I. Genug habe ich Lehrer des Gesanges um mich und Lehrerinnen: Wiesen und Gärten, Bäume und Blumen, Gesänge (eig. Triller) von Vögeln und Lieder und Gezwitscher während süsser, milder Jahreszeit, so dass ich in einiger Freude bin; daher kein Vergnügen kann mich so erfreuen, wie das Glück einer trefflichen Liebe.
II. Die Rohrpfeifen mögen den Hirten bleiben und den Kindern kleine Tournierspiele, und mein seien solche Liebesaben teuer, von denen ich erfreuend erfreut werde; denn ich kenne sie als ganz so gut gegen ihren Freund an schlimmem Ort; [deswegen bin ich sehr oft betrübt], denn ich habe das nicht, was ich im Herzen von ihr erwarte.
III. Fern ist das Schloss und der Thurm, wo sie wohnt und ihr Gatte, und wenn ich durch gute, rathende Rathgeber nicht gefördert werde, denn ein anderer Rath darüber gilt mir wenig, so sehr habe ich nach ihr ein echtes, herzliches Verlangen, — so giebt’s nichts anderes mehr ausser dem Sterben, wenn ich nicht in Kurzem irgend eine Freude habe.
IV. Herren nenne ich alle Nachbarn des Reiches, in welchem ihre Freude genährt wurde und ich glaube, dass dies mir eine grosse Ehre sei; denn ich denke von den Herabgekommensten, dass sie artig, bieder seien; nach der Liebe, die ich drinnen in meinem Herzen verschliesse, habe ich schönes Verlangen und schönes Sinnen und ich weiss, dass sie wohl davon Kenntniss hat.
V. Dort ist mein Herz so gänzlich, dass es anderswo weder Wipfel noch Wurzel hat, und wenn ich unter der Decke schlafe, so ist mein Geist dort bei ihr; aber ihre Liebe verkehrt sich mir zu einem Uebel, denn ich liebe sie so sehr und ihr liegt nichts dran; bald werde ich sehen, ob durch Ertragen ich von ihr meinen schönen Genuss erwarten werde.
VI. Mein Wunsch geht im Lauf davon die Nacht und am hellen Tage dahinein aus Verlangen nach ihr; aber spät kommt er mir (zurück) und spät sagt er mir: ,,Freund,“ sagt sie, ,,böse Eifersüchtige haben einen solchen Streit begonnen, dass er schwer zu schlichten sein wird, bis wir (= so dass wir dann) Beide darüber froh sein mögen.
VII. (1) Daher wächst mir mein Schmerz mehr davon, weil ich sie an bequemen Orten höre; denn nicht seufze und weine ich so sehr, als ich zu küssen pflege als ein wohl Bewanderter, damit ich mir das Herz gesund und heil erhalten möchte; gut ist die Liebe und sehr viel werth, und von diesem Uebel kann sie mich heilen, wenn sie sich vor einem weisen Arzte in Acht nimmt.
1) Diese Strophe, welche nur in einer Handschrift überliefert ist, ist ziemlich unklar, zum Theil unverständlich.