I |
1 |
In ebensolcher Hoffnung |
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Wie der (ist), der jagt und nicht(s) fängt, |
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Hat mich lange die Liebe gehalten, |
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Die mir gibt und mir entzieht, |
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5 |
Und wie der Spieler handelt, |
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Der verlorenem Spiele folgt und es hält, |
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So folge ich meinem Schaden und fliehe vor dem Vorteil. |
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II |
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Und da der Schade mir eine Ehre ist, |
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Nehme ich geduldig das Uebel hin, das ich empfinde, |
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Das ich um der Trefflichsten willen erdulde; |
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Und ich erleide es, da es ihr gefällt. |
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Aber schwerer ist es mir, daß ich weiß, |
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Daß sie immer Tadel dafür treffen wird, |
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Wenn sie mich sterben läßt, sodaß sie mich verliert. |
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III |
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Denn mit ihren schönen Augen wirft sie mir |
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Einen verliebten Blick zu, |
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So daß mein ganzes Herz |
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Dort (bei ihr) Wohnung nahm, sodaß ich es gar nicht mehr besitze, |
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Und wenn sie mir keinen Ersatz dafür leistet |
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Mit ihrem Herzen, so mag sie, da sie das meinige hat, |
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In Wahrheit wissen, daß ich sterbe! |
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IV |
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Aber sie tut sich vor allen hervor |
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Durch Ruhm, durch Wert und Verstand |
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Und spricht besser und edler, |
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25 |
Das bestätigen die Edlen wie die Schlechten; |
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Und ich liebe sie besser und mehr |
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Als (selbst) Pyramus Thisbe liebte. |
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So sehr liebe ich sie, daß ich mich an nichts anderes erinnere. |
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V |
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Gern werdet Ihr mir Ehre erweisen, |
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Damit ich meine Qual besser ertrage, |
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Wohlgefällige Herrin, die ich im Sinne habe! |
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Denn durch Euch werde ich den Tod finden oder Lohn erhalten; |
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Denn nichts bereitet mir so viel an Angst |
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Wie Ihr, die ich über alles liebe, |
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Daß Ihr mir (vielleicht) Uebles tun werdet und nichts Gutes. |
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VI |
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Und es wird großes Unrecht sein, |
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Wenn Ihr mir Uebles antut, da ich mich nicht verteidige; |
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Denn ich leiste keine andere Bürgschaft, |
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Als daß ich (erkläre, daß ich) edel und treu sein werde |
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In noch höherem Maße, als ich selbst es zu sagen vermag; |
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Und da ich Euch so sehr liebe und an Euch glaube, |
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Sollte ich wohl Gnade finden! |