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106,016

Deutsch
Carl Appel

I. Wunder nimmt mich, wie ein treuer Liebender durch Lieben meint elend zu sein, und Wunder, wie man daher Schmerzen fühlt, und Wunder, wie man daher sich beklagt, denn, wahrlich, wer das Wenigste vom Lieben hat, hat davon immer mehr noch Gut als Schlecht. Doch freilich hilft das Gute dem nicht, dem, wenn es Not tut, der Verstand versagt, denn viele findet man, die zwar, wenn sie verlieren, wohl verstehn zu klagen, doch nicht verstehn sich des Gewinns zu freuen.
 
II. Den gibt es nicht, der mit der Liebe lebte und dann nicht artig wäre und im Reden klug, freigebig, schicklich, und im Werte wachsend, der hundertmal nicht mit der Liebe gälte das was er gälte, ständ er auf sich selbst. Und dieser Wert den er besitzt, weil er durch Liebe trefflich ist, wiegt wohl die Not und Qualen auf. Und mehr noch wird er durch das andere Gute gelten, das zu genießen er davon erhofft. So kann die Klage wohl zunichte werden.
 
III. Dem guten Freunde und dem Herrn soll man dienen, wenn ihre Guttat dafür auch nicht groß erscheint. Und nicht ziemt es (sofern die Ehre nicht dabei verloren geht), daß es zu schwer sei, solchen Dienst zu tun, denn in der Welt ist kein Besitz so schön wie Lob der Tüchtigkeit; und tüchtig ist wer taugt; und mit der Liebe kann man tauglich sein. Da also alle gute Art, mit der man Ehre und Verdienst gewinnen kann, von Liebe stammt, tut Schmach sich selbst an, wer ihr nicht dienen will.
 
IV. So wie den guten Dienern Lob zuteil wird und wie ihr guter Sinn sie ehren läßt, so wird auch guten Lohnern Lob, und um so mehr, je mehr sie (ihre Diener) ehren. Zwei treue Liebende sollen im guten Lieben gleich sein. Doch den der mehr gilt, mehr vermag und besser ist, soll Milde ein wenig mehr bedrängen. Minne, meine Herrin weiß wohl was das besagt. Mag sie mir antun, was ich ihr allzeit danken werde.
 
V. Eure Schönheit, Herrin, setzt mich in Furcht, doch tröst ich mich mit Euren milden Zügen; und gar sehr fürcht ich, Herrin, Eure Hoheit; doch tröstet mich, daß Euch mein Lob gefällt. Ich fürchte, weil ich Euch so herrlich weiß, doch tröstet mich, daß ihr so trefflich seid. Ich fürchte weil Ihr allen so gefallt, und tröste mich, weil Ihr so weise seid. Ich fürchte weil Ihr mich Euch versagt, doch tröst ich mich in Eurem freundlichen Empfang.
 
VI. Ihr Späher, mehr als irgend wem muß ich Euch danken, bin ich der Liebe froh, denn mehr geehrt mit schönem Lügen habt Ihr mich und mehr verborgen als ich mich bergen könnte.
 
VII. Graf von Toulouse, Ritterlichkeit und Verstand, List (?) und Kraft, Edelmut und Kühnheit haben Euren Preis verliehen, so daß Ihr jeglichem gefallt. Doch erst das gute Ende macht das Lob.

 

 

 

 

 

 

 

 

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