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Levy, Emil. Guilhem Figueira, ein provenzalischer Troubadour. Berlin: Buchdruckerei von S. Liebrecht, 1880.

194,015 - Guilhem Figueira

Das Gedicht ist erhalten in C 248, Dª 167, I 91, K 74, R 20. Eine Gliederung der Handschriften vorzunehmen ist sehr schwierig, da, mit nur drei Ausnahmen, Abweichungen vom richtigen Texte sich nur in je einer Handschrift finden, und gerade die gemeinschaftlichen Fehler uns veranlassen mehrere Handschriften auf einen Grundtypus zurückzuführen. Die drei Stellen, wo mehrere Handschriften gemeinsame Abweichungen zeigen, sind Vers 23 quinha C R — quegna Dª I K, wo die Abweichung eine nur graphische ist, Vers 20 fim C R — dis Dª I K, wo beide Lesarten einen guten Sinn geben, und Vers 27 pastora Dª R — pastorella C pastoreta I K, wo nur Dª R richtig lesen, da in C I K der Vers um eine Silbe zu lang ist. Legen wir nun auf die letzte Abweichung als die bedeutendste das Hauptgewicht, so ergibt sich folgendes Schema:

Es hätte also in x pastora gestanden, in y aber ein dreisilbiges Wort. Wie hat aber dann Vers 20 in x und y ausgesehen? (Vers 23 kommt wohl kaum in Betracht, da solche graphische Verschiedenheiten sehr wohl in verschiedenen, von einander unabhängigen Handschriften sich finden können). Hat dort fm oder dis gestanden? Das ist nicht zu entscheiden, da sowol die auf x wie die auf y zurückzuführenden Handschriften beide Lesarten zeigen. Wenn wir aber bestimmen könnten, wie x und y gelesen, so würde sich ergeben, dass entweder Dª  und I K oder C und R unabhängig von einander in gleicher Weise geändert hätten. Ist das aber anzunehmen? Es muss auch bemerkt werden, dass, wie aus den von Stimming edierten Gedichten des Bertran de Born und des Jaufre Rudel hervorgeht, C und R einerseits und D und I K andrerseits zusammengehören, nie aber D und R gemeinsam C gegenüberstehen. Legen wir aber das Hauptgewicht auf Vers 20, so ergibt sich folgende Formel:

Es hätte also in x dis, in y fim gestanden. Dann entsteht dieselbe Schwierigkeit wie oben in Bezug auf Vers 27. Wir wüssten dann auch nicht, wie z Vers 20 gelesen hat, und in Bezug auf Vers 27 müssten wir schliessen, dass, wenn x und y pastora richtig bewahrt hätten, das, da es die Silbenzahl bedingt, sicher in z gestanden hat, C und I K unabhängig von einander fälschlich ein dreisilbiges Wort aufgenommen hätten. —

Es lässt sich nun noch eine dritte Gliederung vornehmen und zwar folgende:

Es hätte dann in z Zeile 20 dis und Zeile 27 pastora gestanden; ebenso hätten die Lesarten in Dª gelautet. x hätte dis bewahrt, aber Zeile 27 ein dreisilbiges Wort gesetzt; n hätte dann fim für dis gesetzt und R endlich selbständig durch Aufnahme von pastora die richtige Silbenzahl wieder hergestellt. Die Gliederung scheint mir die wahrscheinlichste zu sein, da sie uns keinen Zweifel darüber lässt, wie die Lesarten in z gelautet haben, was die beiden zuerst angeführten Schemata wohl thun, da zweitens die Handschriften, die gleichen Abweichungen zeigen, zusammengestellt und auf einen gemeinsamen Typus zurückgeführt werden (C I K, die Vers 27 ein dreisilbiges Wort aufweisen, auf x, C R, die Vers 20 fim lesen, auf n), während in dem zuerst angegebenen Schema C und R, in dem zweiten C und I K getrennt werden, und da drittens hier nur eine selbständige Aenderung (die der Handschrift R) vorliegt, die noch dazu durch das Versmass bedingt wurde, während wir in den beiden anderen Fällen sowol in den von x als auch in den von y herstammenden Handschriften selbständige Aenderungen anzunehmen hätten, von denen die der zweiten Gliederung noch dazu einen Verstoss gegen das Versmass herbeiführt. Obgleich nun Dª in Vers 20 und 27 z am nächsten steht, so habe ich doch x zu Grunde gelegt, da Dª Vers 33, 36, 39, 44, 48, 49 falsch liest, wo x das Richtige hat.

Dª I K schreiben es dem Gui d’Uisel, C R dem Guilhem Figueira zu.

Die Angabe von Bartsch, Grundriss S. 139, dass R das Gedicht dem Uc de S. Circ zuschreibe, beruht auf einem. Irrthum.

 

 

 

 

 

 

 

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