I. Nicht kann singen, wer keine Melodie sagt, noch ein Lied dichten, wer keine Verse macht, noch weiss er mit Reimen Bescheid, wenn er nicht die Theorie vorsteht; aber mein Sang fängt hier an; je mehr Ihr ihn hören werdet, um so mehr wird er werth sein.
II. Kein Mensch wundere sich über mich, wenn ich das liebe, was ich nie sehen werde; denn im Herzen giebt es an keiner andern Liebe Freude, als an der, die ich nie sah; nie sagte sie mir wahr, noch log sie mir, noch weiss ich, ob sie dies je thun wird.
III. Einen Freudenschlag versetzt sie mir, der mich tödtet und einen Liebesstich, der mir das Fleisch entzieht, wodurch der Körper mager werden wird; und nie schlug sie mich so hart, noch litt ich so sehr unter irgend einem Schlage; denn nicht ziemt noch schickt es sich.
IV. Nie schlief ich so sanft ein, dass mein Geist nicht alsbald dort wäre, und nie hatte ich hier so viel Kummer, dass mein Herz nicht immer dort sein sollte; aber, wenn ich am Morgen erwache, so entschwindet mir all mein schönes Wissen.
V. Wohl weiss ich, dass ich ihrer nie genoss und dass sie meiner nie geniessen wird, noch mich zum Freunde haben, noch sich mir hingeben; und wegen keiner Freude lachte ich so sehr, und [doch] weiss ich nicht, was für Gutes mir von ihr kommen wird.
VI. 1) Eine ferne Liebe tödtet mich, und das süsse Sehnen bleibt mir nahe, und wenn ich mir vorstelle, dass ich dort hingehe in Gestalt eines guten Pilgers . . .
VII. Peironet, überschreite den Fluss Ili, denn ich werde zu ihr eilen; und, wenn es ihr gefällt, wird sie inich beherbergen, wodurch die Unterhaltung schön sein wird; schlecht feiten mich meine Pathen, wenn die Liebe mich durch die tödtet, die mich besitzt.
VIII. Gut ist das Lied, wenn ich nicht darin gefehlt habe, und Alles, was darin ist, verhält sich gut; und der, welcher es von mir lernen wird, hüte sich, dass er nicht darin fehle und es zerstückele; denn so hören es in Quercy Herr Bertrand und der Graf von Toulouse.
IX. Gut ist das Lied, und sie werden dort irgend etwas thun, wovon man singen wird (oder nach der vielleicht vorzuziehenden Lesart von R: Gut ist das Gedicht, und es werden dazu passen alle Verse, die man singen wird).
1) Die beiden letzten Verse dieser Strophe, welche nur von einer Handschrift überliefert ist, scheinen verderbt zu sein, wenigstens sind sie mir unverständlich geblieben.