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242,012

Deutsch
Adolf Kolsen

Nolens volens.
 
I. Diese helle und treffliche Jahreszeit, die so begehrt und erwünscht ist, soll mit Freude empfangen werden, und jeder sei deshalb fröhlich, weil der Sommer kommt mit seiner Helle! Wem Lust und Kurzweil nicht gefällt, der ist nicht geliebt, noch liebt er.
 
II. Meine Stimmung bessert sich infolge der Freude darüber, daßwir hinauskommen ans Licht. Mußdoch in dieser Jahreszeit alle Kurzweil und Unterhaltung beginnen. Wenn ich die Wiesen und die belaubten Wälder sehe, dann, das sollt ihr wissen, bin ich durch Liebesgedanken fröhlich und zum Singen aufgelegt.
 
III. Mein Herz ist froher und vergnügter; denn ein Bote ist zu mir gekommen, der mir Grüße von einer Geliebten überbringt, was mir zur Lust und Freude gereicht. War ich lange betrübt, verstimmt, da ich die Liebe entbehrte, so kann ich jetzt gar sehr lustig sein.
 
IV. Sehr groß ist ihre Trefflichkeit und ihr Verstand; so gute Bildung bringt es mit sich, daß sie niemals in hochmütiger Weise gedacht oder gesprochen hat; denn Demut, wovon ihre herrliche Person erfüllt ist, läßt sie die Ruhe bewahren und sagt ihr: “Sprecht, aber – nicht zu viel!”
 
V. Ihre Bildung wird für die allertrefflichste gehalten, so bedeutend ist ihr Wert, und nie wird man ihr das streitig machen; vielmehr hat sie die höchsten Stufen erstiegen, sodaßfür die Verständigsten wahrlich (auch nur) die Hälfte zu schildern schwierig ist.
 
VI. So erhaben, wacker und trefflich ist die, der ich ergeben bin, weshalb man von mir nicht glauben soll, daßdie Minne mir soviel Kühnheit gegeben hätte (1), mir, den die Notwendigkeit so zwingt! (2) Das sollte man meinen, daßder Kaiser (selbst) durch vertrauten Umgang mit ihr (?) sich geehrt fühlen müßte!
 
VII. Herrin, mein Sinnen und mein Trachten, alle meine Erwartung und mein Denken ist eurer Gnade anheimgefallen und deshalb übet Nachsicht mit mir; denn, eine Schlinge um den Hals gebunden, habe ich mich euch ergeben und geweiht, da ihr so herrlich wart. 
 
VIII. Herrin, wollet, daßmein Gedanke sich verwirkliche, und daß ich, wenn mein Wunsch euch gefällt, dessen froh werde!
 
IX. Herrin, habt doch darin freundlichst Erbarmen und laßt mich nicht langes Leid erdulden!
 
 
Fußnoten:

1) Um sie zu werben. ()

2) Nicht durch die Minne dazu kühn gemacht, sondern durch die Notwendigkeit gezwungen, liebt er die Dame. ()

 

 

 

 

 

 

 

 

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