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Appel, Carl. Der Trobador Cadenet. Halle a. S.: Verlag von Max Niemeyer, 1920.

106,017- Cadenet

V. 2. Beachte die Konstruktion esbahitz sui si . . .
 
V. 6. Die Hdss. ABU zeigen: cill qieu blan, also mit Mangel einer Silbe. Es mag hier, ebenso wie im nächsten Vers, quez ieu zu lesen sein. Da hat sil cui eu b.
 
V. 24. Defenda ist vielleicht zu beurteilen wie mescle 3, 48. Einem ersten Satz der Annahme mit on que wird ein zweiter im Konjunktiv angefügt. Der Gedanke bricht dann hier ab (setze . . . nach defenda. In v. 26 ist ·l nach ni zu streichen). Str. III ist mir aber nur aus AB bekannt. DU fehlen. Was haben die anderen Handschriften?
 
V. 31 ff. Ich bin für v. 31 ff. der Lesart von AB gefolgt. In U steht: Ar cre qim fari esmenda. Qus es qier uoutitz Qe uol qeo sia delitz Com miels mi enprenda, in Da: Ar cre quem fari esmenda. Si er escharitz. Ab leis cus es quas uoutitz. Mi fai con mielz mi enprenda. Raynouard belegt Lex. V, 569a den Vers 33 in der Lesung: Ab lieys qu’un esgart voutitz Me fai, und: . . . le jor que devant moi vient Vostre biautés en ramenbrance ... Et vostre douç regart votis bringt auch Godefroy aus Jacques d’Amiens, Art d’amor v. 663 bei. Voltitz hat, außer der bekannten Bedeutung „gewölbt“, auch den Sinn: „unstet, ausweichend“ (s. die Stellen bei Raynouard, vgl. npr. voutis „qui cherche des détours“). So könnte esgart voutitz an unserer Stelle richtig sein (Rayn.: „qui un regard détourné me fait“). Aber es wird eher esgart voutitz für esqerns v. eingetreten sein als umgekehrt. Ich sehe in esqerns voutitz die kokette immer wechselnde Art, halb anziehender Scherz, halb ablehnender Spott, mit der die Dame des Trobadors Herz weiter zu entzündet trachtet.
 
V. 37. cor steht ohne Artikel s. zu Bernart de Ventadorn 36, 24. „Das Herz aus mir heraus verraten“ würde wohl gehen; aber wie so oft traire für trahir eintritt, kann auch einmal trahir für traire stehen; wenigstens scheint das bei Guiraut de Calanso, Fadet joglar v. 153 der Fall zu sein: apren, Fadet . . . De Marescot E de Nenbrot (?), que pogran leu un bou träir, sei es, daß man es dort mit „schleppen“ (s. das Glossar des Herausgebers) oder mit „verschlingen“ (s. Archiv 120, 236) übersetzt, und ganz ähnlich wie hier bei Raimon Jordan de St. Antoni Hds. A 370 Str. 2: Dompna, per cui lo mons meillur’ e gensa, Mon cor avetz ; gen lo·m saubetz traïr.
 
V. 43. Die Hdss. ABU haben: Qe de liei(s) don sui partitz Es (E U) que . . ., Da: Que de lleis nom son partitz. E que . . . Ich verstehe weder das Eine noch das Andere. Darf man lesen: Que de lieis don sui, partitz Es que . . . „denn von ihr, der ich angehöre, ist Entscheid, ist es ausgemacht, daß . . .“? Levy bringt VI, 104 partit als „Übereinkommen, Abmachung“.
 
V. 47.  per so „deshalb doch“ wie frz. pourtant.
 
V. 61. Wie sind die Worte ma filha la Comtessa zu erklären? Die Zuverlässigkeit der Lesart ist, da ABDU darin übereinstimmen, kaum zu beanstanden. Da an die eigentliche Bedeutung des Wortes filha natürlich nicht zu denken ist, der wörtliche Sinn von Comtessa aber kaum bezweifelt werden kann, müssen wir uns mit den Worten abzufinden suchen. Daß sich unser Trobador herausnehmen durfte, eine Gräfin vertraulich als ma filha zu bezeichnen, will uns nicht einleuchten. Wir wissen zwar in der Tat so gut wie nichts von seinen persönlichen Verhältnissen. Ja, wir haben gesehen, daß er einen so hochstehenden Mann wie Herrn Blacatz als compaire anredete. Ob dieses compaire im eigentlichen Sinn zu nehmen ist oder ob es hier die allgemeinere Bedeutung hat, die dem Wort heut zustehen kann, wissen wir wieder nicht. Es ist vielleicht nicht ausgeschlossen, daß Cadenet in der Tat mit Herrn Blacatz zusammen irgendwo Gevatter gestanden hat. Aber es ist doch wenig wahrscheinlich, daß dies dann bei einer Grafentochter geschehen ist. Und wäre es in der Tat der Fall, so würde er zu dieser, selbst im vertrautesten Verhältnis, doch wohl nicht ma filha, sondern nur ma filhola haben sagen können. Doch das alles ist so unwahrscheinlich, daß wir lieber nach einer anderen Erklärung suchen werden. Ob ma filha etwa eine Art von Titel war, wie man im Norden die Töchter des Königs als „filles de France“ bezeichnete? Das Possessivpronomen wäre dann dem Worte filha nach der Analogie von ma domna, mosenher vorgesetzt, aber freilich mit dem Unterschied, daß jedermann eine Dame oder einen Herrn mit Recht als ma domna, mosenher anreden konnte, während ma filha doch eigentlich nur dem Vater oder der Mutter zusteht.
Welche Gräfin aber ist es, von der Cadenet hier als ma filha redet? Es liegt natürlich nahe, in ihr eine Tochter des Toulousanischen Grafengeschlechts zu sehen.
Raimond VI. hatte als Tochter Constance, die zuerst Gattin Sanchos des Starken von Navarra wurde, später, nachdem Sancho sie verstoßen hatte, seit 1208, die Gattin Pierre Bermonds des Herrn von Sauve. Indie (zuerst, seit 1203, Gattin des Guillebert von Lautrec, hernach, seit 1206, des Bernard-Jourdain, seigneur de l’Isle Jourdain) die auch gelegentlich als Tochter Raimond VI. bezeichnet wird, war vielmehr Tochter Raimond V., siehe Art de vérifier les Dates II, 9, p. 393, Devic et Vaissette VII, 7b, 24f., VI, 192. Indie kennen wir als Dame, welche Aimeric de Pegulhan gefeiert hat (s. Bergert S. 33). Von den Beziehungen dieser beiden „Gräfinnen“ zur Auvergne weiß ich nichts. Soll v. 62 aber nun sagen, daß die Gräfin selbst in der Auvergne war und dort ihren Namen zu Ehren gebracht hat, oder war Cadenet in der Auvergne und hat dort ihr Lob verbreitet gefunden? Auch v. 63 kann in beiderlei Sinn verstanden werden. Ein Aufenthalt der Gräfin in der Auvergne kann aus den Versen nicht, oder wenigstens nicht mit Sicherheit, erschlossen werden. Ich möchte aus dem folgenden Verse eher herauslesen, daß Cadenet in der Auvergne war, daß er dort durch ihre Empfehlung wohl aufgenommen wurde und nun in diesen Versen seinen Dank abstattet.

 

 

 

 

 

 

 

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