I. Wie das Wasser (alles) schlimmer fortzieht als irgend etwas, so zieht das Liebesleid die Liebenden mehr als alles mit sich ; diejenige, die ich liebe, bricht nämlich Abmachungen und Verträge und setzt mir derart zu, dass ich wünsche, dass sie mich töte. Denn das Uebel, das sie mir antut, verwundet mich, beugt mich nieder und geht mir ans Herz ; aber sie wird mir, wie sie sagt, — (wohl erst,) wenn sie mich zugrunde gerichtet haben wird —, Recht angedeihen lassen hinsichtlich meines Lebens, das sie mich (jetzt) zubringen lässt, indem sie mich ebenso quält wie derjenige, der einen, der sich aufgehängt hat, (noch lebend, wider seinen Willen) losmacht.
II. Wenn es ihr gefiele, würde ich um Gnade bitten ; denn « Gnade » ist gütig, aber Bitten hart. Mit Gnade nämlich, sehe ich, werden die Liebenden von manchen schweren Leiden geheilt, und ich weiss bestimmt, dass die edle Person mir OHNE Bitte Freude und Vergnügen gewährt, wenn sie das Leid und die Last, die ich trage, kennen würde. Denn die wahrhafte Liebe, die mich veranlasst, um sie zu werben, lässt mich leidend und schmachtend Gnade erwarten,
III. so dass ich trotz des Leids, das ich etwa dadurch erduldete, nicht unterlassen würde, ihr zu dienen und alle ihre Befehle aus zuführen. « Mache wenigstens so, dass du von ihr nur einen Kuss verlangst. Am meisten Bitteres hätte die Geliebte dir angetan, wenn sie sich trennte ; denn mehr könnte man nicht (jemandem antun) ! » In der Liebe gilt nämlich Recht für Unrecht und für gefangen derjenige, den man für erlöst hält, und ich fürchte so sehr, ein Missgeschick zu erleiden und Vorwürfe zu machen, dass ich ihr nichts befehle und nicht wage, etwas von dem Ihrigen zu nehmen.
IV. So bedrängt bin ich, dass ich eine Stunde für einen Tag halte, und der Tag erscheint rnir wirklich wie ein Monat (« ist mir der rechte Schein eines Monats ») ; denn ich Armer sehe sie nicht, und sie zeigt sich mir nicht ; verlöre ich aber den Anblick und die frohe Gesellschaft der Schönen, welche die Schönste ist, die sich (vor dem Spiegel) dreht und windet (?), so hätte ich bald für alles andere meinen Entschluss (zu entsagen) gefasst ! Denn wer das verliert, was er am liebsten gewaltsam wegnehmen würde, dem liegt an dem anderen nichts ; denn tiefer kann er nicht sinken (als wenn er Gewalt anwendete).
V. Wenn sie mir, weil sie edel, gefällig, anmutig und trefflich ist, wegen meines Wertes soviel Gnade erwiese, dass sie einsähe, wie sie mich schmachten lässt und mich Jahre lang gefangen hält, so dass ich demgemäss ihretwegen schmachtend verginge, würde ich mein Leben lang Verhängnis und Schicksal nicht fürchten, und wenn sie mir nicht hilft, so möge (auch) Gott mir nicht helfen ! Park, Wiesen und Gärten können mein Leben nicht um einen Tag verlängern; so sehe ich den Tod in meine Nähe vorwärts sprengen.
VI. Sobald ich (die Herrschaft) Cardona sehe, habe ich Freude und Vergnügen ; kenne ich doch in der Welt nirgends (« nicht in der Ebene noch im Gebirge ») einen Ort mit grösserem Wert, weshalb ich mich zu ihm halten will und zu der lebensklugen Sobrepretz (« zu S. ; denn niemand ist imstande, ihr eine Falle zu stellen »).
VII. Der Infant Peter sagt, dass man zu einer Einigung komme, und da ER das sagt, so will ich ihn nicht daran erinnern (« will ich nicht, dass er sich daran erinnere »), dass man, wenn man grosse Taten unternimmt, das Ende erwägen soll ; wer aber nicht gutzumachen versteht, der soll auch nicht tadeln !