Das Lied ist von Tobler nicht nur herausgegeben, sondern natürlich von ihm auch so trefflich kommentiert worden, daß hier zu sagen wenig übrig bleibt. Insbesondere hat er von tener und durar im Sinne von „reichen“ zu v. 24 von folatura zu v. 34, von sentir zu v. 35 eingehend gesprochen.
v. 3. Eine Silbe fehlt in allen drei Hdss. Tobler hat ergänzt P. v. totz e p. p.; nach 23, 15 könnte man lesen P. v., deves e p.
v. 5. Für folhat bringt Levy zwei Stellen bei, wo das Wort „Lattenholz“ zu heißen scheint. Hier wird man es als das gleichbedeutende masc. zum französischen fem. feuillée, npr. fuiado „Laub, Laubdach“ ansehen dürfen.
14. Ob non oder no·n „nichts weiter als sie“ von ihm verstanden wird, ist bei Tobler nicht ersichtlich.
18. melhurar bezeichnet v. 19, wie das Folgende zeigt, das Gefühl der Beglückung, wie es der Liebende durch seine Liebe erfährt. Hier handelt es sich doch wohl um die innere Besserung des Liebenden, um die veredelnde Wirkung der Liebe, von der bei den Trobadors so oft die Rede ist. Eine Verschiebung des Gedankens, die für den Provenzalen kaum zum Bewußtsein kam, wie denn wieder ric v. 20 für ihn sowohl die äußere Geltung wie den inneren Wert bezeichnete. (Tobler umschreibt: „Er sieht an sich bestätigt, daß Liebe jeden über sich selbst emporhebe, der nicht armseligen Herzens sei; seit er weiß, daß er von der Schönsten auf dem Erdenrund geliebt ist, sieht er keinen, dem er höheren Rang einräumen möchte“.)
21. Es ist zu ergänzen: qu’am la gensor e soi amatz per la gensor, mit einer ähnlichen Ungenauigkeit der Konstruktion, wie in dem chascuns l’ama et porta fei, von dem Tobler, Verm. Beitr. I², 112 handelt.
28. Von Tobler korrigiert.
Die in CE stehende letzte Strophe hat in der Vorlage von W offenbar nicht gestanden. Die Hds. enthält zwar nur die erste, läßt dann aber Raum für vier, nicht fünf, weitere Strophen. Die VI. Strophe fügt nichts zum Ausgesprochenen hinzu, ist weder im Gedanken, noch im Ausdruck glücklich, und enthält die schon früher angewendeten Reimwörter melhura und amatz. Tobler verwirft sie mit Recht (S. 944f.): „Die an sich selbst schon mißratenen acht Verse mag ein Unberufener, dem etwa eine der echten Strophen fehlte, zum Ersatze verfaßt und seinem Buche einverleibt haben; die bekanntermaßen aus vielen Handschriften zusammentragenden Urheber von C und E aber haben wohl neben dem besseren Text auch den durch schlimme Zutat verderbten vorgefunden und das diesem eigene Gesätzlein nicht wollen umkommen lassen“.
Ich halte diese Strophe nicht für eine beabsichtigte Ergänzung des Gedichtes, sondern für eine Cobla esparsa, die irgendein Unbekannter, in Anlehnung an die dritte Strophe unseres Liedes, gedichtet hat.
[1.] antic werden wir nicht eigentlich als alt zu verstehen haben, sondern (wie jove bekanntlich nicht nur jung an Jahren, sondern auch jung an Art und Gesinnung heißt) etwa als „verknöchert“.
[4.] bric, das sonst Narr heißt, ist hier, neben sers, = „miser“, wie der Donatz das Wort übersetzt. In v. 6 wird ja gerade das Benehmen eines Narren als abweichend hingestellt.
[5.] Das si es der Hdss. wird nicht, mit Tobler, als s’es zu verstehen sein, sondern als si’s „so ist er von Freude eingenommen, wenn er liebt und geliebt wird“.
[6 ff.] Der Gedanke ist: „Der Verständige muß nach einem edelfröhlichen Leben streben, wie es die gute Minne nach sich zieht, denn daraus erwächst ihm Preis. Von dem Toren freilich ist das nicht zu erwarten“.
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