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Deutsch
Adolf Kolsen

Schweigen ist Silber, Reden Gold.
 
I. ‚Wenn jetzt mein Gesang nicht besser wird, so weiß ich nicht, wodurch er mehr Förderung erfahren soll, und wenn er nicht doppelt soviel wert ist wie bisher, dann magst du wohl recht haben, ihn mir zu schmähen.’ „Und warum?” ‚Frage mich nicht danach; denn ich möchte es dir nicht sagen!
 
II. Und wirst du mein Dolmetsch sein?’ “Bei wem?” ‚Bei ihr, deren Untergebener ich bin.‘ „Und wie wird sie deine Botschaft aufnehmen?” ‚Darum kümmere dich nur nicht; denn ihr Sprechen, ihr Benehmen und Aussehen, ihr Name, ihr Wert und ihre Vornehmheit wird dich auf dem Wege leiten.
 
III. Und hältst du dich für verständig?‘ „Ja.” ‚Also merkst du doch, daß ich närrische (1) Worte mache, die leicht zu erlernen und ungekünstelt sind?‘ „Jawohl, da ja alles verständlich ist!” ‚Weil ich eben will, daß alle sie beschützen.
 
IV. Denn sie, die schöne, nette Person, ist mit aller trefflichen Bildung und mit höfischem Wesen reichlich ausgestattet!‘ „Du wirst dir gewiß Feinde damit schaffen, daß du anfängst, sie allzu sehr zu loben.” ‚Aber wofür sollte sie mir danken?
 
V. Wenn ich mir nicht gern Feinde und Widersacher schaffen würde? Trifft man doch alltäglich lästige, geschwätzige Toren! Wenn ich auch nicht anmaßend bin, aber —, wenn Ogier sie mir tadelte, so würde ich es ihm heimzahlen.
 
VI. Denn ihr Lob ist begründet, ihr Ruf berechtigt und ihr Wert vollkommen, und hätte es mir anders geschienen, würde ich mich mit ihr nicht abgeben; solche schmeichlerischen Lobeserhebungen war ich nämlich nie sehr gewohnt und möchte es auch nicht sein.
 
VII. Und was (meinst) du (nun)?’ „Muß man sie denn loben?” ‚Übermäßige Liebe drängt mich doch dazu.‘ „Schweigen würde dir darin mehr nützen!” ‚Du sprichst sehr töricht; denn, wenn ich nur von ihr rede, so bringt mich das auf hundert so gute Gedanken, daß ein jeder derselben von Wert für mich sein könnte.‘
 
VIII. „Und wenn sie deine Worte nicht wert hält, möchtest du dich dann nicht von ihr lossagen?” ‚Keineswegs; denn das Denken (2) hilft mir und fördert, wie mir scheint, alle meine Angelegenheiten, und um solcher Genossenschaft willen wird mein Sang um so mehr wert sein!
 
IX. Und wenn der gute König von Navarra mich deshalb lobt, könntest du über manche Tadel (3) erhaben sein (4).‘

 

Fußnoten:

1) Verliebte Worte, wie sie einer macht, der in eine Dame närrisch verliebt ist. ()

2) An sie. ()

3) Tadel andrer Leute. ()

4) ‚Brauchte es dich von manchen Tadeln her kaum zu treffen.’ ()

 

 

 

 

 

 

 

 

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