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070,001

Deutsch
Carl Appel

I. Mit Freude hebe ich den Vers an und beginne ihn, und mit Freude hört er auf und endet er; und wenn nur das Ende gut ist, meine ich, wird es auch der Anfang sein. Um des guten Beginnes willen kommt mir Freud und Lust; und das gute Ende darf ich deshalb wilkommen heißen, weil ich alles gute Tun am Ende loben sehe.
 
II. So überwältigt und besiegt mich Freude: Wunder ist es, wie ich’s trage, daß ich nicht sage und hinausrufe, um wessen willen ich so froh und freudig bin! Aber echte Liebe werdet Ihr nicht leicht ohne Furcht und Sorge sehen, denn immer fürchtet man, gegen das was man liebt, zu fehlen, und so kann ich mich nicht erkühnen zu reden.
 
III. In Einem hilft mir mein Verstand: daß, wenn je mich einer nach „meiner Freude“ fragte, ich ihn willig darob belügen würde; denn nicht Klugheit scheint es mir, sondern Torheit und Einfalt ist es, wenn, wer der Liebe Glück genießt, sein Herz einem Anderen öffnen will (es sei denn, daß er ihm helfen oder dienen kann).
 
IV. Kein Ärgernis und kein Fehl und keine Niedrigkeit ist, meine ich, so groß wie die von einem Menschen, der eines Anderen Liebschaft erraten und erkunden will. Ihr Argen, was fördert’s Euch, wenn ihr mir Ärger und Leid schafft? Ein jeder tut, was seiner Art entspricht. Mich macht Ihr unglücklich, und Euch sehe ich keine Freude daher kommen.
 
V. Wohl steht einer Dame Kühnheit an unter schlechten Leuten und bösen Nachbarn; und schwerlich wird sie als trefflich gelten, verleiht nicht kühnes Herz ihr Kraft. Darum bitte ich die Schöne, auf die ich vertraue, sie sei dessen eingedenk, damit sie um des Geredes willen nicht ihren Sinn wende; denn vor Neid sterben die mir feindlich sind.
 
VI. Nimmer glaubte ich, daß ihr schöner lachender Mund mich verraten würde. Mit einem süßen Kuß tötete sie mich, wenn sie nicht mit einem anderen mich heilt. Ebenso erscheint er mir wie die Lanze des Peleus, denn von ihrer Wunde konnte man nicht gesunden, wenn man sich nicht ein zweites Mal von ihr treffen ließ.
 
VII. Schöne Frau, Euer anmutiger Leib und Eure schönen Augen haben mich gewonnen, und der süße Blick und das helle Antlitz und Eure schöne Art; denn, wenn ich es wohl abschätze, treffe ich keine die Euch an Schönheit gleicht. Die Anmutigste seid Ihr, die man in der Welt erblicken kann, oder ich sehe nicht hell aus den Augen, mit denen ich Euch anschaue.
 
VIII. Schönes Schauen, ohne Zweifeln weiß ich, daß Euer Wert steigt, denn so viel Gefälliges könnt Ihr tun und sagen: Euch zu lieben kann niemand sich enthalten.
 
(IX. Wohl darf ich froh sein auf eine solche Frau mein Hoffen gesetzt zu haben, denn nicht häßlicher kann man lügen, als indem man von ihr Schlechtes sagt, und keine schönere Wahrheit kann man sagen, als von ihr Gutes zu reden.)

 

 

 

 

 

 

 

 

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