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Levy, Emil. Guilhem Figueira, ein provenzalischer Troubadour. Berlin: Buchdruckerei von S. Liebrecht, 1880.

217,002 - Guilhem Figueira

Dieses Gedicht ist uns in den Handschriften B C D R A (1) überliefert, die sich in die Gruppen C R und B D A scheiden. Es steht in B fol. 117, C 249, D 133, R 95 und in A No. 29. Die Theilung in C R und B D A ergibt sich aus Vers 1, 24, 43, 45, 57, 61, 72, 75, 80 etc. In der Gruppe B D A stehen sich D und A sehr nahe; sie haben gemeinsam Vers 2 long’ atendensa, wo B C R longa bistensa (R bisten) zeigen; Vers 6 hat D en cui, A de en cui gegen que in B C R; Vers 13 lesen sie ferner fälschlich lo, wo B C R richtig quel haben; Vers 61 steht in D A leials pans, wo B verais pans liest, C und R eine ganz verschiedene Lesart aufweisen; Vers 62 haben D A de tot sobeirans gegen e cotidians in B und e vers cotidias in C R; Vers 133 endlich haben sie Roma gegen reman in B, wo wieder C R ganz abweichend lesen. So möchte man sich das Verhältnis der Handschriften durch folgende Figur veranschaulichen:

Das ist jedoch nicht möglich, da die Strophe 15 in B D fehlt, in A aber sich findet. Hieraus würde für unser Schema folgen, dass entweder die Strophe in y schon fehlte, dagegen aber spricht das Vorhandensein derselben in A, oder dass sie in y und n sich fand, von D und B aber unabhängig von einander aufgegeben wurde. Das ist aber undenkbar, denn obgleich es sich wol findet (vgl. Stimming, B. de Born S. 174—5), dass von einander ganz unabhängige Handschriften einzelne Wörter oder Redewendungen in gleicher Weise verändern, so wäre doch die Annahme, dass B und D eine und dieselbe Strophe ganz ausgelassen hätten ohne zusammen zu gehören, gar zu gewagt. B und D dürfen nicht getrennt werden, sie sind auf einen gemeinsamen Typus zurückzuführen, in dem die Strophe 15 fehlte; A dagegen hat aus einer Quelle geschöpft, in der die Strophe sich fand. Es würde sich also das folgende Schema ergeben:

In y hätte also noch die Strophe 15 gestanden, die n ausgelassen hätte. Aber auch diese Anordnung kann nicht richtig sein, das beweisen die oben angeführten Stellen, wo A und D gemeinsame Abweichungen zeigen, die zu zahlreich sind um sie als blosse Wirkung des Zufalls zu betrachten. Fanden wir einerseits, dass A mit B D und besonders mit D eng verwandt ist, andrerseits dass es gemeinsam mit C R, abweichend von B D, die Strophe 15 aufweist, so gelangen wir zu dem Schlusse, dass es aus beiden Gruppen geschöpft haben muss, dass es also eine Compilation ist, und dies wird durch Mussafia, Del codice Estense S. 341, bestätigt. Im Grossen und Ganzen schliesst es sich eng an D an, und ich durfte es daher S. 33 mit B D zu einer C R gegenüberstehenden Gruppe zusammenstellen, die Strophe 15 jedoch hat es aus einer dem Typus x zugehörigen Handschrift (2) entnommen, dem es auch noch an einigen anderen Stellen folgt: Zeile 15, 92, 93, 115, 122. Wir können also das Verhältnis der Handschriften durch folgende Figur veranschaulichen:

Das Gedicht hat 23 Strophen in C R, 20 in B D, die bei Vers 147 schliessen und Strophe 15 nicht aufweisen, 19 in A, das bei Vers 140 endet, und dem Strophe 10 fehlt.

 

Fußnoten:

(1) Mit A bezeichne ich die Handschrift Ambrosiana D 465 inf.; vgl. Herrigs Archiv 32, 424 und Stengel, Prov. Gramm. S. X. Das Gedicht ist, nach der Mittheilung des Herrn Prof. Rajna, bis Vers 30 von der Hand Pinellis geschrieben, von da an von der Hand eines seiner Amanuensen. Von einer dritten Hand sind am Rande erklärende Noten beigefügt. ()

CdT: La lettre employée par Ms. Levy est une U gotique. Le projet Corpus des Troubadours a préféré remplacer cette lettre par le sigle moderne en romain et en gras: A.

(2) Es kann dies jedoch weder C noch R gewesen sein, da in beiden das erste Versglied des Verses 104 fehlt, das in A sich findet. ()

 

 

 

 

 

 

 

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