I. Keinem Menschen ergeht es, glaube ich, besser als mir. Und ich will Euch sagen warum: mit wenig Freude die ich habe, wage ich glücklich und freudvoll zu sein, und nimmer wußte ich, wenn mir Leid und Schaden kam, mich zu betrüben; vielmehr vermochte ich (dann) an das zu denken was mir mit Scherzen Freude gab.
II. Keinen Liebenden weiß ich, der, wäre er an meiner Stelle, Vielen so viel an Lust gegeben hätte. So sehr gefällt mir Freude und Sang: wann ich die Blumen kommen sehe, dann werde ich von Stolz und Lust erfüllt. Gar tröstlich ist es, daß die Blumen nimmermehr, wann ihre gute Zeit gekommen ist, versagen.
III. Gar manchen gibt es der sich schnell entzieht, wenn er gedient hat und den Lohn nicht sieht. Der Weise aber spricht: „ein Tag gibt mehr als ein Jahr“. Wer dann die Flucht ergreift, wenn es nach vorwärts gehen soll, dem fällt von dem was er zuvor getan, kein Vorteil zu. Vielmehr hat er sein Alles dann vertan.
IV. Wer das tut was er soll, dem wird’s nicht fehlen, daß es ihm gut ergehe. Ich, der ich es erfahren habe, weiß, daß des Dienens Last und Mühe recht zum Genuß gedeiht. Und was an Freude man mit Mühsal gewinnt, ist zweimal mehr als andere Freude wert.
V. Treffliche Herrin, als Gnade bitte ich Euch (denn ich weiß, daß es Euch so ziemt), daß Ihr mir Euch nicht ohne Euer Herz so zeigt, wie Ihr es tut, wenn ich Euch schaue; denn, wenn ich scheide und sich Trug dann darein mischt —, bewahrt vor Schaden Euch und mich und meinen Sang!
VI. Herrin wahrhaften Wertes, Ihr seid die Freude, die in Eurem Gedenken mich aufrecht hält. Denn, wann ich von dort schied: „Gehabt Euch wohl!“ — „Dank! wann soll ich scheiden?“ — Doch wenn von Euch ich gehen sollte: ein Kind von zwei Jahren würde so schnell vorwärts kommen (wie ich), wenn es nach meinem Sinne ginge!
VII. Ihr Späher, nimmer kann ich Euch genugsam danken und Euch sagen, welch große Ehre Ihr mir und meinem Singen das ganze Jahr hindurch erweist.
