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Deutsch
Carl Appel

I. War ich je schön und hoch gelobt, jetzt bin ich tief in Not verfallen, denn einem Bauersmann ward ich gegeben, nur weil er großen Reichtum hat. Ich müßte sterben, hätt’ ich nicht einen Freund, mein Leid zu klagen, und einen Wächter, der das Morgenlied mir sänge.“ —
 
II. „Ich bin ein Wächter höfscher Art, so daß ich treue wohl beschaffene Liebe nicht will zu Schaden kommen lassen. So geb ich Obacht auf den Tag, ob er nicht komme; und der Buhle der bei der Freundin liegt, mag küssend kosend freien Abschied nehmen, denn ich rufe, wann ich das Frühlicht schaue.
 
III. Wacht’ ich in einem Schlosse, das falsche Liebe birgt, dann mag ich selber falsch sein, wenn ich den Tag nicht hehle, so lange ich es vermag; denn falsche Buhlschaft würde ich trennen wollen; doch bei treuen Menschen wach’ treu ich auch und rufe, wann ich das Frühlicht schaue.
 
IV. Die lange dunkle Nacht behagt mir wohl, zur Winterszeit, da sie am längsten währt; und um der Kälte willen laß ich nicht, als Wächter allzeit treu zu sein, auf daß der treue Buhle in Sicherheit der guten Liebsten sich erfreue; und ich rufe, wann ich das Frühlicht schaue.“ —
 
V. „Um Spott und Drohens willen, die der schlechte Gatte mir erweise, laß ich nicht, bis zum Tage mit meinem Freund zu ruhen; denn unklug üble Tat war’s, seinen guten Freund von sich zu trennen, bis zum Frühlicht.“
 
VI. „Nie sah ich froh-beglückten Buhlen, dem lieb das Frühlicht war.“
 
VII. „Lieb ist es mir drum nicht, und nicht gefällt’s mir, wann ich das Frühlicht schaue.“

 

 

 

 

 

 

 

 

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