I. Bei einem schattigen Wald fand ich an meinem Wege einen Hirten der ganz in Ängsten sang; und also klang sein Lied: „Minne, die Späher klag ich an, denn die Pein, die meine Herrin ihrethalben hat, fügt mir mehr Leid zu als die meine.“ —
II. „Hirt, die eifersüchtigen Späher tun mir viel Ehre an, indem sie sagen, daß solcher Buhlschaft ich genieße, von der mir Ehre erwächst. Und andere Hilfe hab ich nicht daher; jedoch die Furcht, die sie darob empfinden, wäre Wahrheit, wenn ich es vermöchte.“ —
III. „Herr, wenn der falsche Ruf, den ihre Eifersucht erregt, Euch Freude macht, seid wenig Ihr verliebt, denn ihre Bosheit trennt manch Liebespaar. Durch der Verräter Schuld verlier ich meine Herrin; und Irrtum ist’s und zwie ach Torheit, wenn man auf sie vertraut.“ —
IV. „Hirt, Ihr und ich sind zweierlei, denn ich wollte, der Gatte schlüge meine Herrin dann und wann. Dann lieferte er selbst sie an mich aus, denn durch solche Blüten lassen die Eifersüchtigen sie nur übler werden, denn bei den besseren Frauen schafft Niedrigkeit sich Leid, und Artigkeit hilft da zum Guten. —