5. Zingarelli: m’aguessetz. Aber nur in Ca steht m’, und es ist mit n’ „darüber“ = del mal, auch durchzukommen.
6. Die gemeinsame Quelle hatte offenbar eine Silbe zu wenig, die von den Hdss. in verschiedener Weise ergänzt wurde.
9-11. lassen mich zu einem sicheren Verständnis nicht gelangen. Zingarelli liest vis statt mis (und in v. 10 fes) und übersetzt: io penso che mi accada proprio come al principio, quando mi vedeste al cuore la fiamma per lei, che faceste star freddamente, per cui non me ne deste ancor godimento. Aber vis (das also vitz zu schreiben wäre) steht nur in CM, die von der dritten Hds. ihrer eigenen Gruppe im Stich gelassen werden. Erklärt wird es von Zingarelli nicht übel: è detto ad Amore, come colui che vide la fiamma da lui accesa e non fece altro per l’amante. Me mis, mit dem wir uns, den Hdss. nach, zunächst abzufinden suchen müssen, ist in der Tat wenig befriedigend: „als ich mir die Flamme ins Herz setzte“. Wenn man ändern will, bietet sich, außer der Lesart von CM, etwa que·m mezetz oder, den Buchstaben genauer folgend, can m’enceis „als mir im Herzen die Flamme entbrannte“, s. 17, 48. Vielleicht sind diese Verse von der Anrede an Amor zu trennen und sprechen sie von ihr in dritter Person, so daß v. 9 mes, v. 11 det zu lesen ist.
In v. 10 faßt Zingarelli fetz als 5. Person auf. Das Verbum begegnet sonst bei Bernart nicht in dieser Person. Daß der Konjunktiv Praet. bei ihm fezes lautet, und nicht fes, ist kein wesentliches Hindernis hier fetz = fezetz zu setzen. Aber wenn wir len nicht mit Zingarelli adverbial auf die Dame beziehen, sondern adjektivisch auf den Dichter als „träge, unlustig, accidioso“, so kann fetz als Subjekt leis haben. Von den beiden anderen Stellen, an denen len bei unserem Dichter begegnet, zeigt 39, 24 das Wort adjektivisch in der Bedeutung „langsam“, 15, 48 adverbial, und wie es scheint, als „lässig“ (vgl. Giraut de Bornelh 34, 73 Len Me ren Que que·m prezen). So bleiben beide Verse unklar, und Levy hat sie, IV. 361, mit richtiger Vorsicht, in der Lesart und in der Auffassung unbestimmt gelassen.
14. Raynouard übersetzt assenhorar an unserer Stelle „entourer de respect, d’obéissance, de soumission“, und natürlich kann assenhorar alcu, und sogar in erster Linie, heißen „jd. zum Herrn machen“. Aber hier neben totz tems werden wir es in seiner andern Bedeutung „beherrschen“ nehmen und als Relativum que oder eher cui, dem qi der Hdss. entsprechend, schreiben.
17. leis das bei Bernart nicht als Nominativ vorkommt, zeigt die von Tobler, Venn. Beitr. I², 241 ff. nachgewiesene Attraktion des Casus des Beziehungsworts durch das folgende Relativpronomen. Es ist nicht nötig, aus den Hdss. der weniger guten Klasse silh aufzunehmen.
35. Zingarelli übersetzt: Amore stesso è in sospetto per me. Aber kann vas me heißen „für mich, in meinem Interesse“? Wenn 21, 44 ja no vos anetz doptans res vostr’ amic fin e corau ebenso aufgefaßt werden könnte, so ist 20, 26 Tan sui vas la bela doptans, Per qu’e·m ven a leis merceyans sicher zu verstehen: „so sehr bin ich ihr gegenüber, d. h. vor ihr, in Furcht“. Daß aber an unserer Stelle Minne als furchtsam vor dem Dichter hingestellt werden soll, darf man schwerlich annehmen. Die Überlieferung ist wohl falsch. Soll man lesen vas leis?
38, 39 haben offenbar in der ersten Vorlage gefehlt und sind von den verschiedenen Schreibern verschieden ergänzt (von R mit falschen Reimen!).
44. Die Überlieferung gestattet sowohl vers wie ver zu lesen. Zingarelli hat vers aufgenommen. Ich möchte ver in Verbindung mit laus v. 40 setzen: Ich sage von ihr kein Lob, keine Schmeichelei, sondern die einfache Wahrheit.
45. Avara, „geizig“ mit Eurer Huld, steht dem doussa und conhda gegenüber, wie im nächsten Verse orgolhoza dem umil und francha.
60, 64. Die Reimwörter begegnen schon in v. 6 und 9. Es scheint, daß diese letzte Strophe wie eine Tornada behandelt wird. |