V. 7. faiditz, part. perf. von faidir: verfolgen, verbannen, vom mlat. faida, ags. fæhde, nhd. Fehde (Diez).
V. 8. Da valer auch «helfen» heisst, könnte man übersetzen: «Denn Recht hilft ihnen (den Verfehmten) nichts, noch wird Vernunft zu ihren Gunsten gehört»; wenn ich die Dative ls auf die Pfaffen beziehe und demzufolge val mit «gilt» übersetze, so geschieht es, weil damit die Verbindung mit der folgenden Strophe besser gegeben wird und Subjekt von «son lassatz» doch auch «die Pfaffen» sind. Heisst «ni·ls es razos auzida» wirklich, wie ich annehme: «sie hören nicht auf die Vernunft», so haben wir dieselbe Construction wie im Spanischen: la cedula se me pierde: ich verliere den Zeddel (wörtlich: der Zeddel verliert sich mir), cf. Cervantes, las dos doncellas: Cuántas veces no creyó que se le habia perdido la cédula (wie oft glaubte sie nicht, dass sie den Zeddel verloren hätte), oder: Se me figuró en la imaginacion Teodosia mas hermosa que el sol (ich stellte mir in meiner Einbildung Teodosia schöner als die Sonne vor). — Damit zu vergleichen ist die italienische Construction: La cosa mi vien trovata, mi venne fatta; le venne sentita una novella = sie hörte eine Nachricht (Diez Gr. III 206).
Damit zu vergleichen ist das lateinische: mihi inventum est (ich habe gefunden).
V. 11. Es ist hier nicht etwa vom ächten hl. Markus die Rede, sondern unter «Marc» ist die mit diesem Namen bezeichnete Münze zu verstehen. Der Sinn dieses Wortspiels ist also: Geld vermag mehr bei ihnen als Jesus und alle Heiligen. — «Des troubadours, sagt Raynouard im Lex. Rom. IV 155 s. v. Marc, ont joué sur le mot en faisant allusion à saint Marc»; er verweist noch auf ein Beispiel in einer Cobla triada des Bertrán Carbonel von Marseille, das ich nach Bartsch (1) anführe: Us cobes despen mais c’us larcx — Motas ves e truep que sans Marcx — Ajuda mais e sans Donatz — que dieu ni dretz ni amistatz. — Bartsch bemerkt dazu (S. 320): «Nicht üble Wortspiele mit den Namen des hl. Markus und Donatus, da marcx zugleich Mark Geldes und donatz den bedeutet, der sich bestechen lässt, Geschenke annimmt, worauf namentlich das folgende dretz deutet.» Tobler macht darauf aufmerksam, dass sich bei Garnier de Pont Sainte Maxence: la vie de saint Thomas le martyr, V. 2229 etwas Aehnliches findet, wenn vom König Heinrich II gesagt wird: Li reis ad dous privez, Sorel (Gold) et Danz Blanchart (Silber).
V. 26. D’avol dever = von schlechter Pflicht, pflichtvergessen, wird auf coutz zu beziehen sein.
V. 28. Hier beginnt die Lücke (mit fol. 342 r° a der Handschrift) in der sich Folgendes erhalten hat: guans tra — e per aque — с pretz e d . . . . . z — e seran m . . . . . z — rissida q . . . . . e — dercx tar — Embre . . . . . n — gens tra . . . . . der — rocar e . . . . . as — despleg . . . . . alsar — mans garnimens. — Die fünfte Strophe, von der sich bloss die zweite Hälfte erhalten hat, beginnt mit Embre, der Majuskel nach zu schliessen.
V. 41. scims eflors e razitz. Aehnlich sagt Guillem Figueira (Bartsch Chrest. 197, 1): Rom’ enganairitz, qu’etz de totz mals guitz e cim’ e razitz; so findet sich also neben dem weiblichen cima das Masculinum scims (cims).
V. 44. companha, heisst «Gesellschaft»; wenn Milá y Fontanals in der S. 4 (Anmerkung) angeführten Stelle sagt, Guillem Anelier lobe den Grafen von Astarac nicht weniger als dessen Gemahlin, scheint er das Wort companha falsch verstanden zu haben.
1. Bartsch, Denkmäler der provenzal. Literatur, Stuttgart 1856 p. 8.(↑) |