Traduccions - Übersetzungen - Translations - Traducciones - Traductions - Traduzioni - Reviradas

434a,061

Deutsch
A. Kolsen

I. Wenn die Minne den treuen Liebhabern dafür, dass sie aufrichtig, mit wahrhafter, herzlicher Liebe lieben, hätte helfen wollen, so wäre sie MIR, dem ungeliebt Liebenden, Leidenden und Schmachtenden, zu Hilfe gekommen. Ohne dass ich Lust dazu hatte, hat sie mich lange zum Lieben veranlasst, und wenn ich könnte, würde ich, da Lieben mir nichts nützt, aufhören zu werben und zu lieben.
 
II. Da nun die Minne anständiges Werben und einen treuen Werber nicht mag, weshalb macht sie diejenigen, die NICHT werben, ohne Huldigungen und Taten, zu Herren so vornehmer Damen ? Sie prahlen und betrügen, so dass die duldenden Anbeter um so geringere Freude am Werben haben und infolge dessen darauf weniger Wert legen, und da das Werben mit Hilfe der Minne nichts nützt, so verliert sie den Namen « Minne », wenn sie sich hingibt, ohne dass man wirbt.
 
III. Indes sollten gute Geber ungebeten geben ; denn sonst sehe ich (in den Spendern) keine RICHTIGEN Geber. Müsste aber die Minne etwa nicht ebensolchen Weg gehen ? Einem werbenden, freigebigen, trefflichen Spender mit demütigen Werbungen sollte die Minne eher geben als demjenigen, der gern nimmt und nicht gern gibt ; denn nie war jemand, ohne zu geben, wacker !
 
IV. Wenn jemand seine Ehre nicht zu wahren und zu schätzen weiss, so versagt diese in der Not unter denjenigen, die Ehre erweisen ; aber die, die ich liebe, bewahrt sie unter den Besten, indem sie ehrenvolle Taten vollbringt, werthält und vermehrt, so dass ihr ehrenhaftes Betragen die Ehrenwertesten veranlasst, sie zu ehren. Denn Ehren bringt Ehre, Wert und Dank mit sich, während man niemals geehrt wird, ohne einen anderen zu ehren.
 
V. Erfreulicherweise sehe ich bei der Schönen, die ihre anmutige, schöne Person von Trug fernhält, die Schönheit derart prangen, dass ihre grosse Schönheit und ihre treffliche Farbe sich fortwährend mehr als bei den Allerschönsten verschönt, so dass sie unter den Edlen so angenehm zu gefallen versteht, dass sie alle an Anmut übertrifft, wenn anders (bei ihnen Anlage zum) Schönerwerden vorhanden ist ; ich aber habe sie (die Dame) nicht dazu aufgefordert, mir zu gestatten, ihre Freude zu verschönern.
 
VI. Die Dame von Cardona und Sobrepretz verstehen es, alle trefflichen Taten auszuführen, weshalb ihr vornehmes Verhalten ihnen Wert verschafft, und auch der Infant weiss Gutes zu vollbringen !

 

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI