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Deutsch
Kolsen

I. Lange hatte ich Sorgen und Unannehmlichkeiten mancher Art, ohne dass sich je meine Kurzweil, mein Singen und meine Heiterkeit verminderte. Jetzt aber hat sich die Lage geändert ; so hat die Minne mich irregeführt, dass mir Gesang, Jahreszeit und Blumenflor kaum Freudigkeit verschaffen können.
 
II. Wenn die Liebe mir Unruhe verursacht, ziemt sich deshalb für mich nicht Klage und Groll ; denn die Entscheidung lag zuvor bei mir, und von allen Gegenständen meiner Wünsche bin ich dem sprödesten nachgegangen ; denn einer solchen (äusserst spröden) Dame gegenüber will ich mit meinen Werbungen so hoch hinaus, dass ich die Lust, die ich anderswo ohne weiteres erlangen würde, (auch) von IHR ohne jedes Pfand erhoffe !
 
III. Und ich sehe ein, dass ich darin leichtsinnig handle ; aber Schönheit, wegen der ausserordentliche Liebe entsteht, und die Gastlichkeit und das liebliche Reden und der allen überlegene hohe Wert haben mich auf diesen Weg gebracht, von dem ich selbst weiss, dass er eine Torheit ist. Torheit jedoch gilt unter Liebhabern für Vernunft und andererseits Vernunft für Torheit.
 
IV. Es ist wahr, dass sie andere Kavaliere wählen kann und dass ICH ihr nicht ebenbürtig bin ; so trefflich und kostbar ist ihr Wert. Aber sie hat soviele schöne Eigensehaften, dass sie bei ihrem Vorrang einen der tüchtigen Trobadors haben muss, der es versteht, ihren Ruhm zu erhöhen, und der ihr bereitwillig dient.
 
V. Sehr gern werde ich ihr dienen ; aber denket nicht, dass ich ihr, obgleich ihr mein Werben nicht gefällt, meine gefälligen Taten und Worte vorenthalte. Würde ich doch ihrem geringsten Diener so grosse Ehren erweisen, wie ich sie zur Huldigung (noch) nicht dem vornehmsten von allen meinen Herren in so hohem Masse erwies.
 
VI. Herrin, die Annehmlichkeit der Gärten hat sich jetzt eingestellt und die helle Jahreszeit, durch welche die ganze Welt grün und bunt ist und die Blüten an den Rosenstöcken erscheinen. Nunmehr müssen diejenigen Damen, die aufrichtige Anbeter haben, edel handeln und gegenüber den schlechten Ratgebern ihren Mut beweisen.
 
VII. Lied, deine erste Fahrt wirst du sofort zu Azalais rnachen ; denn wenn du nachher anderswohin gehen willst, so wirst du um so besser gefallen.
 
VIII. Herrin, in eure Herrschaft haben sich Miraval und meine Liebe begeben, und ihr braucht da für keine Wächter mehr zu sorgen, sondern (nur) für ein Leitseil zum sicheren Geleit (in euren Machtbereich).
 
IX. Mantel, wenn ich etwa eine Dummheit gemacht habe, dass ich bei den Vornehmsten wählte, so werde ich doch bei derjenigen, die besonders auf Wert sieht, zu Unrecht dafür Schaden erleiden !

 

 

 

 

 

 

 

 

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