Traduccions - Übersetzungen - Translations - Traducciones - Traductions - Traduzioni - Reviradas

070,007

Deutsch
Carl Appel

I. Ich sehe jetzt die Sonne nicht leuchten, so verfinstert sind mir die Strahlen; aber deshalb verzage ich nicht, denn ein Licht sonnt mir von der Liebe her, die mir im Herzen strahlt; und wenn Andere zagen, steige ich an Wert eher als daß ich sinke, weshalb mein Lied an Wert nicht sinkt.
 
II. Die Wiesen erscheinen mir grün und rot wie in der süſsen Maienzeit; so frisch und fröhlich hält mich echte Liehe: Schnee ist mir weißes und rotes Blühen und Winter ist mir Maienfest, denn die Schönste und Fröhlichste hat mir ihre Liehe zugesagt. Ob sie mir sie nicht noch versagt?
 
III. Die üblen Ratschläge erregen mir Furcht, durch welche die Welt stirbt und verfällt; denn jetzt tun sich die Schlechten zusammen und einer ratschlagt mit dem anderen, wie echte Liebe zu Fall komme. Ach, Ihr schlechtes Volk, wer Euch und Eurem Rate glaubt, möge den Glauben an Gott und möge die ewige Seligkeit verlieren!
 
IV. Über diejenigen grolle ich und beklage mich, die mir Kummer, Schmerz und Bedrängnis erregen, und denen die Freude leid ist, die ich habe. Und da ein jeder von ihnen sich über fremde Freude beklagt und sich dadurch bedrängt fühlt, möge mir kein anderes Recht dafür werden als daß ich mit Lust allein den bekriege und besiege, der mich am heftigsten bekriegt.
 
V. Tag und Nacht denke, sorge und wache, klage und seufze ich; und dann werde ich ruhig. Wenn es mir noch so gut ergeht, dulde ich Leid. Aber eine gute Erwartung erwacht mir, woher mein Sorgen sich beruhigt. Narr, weshalb sage ich, daß ich Leid erdulde? Da ich so edle Liebe begehre, ist mir schon das Begehren Gewinn.
 
VI. Meine Fraue möge sich nicht wundern, wenn ich sie bitte, mir ihre Liebe zu schenken und mich zu küssen. Der Torheit gegenüber, von der ich rede, wird sie [da] ein schönes Wunder tun, wenn sie mich je umarmt und küßt. Gott, wird es je geschehen, daß man von mir (ach, wie sah ich und wie sehe ich Euch!) um des Glückes willen reden wird, das man bei mir sehe?
 
VII. Edle Liebe, Dir geselle ich mich bei. Doch ziemt es sich nicht, außer, weil es Dir durch Deine Gnade gefällt (Gott, meine ich, gibt es mir!), daß so edle Liebe mir zufalle. Ach, Fraue, aus Gnade gefalle Euch mit Eurem Freunde Gnade zu üben, da er Euch so schön um Gnade angeht!
 
VIII. Bernart bittet seine Dame um Gnade, die er so schön um Gnade angeht.
 
IX. Und wenn ich sie nicht binnen kurzem sehe, glaube ich nicht, daß ich sie lange sehe.

 

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI