Notes - Anmerkungen - Notes - Notas - Notes - Note - Nòtas

Appel, Carl. Bernart von Ventadorn, seine Lieder, mit Einleitung und Glossar. Halle a. S.: Verlag von Max Niemeyer, 1915.

286,001=070,014- Lemozi

1. Man erwartet den unbestimmten Artikel d’un chant. Aber auch der bestimmte Artikel ist durchaus berechtigt. Man kann jemand mit dem Gesange angreifen, wie mit dem Schwerte oder der Zunge oder dem Worte. Der Artikel stellt also den einen Begriff, als bestimmten, anderen Begriffen gegenüber.
 
5. avetz-en ges? heißt natürlich nicht: „habt Ihr irgend etwas von Liebe?“ d. h. „liebt Ihr überhaupt?“, sondern „erlangt Ihr etwas von ihr?“, vgl. 15, 10 si ja re no·n sabi’ aver; 43, 57 ges no·n auretz de me etc.
 
6. bes aus L, weil res in v. 11. wenn auch in anderer Bedeutung, wiederholt wird, und weil es auch in der Bedeutung noch besser paßt als res.
 
10 f. Vgl. 43, 54 mort m’a e per mort li respon. Da mort m’a wörtlich wiederkehrt, kann man dem Abschiedswort a Dieu vos coman hier, das per mort li respon dort für entsprechend halten, d. h. ich nehme Abschied von ihr, indem ich mich dem Tode hingebe.
 
13. In beiden Hdss. s’anc uos f. b. s. „wenn sie Euch freundliche Miene bot, kann es noch geschehen“ (nämlich: daß Gnade Euch bei ihr hilft, und daß Ihr mehr erlangt als nur diese freundlichen Mienen). Aber man darf uos zu no·us verändern: „wenn sie Euch noch nicht freundliche Miene bot, kann es noch geschehen“.
 
16. „Man darf sich mit der Liebe nicht erzürnen, wenn man sie nicht nach seinem Willen findet“. Das wäre ganz glatt. Aber dann müßte stehen: can no la troba de son talan, oder, um den Vers richtig zu machen: can no la trob’ a son talan. Es steht aber can la troba de son talan. Man kann verstehen:
a) „wenn er sie nach seinem Sinne findet“, d. h. wenn die Liehe ist, wie er sie wünscht, nämlich was die geliebte Person angeht. Liebe zu einer trefflichen Dame ist an sich etwas so Köstliches, daß es nicht darauf ankommt, ob sie erwidert wird oder nicht.
b) „wenn er sie nach ihrem Willen findet“, d. h. Minne hat naturgemäß ihren eigenen Willen, in den man sich schicken muß. So ist kein Anlaß zum Groll vorhanden, wenn man die Liebe nicht findet wie man selbst will, sondern wie sie will.
c) als Frage: „wann findet man sie (denn) nach seinem Willen?“
Aber bei dieser dritten Auffassung würde wohl stehen can la trob’ om d. s. t.? Bei der zweiten würde das Possessivpronomen an sich schwerlich den Sinn genügend klar stellen. So bleibt die erste Auffassung übrig, wenn man nicht etwa vorzieht, eine Änderung in dem zuerst angedeuteten Sinne, vorzunehmen.
 
19. Vielleicht sollte ich beim engan der Hdss. bleiben. Das Verb führt Mistral mit g als limousinisch an. Nur auvergnatisch und delphinatisch kennt er enjanna.
 
23. „es gibt keinen Trost, der mir nicht leid sei“, d. h. es gibt keinen Trost für mich, sondern nur Leid. Der Relativsatz setzt an die Stelle des Beziehungswortes einen anderen Begriff.
So könnte man hier nur eine Redefigur sehen. Der einigermaßen gezwungene Ausdruck legt aber nahe, in conort den Verstecknamen zu vermuten. Es liegt auch sonst noch Veranlassung vor, das Lied dem Conortzyklus zuzuweisen.
 
24. L: car o ui e consseill no i pres „denn ich sah es und erlangte dort keinen Rat (keine Hilfe)“, O: car o il es, conseil no·n pres „denn wo sie ist, erlangte ich keine Hilfe“. Beides ist nicht gerade verläßlich. Aber O würde insofern zu den Conortliedern passen, als Bernart in ihnen in der Tat sagt, daß er von seiner Dame flüchtete, weil er keine Gnade bei ihr fand.
 
28. Wenn Ihr für (zu) mühselig erachtet, der Liebe immer wieder zu dienen, so ist alles verloren, was sie Euch je versprach, wenn auch tausend Gelübde dafür verbürgt wären.
Ob s’i erant mit O oder si n’ero mit L, ist schwer zu entscheiden (jedenfalls nicht si n’ero, denn en steht vor i). Die Lesart von L vermeidet den Hiatus.

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI