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070,010

Deutsch
Carl Appel

Wir werden, dem Gesagten zufolge, bei keiner der überlieferten Strophenfolgen bleiben können. Wenn wir die in der Anm. zu v. 23 vorgeschlagene Umstellung der Strophen ausführen, und außerdem noch, wie mir richtig scheint, mit CPR, Str. 6 unmittelbar an Str. 2 schließen, und dann 5 3 folgen lassen, also 1 2 6 5 3 4 7 8, würde das Lied folgendermaßen zu übersetzen sein:
 
I. Es gefällt mir in jenem Monat zu singen, wann ich Blüten und Laub erscheinen sehe und früh und spät durchs Gehege den süßen Sang der Nachtigall höre. Alsdann ziemt sich, daß ich einer wahren Freude genieße, auf die mein Herze harrt, denn ich weiß wohl, daß ich durch Liebe sterben werde.
 
II. Amor, was für eine Ehre ist es für Dich und welcher Gewinn kann Dir daher kommen, wenn Du den tötest, den Du so gefangen hast, daß er Dir gegenüber sich nicht zu rühren wagt? Übel steht Dir an, daß Du nicht Mitleid mit mir hast, da ich lange um nichts die geliebt haben werde, bei der ich nimmer Gnade finden soll.
 
III. (VI.) Gar übel hat mir mein gutes Vertrauen mitgespielt, das mir bei meiner Fraue helfen sollte. Und wenn ich gefehlt und mich vergangen habe, indem ich zu sehr liebte und fürchtete, weh, was soll ich Unglücklicher tun? Denn allen kommt sie freundlicher entgegen; nur mich allein haßt sie und richtet mich zu Grunde.
 
IV. (V.) Vom größten Unrecht, das ich je gegen sie beging, werde ich Euch, wenn Ihr wollt, die Wahrheit sagen: ich würde sie lieben, wenn es ihr gefiele und würde ihr nach meinen Kräften dienen. Aber es ziemt sich nicht, daß sie so armselig liebe; und doch weiß ich, daß es ihr wohl anstünde, denn die Liebe geht doch nicht nach Reichtum und Rang.
 
V. (III.) Da ich sehe, daß Bitten und um Gnade rufen und Dank mir nicht nützen kann, möge mir meine Fraue Gott zu Liebe irgend etwas zu gefallen tun; denn schon ein wenig Freude tut dem wohl, der so großes Leid trägt, wie ich es fühle; und wenn ich daran sterbe, werde ich von ihr eingeklagt werden.
 
VI. (IV.) Mich würde sie erlöst haben, wenn sie mich tötete, denn dann wäre ihr Wunsch erfüllt. Ich glaube aber nicht, daß sie irgend etwas tun würde, was mir zu Gefallen wäre. Würde sie sich denn davor fürchten und würde sie etwa Reue fühlen? Nimmer glaube ich, daß sie mich nicht heimlich liebt; aber sie verbirgt es mir, um mich zu versuchen!
 
VII. Nur ein Wesen ist in der Welt, durch das ich Freude haben könnte, und von ihm werde ich sie nimmer haben, und von einer anderen kann ich sie nicht einmal wollen. Durch sie aber habe ich Tüchtigkeit und Verstand, und ich bin fröhlicher um ihretwillen und halte mich besser, denn wenn sie nicht wäre, würde ich mich nicht darum bemühen.
 
VIII. Bote, geh’ und trage mir eilends meine Kanzone dorthin zu meinem Franzosen, jenseits von Mauren, und sag ihm, daß ich ihn in Kurzem sehen werde.

 

 

 

 

 

 

 

 

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