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406,009

Deutsch
A. Kolsen

I. Jetzt hätte ich das Bedürfnis, mich eines solchen Liedes zu bedienen, das mir die Schöne, wegen der ich fröhlich bin, preisen sollte ; denn ich glaube, dass keiner mehr das rechte Verständnis dafür (für Frauendienst) habe. So sehr sehe ich sie alle verdrossen, dass ich kaum zwei von ihnen kenne, die sich gegenüber der « Lust » nicht irgendwie vergingen.
 
II. Selbst diejenigen, die ich für treu halten sollte, erkenne ich als Verleumder und Späher, und sie streben danach, dass die Liebe in Verfall gerate, worüber die Damen so entsetzt sind, dass sie aus wahrer Furcht manche vortreffliche Liebeshändel aufgeben, während es ihnen zur Ehre und zum Nutzen gereichen würde, wenn Lust Unterstützung fände.
 
III. Und ich gehe deshalb verdriesslich und gebeugt einher, weil ich von meinen Nachbarn zu fürchten habe, dass sie in dieser Hinsicht das sagen, worüber ich mich ärgere. Denn sie kommen so ganz eilends zu mir, um mir zu berichten, was mir arg missfällt, und sind mir darin so feindselig, dass sie mich beinabe eifersüchtig gemacht hätten, wenn die Einsicht nicht bei mir die Oberhand behielte.
 
IV. Dann denke ich daran, wie eine Dame, die guter Wert nährt, beharrlicher wird, wo ihr am meisten Beunruhigung erwächst. Wofern sie von ihrem guten Benehmen nicht abweicht, kann ein falsches Gerücht sie nicht schädigen ; stellt sich doch für sie hernach das gute Recht ein, und es gehört sich auch, dass die Wahrheit siege.
 
V. Die Damen haben (selbst) ihren Schaden gesucht, da sie sich gegenseitig verhöhnen, während sie wiederum über manches üble Geschwätz lachen und sich (vor Vergnügen) umarmen. Aber nach meiner Meinung ist eine Unterhaltung wenig wert, die aus üblen Reden besteht, wenn sie nicht von Anfang bis zu Ende von Liebesfreuden handelt.
 
VI. Freundin, um derentwillen ich schmachte, für euch sterbe ich dahin ; aber wenn ich gesunde, werde ich euch allezeit zugetan sein, so dass mir mein Glück, meine Ehre, meine Freude, mein Wissen und meine Bildung für euch ganz zur Verfügung steht, und wenn es da noch um Besseres ginge, so sollte auch mein Ruhm euch gehören !
 
VII. « Mehr als Freund », Gott möge mir meinen Verstand nehmen, wenn ich Miraval und meine Lieder von euch trenne ; wünsche ich doch, dass euer Unrecht über mich siege.
 
VIII. Mantel, eure Schönheit glänzt und euer Wert ist ein so guter, dass euch von allen Seiten (« seitens der Schlechten und Wackeren ») dafür Lob und Wohlwollen zuteil wird.
 
IX. Pastoret, grosses Uebelwollen erfahrt ihr von manchen mächtigen Herren, weil ihr sie alle übertrefft und euren Wert erhöht.

 

 

 

 

 

 

 

 

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