I. Derjenige, welcher sich mit Singen beschäftigt, soll, wenn er es recht versteht, dem nicht hernach um der Liebe oder irgendwelcher Dinge willen entsagen ; denn solche Uebung ist angemessen. Macht es doch jeder, wenn er es einmal beginnt, falls er sich ihm (dann) entzieht, schlechter als derjenige, der es (erst) nicht damit versucht.
II. Aber da meine Herrin mir keine Grüsse sendet und nichts, woran ich mich erfreue, und auch nicht will, dass ich zu ihr zurückkehre, kann Singen mir nicht sehr behagen, während ich, wenn ich aufgelegt und fröhlich wäre, an jedem Tage ein lustiges Lied dichten könnte, voll von Wohlwollen für sie und von aufrichtigem Lob.
III. Wenn sie mich auch etwas auf die Probe gestellt hat, um zu erfahren, ob ich sie betrüge, ändere ich mich dennoch nicht ihr gegenüber, vielmehr erkenne ich, dass ich ihr besonders lieb bin. Dagegen ziemt es sich für eine Dame, vorsichtig zu sein derart, dass sie einen Mitbewerber prüfen muss ; je weniger ein solcher sich mit jenen Verzögerungen zufrieden gibt (je eiliger er es hat), um so mehr bricht er ihr nachber bei jeder Gelegenheit die Treue.
IV. Deshalb wünsche ich nicht, dass (mir) ein Verleumder oder Lästerer je vorschwatze, dass irgend ein anderer, der sich dem Frauendienst widmet, mir etwa in der Liebe zu ihr gleich sei. Und dann lehrt mich der Minnedienst, dass ich alles, was meiner Dame gefallen mag, ruhig hinnehme ; denn töricht ist ein Liebhaber, der wegen aller Unbilden jammert.
V. Gott vernichte den Fingerring, mittels dessen derjenige sie mir wegzunehmen gedachte, der zu ihrem Betrüger wurde, und ihr, Herrin, bei der die Entscheidung liegt, wollet, dass mir mein demütiges Bitten die Gelegenheit verschaffe, bei euch zu ruhen, als Liebhaber, der seine Dame in den Armen hält und küsst.
VI. Denn, bei der Treue, die ich meinem Pastoret schulde, ich könnte es sonst wahrscheinlich kaum ertragen ; hat sich doch das Liebesfeuer in mir so ausgebreitet, dass ich beinahe ganz verbrannt bin, und wenn es nicht durch euch, Geliebte, ausgekehrt wird, so gibt es keine Frau, die es mir je aus dem Herzen zöge.
VII. Mantel, ihr seid nicht von (gemustertem) persischen Tuch oder (kahlem) Wollstoff, sondern von echtem Wert und wahrer Schönheit !
VIII. Gott erhalte meinen Audiart nnd seinen lustigen Hof ; denn er hält Wert allezeit aufrecht, wer ihn auch immer herabsetze.