, bon pretz e gran largueza. Klein, Blacasset, p. 10.

3. Templier 1: Ir’ e dolors s’es dins mon cor asseza. R. IV, 131. 5 Str.; 1 Torn.

4. Bertran d’Alamanon 10 (éd. de Grave IX): L’escur gazha me (de Gr.: L’escurgazha[r] a me) fa tan gran feresa. 1 Str.

5. Austorc d’Orlac 1: Ai dieus, per qu’as facha tan gran maleza. Jeanroy, Le troub. Austorc d’Aurillac, Erlangen 1906. 5 Str.; 1 Torn.

6. Jacme Mote 1: Non es razons qu’ieu deg’aver pereza. Meyer, Dern. troub. 1869, p. 463. 6 Str.; 1 Torn.

7. Bertran Carbonel: 5. Aissi com cel que trabuca e peza. Appel, Ined., p. 68. — 23. Anc negun temps, et aisso es certeza. Bartsch, Dkm. d. prov. Lit, p. 21. — 26. Atressi ven hom paubres en auteza. Bartsch, Dkm. 31. — 73. Qui adonar no se vol a proeza. Dkm. 15. — 91. Totz traps es mals e qui lo trop non peza. Dkm. 20.

8. Anonymus 461, 204: Quan Proensa ac perduda proeza. O. Schultz, Die prov. Dicht, p. 31. 4 Str.; 2 Torn.

9. Peire Cardenal: 1. Ab votz d’angel lengu’ esperta no bleza. M. G. 6. 7 Str. — 6. Aquesta gens quan son en lor gajeza. M. W. 2, 214. 5 Str.; 1 Torn.

Bei Maus nicht verzeichnet ist:

10. Luquet Gatelus (Bertoni, I trovatori minori di Genova, Dresden 1903, p. 28): D’un sirventes m’es granz volontatz preza. 5 Str.; 1 Torn.

Die Gedichte haben alle die gleichen Reime. Als Muster kommen für Bernard in Betracht Peirol, Peire Cardenal und Austorc d’Orlac, da die anderen einer späteren Zeit angehören. Das Gedicht des letzteren Trobadors hatte man bisher für einen planh auf den Tod Ludwigs des Heiligen gehalten (109). Jedoch sind zuerst Schindler (110), dann neuerdings Lewent (111) und Jeanroy (112) dafür eingetreten, dass es bald nach Ludwigs Niederlage von 1250 und nicht erst nach seinem Tode 1270 entstanden ist Welcher von den genannten drei Trobadors direktes Vorbild für unseren Dichter gewesen ist, lässt sich nicht entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit spricht für Peirol, da dessen Gedicht grossen Erfolg gehabt und auch verschiedenen anderen Liedern satirischen und politischen Charakters als Muster gedient hat (113).

Peire Cardenal ist von Peirol abhängig (114), und was Bertran Carbonel anbelangt, so hat er wieder Peire Cardenal nachgeahmt. Das Gedicht Bertrans von Alamanon ist nach de Grave (115) im Jahre 1266 entstanden. Das Lied des Luquet Gatelus ist eine deutliche Nachahmung von Bernards Sirventes.

 

IV.

Das Gedicht besteht aus 4 coblas singulars, d. h. die Reime wechseln von Strophe zu Strophe, und 2 Tornaden.

Das Schema ist folgendes: 10a 10a 10a 10a 10a 10a 10a 10a.

Die Reime sind: atz o ag as ei.  Im Hinblick auf den kriegerischen Inhalt des Liedes wird man vermuten dürfen, dass der Dichter, indem er die einreimige Zehnsilbner-Strophe verwendet, absichtlich die Form der Chansons de geste nachgeahmt hat.

Eine gleiche Form, doch andere Reime weisen nach Maus, p. 96, Nr. 12(2) folgende Gedichte auf (zu streichen ist 10, 47):

1. Aimeric de Pegulhan: 23. Domna, per vos estauc en greu turmen. Chaytor, The troub. of Dante, Oxford 1902, p. 71. 5 Str. — 26. En aquel temps quel reis moric n’Amfos. Crescini, Manualetto prov., p. 116. 5 Str.; 1 Torn.

2. Folquet de Lunel 7 (ed. Eichelkraut 6): Tan fin’ amors totas horas m’afila. 4 Str.; 2 Torn.

3. Anonymus 461, 7: A deu coman vos el vostre ric pretz. M. G. 278. 14 Str.

4. Sordel: 18 (de Lollis X, p. 162). Lai al comte mon segnor voill pregar. —4 (de Lollis IX, p. 161). Ar ai proat qel mon non a dolor. Bei Maus nicht verzeichnet.

5. Duran de Pernes 1: En talent hai q’un sirventes encoc. Jeanroy, Le soulèvement etc., p. 9. 5 Str.; 2 Torn.

* * *

 

Die Zäsur fällt im Zehnsilbner meist regelmässig nach betonter vierter Silbe, doch findet sich auch die sogenannte lyrische Zäsur (116): I, 40; III, 27, 32; IV, 27, 33, 38. Auch ein Beispiel der Zäsur nach betonter fünfter Silbe begegnet: Mielhs deuri’ aver nom gauch de pages III, 36.

Beachtung verdient der die Strophe schliessende neunsilbige Vers von Gedicht II. Nach Bartsch (117) ist dieser von der Kunstpoesie der Provenzalen wie auch der Franzosen so gut wie ausgeschlossen. Er ist bis jetzt, abgesehen von dem in den Leys I, 112 angeführten Beispiel, nur noch zweimal im Provenzalischen nachgewiesen, und zwar bei Guilhem Figueira (118) und Folquet von Romans (119). Die Zäsur ist hier nicht an eine bestimmte Stelle gebunden; die Leys verlegen sie hinter die vierte oder fünfte Silbe. Bei Guilhem Figueira erscheint sie nach der dritten, bei Folquet von Romans nach der dritten und vierten und in unserem Gedicht nach der fünften Silbe.

Bezüglich der Tornada ist nur Nr. IV hervorzuheben, da die anderen Gedichte die Regel der Leys (I, 338) befolgen. Nr. IV mit 8-zeiliger Str. weist 2 Tornaden auf, von denen nur die zweite sich der Regel fügt.

Wiederholung des nämlichen Wortes in gleicher Bedeutung im Reime ausserhalb der Tornada begegnet in III: preza 1, 19.

Hinsichtlich des Hiats verfährt Bernard ebenso wie alle seine Kunstgenossen, d. h. er gestattet sich ihn nicht selten, selbst dann, wenn die gleichen Vokale zusammentreffen: torna a nonchaler III, 32; merce e III, 13; traire e IV, 4.

Auch das Kunstmittel der Alliteration (120) finden wir verwendet: pauc pretz per trop I, 11; plas perdos I, 15; del tot tener III, 15; puspren III, 25; pelspels pratz IV, 1; tendas e traps IV, 2; enfans fa falhizo IV, 11; treguas trencar IV, 17; trenc treguastan IV, 40. ()

 

FUßNOTEN:

 

1) Vgl. Bartsch, Grundriss zur Geschichte der provenzalischen Literatur, Verz. Nr. 66. ()

2) Vgl. Gröber, Die Liedersammlungen der Troubadours, in Rom. Stud. II, 574. ()

3) Die Gedichte des Folquet von Romans, p. VII. ()

4) Bartsch, Grundriss, p. 95. ()

5) Vgl. über den Verfall der provenzalischen Dichtkunst die eingehende Arbeit von Anglade, Le troubadour Guiraut Riquier. Étude sur la décadence de l’ancienne poésie provençale. Paris 1905. ()

6) Poesie der Troubadours¹, p. 53. ()

7) Diese Klage über den Verfall der Trobadorpoesie ist auch Gegenstand eines längeren prov. Lehrgedichtes (1773 Verse) des Raimon Vidal v. Bezaudun, Abrils issi’ e mays intrava, hgg. v. Bohs, Erlangen 1903. ()

8) Diez, Poesie, p. 54. ()

9) Mahn, Die Werke der Troubadours, Bd. IV, p. 5. ()

10) Zu dieser Annahme nötigt bekanntlich die hohe Vollendung des Inhalts und der Form, die wir schon bei dem ältesten Trobador, bei Wilhelm IX., finden. ()

11) Poesie der Troubadours, p. 54. ()

12) Vgl. P. Meyer, Les derniers troubadours de la Provence (Bibl. de l’École des Chartes 1869, p. 247): qui (Erzählung u. Sirventes) ne furent jamais si florissants qu’au XIIIe siècle, c’est-à-dire au déclin même de cette poésie. ()

13) Über das altprov. Kreuzlied vgl. jetzt Lewent in „Romanische Forschungen“, hgg. v. Vollmöller, Bd. XXI, p. 321—448. ()

14) Zenker, Die Lieder Peires von Auvergne, p. 40 umgrenzt Peires Blüte mit den Jahren 1150—1180. ()

15Vivion per anar E per sercar terrae e locx. Bohs, Abrils issi’, Vers 757 f. ()

16) Villemain, Tableau de la littérature française au moyen âge; zitiert nach Clédat, Du rôle historique de Bertran de Born, Paris 1879, p. 2. ()

17) Suchier u. Birch-Hirschfeld, Geschichte der französischen Literatur, Leipzig 1900, p. 67. ()

18) A. Jeanroy in Revue des deux mondes, Bd. 151, p. 353: Pour trouver des exemples d’une pareille liberté de langage, il faut remonter jusqu’aux épigrammes de Catulle ou descendre jusqu’aux pamphletsen latindu XVIe siècle. — Das letztere ist freilich nicht richtig. Man braucht nur bis zu Dante zu gehen, der auch als politischer Satiriker ein Schüler der Provenzalen ist. ()

19) Chabaneau, Biogr., p. 9: E fo mout cridatz et auzitz pel mont, e doptaz per sa lenga ; car fo tant maldizens, que a la fin lo desfeiron li castellan de Guiana, de cui avia dich mout grant mal. ()

20) Stimming, Provenz. Lit. in Gröbers Grundriss II, 2, p. 23. ()

21) Vgl. Cenac-Moncaut, Dictionnaire gascon-français, Paris 1863, s. v. Der Schwund des r ist vor Dental sehr häufig im Gascognischen; vgl. darüber Lanusse, De l’influence du dialecte gascon sur la langue française. Thèse de Paris. Grenoble 1893, p. 270. ()

22) Histoire littéraire des troubadours II, 312. ()

23) De los trovadores en España, p. 158 u. öfter. ()

24) Les biographies des troubadours, p. 131. ()

25) Vgl. Joanne, Dictionnaire géographique de la France s. v. ()

26) Über die Trobadors von Béziers vgl. G. Azais, Les troubadours de Béziers, 2e éd., Béziers 1869. ()

27) Le troubadour Guiraut Riquier. ()

28) La vie et l’œuvre du troubadour Raimon de Miraval. Étude sur la littérature et la société méridionales à la veille de la guerre des Albigeois. Thèse de doctorat. Paris 1902, p. 1—10. Vgl. dazu Zenker in Zeitschr. f. rom. Phil. 1905, p. 336. ()

29) Anglade l. c., p. 13, Anm. 3, nennt eine ganze Reihe zeitgenössischer Trobadors, die ihren Gedichten die Abfassungszeit hinzusetzten. ()

30) Grundriss zur Geschichte der provenz. Lit., p. 111, Nr. 66. ()

31) Wegen dieses Wortspiels vgl. die Anm. zu I. ()

32) Vers 17—19. ()

33) Vers 23—24. ()

34) l. c. II, 312. ()

35) Wegen der Datierung dieses Feldzuges vgl. Bémont, La campagne de Poitou (Annales du Midi V, p. 289). ()

36) Le soulèvement de 1242 dans la poésie des troubadours, zuerst erschienen als Résumé eines Vortrages im Bulletin hist. et philol. du Ministère de l’Instruction publique 1902, pp. 136—8 (s. auch Revue d. d. Mondes 155, p. 570), erweitert in A. d. M. 16, separat Toulouse 1904. Leider wurde mir letztere Abhandlung zu spät bekannt, als dass ich noch gehörig auf sie hätte Bezug nehmen können. Zu meiner Freude konstatiere ich jedoch, dass Jeanroy (A. Molinier) und ich, unabhängig von einander, zu völlig übereinstimmenden Resultaten gelangt sind. ()

37) Vers 39—40. ()

38) Vers 32. ()

39) Vgl. De Vic et Vaissette, Histoire générale de Languedoc t. IV, p. 634. ()

40) Histoire littéraire de la France t. XVIII, p. 667. ()

41) Vers 10 und 19. ()

42) Vgl. Boutaric, Saint Louis et Alphonse de Poitiers, Paris 1870, p. 47. ()

43) Vgl. De Vic et Vaissette, Hist. générale de Languedoc t. VI, p. 730. ()

44) Vers 37. ()

45) Coulet, Le troubadour Guilhem Montanhagol, p. 84—85, spricht ausführlicher über diese Streitfrage. ()

46) segon qu’auzim éd. Coulet III, V. 35. ()

47) Vgl. Bernards Leben; Datierung seiner Gedichte. ()

48) Le troubadour Guiraut Riquier, p. 20, Anm. 3. ()

49) Vers 24. ()

50) Anglade gerät übrigens mit seiner Auffassung von sai in Widerspruch. Er sieht an einer anderen Stelle (l. c, p. 16, Anm. 2) und mit Bezug auf Peire von Auvergne in einem sai a Narbona (Zenker, Peire von Auvergne IV, 50) auch nur eine Formel und opponiert hier Zenker (l. c., pp. 30, 34, 36), dem dieser Passus beweist, dass der Dichter damals sich nicht weit von Narbonne aufhielt. ()

51) Vgl. Sternfeld, Karl von Anjou als Graf der Provence, Berlin 1888. ()

52) éd. Coulet V, Vers 9—11. ()

53) Sirventes joglaresc, Marburg 1891 (Ausg. u. Abhandl. H. 88). Übrigens habe ich hier das vorliegende Gedicht vergebens gesucht. ()

54) Littbl. f. germ. u. rom. Phil. 1891, Sp. 237. ()

55) Die Gedichte des Folquet von Romans, p. 35 ff. ()

56) Vgl. p. 56. ()

57) Vgl. Vers 41—42:

Quan per joglaria
Detz cavallairia. ()
 

58) Vgl. Chabaneau, Les biographies des troubadours, p. 63: non poc mantener cavalaria, e fetz se joglars. Dasselbe berichtet auch Peire von Auvergne in seiner Trobadorsatire von einem sonst nicht bekannten Dichter Grimoart Gausmar (Zenker Nr. XII, v. 37—38: Grimoartz Gausmars, qu’es cavayers e vai joglars), der jedoch nach Zenkers Ausführungen mit Guilhem Ademar identisch sein dürfte; vgl. Zenker, Die provenz. Tenzone, Halle 1888, p. 34 ff., u. Peire v. Auv., p. 196 ff. ()

59) Vgl. Chabaneau l. c, p. 58: Peirols si fo us paubres cavaliers . . . e quan Peirols vi que non se poc mantener per cavalier, el se fetz joglar et anet per cortz. ()

60) Vers 17. ()

61) Witthoeft l. e., p. 5. ()

62) Vgl. Michaud, Histoire des croisades, Paris 1826, Bd. IV, p. 426. ()

63) Das Nähere über diese Steuer s. Anm. zu III.  ()

64) Petit Thalamus de Montpellier, p. 335. ()

65) Vgl. Tourtoulon, Jacme Ier t. II, p. 304; Germain, Histoire de la commune de Montpellier t. II, Pièces justificatives, p. 329. ()

66) Vers 279. ()

67) Vgl. darüber die Anmerkung zu III, Str. VI. ()

68) l. c. t. II, p. 309, Anm. 1. ()

69) Vgl. Schirrmacher, Geschichte von Spanien, Bd. III, p. 435—38. ()

70) Histoire littéraire des troubadours t. II, p. 312. ()

71) t. XVIII, p. 667. ()

72) Leben und Werke der Troubadours, 1. Aufl., p. 570, 2. Aufl., p. 462. ()

73) De los trovadores en España, p. 158. ()

74) Vgl. Restori, Histoire de la littérature provençale, p. 11. ()

75) Milá l. c., p. 159. ()

76) l. c. II, p. 493, Anm. 2. ()

77) Historia politica y literaria de los trovadores, p. 222. ()

78) Vgl. Bernards Leben; Datierung seiner Gedichte. ()

79) Vgl. Tourtoulon l. c. II, p. 119. ()

80) Tourtoulon l. c. II, p. 496 erklärt dies freilich als falsch und will es als einen Missgriff des Schreibers zwischen den beiden Verben plazer und planher hinstellen. Indes hat die neuere Forschung diese Hypothese nicht akzeptiert. ()

81) Übrigens widerspricht sich Milá selbst. Er will Jakob nicht als Mörder hinstellen und übersetzt doch sag (Vers 24) mit sayón (Henker). Wenn der Königssohn ein Henkersamt (offici de sag) angenommen hat, so hat er doch jemanden getötet! ()

82) Vgl. Tourtoulon, Jacme Ier, II, p. 476 ff. — Schmidt, Geschichte Aragoniens, p. 175 ff. ()

83) Seit dem 6. Sept. 1257 führte Petrus diesen Titel; vgl. Tourtoulon l. c. II, 475 Anm. ()

84) Vgl. Zurita, Indices rerum ab Aragoniae regibus gestarum, p. 158: A. D. XIII. K. Dec. Barcinone X dierum cum proceribus indutiae fuere pactae. ()

85) Vgl. Swift, The life and times of James the First, p. 134: A General Cortes was also summoned for mid-Lent, and, for the moment, there was peace. ()

86) Annales de la Corona de Aragon lib. III, c. 92. ()

87) Annales lib. III, c. 95. ()

88) Indices, p. 159. ()

89) Vgl. Swift l. c., p. 134: The Cortes met at Lerida towards the end of February or early in March. ()

90) Vida de Don Jayme lib. XVIII, c. XIV. ()

91) Indices, p. 150. ()

92) Vgl. Zurita, Annales, c. 95. ()

93) Lavisse, Histoire de France, Paris 1901, Bd. IV, p. 95. ()

94) Bartsch, Grundriss zur Geschichte der provenzalischen Literatur, p. 27. ()

95) Vgl. die Liste in Restori, Hist. de la lit. prov. p. 70. ()

96) Grundriss, p. 111, No. 66. ()

97) Les biographies des troubadours, Toulouse 1888, p. 129, auch in Histoire généale de Languedoc t. X, p. 336. ()

98) t. XVIII, p. 583. ()

99) L. c., p. 208. ()

100) Le troubadour Bertran d’Alamanon, Toulouse 1902, p. 144. ()

101) Histoire littéraire de la France t. XVIII, 670. ()

102) Vgl. die Anm. zu III. ()

103) Gedicht III, Str. II. ()

104) Milá l. c., p. 177: el virulento trovador. ()

105) Diez, Die Poesie der Troubadours, p. 152. ()

106) Hist. litt. de la France XVIII, 667. ()

107) Auf Bernard trifft der Sobriquet „plaidejaire“, den die Einwohner von Rouvenac haben (vgl. Mistral s. v. plaidejaire), in der Tat zu. ()

108) Peire Cardenals Strophenbau, p. 116, Nr. 535 (17). ()

109) So Diez (Leben und Werke, p. 484) und Chabaneau (Les biographies des troub., p. 127); vgl. Jeanroy, p. 82, Anm. 2 in der zu Anm. 4 zitierten Abhandlung. ()

110) Die Kreuzzüge in der altprov. und mittelhochdeutschen Lyrik, Programm, Dresden 1889, p. 31. ()

111) Das altprovenzalische Kreuzlied, Rom. Forsch. 21, p. 327, Anm. 1. ()

112) Le troubadour Austorc d’Aurillac et son sirventés sur la septième Croisade, Erlangen 1906. ()

113) Vgl. P. Meyer in Hist litt. Bd. 32, p. 69; Jeanroy l. c., p. 87; de Grave, Bertran d’Alamanon, p. 64. ()

114) Vgl. Maus l. c., p. 77. ()

115) L. c., p. 64. Übrigens ist die hier nach Maus zitierte Liste nicht vollständig. ()

116) Vgl. Tobler, Vom französischen Versbau alter und neuer Zeit, 4. A., Leipzig 1903, p. 98. ()

117) Zeitschrift III, 377. ()

118) Levy, Guilhem Figueira Nr. 7. ()

119) Zenker, Folquet von Romans Nr. 5; vgl. p. 84 ibid. ()

120) Besondere häufig findet sich die Alliteration bei Peire von Auvergne; vgl. Zenker, Peire v. Auv., p. 70 ff. und die dort p. 77 gegebenen Nachweise über die Verwendung der Alliteration bei anderen Trobadors. () ()

 

 

 

 

 

 

 

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