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Appel, Carl. Bernart von Ventadorn, seine Lieder, mit Einleitung und Glossar. Halle a. S.: Verlag von Max Niemeyer, 1915.

070,039- Bernart de Ventadorn

14. Ohne einen anderen Herrn als Dich, so daß es Keinen gibt, der ein Interesse daran hätte, sich meiner Dir gegenüber anzunehmen.
Ob paucs oder pauc wird durch die Handschriften natürlich nicht entschieden. Ich folge A um so lieber, da auch MV von der anderen Gruppe paucs hat.
 
19. Crescini schreibt: qand eu vas midons vir l’esgar. Das steht aber nur in A; schon IK weichen ab (DN fehlen leider, wie auch R). Die anderen Handschriften haben unsere Lesart. Diese ist immerhin am besten bezeugt und auch dem Sinne nach doch einwandfrei (vei und esgar sind nicht dasselbe und können sehr wohl nebeneinander stehen). Was man auch erwarten könnte: „wenn ich den Blick meiner Herrin sehe“ can eu de midons vei l’esgar, steht in keiner Handschrift.
 
23 f. ad ops d’amar werden wir in doppelter Geltung nehmen dürfen: ich sah nicht, daß ein zum Lieben besser erschaffener Körper zum Lieben lässiger und langsamer wäre (also Konstruktion άπό κοιοΰ, Tobler I², 137 ff.). Sonst würde man verstehen müssen: ,ich sah nie einen schöneren Leib (und zugleich einen) der der Liebe gegenüber lässiger wäre’, also zwei Komparative nebeneinander, die zunächst keinerlei Beziehung hätten. Die Vermittelung würde durch den Gedanken hergestellt werden, daß ein schöner Leib naturgemäß zum Lieben geschaffen ist.
Crescini liest c’anc non fo cors, wiederum mit A. Diesmal wird aber A sogar von IK im Stich gelassen, und in der Tat ist das Zusammentreffen von fo und sia kaum erträglich. Vi und sia dagegen sind wohl nebeneinander möglich.
 
28. Crescini liest, und die ersten drei Auflagen meiner Chrestomathie lasen, ni no·lh deman, entsprechend der Fassung nicht nur von ADIK und C, sondern auch von V. Daß deman zu quier nichts hinzubringen würde, ist kein entscheidendes Bedenken. Aber deman kehrt v. 44 als Reimwort wieder, und bei solcher Wiederholung ist es geraten, die Zuverlässigkeit der Überlieferung in Zweifel zu zielien (daß hier der Indikativ, v. 44 der Konjunktiv vorliegt, ist kaum eine hinreichende Differenzierung). Nun steht in MOa NR: ... nol man, und dagegen ist nichts einzuwenden. Vielleicht hatte die erste Vorlage ni no·lh man, mit Fehlen einer Silbe, die nun verschieden ergänzt wurde.
 
31. Unter den mannigfachen Lesarten der Hdss. ist sofert noch immer die wahrscheinlichste.
 
40. Crescini hat zwar seine erste Lesung i paregron las dens zugunsten unserer, weniger derben, aufgegeben; zweifellos mit Recht, da selbst D und N lo cenz, IK wenigstens lo dens zeigen. Dagegen ist auch sein Manualetto bei c’a un mes geblieben, obwohl a nur in A steht, schon die nächstverwandten DIKN que un lesen. Die Hdss. MR haben qued u(n), COa que dos, V que de dos, also überall ein d hinter que. Es wird sich nun fragen, ob wir qued un mes oder que d’un mes zu lesen haben. Für die Hiatusform qued kann man sich auf veder, chaden des Boethius, auf adenan und ed, neben azenan und ez etc. berufen. Andererseits bezeichnet de oft das Zeitmaß, s. Levy II, 17 a. Stimming zu Bertran de Born¹ 24, 24 und besonders Ebeling in Zts. 24, 538 ff. (wo auch von unserer Stelle die Rede ist, allerdings in einem Zusammenhange, der gerade die Lesung qued un mes rechtfertigen würde, (1) und so wird man am sichersten bei que d’un mes bleiben.
 
52. Da par in keiner Hds. Nominativform hat, werden wir darin nicht das Adjektiv: „gleich dem Truge“, sondern die Verbalform zu sehen haben: „scheint vom Truge her“ = scheint vom Truge her zu stammen. Crescini, Per gli studi romanzi p. 24, übersetzt: „sembra inganno“.
56. aten(h)s] atenher kann dreierlei bedeuten 1. „erreichen“ : „ich werde durch Lügen, im Lügen, nicht erreicht werden, Keiner wird mir darin gleichkommen“. 2. „erreichen, treffen“: „ich werde durch Lügen nicht getroffen, nicht verletzt werden“, d. h. ich will Euer Lügen gern hinnehmen, wenn es nur unserer Liebe dient. 3. „erreichen, abfassen“ : „ich werde für Lügen, als Lügner, nicht abgefaßt werden”. Godefroy übersetzt afrz. attaindre mit „punir, condamner“, mit „accuser“ (vgl. Ja de parler ne fust atainst, Trop ert rices et de sens plains, I, 460 c) und „convaincre“. Es ist nicht leicht, sich zwischen diesen drei Möglichkeiten zu entscheiden.
 
 
 
Fußnoten:
 
1) Über die Art des de bin ich anderer Ansicht als Ebeling. Er hält es für partitiv = „(nicht) einen Teil von ...“ Der Teilausdruck, der dann, anders als hier, Bezeichnung eines kleinsten Teils sein müßte: „(nicht) einen Augenblick von“ oder ähnlich, könnte aber schwerlich ohne weiteres wegbleiben. Ich glaube, zumal das Maß in der Regel durch eine Zahl bestimmt wird: de ·III· semaines ne leva; de la cité ne se remuent D’uit jors, daß das de gleichzustellen ist mit demjenigen in: le duc est trop grand de la tête, il a fait un discours trop long d’un quart d’heure, „welches die Bezeichnung der Größe des Unterschieds einführt“; hier Unterschied der Zeit, vom Ausgangspunkt gerechnet. ()

 

 

 

 

 

 

 

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