Traduccions - Übersetzungen - Translations - Traducciones - Traductions - Traduzioni - Reviradas

406,026

Deutsch
A. Kolsen

I. Zum Dichten besitze ich jedes Wissen unci zum Singen eine Stimme und ich habe solche Kunstfertigkeit, dass niemand mich je in dieser Hinsicht belehren möge ; ich verstehe Unangenehmes und Angenehmes zu sagen. In der Tat bin ich insoweit zur Selbsterkenntnis gekommen, dass ich nie derart aus der Fassung geriet, dass ich mir nicht, was Unterhaltung betrifft, zu helfen gewusst hätte, wofür ich ausschliesslich meiner Herrin Lob spende und Dank
abstatte.
 
II. Um sie möglichst für mich zu gewinnen, mache ich sowohl als auch rede und lerne ich soviel, wie unter Wackeren angemessen ist und mich den Damen wünschenswert macht. Jedoch hilft mir von meinen Vorzügen keiner mehr als (nur) derjenige, der mir soviel Ehre verschafft, dass ich SIE besitzen könnte ; besitzt sie MICH doch ganz, da ich keine andere meiner würdig halte.
 
III. Denn wenn ich auch manche schöne Erscheinung von anderen Damen gesehen habe, so finde ich doch nicht EINE von ihnen meiner Liebe würdig, weshalb ich jetzt (seitens meiner Dame) ehrenvolle Unterstützung finde ; indes verzweifle ich daran insofern, als ich von meiner Herrin nicht unterstützt zu werden wünsche, falls ich von ihr beargwöhnt würde. Das gehört sich für sie nicht ; denn ich verhalte mich ihr gegenüber ritterlich, aber von JENEN gefällt mir ihr Wert und ihre Tugend nur AUSSERHALB (nur wenn sie mir fernbleiben).
 
IV. Wenn man von ihrer Schönheit die Wahrheit redet (, so muss man sagen), es gibt keine so schöne Frau, die einen Gürtel trägt, und Gott möge mich nicht beschützen und segnen, wenn ich eine solche je sah. Deshalb habe ich mich ihr gänzlich zu eigen gegeben (« verkauft ») ; denn einer anderen habe ich mich nicht ergeben noch geweiht, und wenn ich könnte, würde ich nunmehr (ihr dafür) danken, dass sie mit ihrem schönen Blick Leib und Leben von mir (für sich) eingenommen hat.
 
V. Soviel weiss meine Herrin zu gelten, dass nicht EINE ihr Lob erreicht, so dass Gott ihr einst befahl, ihrem guten Erfolge Einhalt zu tun. Ach, würde ihr Freund nur von ihr geschätzt und würde ihm so recht Glauben geschenkt....

 

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI