6. Mit Ausnahme von K que eu haben alle Hdss. eine Silbe zu wenig. Die adoptierte Lesung qued eu hat bei dieser Vereinzelung von K natürlich auch nur den Wert einer Konjektur. Zur Hiatusform quied oder quez s. die Anm. zu 13, 39; 39, 40 und 41, 9.
11. In DIK nac, in N noi, das dem Kopisten als französische Form für n’aie in die Feder gekommen zu sein scheint. Also: „gab es je“ oder „hatte ich je deshalb Hochmut ihr gegenüber?“ Eine bestimmte Entscheidung ist kaum möglich.
12. IK: m’acuoill „da sie mich doch nun tatsächlich so nimmt, daß ...“ oder „da ich so viel auf mich nehme, daß ...“ Aber die Übereinstimmung von DN spricht für l’acolh „da ich sie in solchem Maße annehme“. Nehmen und Geben muß in der Liebe gegenseitig sein. Beides wird von meiner Seite aufs vollständigste geübt: ich gebe mich ihr hin und nehme sie ganz in mich auf.
16. „Ich nehme ihre Liebe in mich auf“, also ähnlich dem in v. 12 Gesagten. Oder ist eine Vermischung der in Form und Bedeutung leicht zusammenfließenden Verba colhir und colre anzunehmen: „ich hege, pflege ihre Liebe“, wie man 25, 66 colh ardit als „ich hege Mut“ verstehen könnte?
20. IK don eu l’ocaison „dessen ich sie beschuldige“. Wir werden uns wieder an die gemeinsame Lesung von DN zu halten haben: don ai ochaizon. Ochaizo ist „Anlaß zur Klage“. So übersetzt auch Godefroy an einigen Stellen (V, 565b) „droit, droit de revendication“.
31. Die Form arazona für die 1. Person ist sehr merkwürdig. Sie wird aber von allen vier Hdss. überliefert, und es ist nicht leicht ersichtlich, welche Änderung hier eintreten könnte. Eine Erklärung der Form wird in der Einleitung, § 8 des Abschnitts über die Sprache, versucht.
32. Die Hdss. geben hier sa razon, in v. 33 ma razo. Beides ist möglich: „sie ändert mir ihre Rede“, oder „sie ändert mir meine Sache“. Der Ausgleich wird aber besser nach v. 33 erfolgen; razo „Sache, Angelegenheit“ ist hier verwendet, wie sonst afaire, s. Marcabru, A la fontana del vergier v. 14: tost li fon sos afars camjatz, Barlaam und Josafas v. 12 587: Del dyable est souvent tentés ; Molt li mue ses volentés Et molt li change son affaire.
39. Ma mortz se mira en lei: ich sehe ihre Schönheit an, und indem ich sie anschaue, spiegelt sich mir aus ihrem Anblick mein Tod.
44. Atendre bedeutet hier offenbar nicht nur „erwarten“, sondern durch Geduld (per sofrir) das Erwartete auch erreichen. So scheint atendre mit atenher zusammengeflossen zu sein. Dem frz. atteindre entspricht ein prov. *atenhdre, und dieses könnte im Dialekt Bernarts, der im 39. Stück n und n’ miteinander reimt, sehr wohl atendre lauten, und so führt denn in der Tat Mistral unter ategne als liniousinische Form auch atendre an. |