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406,015a

Deutsch
A. Kolsen

I. Ich weiss wohl, dass sich mir wegen einer guten Aussicht der Stoff, den ich (zu einem Gedichte) habe, darbot ; hätten doch Vogelsang, das Grün und der Blumenflor des April sowie der Maitau mich heuer nicht zur Freude zurückgebracht, wenn mir nicht seitens der Liebe, die jeden Kummer besiegt, ein gewisser Genuss zuteil würde, weshalb ich ihr alle meine Freude zu danken habe.
 
II. Das ganze Leid, die Entbehrung, die lange Sehnsucht und die Unruhe macht jetzt, wie ich merke, diejenige wieder gut, die mir manchen Schmerz verursacht hat. Was gilt (aber) die Liebe, wenn man durch sie kein Leid erduldet ? Denn die Eifersucht und die Pein, die ich ihretwegen empfand, und das qualvolle Verlangen lassen mich doppelt fröhlich sein.
 
III. Wenn ein Liebhaber, der oft verdrossen ist und nach allem forscht, was seine Dame tut, Liebe erwirbt, so ist diese für ihn nicht von Dauer ; denn er weiss nicht, wie sie entsteht und vergeht. Eine Dame verspricht nämlich und entzieht ; aber sie sagt viele hübsche Artigkeiten, damit man ail ihren Wert unter den guten Leuten fördere.
 
IV. Wenn ein anderer Bewerber sich bemüht, indem er meine Dame bittet, ihn zu lieben und zu küssen, macht er sich darin eines Unrechts und einer Vermessenheit schuldig, solange sie mit MEINER Liebe fürlieb nimmt, so dass sie sich infolge dessen gelegentlich (« was vorkommt »)  hingibt, wofür ich ihr vielmals danke, und da die ganze Ehre MIR zukommt, wen kümmert es, wenn der Narr sich da herabwürdigt ?
 
V. Alle Tage wächst die Schöne und bessert sich und den allerhöchsten Wert erreicht sie, die mich ihrer Liebe versichert, weshalb ich an ihr kein Unrecht begehen werde. Lange hat sie mich erprobt, und hätte ich ihren Widersachern darin, wovon ich jetzt weiss, dass es unbegründet ist, geglaubt, wäre es (sogar) möglich gewesen, dass ich sie ungerechter Weise verliess !
 
VI. Herrin, ich bin von solcher Art, dass ich in der Jahreszeit, in der es mir am besten ergeht, gegen jedes Geschöpf am freundlichsten bin, und so werde ich es auch euch gegenüber sein ; den je liebenswürdiger und lustiger ihr mich erhalten werdet, um so gehorsamer werde ich euch sein, was ich euch mit tausend wahren Eiden beschwören kann, und werde euch daher (noch)  tausendmal soviel dienen !
 
VII. « Mehr als Freund », ihr habt Wert und Verstand, wenn ihr von mir gefördert werden wollt ; denn niemals liess Miraval euch im Stich.
 
VIII. Mantel, wenn man eure trefflichen Eigenschaften gleichmässig verteilte, könnte man  hundert Damen damit schmücken !
 
IX. Pastoret, eure Widersacher sollen, wo sie auch seien, wissen, dass ich niemand liebe, der EUCH hasst !

 

 

 

 

 

 

 

 

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