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070,012

Deutsch
Carl Appel

I. Wohl haben mich alle meine Freunde dort in der Gegend von Ventadorn verloren, da meine Fraue mich nicht liebt. Mit Recht kehre ich nimmer mehr dahin zurück, da sie stets hart und üblen Sinnes gegen mich ist. Seht, weshalb sie mir ein zorniges und finsteres Antlitz zeigt: weil ich an der Liebe zu ihr meine Lust und meine Freude habe! und über nichts anderes hat sie sich zu beschweren und zu beklagen.
 
II. So wie der Fisch, der zu dem Köder (?) schnellt und nichts ahnt bis er sich am Haken gefangen hat, so eilte ich einst dem übergroßen Lieben zu, und hütete mich nicht, bis daß ich mitten in der Flamme war, die mich mehr brennt als Ofenfeuer täte; und doch kann ich deshalb mich keine Hand breit davon lösen, so hält ihre Liebe mich gefangen und fesselt mich.
 
III. Nicht wundert’s mich, wenn ihre Liebe mich gefangen hält, denn ein anmutigerer Körper, glaube ich, spiegelt sich nirgends in der Welt: schön ist er und weiß und frisch und froh (voll?) und glatt und ganz so wie ich will und es begehre. Ich kann nichts Übles von ihr sagen, denn keines ist in ihr; denn gern hätte ich es von ihr gesagt, wenn ich etwas an ihr gewußt hätte! Aber ich weiß nichts Übles an ihr; so unterlasse ich, es zu sagen.
 
IV. Alle Zeit werde ich wollen was ihr zur Ehre und zum Guten gereicht, und werde ihr Lehnsmann und Freund und Diener sein, und werde sie lieben, ob es ihr gefalle oder nicht, denn man kann ein Herz nicht zwingen, ohne es zu töten. Ich weiß keine Frau, mag sie wollen oder nicht, die, wenn ich wollte, ich nicht lieben könnte. Doch alles kann man übel deuten.
 
V. So bin ich denn den Anderen hier verfallen: welche immer will, kann mich an sich ziehen, mit dem Beding, daß mir die Ehre und das Gute, die sie im Sinn hat mir zu tun, nicht teuer verkauft werde, denn leidvoll ist das Bitten, wenn es umsonst geschieht. Aus Erfahrung rede ich, denn Übel ist mir daher gekommen, denn verraten hat mich die Schöne von schlechter Art.
 
VI. Nach der Provence sende ich Freude und Gruß („Heil!“) und mehr von Gutem als ich zu sagen weiß. Und kraft- und wundervolle Tat wirke ich damit, denn ich sende ihnen von dem, was ich nicht habe; denn ich habe keine Freude, als soviel wie mir mein Schönes Schauen zuführt, und Herr Zauber (?), mein Vertrauter, und Herr Alvergner, der Herr von Beaucaire.
 
VII. Mein Schönes Schauen, durch Euch tut Gott solch Wunder, daß Keiner Euch sieht, der von der Lust, die Ihr zu sagen und zu tun wißt, nicht verzückt wäre.

 

 

 

 

 

 

 

 

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