Notes - Anmerkungen - Notes - Notas - Notes - Note - Nòtas

Bosdorff, Günther. Bernard von Rouvenac ein provenzalischer Trobador des XIII. Jahrhunderts Kritische Ausgabe mit Einleitung, Übersetzung, Kommentar und Glossar. Erlangen: Kgl. bayer. Hof- u. Univ.-Buchdruckerei von Junge & Sohn, 1907.

066,004- Bernart de Rovenac

1. sirventesca. — Dieser Ausdruck ist bei weitem seltener als sirventes oder sirventesc. Raynouard, Lex. rom. V, 338 zitiert nur noch ein Beispiel von Peire Basc (Gr. 327, 1): Va, sirventesca, Al bon rei d’Arago.
 
2. ·N Rainier. — Appel druckt en Rainier; damit hat aber der Vers eine Silbe zu viel. Ich habe deshalb ·N geschrieben, wobei freilich der Reim das Enklitikon von der vorhergehenden Strophe trennt; vgl. die Anm. zu Vers 3.
Es ist mir nicht gelungen festzustellen, wer der Joglar war, der mit dem Namen Rainier bezeichnet ist. Der Name ist ein sehr häufiger im Süden Frankreichs; vgl. Anglade, Guiraut Riquier, p. 100 Anm. 1. Ob unser Joglar identisch ist mit dem, der in einer Tenzone mit Guiraut Riquier genannt wird, will ich dahingestellt sein lassen. Anglade l. c., der über den Interlokutor Riquiers Untersuchungen angestellt hat, vermag nichte Positives beizubringen. Brinckmeier, Die prov. Troubadours, p. 190 stellt allerdings die Identität der beiden Rainier als gewiss hin; indessen scheinen mir seine Argumente, die ich hier folgen lasse, nichts zu beweisen: „Eine Sirventesca an Raynier hat Rayn. V, 67. Von letzterem ist noch eine Tenson mit Guiraut Riquier (Rayn. V, 528) bekannt. Auch der sonst unbekannte Marques hatte eine Tenson mit Guiraut Riquier, die er dem Herrn von Narbonne zur Entscheidung vorlegte (Millot III, 419). Desgleichen eine Tenson mit Guiraut Riquier hatte Peire Torat (Rayn. V, 333), der jenem eine Liebesfrage vorlegt. Folquets Namen führten mehrere Tensonen, darunter eine mit Guiraut Riquier (deren erste Strophe bei Rayn. V, 149).“ Rainier kann auch ein Pseudonym sein; Joglars legten sich meist andere Namen bei; vgl. Witthoeft, Sirventes joglaresc, p. 9. Von Peire Vidal und Barral wissen wir, dass sich beide Rainier nannten (vgl. Chabaneau, Les biogr. des troub., p. 64: e clamavan se abdui Raynier).
 
3. ·Us. — Die Trennung des angelehnten Pronomens durch den Reim begegnet zuweilen; vgl. Bartsch, Denkmäler der prov. Lit 65, 8 u. Hengesbach, Beitrag zur Lehre von der Inklination im Provenz., Marburg 1889, pp. 7—8.
cabal. — Für dieses Wort gibt Raynouard, Lex. rom. II, 325, die Bedeutung von capital, cheptel (Viehpacht). Er führt diese Stelle für den figürlichen Gebrauch des Wortes an: metre en cabal = „in Pacht geben, leihen“.
 
4. tresca, afr. tresche, das Körting (Lat.-rom. Wörterb.² 3111; 9524) vom westgerm. prëscan, dreschen, ableitet, bezeichnet einen alten Tanz. Es ist auch italienisch als tresca, Verb, trescare, vorhanden. Was für eine Art von Tanz nun damit gemeint sei, ist nicht ersichtlich. Compan, Dictionnaire de danse, Paris 1787, p. 381 sagt unter treche: C’était autrefois le nom d’une danse, d’où vient l’italien tresca, employé par Pétrarque. Auch das neueste Werk über den Tanz vermag keine Auskunft zu geben; G. Desrat, Dict. de la danse, Paris 1895, p. 362: „Le dictionnaire de Compan donne ce mot comme titre d’une ancienne danse. Malgré mes recherches, je ne l’ai jamais rencontré.“ Was das italienische tresca anbelangt, so gibt Meini, Dizionario della lingua italiana, Rom 1879, s. v. folgende Erklärung: „Dicevasi anticamente d’una specie di ballo saltereccio il quale si faceva di mani e di piedi.
 
6. ressemblatz a·N Bresca. — Ressemblar wird provenz. meist mit dem Akkusativ verbunden, wie auch das neufranz. ressembler früher transitiv war. Plattner (Ausführ. Gramm. Ergh. II. 2, p. 188) zitiert hierfür noch ein Beispiel aus Brantôme.
Wer dieser Bresca war, der die Grossen schmähte, habe ich nicht feststellen können.
 
7. De dir mal. — Der „Infinitiv mit de gibt diejenige Handlung an, im Hinblick auf welche man vom Subjekte etwas aussagt. (Respektiver Infinitiv)“. Vgl. Dittes, Über den Gebrauch des Infinitivs im Altprovenzalischen in „Rom. Forsch.“ Bd. XV, p. 35.
 
8—9. vergonhal Mal. — Über die asyndetische Verbindung von zwei Adjektiven vgl. Appel, Provenz. Inedita, pp. XXX und XXXI.
 
11. Cobla. — Über diesen Begriff vgl. Zenker, Die prov. Tenzone, Diss. Leipzig 1888, p. 16 ff., und Jeanroy, Annales du Midi II, 25 u. 32.
 
12. Fes = fetz, von Raynouard, Lex. rom. IV, 8 nicht erkannt, der „elle fit“ übersetzt.
 
13. en cort comtal. — Auffällig ist hier das Fehlen des bestimmten Artikels, trotzdem dem Substantiv ein Attribut zugefügt ist. Es finden sich jedoch dergleichen Fälle im Prov. sowie Altfranz.; vgl. Tobler, Verm. Beitr. II, 100.
 
16. la fes lagoteira. — La bezieht sich auf cobla; wegen fes vgl. die Anm. zu v. 12. Lagoteira — „schmeichlerisch“, vgl. Levy, Prov. Suppl.-Wrtb. IV, 299.
 
23. be·us o val. — Der Dichter meint, wenn der Joglar auch eine spitze Lanze weggegeben habe, so habe er an seinem Eigentum doch keine Einbusse erlitten; in seiner Zunge habe er ja eine noch spitzere Lanze.
 
25. senhal eig. „Fähnlein (an der Lanze)“, vgl. Raynouard, Lex. rom. s. v.  Hier steht offenbar der Teil für das Ganze.
 
26—27. Wie ist das handschriftliche manta muda zu fassen? Appel,. Prov. Inedita, p. 40 gibt zwei Möglichkeiten Raum. Er verweist auf Mistral, Tresor dou felib. s. v., der mudolanges, maillot“ hat. Muda könnte dann eine spottende Bezeichnung der Kleider des Joglars sein, oder vielleicht auch ohne Spott „Wechsel, Garnitur, Kleider“; italienisch muta di abiti sei ein vollständiger Anzug. In diesem Falle ist manta Adjektiv = manhta. Sei dagegen manta Substantiv, so sei wohl zu schreiben mant’a muda = Mantel zum Wechsel. Ich finde letzteren Erklärungsversuch nicht recht plausibel.
Per que wird doch am besten auf die beiden unmittelbar vorhergehenden Verse bezogen: „Euere Zunge ist viel mehr gefürchtet als die Lanze, deshalb hat Ihr einn zerrissenen und zerschlissenen Mantel zum Wechseln“ ist aber sinnlos. Auch der Refrain passt in diesem Falle nicht dazu. Ich entscheide mich darum vielmehr für die andere Auffassung, muda = „Kleid“, und verstehe dann: „Deshalb (nämlich wegen Euerer bösen Zunge) ist Euch manches Gewand zerrissen und zerschlissen worden“, d. h. man hat Euch verbläut und Euch dabei das Kleid zerrissen, oder: Ihr habt durch Euere böse Zunge schon oft Raufereien provoziert, bei denen Euch das Gewand zerrissen worden ist. Der Refrain sagt dann das Gleiche nochmals.
 
32. Die vergleichende Partikel kann im Provenzalischen wie auch Altfr. fortfallen; vgl. Diez, Gramm., p. 1057; Meyer-Lübke, Gramm. III, 579.
lops. — Der Wolf ist im Provenzalischen ein Sinnbild der Habsucht; vgl. Cnyrim, Sprichwörter, sprichw. Redensarten und Sentenzen bei den prov. Lyrikern, Marburg 1888, p. 44, der auch dieses Beispiel anführt.
 
34. antan < ante annum würde eigentlich „vor einem Jahre“ heissen; indessen ist der ursprüngliche Sinn wesentlich erweitert worden. Vgl. hierüber die instruktive Stelle in Abrils issi’ ed. Bohs V. 438 f.: Vers es c’us Almassors antanAisi son ben cent an passat —.
 
36. capa war ein mit einer Kapuze versehener Mantel; vgl. H. Weiss, Kostümkunde, Stuttgart 1883, Bd. II, 454.
 
37. ·n = en findet sich häufig bei den Verben der Bewegung, nur um den Ausgangspunkt zu bezeichnen.
anavatz ist Imperfectum de conatu.
 
43. Fes sen natural = „Ihr habt natürlichen Verstand bewiesen“, d. h. Ihr habt das getan, was Euer Sinn Euch riet, Ihr habt verständig gehandelt.
 
45. Joglar vernassal. — Anrede im Obliquus.
 
46. armars. — Wenn der Infinitiv Subjekt des Satzes ist und nicht den Artikel bei sich hat, so kann er nach Belieben substantiviert werden oder Verbform bleiben; vgl. Stimming, B. de Born, p. 231.
 
52. De vostre dir. — Dir ist substantivierter Infinitiv; das Possessivpronomen vertritt einen Genetivus obiectivus wie in I, 42.
 
54. parria. — Parer hat hier wohl nicht die übliche Bedeutung „erscheinen“, sondern wie auch paraître à im Neufranzösischen zuweilen (vgl. Sachs, Enzyklop. franz.-dt. Wrtb. s. v.) die Bedeutung von „Eindruck machen.“  Diesen Gebrauch finde ich für das Prov. nirgends verzeichnet.
bezieht sich zwar meist auf Sachen oder einen ganzen Satz, jedoch im Altprov. häufig auch auf Personen; vgl. Meyer-Lübke, Gramm. III, 80 und Stimming, B. de Born, p. 245. Im Nfr. begegnet die Anwendung von y auf die 1. oder 2. Person sehr selten; vgl. Plattner, Gramm. Ergh. III. 2, p. 37.

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI