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238,001=106,011

Deutsch
Carl Appel

I. Cadenet, zwei wahrhaft Liebende umwerben eine gute frohgemute Dame. Doch ihr gefällt nicht, daß sie einen Liebsten nehme, worob der eine denn, der trefflich war, die Tüchtigkeit verliert, so großer Kummer kommt ihm an, weil er sich ihrer nicht erfreut. Der Andre, der zuvor nicht taugte, gewinnt und fördert sich an Wert. Sagt nun, nach Eurem Wissen: welcher liebt in besserer Art?
 
II. Guionet, wer so verzagt, daß er um ihretwillen Wert und Tüchtigkeit verliert, da sie ihn nicht zum Diener nimmt, der liebt ganz sicher besser; denn ihr möget wissen, daß Kummer ihm den Sinn des guten Handelns ganz benimmt. Und deshalb werden Herz und Lust so sehr in Liebe ihm gebunden, daß den Verstand er drum vergißt.
 
III. Cadenet, wenn ich Euch sagte, daß Ihr das Rechte kanntet, weiß ich wohl, ich würde in gleicher Weise es verfehlen, wie ihr verfehlt. Denn, würde ich täglich schlechter, so müßt’ ich meiner Herrin Schaden suchen, wenn ich um ihre Liebe würbe. Drum liebt wer immer ärger wird, die Herrin nicht so sehr wie der der täglich mehr an Wert gewinnt.
 
IV. Guionet, wenn nur die Schöne den als Liebsten nähme, der seinen Wert verliert, so kehrte er bald zu seiner Tüchtigkeit zurück. (Doch, gäb dem Schlechten sie die kleinste Gunst), so glaubet nicht, daß er so viel nur wie ein Kind noch seines Werts gedächte. Der Treffliche wird arg, ist er im Groll; wenn er sich dann vergißt, so ist die Schuld nicht sein.
 
V. Cadenet, wenn das geschähe, daß man durch Schlechtsein Liebster wird, dann würde auf anderes niemand sinnen als auf Schlechtigkeit. Und eine Dame die zum Liebsten den nimmt, der sich nicht müht mehr wert zu sein, als erst sein Wert betrug, glaubt ihr, daß sie nicht fehle? Sie tut’s, denn der weiß nicht zu lieben, der ihrethalben sich nicht besser hält.
 
VI. Guionet, wer gut ist und wer gilt, der würde seinen Wert nicht lassen. Vielmehr, so wisset, würd’ er noch besser werden als er war. Doch hat er selbst sich ganz vergessen, weil ihn die Liebe so bedrängt und quält, woher denn all sein Tun notwendig ihm erwuchs. So hat er anders nicht gekonnt, denn der der liebt, sieht nicht, noch hört er, noch hat er viel Verstand.

 

 

 

 

 

 

 

 

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