I. Jetzt werdet Ihr, die Ihr die Freude wollt, an Sang mich und an Unterhaltung so finden wie’s gefällt, denn Gnade finde ich wenigstens so viel, daß mir mein Leid vergütet wird. Und wenn, was ich an Freuden habe, mir noch wüchse, so würde ich mehr noch fröhlich sein. Nein! denn ich wüßte wohl mein Herz so sehr zu zwingen, daß an meinem Sang Niemand die große Freude kennte.
II. So kann, wer weise ist und wohlbedacht, bei Sang und Lachen still und verhohlen sein. Und solchen Sinnes bin ich wohl, denn Keiner ist so herzlich mir vertraut, daß er mir nicht voll Truges schiene, fragt er nach meiner Lust mich aus. Und wer vermeint, mein Herz durch Fragen zu erforschen, der wüßte wohl am Jahresschluß so viel wie an dem ersten Tag.
III. In nichts ist, mein’ ich, Klugheit so von nöten wie in der Liebe, denn, wenn Ihr liebt und leichten Herzens seid, so werdet Ihr bereit zum Reden sein, und Unheil kommt von allzu vielem Reden. Wißt Ihr welch Unheil? Daß seine Freundin man verliert. So ist denn rätlich, daß der Verstand den Willen lenke. So schreitet Liebe vor, die durch den Leichtsinn fällt.
IV. Nichts ist so lieb mir, Herrin, wie wann Ihr mich anschaut. Das heißt, sofern das Herz die Augen zu mir sende, denn Anderes will ich nicht! Ach, was sagte ich? Seid Ihr denn so, daß Ihr je falsches Antlitz mir erzeigtet? Gewiß nicht, aber, wenn es Euch gefiele, Herrin, würde ich so gern die Lust genießen, und auch den Schein von ihr, so daß durch soviel Wünschen ich voll Furcht bin. Das läßt mich Torheit sprechen.
V. Ich liebe Euch um Eurer Jugend willen, und liebe Euch weil Schönheit bei Euch ist, ich liebe Euch weil Eure Anmut immer wächst, und lieb Euch Eures guten Herzens wegen; ich lieb Euch weil Ihr treu gesinnt und weil Ihr so vortrefflich seid; ich lieb Euch weil ich freundlich Euch, gefällig und gesellig finde; ich lieb Euch weil Ihr ohne Trug und weil Ihr ganz und gar so seid, daß nichts an Euch zu mehren noch zu mindern wäre.
VI. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII. Hielt unsere Königin Eleonore nicht Tugend aufrecht, so fiele sie dahin. Sie herrscht in Ehren und gibt Acht auf sich; so wächst ihr Wert an jedem Tag.