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Gisi, Martin. Der Troubadour Guillem Anelier von Toulouse. Vier provenzalische Gedichte . Solothurn: J. Gassmann, Sohn, 1877

204,001- Guillem Anelier de Toloza

1) Ich wiederhole hier noch einmal, dass ich mich in Bezug auf das flexivische s an den von Raynouard oder die Handschrift gebotenen Text halte; um aber nicht auf alle Abweichungen von der oben besprochenen Regel aufmerksam machen zu müssen, schliese ich das s da, wo es siah in der Hs. findet, aber überflüssig ist, in ( ), wo ich es dagegen beifüge, in [ ] ein.

V. 3 motz heisst hier nicht «Wort», sondern «Vers» (s. Diez, Poesie der Tr. S. 85; Arch. XV 261); der provenzalische Ausdruck Vers (II 2) bezeichnet eine lyrische Dichlungsart, die der Canzone gegenüber gestellt wird, wenngleich die Verschiedenheit zwischen den beiden Gattungen nicht leicht zu erkennen ist. (Diez l. c. S. 104, L. A. I 338 und 340; Bartsch, Grundriss z. Gesch. der prov. Lit. S. 32).

V. 4. cum sol, «wie es zu geschehen pflegt»; wie mir Hr. Professor Tobler mitlheilt, wird das Präsens von soler sehr oft vom vergangenen Geschehen gebraucht; ich finde es in der That so im Kreuz- oder Wallfahrtslied des Wilhelm von Poitiers: «Aissi lais tot quant amar soill, cavalaria et orgoill,» «Fahr wohl denn, was mir sonst gefiel, des Ritterthumes stolzes Spiel.» (Bartsch, Chrest. 30, 26; Diez L. u. W. S. 14).

V. 5. nonchalen, französ. nonchalant, vom Verb caler, französ. chaloir, das in der 3. Person iu gewissen Redensarten noch gebräuchlich ist, s. Littré, s. v. chaloir.

V. 7. los vay vensen. Wir haben hier den Fall der Umschreibung eines Verbums durch das Partic. præs. oder Gerundium desselben in Verbindung mit einem andern Verb (esse, stare, ire, venire), von der Diez Gr. III 198 ff. handelt und für die sich in allen romanischen Sprachen Beispiele finden. Als Belege für das Neufranzösische dienen Ausdrücke, wie aller criant, aller consumant, je me vas désaltérant (Lafontaine, le loup et l’agneau), aller en s’augmentant etc. (s. Littré, s. v. aller 21 u. 32); im Spanischen scheint mir diese Umschreibung besonders üblich zu sein, und es liesse sich aus der einzigen Novelle des Cervantes: las dos doncellas eine Reihe von Beispielen anführen, wie z. B. la esperanza ya le iba prometiendo felice suceso; los dos iban mirando á Leocadia; se iban retirando etc.

V. 14. coutz, das sich in Verbindung mit vilas noch II 12 und III 25 findet, scheint mir hier nicht den Sinn von «Hahnrei» zu haben, wesshalb ich das Wort in mehr allgemeinem Sinne nehme und mit «Betrüger» übersetze. Raynouard (L. R. II 432) überträgt freilich: les vilains cornards und vilain cocu.

V. 30. Far planqua e pon, wörtlich «Brett und Brücke machen», heisst «hinwegschreiten über Einen»; so findet es sich bei Guillem Figueira Bartsch, Chrest. 199, 27 und Mahn Gedichte 140, 12 (man vergl. dazu die Bemerkung von Delius, in Arch. IV 424); ein weiteres Beispiel führt Raynouard, lex. rom. IV 553 aus Raimon Gaucelm an; die alliterirende Verbindung pons ni planchas findet sich auch bei Arnaut Daniel (M. W. II 71). — Der nfr. Ausdruck: faire la planche, c’est-à-dire entrer lep[..]ier dans une affaire douteuse ou faciliter une chose (Littré II 1150) darf neben den provenzalischen gestellt werden, da beiden dasselbe Bild zu Grunde liegt.

V. 31. En champlehabe ich, nach dem Rathe Toblers, geändert aus dem unverständlichen eychanple der Handschrift.

V. 46. volon lo segle redon, übersetzt Raynouard (L. R. V 59): Ils veulent le siècle rond (tout entier); Tobler dagegen sieht in redon den Präs. Conj. von redondаr (auch redonhar, resonar, Lex. Rom. V 100, Flamenca v. 1559), mit der Bedeutung «sich rund scheeren, d. h. geistlich werden»; es muss in diesem Fall se ergänzt werden. — Zu beachten ist dann die Auslassung der Conjunktion que, für die sich auch IV 34: non a poder dreitz lo desferm ein Beispiel findet und worüber Diez (Gr. III S. 340 und 381) handelt; andere Beispiele (mehr für die Weglassung des relativen Pronomens) gibt Tobler, Chev. au lyon, p. 14.

V. 48. de perdon, statt de pendon, wie Raynouard nach der Handschrift schreibt.

V. 49 und 50: Man beachte die Trennung der zusammengehörigen lo coms und d’Astarac durch a laus de tota gen; noch auffälliger ist die Trennung in der Tornada von II; ein weiteres Beispiel findet sich in der oben (S. 27 Anm.) angeführten Stelle des Guirant Riquier; bei Folquet von Lunel (ed. Eichelkraut) finden wir S. 18: Na Biatritz a maneira de Lunelh tan plazenteira; ib. S. 22: El pros coms dite gran error de Rodes qu’autrans apelh und ib. S. 41 (Z. 511): al pro comte, c’a sertana valor, de Rodes (vergl. Tobler in Gött. Gelehrte Anz. 1872, Stück 29, S. 1158).

V. 52. s’apon, ist wie schon S. 6 unten bemerkt wurde, Präs. Conj. von apontar, das, von punctum abgeleitet, eigentlich apointar lautet; dass das i aber vernachlässigt werden kann, zeigen auch Ausdrücke wie porponta (punctum) und jonta (junctum), die Mahn W. I 370 mit monta und afronta reimen, welch’ letztere Ausdrücke kein i haben können.

 

 

 

 

 

 

 

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