I. Freund Bernart von Ventadorn, wie könnt Ihr Euch des Sangs enthalten, wenn Ihr hört wie die Nachtigall sich Tag und Nacht ergötzt? Höret wie sie fröhlich ist! Die ganze Nacht singt sie unter dem Laube. Besser versteht sie sich auf die Liebe als Ihr.
II. Peire, Schlafen und Ruhe liebe ich mehr als die Nachtigall hören; und nimmer würdet Ihr mir soviel sagen können, daß ich je in die Torheit zurückkehrte. Gottlob, der Kette bin ich entronnen, und Ihr und all die anderen Liebenden seid Toren geblieben.
III. Bernart, schwerlich wird tüchtig und höfisch sein, wer sich nicht zur Liebe hält; und nimmer wird sie Euch so viel Leides zufügen, daß sie nicht doch besser sei als irgend etwas anderes Gutes, denn, wenn sie übel tut, wird sie Euch hernach dafür entschädigen. Ohne Schmerz erlangt man schwerlich großes Gut, aber die Freude siegt alsbald über das Weinen.
IV. Peire, wäre die Welt zwei oder drei Jahre lang nach meinem Sinn beschaffen, wahrlich ich sage Euch, die Frauen würden nicht (von uns) gebeten werden, vielmehr erlitten sie so große Pein, daß sie uns die Ehre antäten uns zu bitten, und nicht wir sie.
V. Bernart, nicht geziemend ist, daß die Frauen bitten: vielmehr muß der Mann sie bitten und um Gnade anrufen; und wer sie und ihren Wert schilt, ist törichter als der welcher in den Sand säet, und von schlechter Lebensart geht solche Lehre aus.
VI. Peire, gar sehr schmerzt mich das Herz, wenn ich einer Falschen gedenke, die mich getütet hat; und ich weiß nicht weshalb, es sei denn, weil ich sie treu liebte. Lange Bußzeit habe ich erduldet, und ich weiß, wenn ich noch länger duldete, ich würde sie noch immer schlimmer finden.
VII. Bernart, Torheit führt Euch hierher, da Ihr Euch so von der Liebe trennt, durch die man Wert und Tüchtigkeit hat.
VIII. Peire, wer liebt ist von Sinnen, denn die falschen Frauen haben Freude und Wert und Tüchtigkeit hinweggenommen.