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Strempel, Alexander. Giraut de Salignac, ein provenzalischer Trobador. India: Pravana Books, 1916

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249,003- Guiraut de Salaignac

1-4. Zu den hier genannten Jagdvögeln ist zu vgl. W. Hensel a. a. O. Nr. 26 falco, Nr. 27 guirfalc, Nr. 28 esmirle, Nr. 30 austor, Nr. 32 esparvier. Ferner Alwin Schultz „D. höf. Leben etc.“ p. 473 ff.: „Die seltensten, größten und wertvollsten Edelfalken sind die Gerfalken.“ Nach der daselbst gegebenen, von Albertus Magnus aufgestellten Liste der Jagdvögel gilt folgende Reihenfolge dem Werte nach: guirfalc, falco, austor, espervier, esmirle.
 
4. Parn. Occ. schreibt: „e smirles“, doch ist nur möglich „esmirles“, oder, unter Wahrung der Anaphora „e ‘smirles“. So hat Hensel a. a. O. p. 634 Anm. — „esmirle“ ist die kleinste Falkenart, der Zwergfalke. (mhd.: smirl.)
 
6. „Au“ der Mss. ist sinnlos. Ich schreibe nach Rochegude „am“. — Hier wie in vv. 14, 24, 36, 42 erfordert „voler que“ den Conjunctiv. (Schultz-Gora § 191.)
 
9. Ueber die Entwicklung der Bedeutung von „esmenda“ vgl. Jeanroy „Uc de St.-Circ“ p. 178, Note zu VI. 5. („rien de plus fréquent que la locution „esmenda e do“.)
 
10. „mos“, I K, ist sinnlos. (Rochegude: mos.)
 
10-11. A. Schultz, a. a. O. p. 452: „Unter den Hunden der Meute werden am häufigsten die Bracken erwähnt. Weiße, nur wenig gefleckte Tiere schätzte man besonders hoch. Sie werden abgerichtet, der Spur des Wildes zu folgen und heißen dann Leithunde.“ („liamers“) — „Neben den Bracken stehen in hohem Ansehen die Windhunde.“ („levriers“)
 
13. Dieser Vers ist ergänzend anzufügen an die für „chin“ gegebenen Belegstellen bei, R. Zenker, Peire von Auv. p. 195, Anm. Zu XII. 35.
 
15. „aitals“, vgl. Grandgent §§ 136,6 u. 74,2.
 
17. Vgl. dazu die Abbild. der viola bei A. Schultz I. p. 555.
 
18. Vgl. Anm. zu III. v. 1.
 
19-21. Ueber die Pferdearten vgl. A. Schultz a. a. O. II. p. 100 ff.
 
22. „seignal“, „Abzeichen, welche die Freunde in den Stand setzten, sich zu erkennen, bunte (de colors) Wimpel und Schleifen, deren Farbe vorher verabredet war.“ A. Schultz II. p. 222. (Uebrigens doch nicht strenger Gegensatz zu „gonfanon, Banner“ (das. p. 28), vgl. Appel: Chrest.: „Fahne an der Lanzenspitze.“)
 
28 ff. Ich bin nicht sicher, ob ich diese Strophe richtig verstanden habe. Nach der Analogie der vorausgehenden Strophen möchte man zunächst Reis usw. als Accusative Pl. fassen, aber dann würde für atenda das Subjekt fehlen. Ich interpretiere: In übermütiger Laune stellt der Dichter es so hin, als ob sein Wunsch, reich und mächtig zu sein, ihm nun schon erfüllt wäre: so groß ist sein Reichtum, daß er sogar die Höchststehenden für sich begehrt und wünscht, sie möchten auf ihn aufmerksam werden, und er hofft, er werde auch so Hochgeborenen gegenüber nicht als geringwertig erscheinen; „sein Wert werde dadurch nicht herabsteigen“. Man könnte auch daran denken, statt qu’ieu’squ’ie·ls zu lesen: daß ich sie begehre, wodurch die Härte beseitigt würde, daß die, von denen in 3. Person gesprochen wird, in der Parenthese im Vocativ angeredet werden. (Z.)
 
29. „contor“, Adliger, dessen Rang zwischen dem eines „Vescomte“und dem eines „Valvassors“war. — „valvassors“, letzte Stufe des höheren Adels. (Appel: Chrest.)
 
33. „no·i“hier, wie oft, einsilbig; sonst auch zweisilbig, vgl. R. Zenker: F. v. Romans p. 88 Anm. zu IX. 37.
 
36. „defendre“, im Sinne von sich auflehnen, revoltieren, vgl. Jeanroy Uc de St.-Circ p. 188, X. 52 Anm. „ges no·us mi deffen“= je ne vous conteste pas ma possession, je ne me révolte pas contre vous.
 
41. „qui“ der Mss. = Dat. begegnet auch sonst, vgl. Grandgent § 133. — „benda“, „ein gewöhnliches Geschenk war es daher, daß sie ihrem Geliebten ein Stück von ihren Kleidern gab . ...Auch Kopftücher (und Schleier, selbst Scheren) wurden wohl den Geliebten gegeben.“A. Schultz I. p. 604 f.
 
Ich möchte es nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, daß Théophile Gautier’s graziöse, von echt französischem Esprit erfüllte IX. fantaisie (Poésies compl. Paris 1845, p. 117 ff.) sowohl formell als inhaltlich merkwürdig an das vorliegende, schwungvolle Gedicht erinnert; besonders Str. V verdient Beachtung.
 
I        Or çà, la belle fille,
         Ouvrez cette mantille,
         C’est trop de cruauté;
         Faites-nous cette joie,
         Que pleinement on voie
         Toute votre beauté.
 
II       Apprenez-le, mignonne,
         Quand le bon Dieu vous donne
         Un corps aussi parfait,
         C’est afin qu’on le sache,
         Et c’est péché qu’on cache
         Le présent qu’il a fait.
 
III     Aime moi, je suis riche
         Comme un joueur qui triche,
         Comme un juif usurier;
         On peut m’aimer sans honte,
         La couronne de comte
         Rayonne à mon cimier.
 
IV     Je suis, comme doit faire
         Tout fils de noble père,
         Les usages anciens:
         On m’encense à ma place;
         Mon prêtre, avant la chasse,
         Dit la messe à mes chiens.
 
V       J’ai de beaux équipages,
         Des valets et des pages
         A n’en savoir le nom:
         J’ai des vassaux sans nombre
         Qui vont baisant mon ombre
         Et portent mon pennon.
 
VI     Soupèse un peu, la belle,
         Cette lourde ascarcelle,
         Hé bien, elle est à toi!
         Je veux que ma maîtresse
         Fasse envie, en richesse,
         A la femme d’un roi.
 
VII    Tu rejettes mes offres?
         Allons, vide tes coffres,
         Argentier de Satan!
         Fais vite, ou je dépêche,
         Juif, ta carcasse sèche
         Au diable qui l’attend.
 
VIII   Des robes qu’on déploie
         De velours ou de soie
         Quelle est celle à ton goût?
         Ces riches pendeloques,
         Qu’entre les doigts tu choques
         Prends, je je donne tout:
 
IX     Colliers, dont chaque maille
         De cent couleurs s’émaille,
         Magnifiques habits;
         Beaux satins, fines toiles,
         Brocarts semés d’étoiles,
         Diamans et rubis!
 
X       Oui, pour t’avoir, la belle,
         Si tu fais la rebelle,
         J’engagerais mon bien ...
         — Merci, mon gentilhomme,
         Reprenez votre somme,
         J’ai tout donné pour rien.
 
Wir haben in beiden Gedichten den 6-Silbner, nur bei Giraut Strophen von 9, bei Gautier solche von 6 Zeilen.
Die Reimfolge bei dem Provenzalen ist: a a a a b b a a b, bei Gautier a a b a a b. Die drei letzten Verse der Strophe bei Giraut stimmen also metrisch genau überein mit der Gautier’schen Halbstrophe.
Beide Gedichte sind gerichtet an eine Schöne, die sich dem Dichter, bzw. demjenigen, dem das Gedicht in den Mund gelegt ist, versagt.
Giraut wünscht, mächtig und reich zu sein, und zählt einzeln alles auf, was er begehrt: „Und wenn mir dies alles zu Teil geworden ist, dann fehlt mir nur noch Eure Liebe, um die ich Euch bitte“, ist der Gedanke der letzten Strophe.
In dem französischen Gedicht besitzt der Sprechende schon alles, was ein Herz, speziell ein Frauenherz verlangen kann: er ist Graf, ist reich, hat Equipagen, Diener und Pagen, so viel, daß er ihre Namen gar nicht alle kennt, usw. All das will er seiner Schönen zu Füßen legen.
Ferner: der Sprecher ist bei Gautier offenbar als Grandseigneur des Mittelalters gedacht: er hat einen Priester, der den Hunden vor der Jagd die Messe liest, hat Vasallen ohne Zahl, die sein Wappen tragen.
Diese Uebereinstimmungen beruhen schwerlich auf Zufall, es scheint, daß der Romantiker durch das Gedicht unseres Trobadors inspiriert wurde. Ob freilich Gautier sich je mit altprovenzalischer Poesie beschäftigt hat, vermochte ich nicht festzustellen: Emile Bergerat: Th. Gautier, Paris 1911, und Maxime du Camp: Th. Gautier, Paris 1907, erwähnen nichts davon (das Werk von Spoelbach de Lovenjoul konnte ich nicht einsehen). Wenn ja, so war ihm das Gedicht in Rochegudes schon 1819 gedrucktem Parnasse Occitanien bequem zugänglich. Aber es ist auch gar nicht notwendig, daß Gautier das Gedicht selbst gelesen hat; in dem Kreise von Romantikern, in dem er verkehrte, hat es gewiß einzelnegegeben, die des Provenzalischen mächtig waren, — vielleicht hat er mit Raynouard selbst Berührung gehabt — und es genügt, anzunehmen, daß er einmal Gelegenheit hatte, aus dem Munde eines solchen eine Uebersetzung des provenzalischen Gedichtes, aus dem uns der heitere, weltfreudige Geist der Blütezeit des Rittertums mit seltener Frische anweht, vortragen zu hören und von dessen metrischer Form Kenntnis zu nehmen.

 

 

 

 

 

 

 

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